Das erste große Abenteuer haben die Helden bald hinter sich, doch das nächste lässt nicht lange auf sich warten. Fleißige Mitleser der verschiedenen Story-Hours hier im Gate wird der Beginn des nächsten Abenteuers vielleicht bekannt vorkommen. Ich habe mich von der Idee her nämlich schamlos an die Geschichte von meist3brau
http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,12117.0.html gehalten. Ich hoffe man verzeiht mir diesen Diebstahl.
Gold und EhreAdamant hatte gedacht, es würde eine Erleichterung sein, wenn sie die Schmiede hinter sich ließen. Doch die Trostlosigkeit des Klagelandes machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Außerdem hing ihm viel zu viel durch den Kopf. Zuerst dieser merkwürdige Stoffhändler mit seiner Anspielung auf Thalas Feuerkamm. Und dann heute der Körper des Kriegsgeschmiedeten mit der eingravierten Nummer.
Was hatte das alles zu bedeuten?
War es Schicksal, dass ihn seine Wege gerade hierher geführt hatten? Oder wusste gar am Ende Nerina Lichtbringer mehr über seine Vergangenheit, als sie offen eingestehen wollte. Aber nein, das konnte nicht sein, das traute er ihr nicht zu.
„Ich gratuliere, Abenteurer!“, erklang da eine Stimme, die ihm unheimlich vertraut vorkam. Erschrocken blieb er zusammen mit den anderen stehen. Von den umliegenden Hügelkuppen erhoben sich Gestalten – viele Gestalten. Adamant zählte sechs Soldaten des Ordens, vier Skelette, eine hager aussehende Nekromantin und natürlich den Vampir, den sie ebenfalls schon aus Rotbruch kannten.
Sie waren umzingelt.
„Es ist nutzlos sich zu wehren“, rief er. „Gebt mir das dritte Schema und ich werde euch am Leben lassen. Leistet ihr mir jedoch Widerstand werde ich es nach eurem Tod nehmen und eure Leichen als meine Diener auferstehen lassen!“
Adamant horchte auf. Drittes Schema? Sie hatten doch erst zwei gefunden?! Das bedeutete dann wohl, dass der Orden bereits ein drittes in den Händen hielt. Das war nicht gut.
„Was sollen wir tun?“, flüsterte er.
„Wir geben ihm die Kopie“, schlug Astamalia vor.
„Gute Idee“, gab Esra leise zurück.
Thalaën nickte ebenfalls leicht und versuchte unauffällig zu seinem Schwert zu kommen.
Astamalia holte ihren Rucksack vom Rücken und holte die Kopie hervor, während die Armbrustschützen des Ordens sie immer im Visier behielten.
Klar sichtbar für alle hielt sie das Schema über ihren Kopf und warf es dann den Hang hinauf. Einer der Soldaten lief darauf zu, hob es auf und brachte es dem Vampir.
„Eine weise Entscheidung. Ihr seid des Dankes von Garrow und des Ordens würdig“, grinste der Vampir und steckte es.
Zwei seiner Männer verschwanden kurz und kamen dann mit einigen Pferden wieder. Garrow, seine Nekromantin und zwei der Soldaten stiegen auf.
„Tötet sie!“, rief Garrow seinen Männern zu, winkte den Abenteurern zum abschied und ritt mit seiner Begleitung davon.
„Ich denke, er hat gelogen, als er uns unser Leben versprach“, knurrte Adamant und zückte sein Schwert.
Ein Hagel von Bolzen ging auf sie nieder, dann starteten sie Skelette einen Angriff, doch darauf war Adamant vorbereitet. Er zückte sein Symbol und hob es ihnen deutlich entgegen.
„Im Namen der Flamme! Lasst ab von uns und verschwindet in diesem unheiligen Ödland! Hier jedoch ist kein Platz für euer Böses!“
Die Skelette kamen ins taumeln, hielten kurz inne und wandten sich dann zur Flucht. Adamant hörte einen der Soldaten fluchen:
„Verdammte Untote! Bleibt hier ihr Versager!“
„Gut gemacht!“, lobte ihn Thalaën.
Doch da kam schon die nächste Angriffswelle, diesmal bestehend aus den Soldaten des Ordens. Hier würde kein einfaches Symbol reichen.
Adamant griff wieder nach seinem Schwert.
