Kapitel 5: Lichter aus der Tiefe.Später in der Nacht. Viel zu spät. Heram wachte auf, todmüde. Irgendetwas hatte ihn aufgeweckt. Er dachte sich nichts weiter und drehte sich herum, wollte wieder einschlafen.
Auf dem Flur schepperte es.
Ungefähr so wie Dairon immer durch den Tempel in Tammar klirrte.
Das darf jetzt aber nicht wahr sein! dachte sich Heram und riss die Augen auf.
Er stand auf, zog sich seine Hose an, seine Stiefel komplett mit Dolch drin, und ging zur Tür.
Dahinter stand der Kleriker.
“Was wollt Ihr denn hier um diese Zeit?“ knurrte Heram unwirsch.
„Ich suchte die Toilette. Und was tut Ihr hier?“
„Die Toilette finden.“ Sprach’s, und ging über den Flur zur Tür mit dem Herzchen.
Heram ließ sich Zeit. Als er fertig war, klopfte er leise an die Türen seiner Kameraden und versammelte sie in seinem Zimmer. Er informierte sie über die Vorfälle, und man vereinbarte, zur vierten Stunde morgens zum Hafen zu gehen, und sofort mit der Blutkrake auszulaufen.
Caloras hatte sich ebenfalls überlegt, so früh zum Hafen zu gehen. Er wollte allerdings den Tyranniten nicht über den Weg laufen, und so überlegte er sich, einen anderen Weg zu nehmen.
Die Gruppe hatte sich gerade vor die Tür geschlichen, als sie aus der Seitengasse, in die die Fenster ihrer Zimmer wiesen, einen mörderisch lauten, scheppernden Knall hörten. Danach laufende schwere Schritte, die sich entfernten.
„Der ist jetzt aber nicht wirklich aus dem Fenster gesprungen, oder?“ fragte Teldra.
„Soll er doch machen was er will. Wenn er Probleme macht, legen wir ihn einfach um.“ sagte Rakis.
Die Gruppe kam am Hafen an, und sah sich vor ein neues Problem gestellt. Wo lag die Blutkrake vor Anker? Die Gruppe suchte sich einen beliebigen Pier aus, an dem ein Schiff vor Anker lag, und ging zum nächsten Segelboot, auf dem ein Matrose Nachtwache hielt, um ihn nach dem Weg zu fragen.
Caloras sah aus einer Gasse und ausreichend Entfernung zu, wie die Gruppe den Pier betrat. Er sah außerdem, wie keine zwei Minuten später zwei pferdegroße vierbeinige Gestalten, die Schnauzen dicht am Boden, auf den Pier schlichen.
Das war seine Chance, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Er fing an, Schutzzauber auf sich zu wirken.
„Tja, auf nach Pier 17.“ sagte Sergenas müde, als Heram plötzlich die Hand hob. „Was ist denn los?“
Der erfahrene Waldläufer deutete aufs Wasser. Dort begannen in der Tiefe gelbgrüne Lichter zu glühen, drei an der Zahl, genau neben ihnen. Und urplötzlich schossen mit drei Fontänen, drei fliegende, mit Runen überzogene und mit gelbgrünem Feuer brennende Totenschädel aus dem Wasser. Einer der drei fing an wie irre zu lachen.
„Herzlichste Grüße von Nimexis!! Ihr sied gut genug, ihm einmal zu entkommen, doch uns, seinen mächtigsten und unsterblichen Dienern, seid ihr nicht gewachsen!! Angriff!!“
Aus den Kiefern aller drei Schädel schossen grüne Feuerbälle, die mitten in der Gruppe detonierten, und alle mit Brandwunden überzogen.
Rakis fluchte und vergrößerte sich, um nach den über dem Wasser schwebenden Schädeln schlagen zu können. Heram fing an zu schießen, merkte aber mit Erschrecken, dass seine Pfeile gegen solche Totenschädel nichts ausrichten konnten, genau wie Sergenas einsah, dass seine Sengenden Strahlen hier nichts brachten, genauso wie sein Sucherstrahl sich als ineffizient erwies, die Schädel zu beschädigen.
Teldra schließlich feuerte ihre Armbrust ab und ging hinter einem qualmenden Kistenstapel in Deckung. Die Schädel verschossen aus ihren Augen entweder Flammenstrahlen, oder Strahlen aus grünschwarzer Energie, die ihren Opfern die Kraft raubten, sodass bald alle Tyranniten kraftlos herumtaumelten.
Von links erklang ein Knurren, als sich zwei riesige schwarze Wölfe auf die Gruppe stürzten.
So hilflos, wie man den Schädeln gegenüberstand, so erbarmungslos wurden die Wölfe zusammengehackt.
Sergenas wirkte nun einen Levitationszauber auf Rakis, sodass der große Gedankenkrieger nach den Schädeln schlagen konnte, die um ihn herumsausten wie Motten um eine Laterne.
Der Wortführer schwirrte um Rakis herum und beschimpfte ihn ununterbrochen.
„Ahahaha! Du würdest nicht mal ein Scheunentor treffen, wenn es dir auf den Kopf fallen würde. Ich hab keine Augen mehr und treff besser als… Ack.“
Rakis ließ ein seltenes Grinsen aufblitzen, als er den Schädel mit seinem Bastardschwert zu Staub zermalmte. Die anderen beiden beschossen ihn wütend mit ihren flammenden Augenstrahlen und zogen sich in unterschiedliche Richtungen zurück. Rakis hörte eine Stimme von Richtung Land:
„ Feuerfürst, zeige deine brennende Pracht und diesen unheiligen Kreaturen, wer ihr wahrer Herrscher ist!“ Und damit drehte sich der Schädel näher am Land um und starrte eine in rot gewandete Gestalt an, die den Pier lang gerannt kam, offenbar von Ehrfurcht erfüllt. Rakis fackelte nicht lange und zerschlug auch diesen Schädel, dessen Staub langsam ins Wasser rieselte. Der dritte Schädel bewies mehr Geistesgegenwart und tauchte ab, während Rakis’ Schwert Zentimeter an ihm vorbei pfiff.
Die Gruppe kam wieder zu Atem, und sogleich wandte man sich dem Kleriker zu.
„Sollen wir euch jetzt dankbar sein? Den hätten wir auch selbst geschafft!“ Legte Sergenas sofort los. Heram legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein Sergenas. Er hätte uns auch mitten in dem Chaos angreifen können.“
„Ist mir doch egal verdammt!“ fauchte der Hexenmeister. „Ich kann den Typ nicht leiden!“
Heram nahm ihn ein paar Schritt bei Seite. „Pass auf, Dairon hat doch gesagt, dass es hart werden wird und dass wir mit Untoten zu tun bekommen werden.“
„Ja mit Huecuva. Untote von ihren Göttern verlassene Kleriker.“ Sergenas hörte auf, Caloras anzustarren, der sich mittlerweile der Gruppe vorstellte.
„Dann sollten wir ihn erst mal vorläufig mitnehmen. Denk auch an das, was Rakis gesagt hat.“
Sergenas grinste jetzt. „Stimmt.“
SL-Info
Spoiler (Anzeigen)
Die Schädel waren Flameskulls aus dem LEoF. Überraschend effektiv gegen eine Gruppe, die viel Elementarschaden austeilt. Das andere waren Schreckenswölfe aus dem MM. also 5 HG 4 Monster gegen eine 5-Mann Level 9 Gruppe... ich hab mich schwer verschätzt dabei.