"The Dark Knight Rises": Ein großartiger Thriller, aber kein richtiger Batman-Film. Im Gegensatz zu einigen anderen hier im Forum hat mir TDKR aber mindestens ebenso gut gefallen wie der zweite Teil der Batman-Trilogie. Das Werk ist episch, düster und eligisch und zuweilen sehr pathetisch mit fantastischen Bildern und einem passenden Soundtrack. Ein Nolan eben, durch und durch.
Nur ist TDKR kein wirklicher Batman-Film mehr, sondern eher eine Fabel im modernen Gewand. Die Fledermaus spielt ebenso wie sein Alter-Ego Wayne eigentlich nur eine Nebenrolle, während die eigentlichen Protagonisten des Films die Stadt und ihre Einwohner sind. Dabei steht Gotham auch nur als Analogie für die Welt, in der wir leben. Eine Welt, die von einem Geflecht aus Geld, Macht und Korruption zusammengehalten wird und auf Lügen aufgebaut ist. Nicht zuletzt deshalb ist Gotham/ die Welt zum Sturz aus dem schönen Schein verurteilt. Nolan hat schon in den anderen beiden Batman-Teilen Bezüge zur realen Welt gezogen und mit Gesellschaftskritik vermischt. Die Zerstörung der gesellschaftlichen Grundordnung durch anarchische Kräfte zieht sich dann auch als Grundthema durch alle seine Fledermaus-Werke. In TDKR finden diese realen Bezüge nur noch ihre Steigerung. Die Finanzkrise und der drohende Finanzkollaps in unserer Welt werden dann auch konsequenterweise immer wieder von Nolan zitiert und zuweilen auch zelebriert. Muß man nicht mögen, zumal Nolan es zuweilen etwas übertreibt, aber mir haben diese Bezüge zu realen Vorgängen gut gefallen.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern legt Nolan aber in TDKR seinen Fokus nun nicht mehr auf Batman, sondern löst sich nahezu komplett von dem Charakter. Die Titelfigur spielt dann auch nur eine Nebenrolle, zuweilen sogar eine etwas nervige. Das mag auch daran liegen, dass Batman als Charakterstudie für Nolan offenbar uninteressant geworden ist. Und nicht nur Nolan, auch Bale scheint seine Lust an Batman verloren zu haben. Weitgehend müde ist sein Spiel. Das mag zwar zur Rolle passen, ist aber auf weiten Strecken uninteressant und zuweilen auch belanglos.
Da ist es dann auch konsequent, dass die Kampfsequenzen mit der Fledermaus so lahm ausfallen, wobei die Inszenierung von Schlägereien nie Nolans Stärke waren. TDKR glänzt dann viel eher, wenn es darum geht, eine bestimmte bedrohliche Stimmung aufzubauen und diese dann in epischen Bildern mit ungeheurer Wucht zu entladen.
Die Nebenfiguren sind im Gegensatz zu Batman/Wayne komplex angelegt und, wenn man mal von einer noch nicht mal abgrundtief schlechten Anne Hathaway absieht, auch hervorragend besetzt. Der junge Polizist Blake (wieder mal ein verdammt guter Joseph Gordon-Levitt), Alfred, Gordon und auch der vermeintliche Antagonist Bane sind in TDKR die Figuren, die den Film tragen und somit die eigentlichen (Anti-)Helden der Geschichte. Ihr Schicksal bewegt. Hier funktioniert der Film ganz hervorragend.
Wie ich eingangs geschrieben habe,ist aus diesen Gründen TDKR kein wirklicher Batman-Film mehr. Fans der Fledermaus, die einen fulminanten Auftritt von Batman erwarten, werden zu recht entäuscht sein. Denn Batman/Wayne spielt letztlich nur eine Nebenrolle in einem ansonsten äusserst gelungenen und großartigen Thriller, der mir im Übrigen auch zu keiner Zeit zu lang(weilig) vorkam. Das habe ich eher in TDK so empfunden.
Überrascht hat mich das deutlich offene Ende. Denn für den Abschluss der (Nolan-)Saga sind einige Fragen unbeantwortet. Vor allem aber wird zuletzt ein Charakter aufgebaut, der mehr als nur als Cameo bezeichnet werden kann und eine Weiterführung der Serie sich nahezu aufdrängt.