„Kommt nur, ihr Unheiligen!“, schrie er.
„Thys tia eilaerys !“, brüllte Thalaën.
***
Das Gemetzel war kurz und erfolgreich verlaufen. Alle sechs Soldaten des Ordens lagen niedergestreckt im Dreck. Mittlerweile eine halbe Tagesreise hinter ihnen. Thalaën fragte sich, ob sie ebenso wenig verwesen würden, wie alles andere hier im Klageland, oder ob ihnen ein besseres Schicksal zu Teil werden würden.
Nicht, dass er es ihnen wünschen würde. Wer das Leben auf solche kranke Art und Weise verlängerte, verdiente auch nichts anderes im Tod. Dennoch war es ein interessanter Gedanke.
„Wisst, was mich an der Angelegenheit wirklich stört“, unterbrach Adamant plötzlich die Stille. „Ich hänge zwar nicht dermaßen an meinem Gold, aber wir haben eine Fahne für die Passage mit Failin erstanden, die wir auch ab morgen brauchen werden. Aber ich nehme nicht an, dass sich Failin noch in Rotbruch befindet. Nicht nach der Zeit, die wir gebraucht haben.“
„Ah, Adamant, da wäre ich mir nicht so sicher“, lachte Astamalia. Thalaën fand, das dieses Geräusch in dieser Umgebung mehr als nur merkwürdig klang.
„Failin hat nämlich in all der Hektik vergessen den zweien Teil seiner Bezahlung einzufordern.“
Plötzlich brachen auch alle anderen in Gelächter aus.
„Geschieht ihm ganz recht!“, lachte Thalaën.
Daran hatte offenbar wirklich niemand mehr gedacht – bis jetzt. Aber es hob ihre Stimmung enorm. Und auch als sie am Abend das Schlachtfeld durchquerten, indem ihnen bei ihrem Herweg die Krabbe aufgelauert hatte, konnte das ihre Stimmung nur wenig trüben.
Doch nun fand Thalaën endlich die Möglichkeit seine gefallenen Brüder zu untersuchen. Ein Versuch der ihn beim letzten Mal fast das Leben gekostet hätte.
„Es sieht so aus, als wären sie im Kampf gegen diese Halblinge gewesen. Doch dann dürfte die Krabbe aufgetaucht sein“, analysierte er die Schlachtspuren und deutete dabei auf mehrere unterschiedliche Wunden bei den Trupps aus Valenar und aus der Talenta-Ebene.
Dann hielt er plötzlich inne und hob eine der Leichen auf. Halb darunter begraben lag einer der schönsten Doppelkrummsäbel, den er je gesehen hatte. Selbst sein edles Stück sah dagegen blass aus.
Beide Klingen des Säbels waren verziert. Auf der einen befand sich das stilisierte Bild eines Pferdekopfs, auf der anderen ein wehender Pferdeschweif. Der Griff war mit schwarzem Leder und Silberdraht umwickelt und ein Name war mit elfischen Schriftzügen in das Leder eingraviert: Talaen Kara.
Probeweise schwang Thalaën die Klinge durch die Luft. Die stilisierten Bilder schienen zu leuchten zu beginnen und sich zu bewegen, als wäre es ein galoppierendes Pferd.
„Dich werde ich mal behalten“, murmelte er und steckte ihn zu seinem andern auf den Rücken.
***
Astamalia konnte ein erleichtertes Aufseufzen nicht unterdrücken, als sie endlich vor der Wand aus Aschgrauem Nebel standen.
„Bin ich froh! Ich kann es kaum noch erwarten endlich wieder etwas grünes, etwas lebendiges zu sehen“, rief sie.
„Freu dich nicht zu früh. Bei unserem Glück lauert ein Untier auf der anderen Seite“, unkte Esra. Auch sie schien wirklich froh zu sein, dass sie das Klageland bald hinter sich lassen würden. „Wie lange waren wir jetzt eigentlich in dieser Hölle?“
Astamalia rechnete kurz nach.
„Dürften sechs Tage gewesen sein. Dann sollten wir heute den 1. Eyre haben. Gut, das wir die zweite Flagge gekauft haben. Wir werden sie brauchen. Vor allem dann, wenn Failin nicht in Rotbruch gewartet hat.“
Die anderen warfen ihr vernichtende Blicke zu und sie hob abwehrend die Hände.
