Immer weiter setzt man die Reise durch das Unterreich fort. Mühselig kommt man voran, denn die letzten Stunden marschieren die Charaktere konsequent bergauf. Im Gegensatz zu Menzoberranzan, das schätzungsweise 4500 Meter unter der Erdoberfläche liegt, befindet sich das Gebiet der Wurmwindungen bzw. Blingdenstein oft nur wenige Hundertmeter darunter. Ein Höhenunterschied der zwangsläufig überwunden werden muss.
Am Ende des dritten Tages erreicht man einen breiten und gut begehbaren Tunnel. Die Seiten des Tunnels ragen hoch über den Köpfen der Charaktere auf und zwischen den dutzenden Stalagtiten an der Decke macht man einige Dragazars aus, grosse Fledermäuse der Tiefe, die lautlos Jagd auf ungefährlichere Beute als eine gut bewaffnete Drow-Angriffsgruppe machen. Auf diesen Passagen, über viele Kilometer eine nahezu kerzengerade Strecke, zog damals die Armee der Menzoberranzyr als sie in das Tal des Hüters aufbrach um die Mithralhalle anzugreifen.
Doch während dem fünften Tag nimmt die Gruppe auf einmal von weiter Ferne einen beissenden Gestank wahr. Je weiter man sich vorwagt desto überwältigender wird der Geruch, welcher langsam die eigenen Kehlen verätzen zu scheint. Dysildar nimmt ein Stück seiner Kleidung und hält es sich vor den Mund, nachdem er es mit Wasser befeuchtet hat. Kurzfristig gibt es keine Möglichkeit dieses Gebiet zu umgehen und so läuft man rasch weiter, darauf hoffend, der fürchterliche Gestank nimmt bald ein Ende. Doch weit gefehlt. Die Drowgruppe erreicht schliesslich eine, über hundert Meter, breite Erdspalte. Unter den Charakteren liegt ein See aus grüner, leuchtender, übelriechender Säure die unruhig vor sich hin wabert. Stellenweise blubbert sie so stark, dass man meinen könnte, jeden Moment steigt eine riesige Kreatur (ein schwarzer Drache?) aus den Untiefen des Säuresees herauf. Eine enge Steinbrücke führt über die Schlucht hinweg, aber es sind auch noch andere dutzende Steinbrücken vorhanden, die in Seitenkorridore und andere Tunnel führen. Als man sich nähert erkennt man, dass sichtlich viele Brücken unter dem permanenten Einfluss der Säure gelitten haben. Stellenweise hat die Säure massive Löcher in den Stein gefressen und man vermutet, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis die erste Brücke einzustürzen droht. Doch die Hauptbrücke, welche auf die gegenüberliegende Seite führt, scheint grösstenteils vor Säureattacken verschont geblieben zu sein und so betritt der erste Charakter (natürlich nicht Jhaela) vorsichtig die Brücke. Unversehrt kommt er auf der anderen Seite an. Trotzdem bleibt man misstrauisch und so geht man einzeln, einer nach dem anderen, über die Brücke. Schnell lässt man den sog. Säurehorst hinter sich. Langsam lässt der ätzende Geruch nach, doch noch einige Stunden schmerzen die Lungen beim Ein- und Ausatmen.
Geschafft! Die Wurmwindungen! Hier an dieser Stelle muss sich einst ein riesiger Wurm aus der Erde in die nächste Felswand gefressen haben, denn ein rundliches Loch klafft fast senkrecht aus dem Fussboden und bohrt sich ebenerdig in die nächste Wand. Sofort fragt sich die Gruppe, wie lange es wohl her ist, seitdem sich der letzte Purpurwurm durch dieses Gebiet gegraben hat. Hoffentlich sind diese Kreaturen vor langer Zeit in die tieferen Ebenen des Unterreichs verschwunden oder vom glühenden Feuerball der Oberfläche verbrannt worden, denn lebend möchte man keinem dieser Monster begegnen. Nachdem die Gruppe nun gut zehn Stunden auf den Beinen war, beschliesst man noch einmal zu rasten.
