In Religulous trifft sich Maher mit Vertretern der abrahamitischen Religionen und stellt sie bloß. Na ja, eigentlich redet er mit ihnen und stellt halb ironische-halb durchdachte Fragen, und wenn sie sich bloßstellen, dann aus eigener Schuld. Dabei trifft sich Maher eher nicht mit normalen Priestern, sondern extremeren Vertretern der Glaubensrichtungen, beispielsweise dem Jesus-Darsteller in einem Bibel-Vergnügungspark, einer aus LKW-Fahrern Glaubensgemeinschaft mit ihrem ehemals satanistischen Priester, einem ehemals schwulen Christen, der nun andere Schwule gekehrt, usw.
Trotzdem sind dies zwar illustre Gäste, aber keineswegs absolute Randgruppenvertreter ihres Glaubens. Dafür muss man nur beispielsweise den Papst ansehen. Insofern ist Religulous eher ein ironischer Blick in die Mitte des Glaubens, wo der Otto-Normal-Gläubige ist, also weder die hohen Kirchenvertreter noch die gemäßigten Normalos.
Bill Maher glänzt dabei eher weniger durch großartigen Humor, aber es sieht zumindest so aus, als würde er den Antworten zuhören. Natürlich führt er diese Interviews unter falscher Prämisse, nämlich mit der Idee, diese Leute vorzuführen. Das ist schade. Noch schader aber ist, dass er zwar nette rhetorische Fragen bietet, aber nicht wirklich den Eindruck macht, die Gegenüber aushebeln zu können, täten sie das nicht selber. Der Analogie, es gäbe im Christentum nicht drei Götter (Gott, Jesus, heiliger Geist), sondern das wäre wie Wasser (fest, flüssig, gasförmig), kann er nichts entgegnen außer: “Trotzdem Bullshit”.
Wer etwas lernen will, dem empfehle ich eher die ähnliche angelegte Mini-Reihe “Root of all Evil” (gibts im Netz), bei der Richard Dawkins sich sehr intelligent mit Kirchenvertretern unterhält. Religulous bestärkt vielleicht, wenn man eh Atheist ist, und man kann mit dem Finger auf andere zeigen, aber ansonsten hätte der Film kaum etwas zu bieten… außer einer Sache.
Zuerst aber noch meine Lieblingsszenen. Lustig ist der Moment, als Maher mit einem Senator spricht, der nicht an die Evolution glaubt. Maher sagt, er wäre doch sehr skeptisch, wenn jemand im Senat, also ein gewählter Volksvertreter, nicht an die Evolution glaube. Der Senator antwortet, für den Senatorenposten gäbe es ja keinen Intelligenztest. Mahers sprachloser Blick verrät: Der Senator hat sich gerade selbst dumm genannt.
Erschreckend ist der Folterporno im Bibelpark. Da schleppt sich Jesus mit einem Holzkreuz unter Applaus die Straße entlang. Er ist blutverschmiert und hat mehrere tiefe Wunden am Leib. Er wird von den römischen Soldaten mit der Faust geschlagen und den Berg hochgezerrt, dann gekreuzigt. Das Publikum – auch Kinder darunter – ist entzückt. Brr!
Ach so, die Ausnahme: die letzten fünf Minuten hält Bill Maher einen kleinen Monolog, der wirklich hörenswert ist. Und auf youtube.
http://www.youtube.com/v/AxRwQoNv4qA