„Er wird schon gewartet haben. Wir haben ihm das Leben gerettet und, was viel wichtiger ist, wir schulden ihm noch Geld.“
Astamalia hoffte innigst, dass das auch wirklich wahr war. Sie hatte keine Lust auf einen mehrwöchigen Fußmarsch bei nur wenig vorhandener Verpflegung, durch die Ebene von Droaam.
***
Esra hob erstaunt die Augenbraue, als sie den Hügel nahe Rotbruch erklommen, von dem sie zum ersten Mal auf die Ruinen der Stadt hinabgeblickt hatten. Auf der Kuppe stand ein einfacher Planwagen und daneben stand ein kleines Zelt, vor dem ein Feuerchen brannte.
Failin befand sich also tatsächlich noch hier.
Missmutig blickt er ihnen entgegen und rauchte dabei eine alte Pfeife.
„Kommt spät“, meckerte er.
„Es gab ein paar Zwischenfälle, die uns etwas aufgehalten haben“, entschuldigte sich Esra und ließ sich neben ihm in das dürre Gras fallen. „Aber danke, dass du gewartet hast.“
„Schuldet noch Geld“, brummte er und stopfte seine Pfeife.
„Das wir dein Leben gerettet haben, hat nichts damit zu tun?“, brauste Thalaën auf.
Failin brummte etwas, das von einem ja, über ein vielleicht bis hin zu einem nein alle sein konnte.
Esra winkte ab und gebot dem Elfen sich ebenfalls zu setzen. Ein Streit half jetzt niemandem etwas.
„Es reicht uns schon, dass du hier geblieben bist. Ich denke, ein Dank wäre angebracht. Und ein gutes Essen. Und danach sollten wir zusehen, dass wir so viele Kilometer wischen diesen Nebel und uns bekommen.“
***
„Zurück in der Zivilisation“, seufzte Thalaën, als Failin den Wagen am Blutmarkt zum stehen brachte.
„Geld“, brummte der nur und hielt seine Hand auf. Astamalia suchte ärgerlich die entsprechende Anzahl an Goldmünzen aus ihrem Beutel, während Esra den Blick über den Platz schweifen ließ. Langsam kamen ihr Zweifel, ob es so klug gewesen war das Klageland zu verlassen. So viel besser war die Zivilisation auch nicht. Sie hatte siech nicht vorstellen können, dass sie innerhalb dieser wenigen Tage vergessen hatte können, wie schlimm es auf dem Blutmarkt eigentlich zu ging. Unweit ihrer Position sah sie die Leiche eines Goblins, über den alle anderen hinweg stiegen. Zwei Hunde standen knurrend in der Nähe und schienen auf die passende Gelegenheit zu warten, sich den Kadaver zu schnappen.
Schaudernd sprang sie vom Wagen.
Die anderen schlossen sich ihr an.
„Danke noch einmal, dass du gewartet hast“, bedankte sie sich bei Failin. Doch der brummte nur, wendete den Wagen und beschleunigte ihn, ohne Rücksicht auf die vielen Passanten, über den Platz.
„Und nun?“, fragte Thalaën. „Wie geht es weiter?“
„Elaydren hat gesagt, das sie nach unserer Rückkehr hier in Rukaan Draal auf uns warten würde. Aber leider steht in dem Brief nicht, wo sie warten wird“, überlegte Astamalia.
„Vielleicht hat sie wieder eine Nachricht bei einer der Stationen von Haus Sivis zurückgelassen?“, schlug Esra vor.
„Gute Idee. Vielleicht werden wir dort fündig.“
***
Die Hobgoblins in Rukaan Draal schienen nicht sehr interessiert daran zu sein, Briefe zu schreiben, überlegte Adamant, als sie die prachtvolle Halle betraten. Erstaunt sah er sich um. Diese Station hier war um ein vielfaches Größer, als jene, die sie in Sharn regelmäßig aufgesucht hatten. Aber, so überlegte er, in Sharn gab es sicherlich mehrere dieser Niederlassungen, während es in Rukaan Draal nur diese eine zu geben schien.
Die riesige Halle mit der kuppelförmigen Decke war mit Marmor ausgelegt und exotische Pflanzen standen an den Wänden. Überall in der Halle verteilt standen kleine Tische mit je einem Stuhl und Feder, Papier und Tinte darauf.
