Scripted Reality ist wahrscheinlich das falsche Wort... wobei das überhaupt ein schwammiger Begriff ist. Es gibt ja viele verschiedenen Formate, die mehr oder wenig authentisch sind oder sogar komplett unauthentisch. Die Frage ist jetzt, wo fange ich an, es Scripted Reality zu nennen? Ich persönlich verstehe darunter eine Sendung, die sich den Anschein einer Realitysendung gibt, jedoch in Wirklichkeit kein Stück authentisch sondern komplett mit Drehbuch geplant ist. Klassisches Beispiel ist Familien im Brennpunkt--daran ist ja mal gar nichts echt.
Formate wie Frauentausch oder Supernanny würde ich schon nicht mehr wirklich als Scripted Reality bezeichnen, denn da ist die Grundgeschichte und die Personen ja immerhin meist echt aber die Entwicklung wird stark künstliche dramatisiert. Andere--vielleicht TheRaven--würden das möglicherweise immer noch als Scripted Reality bezeichnen.
Beim Perfekten Dinner überwiegt der authentische Anteil tatsächlich bei weitem, nach allem, was ich darüber weiß1. Natürlich werden beim Perfekten Dinner die Kandidaten so zusamengestellt, dass es nach Möglichkeit Reibungspunkte gibt. Das Shopping ist in der Regel wohl absoluter Fake, erkennbar daran, dass die Händler mit Kragenmikros ausgestattet sind. Es werden auch Einstellungen mehrfach gedreht, das ist ganz gut an den klassischen Filmfehlern zu erkennen (huch, das Glas war doch eben noch halb voll... wo ist denn das Messer hin verschwunden?...). Die Drehtage können so schon mal von morgens früh bis spät in die Nacht dauern.
Die Kandidaten und deren Hobbys, Wohnungen, geäußerte Meinungen und diese Dinge sind aber echt, wobei die Kandidaten auch die Möglichkeit haben, für einzelne Dinge aus dem Privatleben festzulegen, dass die in der Sendung nicht thematisiert werden. Das Produktionsteam nimmt sich vorher recht viel Zeit, mit den Kandidaten abzusprechen, was aus dem privaten Bereich gezeigt werden darf und was lieber nicht. Es wird also eher was weg gelassen, als dass die was dazu erfinden, um es dramatischer zu machen. Und genau das ist es, was Scripted Reality meinem Verständnis des Begriffes nach eigentlich ausmacht: (Laien)Darsteller spielen etwas komplett Erfundenes.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Kandidat also tatsächlich Rollenspieler ist und gesagt hat, dass das auch ruhig raus kommen darf. Dann werden die sicher forciert haben, dass die anderen das Buch bei ihm finden, damit das Thema zur Sprache kommt. Es ist aber sicher kein ausgedachtes Hobby das man dem Typen untergeschoben hat, um ihn nerdiger zu machen.
1Quelle: Eine gute Bekannte, die mal als Kandidatin mitgewirkt hat.