An der langen Schalterreihe stand nur eine alte Frau, die offensichtlich Probleme hatte, den Gnom auf der anderen Seite zu verstehen; zumindest schrie der arme Kerl bereits ziemlich laut, was in dem ehrwürdigen, herrschenden Schweigen, recht seltsam wirkte.
Astamalia hatte wieder einmal die Führung der Gruppe übernommen und ging schnurstracks auf einen der freien Schalter zu.
„Guten Tag der Herr“, begrüßte sie den Gnom. „Ich wollte fragen, ob eine Nachricht für jemanden von uns bereit liegt.“
„Natürlich. Ihre Namen bitte?“, fragte der Gnom und schnappte sich einen Füller.
„Astamalia d’Lyrandar, Esra Emorien, Thalaën Tedaé und Adamant“, zählte sie auf und schob ihm dabei die Identifikationspapiere jedes einzelnen über den Tresen.
„Nun, es gibt in der Tat eine Nachricht für einen Herrn Adamant. Von einer gewissen Arkada Irulan.“
Er schob Adamant den Brief zu, der ihn verwirrt nahm
Er kannte keine Arkada Irulan.
Interessiert besah er sich den Brief genauer. Der Absender war hier in Rukaan Draal. Soviel stand fest.
„Kann ich ihnen sonst noch helfen?“, fragte da der Gnom.
„Ja, bitte“, riss sich Adamant vom Anblick dieses recht unerwarteten Briefes los. „Ich möchte gerne eine Nachricht abschicken.“
Er ignorierte die verwunderten Blicke der anderen. Während sie im Klageland und in der Schmiede immer wieder geschlafen hatten, hatte er einen sehr langen und detaillierten Brief an Nerina verfasst. Und nun war eine gute Gelegenheit ihn abzuschicken.
Er nannte dem Gnom noch die Adresse und bezahlte die verlangten Regenten.
Dann verließ er den Schalter um sich seiner Post zu widmen.
Die anderen blieben noch dort. Anscheinend war es auch Astamalia überkommen, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben; und Thalaën nutzte die Gunst der Stunde um eine Nachricht an seinen Bruder in Aerenal zu schicken.
Nur Esra ließ sich auf einem der Stühle nieder und wirkte etwas bedrückt.
Adamant zog inzwischen das kleine Stück Papier aus dem Umschlag.
Kommt bitte nach Eurer Rückkehr in den Tempel der Silbernen Flamme hier in Rukaan Draal. Ich habe Neuigkeiten für euch.
Priesterin Arkada IrulanDas war alles, was darin stand. Etwas enttäuscht, aber auch neugierig geworden, steckte er den Brief wieder weg und wartete auf die anderen.
„Und, was stand drinnen?“, fragte Astamalia unverblümt neugierig.
„Er stammt anscheinend von der hiesigen Priesterin der Flamme. Sie möchte, dass ich sie besuche.“
„Gut. Wir sollten uns inzwischen um eine Heimfahrtmöglichkeit umsehen. Immerhin haben wir noch einen Kreditbrief für das Haus Orien. Wir sollten uns erkundigen, wann wir von hier weg können.“
„Fragen wir doch einfach am Bahnhof“, schlug Thalaën vor und erntete dafür verwirrte Blicke.
„Thalaën, hier gibt es keinen Bahnhof“, klärte ihn Astamalia auf. „Das war auch der Grund, warum wir via Schiff hierher gekommen sind. Wir werden eine Karawane nehmen müssen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann liegt der nächste Anschluss an die Blitzbahn in Strengtor, und das ist eine ganz gute Strecke von hier. Am besten marschieren wir gleich mal Richtung Hafen. Vielleicht gibt es dort eine Station von Haus Orien. Wir treffen uns dann später wieder im Gasthof Zur geballten Faust?“
Adamant nickte, verabschiedete sich und begann sich in Richtung des Tempels durchzufragen. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass es in dieser Stadt eine Niederlassung der Flamme geben sollte.
***
Den Hafen zu finden war nicht schwer. Immerhin waren sie hier auch gelandet und er befand sich nur unweit des Blutmarktes. Dann jedoch schienen sie anzustehen. Astamalia verrenkte sich fast den Hals, um irgendwo ein Siegel des Hauses Orien zu sehen, wo sie eine Karawanenfahrt buchen konnten. Thalaën und Esra trotteten hinter ihr her.
Esra war in Gedanken.
Es bedrückte sie etwas, dass sie keinen Brief an ihre Eltern schreiben konnte. Aber in Grünherz gab es nun einmal keine Station von Haus Sivis und aus dem Dorf kamen ihre Eltern selten heraus.
Eine kräftige Pranke, die sie von hinten an der Schulter packte, ließ sie fast in die Knie gehen.
„He Divar! Du traust dich aber auch einiges, dich nach all den Jahren wieder hier blicken zu lassen! Du schuldest mir noch Geld!“, dröhnte eine dunkle Stimme und Esra wurde herumgerissen.
Vor ihr stand ein riesiger, stinkender und wütend aussehender Grottenschrat, der sie ebenso verwirrt anstarrte, wie sie ihn. Woher kannte dieser Koloss ihren Bruder, fragte sich Esra.
„Du bis nicht Divar“, stellte er fest.
„Richtig erkannt.“
„Könntest aber glatt seine Schwester sein“, brummte der Grottenschrat und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Anscheinend hatte es ihn etwas aus dem Konzept gebracht, dass er nicht seinen Schuldner gefunden hatte, sondern jemand anderes.
Esra gab darauf sicherheitshalber einmal keine Antwort.
„Hätte mich auch gewundert, wenn der Bursche sich wieder hierher verschlagen hätte“, erzählte der Grottenschrat dann plötzlich von sich aus. „Wahrscheinlich ist er schon gar nicht mehr am Leben. War am Tag der Klage in Cyre. Schade darum. Dann werde ich mein Geld wohl nie mehr wieder sehen.“
„So ein Pech.“
„Ja. Dabei schien er am Anfang so anständig zu sein. Nur alle Tassen hatte er nicht im Schrank. Er erzählte jedem, dass er ein Magier werden wollte, darum ging er ja auch nach Cyre. Seine Magie wird ihn aber auch nicht geholfen haben.“
Er besann sich und sah auf die drei verdutzten Abenteurer.
„Na egal. Wenn ihr ihn zufällig seht, dann richtet ihm aus, dass er mir immer noch Geld schuldet.“
„Machen wir“, versicherte Esra.
Der Grottenschrat nickte, anscheinend zufrieden, und wandte sich ab, verschwand irgendwo in der Menge.
„Ging es hier gerade um einen verlorenen Bruder?“, erkundigte sich Astamalia.
Esra nickte betrübt und von dem Schwall an Informationen etwas benommen.
„Ja. Aber so wie es aussieht, ist er nicht mehr am Leben. Wir waren im Klageland. Nichts hat dort überlebt. Wenn er wirklich am Tag der Klage dort war, dann…“
Ihre Stimme brach und sie wandte sich ab.
Die beiden anderen ließen ihr genügend Zeit sich wieder zu fangen.
***
Es war schwerer gewesen, als er gedacht hatte, sich den Weg bis zum Tempel durchzufragen. Anscheinend war der Glaube der Flamme in der Stadt nicht sehr verbreitet und daher wussten auch nur wenige den Standort des Tempels. Auch wenn das schiefe Haus, vor dem er jetzt stand, den Namen Tempel kaum verdient hatte. Es war früher ganz eindeutig einmal ein ganz normales einfaches Wohnhaus gewesen. Jetzt hatte jemand das Symbol der Silbernen Flamme über dem Türstock eingeritzt und die Fenster durch Buntglasscheiben ersetzt. Die Tür war natürlich auch nicht nach der Flammenfeste ausgereichtet. Aber Adamant sah ein, dass man manchmal Kompromisse schließen musste, wenn man einen Standort für einen Tempel in einer Stadt wie dieser haben wollte.
Er trat ein und blinzelte.
Staub hing in dem leeren Raum über den ebenso leeren grob gebauten Bänken. Der Tür gegenüber befand sich ein einfacher marmorner Altar auf dem ein Kelch stand. Sonst war niemand hier.
„Hallo?“, rief er probeweise.
Im hinteren Teil bewegte sich ein Vorhang und eine junge Halb-Elfe erschien. Kurz starrte sie ihn entgeistert an, dann lächelte sie.
„Ah, Ihr müsst bestimmt Adamant sein. Kommt herein. Ich bin Arkada Irluan, die hiesige Priesterin.“
Sie reichte Adamant ihre zierliche Hand, die in seinen Kampffäusten vollkommen verschwand.
„Nerina hat mir viel von Euch erzählt. Aber ich konnte Euch mir nicht so richtig vorstellen. Ein so riesiger Kriegsgeschmiedeter, der unseren Glauben in der Welt vertritt; das ist doch eher etwas außergewöhnliches.“
„Ihr kennt Nerina?“
„Natürlich. Wer in unserer Kirche kennt sie nicht. Sie ist doch fast so etwas wie eine Berühmtheit. Sie hat mich gebeten Euch zu schreiben und Euch eine frohe Nachricht zu überbringen.“
Adamant legte verwirrt den Kopf schräg.
„Aber Nerina wusste doch gar nicht, wo ich mich befinde!“
Arkada lachte hell.
„Aber Adamant. Denkt ihr nicht, dass Nerina Möglichkeiten hat, euren Aufenthaltsort herauszufinden?“
Adamant dachte darüber nach. Wahrscheinlich hatte die Priesterin recht. Nerina war eine mächtige Klerikerin der Flamme.
„Nun, Nerina wollte es euch eigentlich persönlich übermitteln, aber ihr seid anscheinend zu rasch aus Sharn aufgebrochen. Sie hat beim Kardinal erwirkt, dass ihr die Priesterweihe erhaltet!“
Adamant glaubte, nicht recht zu hören.
„Das ist ja wunderbar!“, freute er sich.
„Ja, das denke ich auch“, lachte Arkada. „Wenn ihr Zeit habt, dann würde ich die Weihe morgen an Euch vollziehen. Bringt einige Freunde mit, dann wird es eine schöne Zeremonie.“
Adamants Freude verschwand wieder.
„Wir können die Zeremonie auch heute abhalten. Ich glaube nicht, dass einer meiner Freunde daran Interesse haben wird.“
Nerina winkte ab.
„Glauben, mein Freund, ist das wichtigste in unserem Beruf. Deshalb solltet ihr ihn nie leichtfertig aufgeben.
***
Admanat traf gleichzeitig mit den drei anderen vor der Geballten Faust ein.
„Alles erledigt?“, fragte Astamalia.
„Fast“, erwiderte der Kleriker. „Ich habe die Nachricht bekommen, dass ich bereit bin für die Priesterweihe. Sie wird morgen im Tempel stattfinden.“
Er machte eine kurze Pause.
„Und es würde mich freuen, wenn ihr mich begleiten würdet“, fügte er hinzu.
„Danke. Aber ich werde keinen Fuß in den Tempel der Flamme setzen. Ich bleibe bei meinen Ahnen“, winkte Thalaën ab.
„Kein Interesse“, verneinte Astamalia.
„Nun, haben wir eine Fahrtgelegenheit?“, schwenkte Adamant auf ein anderes Thema um. Er war betrübt, dass er seine Freunde in dieser Hinsicht richtig eingeschätzt hatte.
„Ja, haben wir. In zwei Tagen startet eine Karawane nach Strengtor“, klärte ihn Esra auf. „Und, Adamant, ich werde dich begleiten.“
Sie grinste ihn an und betrat die Gaststube.
Im Inneren herrschte wie bei ihrem letzten Besuch reges treiben. Dennoch war es nicht schwer Dame Elaydren Cannith auf den ersten Blick zu erkennen. Sie saß alleine an einem großen Tisch und alle anderen Anwesenden schienen einen großen Bogen um sie zu machen. Sie trug wieder, wie bei ihrer ersten Begegnung teure Kleider und eleganten Schmuck. Verschwunden waren der abgetragene Umhang und die Dreckspritzer auf der Haut.
„Setzt euch meine Freunde!“, begrüßte sie sie vier. „Setzt euch, trinkt und berichtet mir.“
Sie schielte neugierig auf Astamalias Rucksack.
„Wir haben das Schema“, klärte sie Astamalia auf. „Aber es zu bekommen war nicht so einfach.“
Sie bestellten beim Wirt trinken und ein Abendessen und begannen dann abwechselnd zu erzählen. Von der Überfahrt, dem merkwürdigen Gnom, der Fahrt mit Failins Wagen, dem Zwischenfall mit der Smargadklaue in Rotbruch, die Flucht aus den Ruinen, die Wanderung durch das Klageland, die Schmiede.
Elaydren hörte gebannt zu und unterbrach sie nicht einmal.
Schließlich kam Esra zum Ende:
„Und als wir aus der Schmiede kamen, lauerte uns schon wieder der Vampir auf. Er verlangte das Schema oder unser Leben. Wir haben uns für unser Leben entschieden. Immerhin haben wir eine Kopie davon gefunden. Was uns jedoch auffiel war, dass er davon sprach, dass wir ihm das dritte Schema geben sollen. Wisst ihr, was das zu bedeuten hat?“
Elaydren nickte gedankenschwer mit dem Kopf.
„So wie es aussieht, weiß auch der Orden genau, wo er nach den Teilen des Artefakts suchen muss. Das ist nicht gut. Das bedeutet, dass wir nun beide zwei Teile in den Händen halten. Das vierte jedoch ist bis jetzt spurlos verschwunden und alle unsere Nachforschungen sind im Sande verlaufen. Es wird aber gerade auf dieses letzte Teil ankommen. Ich muss rasch zurück nach Sharn und die Suche wieder aufnehmen. Vielleicht hat auch ein anderer meines Hauses bereits etwas gefunden. Habt ihr bereits eine Reise gebucht?“
Astamalia nickte.
„In zwei Tagen geht die nächste Karawane.“
„Gut. Wenn ihr mich begleitet, erhaltet ihr in Sharn für eure Dienste und den Fund des Schöpfungsmusters weitere Einhundert Platindrachen. Einverstanden?“
Thalaën keuchte auf und Astamalia nickte erfreut.
„Damit können wir leben.“
***
Neben Esra, Adamant und Arkada war nur ein alter Gläubiger anwesend, der in der letzten Reihe saß. Nicht ganz die würdevolle Zeremonie, die sich Adamant immer wieder vorgestellt hatte. Dennoch war er froh, nicht alleine zu sein und Arkada hatte sich wirklich Mühe gegeben ihren baufälligen Tempel herauszuputzen.
Alles glänzte vor Sauberkeit und frische Blumen brachten Leben in den leeren Raum.
Die Predigt war kurz, aber eindrucksvoll und als das Ende näherte und sich Adamant vor ihr hinknien musste, zitterten ihm leicht die Knie.
Bis zu diesem Tag war ihm nicht klar gewesen, dass er dazu überhaupt möglich war.
„Erhebt euch, Hochwürden Adamant“, sprach Arkada gerade, nachdem sie ihm ein wundervoll gearbeitetes Heiliges Symbol umgehängt hatte. „Ihr seid nun ein vollwertiger Priester der Silbernen Flamme; mit all den damit verbundenen Rechten und Pflichten. Möge euch die Flamme immer einen klaren Weg vorgeben.“
Adamant verneigte sich noch einmal.
„Danke“, brachte er leise hervor, was der Halb-Elfe ein schelmisches Lächeln entlockte.
„Keine Ursache, Hochwürden.“
***
Caldera seufzte zufrieden und leckte sich die Lippen. Der Wind ließ ihr Haar und ihr Negligé flattern. Das Leben einer Fürstin war herrlich. Und der Abend würde noch besser werden.
Es klopfte.
Sie wandte ihren Blick von den Tausenden Türmen ab und kehrte in das Wohnzimmer zurück. Trotz der fast tropischen Hitze flackerte ein Feuer im Kamin. Vor dem Kamin, auf dem Fell eines Geistertigers lag ein junger Mann, fast noch ein Junge, nackt, wie er geschaffen worden war.
Seine bleiche Haut schien im Schein des Feuers zu glänzen und er selbst schien friedlich zu schlafen. Das Leben bestand doch nur aus Trug. Er schlief nicht, und sie war in Wirklichkeit keine Fürstin.
Caldera lächelte.
Zumindest keine echte.
Es klopfe erneut.
Caldera blickte an sich herab. Das Negligé, dass sie getragen hatte um den Jüngling zu verführen, würde ihr auch jetzt noch gute Dienste erweisen. Es gab mehr frei, als es verbarg.
„Komm herein“, rief sie und wandte sich ihrer Bar zu.
Hinter ihr wurde die schwere Tür geöffnet. Schritte waren zu hören und eine einzelne Person betrat den mit Teppichen ausgelegten Raum.
Ruhig schenkte sich Caldera ein Glas besten Lhazaar-Rums ein.
„Möchtest du auch etwas?“
„Nein danke.“
Sie lächelte und wandte sich ihm zu.
Er war abgehärtet, das gehörte zum Job. Aber noch nie hatte er sein Leben so bewusst einer Gefahr ausgesetzt, wie an diesem Abend. Er konnte nicht umhin, dass seine Hände feucht waren. Als er endlich eintreten durfte, hatte er sich aber wieder etwas gefangen.
Aber das hielt leider nicht lange.
Sofort fiel sein Blick auf den jungen Burschen vor dem Kamin.
Dann auf Caldera.
Ein eisiger, aber auch wohliger Schauer überkam ihn.
Ihre Beine waren lang und schlank und in aller Pracht zu sehen. Der Fetzen, den sie trug, bedeckte kaum ihre Schenkel. Eigentlich, war auch das, was er bedeckte, gut zu sehen. Der flache Bach, der muskulöse Rücken, die kleinen, festen Brüste.
„Du willst sicher nichts?“, fragte sie noch einmal und lächelte ihn an.
„Nein“, krächzte er und versuchte den Blick von ihren Brüsten zu nehmen.
Er war sich ganz sicher, dass die Hitze, die ihn gerade schwitzen ließ, nicht durch die Frühlingstemperaturen und den Kamin kamen.
Langsam setzte er sich in eines der Fauteuils. So, dass er sowohl den Jüngling als auch Caldera im Auge behalten konnte.
Sie setzte sich ihm Gegenüber und schlug langsam die Beine übereinander, so dass er deutlich ihren Schoß sehen konnte. Er schluckte und versuchte sich zu konzentrieren.
„Warum hast du mich kommen lassen?“
„Meine Spione haben mir interessantes berichtet. Sie haben ein wertvolles Artefakt gefunden.“
„Schön für dich. Was habe ich damit zu tun?“, wunderte er sich. Endlich gelang es ihm, woanders hinzusehen. Aber der nackte Bursche war auch keine große Alternative.
„Leider befindet sich dieses Artefakt in der Sicherheitsschatzammer des Königs hier in Sharn“, säuselte sie und spielte gedankenverloren mit einer Strähne ihres Pechschwarzen Haares.
Nun war er wieder voll bei der Sache.
„Du willst in eine Sicherheitskammer einbrechen? Vergiss es, Caldera! Egal wen du schickst, die Wache würde ihn aufhalten. Du müsstest schon selbst gehen. Und bedenke, die Königs Schatten würden nur auf eine solche Gelegenheit warten, dich dingfest zu machen“, brauste er auf. Zumindest hoffte er das. Wenn Caldera herausfand, dass er innerlich lachte, wäre er auf der Stelle tot.
„Nein, ich werde nicht selbst gehen, Dummerchen“, lachte sie und stand auf. Ihr Negligé verrückte dabei und entblößte ihre rechte Brust.
„Nicht? Wen willst du dann schicken?“
„Jemanden, von dem die Königs Schatten nie ausgehen würden, dass ich ihn schicke“, säuselte sie und setzte sich auf seinen Schoß. Ohne es zu wollen wurde seine Hose zunehmend enger.
„Denn seien wir uns ehrlich, Liebster. Die Königs Schatten wissen doch genau, was ich vorhabe nicht?“
Ihr Finger fuhr unter sein Kinn und hob sein Gesicht an. Ihre Augen verwandelten sich von grün in rot.
„Darum dachte ich, ist es am besten, ich schicke dich!“
Er erstarrte. Verdammt! Sie hatte ihn durchschaut. Er musste hier weg!
Doch er konnte den Blick nicht von ihr lösen. Sie hatte ihn.
Er hatte einen Fehler gemacht. DEN Fehler. Jenen einen Fehler, für den er bezahlen würde müssen.
„Aber bevor du für mich in die Schlacht ziehst, wollen wir noch etwas Spaß haben“, hauchte sie und öffnete seine Hose. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Jüngling erwachte.