Doch gerade als man am nächsten Tag die Wurmwindungen betreten will, hört man einen Pfiff. Reflexartig dreht man sich um und sieht einen Dunkelelf, der mit gekreuzten Armen an der hinteren Felswand lehnt. Diese Geste suggeriert friedliche Absichten unter den Drow. Ein langer dunkelgrauer Umhang verhüllt seinen Körper, doch trotzdem kann man einen kurzen Blick auf ein engmaschiges Kettenhemd und zwei Kurzschwerter werfen, welche links und rechts von einem Gürtel in ihren reich verzierten Scheiden stecken. Der Gürtel ähnelt stark dem heutigen Patronengurt und an ihm sind mehrere verschiedenfarbige Tränke befestigt. Als er seine Kapuze abnimmt kommt sein langes, glattes und weisses Haar zum Vorschein, welches ihm sanft um die Schultern fällt. Höflich verbeugt er sich und stellt sich der Gruppe als Solace vor. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es sich hier um einen adligen Drow handeln könnte, denn sowohl Hausinsignie als auch Piwafwi sucht man vergeblich. Nachdem Jhaela ihn streng nach seinen Absichten fragt und wieso er heimlich die Gruppe verfolge, gibt Solace umgehend Antwort. Er gehöre Jaraxles Söldnerbande Bregan D’aerthe an und Mutter Oberin Indra Millithor habe ihn angeheuert um ihren Kindern, den Charakteren, im Kampf gegen die Svirfneblin zur Seite zu stehen. Handfeste Beweise, in Form eines schriftlichen Vertrages, habe er jedoch nicht. Jhaela will das Risiko trotzdem nicht eingehen, denn was wäre wenn Solace wirklich die Wahrheit spricht? Ihre Mutter würde, über ihre Entscheidung den Söldner wegzuschicken, kochen vor Wut. Deswegen nimmt man ihn vorläufig in der Gruppe auf.
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Solace spricht nur teilweise die Wahrheit. Tatsächlich gehört er zu der Söldnerbande Bregan D'aerthe, allerdings wurde er nicht von Mutter Oberin Indra Millithor geschickt. In Wirklichkeit war es sein eigener Chef, also Jaraxle, der ihm den Auftrag erteilte. Er soll zwar den Charakteren beim Kampf gegen die Tiefengnome helfen, aber gleichzeitig darauf achten, dass ein Svirfneblin, am besten unbemerkt, entkommen kann...
Bleibt noch kurz anzumerken, dass Solace der Kämpfer von einem Gastspieler geführt wird, nämlich meinem bzw. unserem ehemaligen Spielleiter (Hallo Markus!).
Endlich betritt man die Wurmwindungen. Die Gänge und Tunnel sind hier enger als zuvor, aber das kann die Gruppe nicht einschüchtern und Claustrophobie ist Dunkelelfen ein Fremdwort. Erwartungsvoll bald auf erste Hinweise der tiefengnomischen Bauexpedition zu treffen schleicht man durch die gewundenen Tunnel. Man wird nicht enttäuscht. Allerdings ist der erste Hinweis anders als man vermutet hätte. Hinter einer Linksbiegung steckt ein blutbesudelter Speer im Boden. Auf diesem ist ein halb-verwester grauer, kleiner, haarloser Kopf mit rundlicher Nase aufgespiesst. Asseln, Schaben und anderes kleines Ungeziefer tummelt sich auf dem vermeintlichen Svirfneblin-Schädel und hat ihn stellenweise heftig zerfressen. Wahrscheinlich dient der Pfahl zur Abschreckung Fremder oder zur Markierung eines Reviers. Doch welche Kreaturen könnten hier hausen? Während man sich darüber Gedanken macht, nimmt man von weiter drüben schrille Bell- und Fieplaute wahr.
Jhaela befiehlt den anderen hier Wache zu halten und auf ihre Rückkehr zu warten. Danach macht sie sich unsichtbar (Tricks Domäne) und wirkt anschliessend einen Stille Zauber auf einen kleinen Stein, welchen sie darauf aufhebt und mitnimmt. Selbstsicher so niemals entdeckt werden zu können, macht sie sich auf den Weg zu der Stelle, aus welcher sie die Geräusche vermutet hat. Der Tunnel dorthin ist völlig von, sowohl kleinen als auch grossen, Steinen bedeckt und oft muss Jhaela ein wenig balancieren, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Doch trotz schwerer Rüstung gelingt ihr das recht gut. Ohne den Stille Zauber wäre es kaum möglich gewesen sich leise zu nähern, es sei denn man hätte über magische Mittel des Fliegens verfügt. Nach einer langgezogenen Rechtsbiegung erblickt Jhaela sechs Kreaturen, welche sie flüchtig als Sklaven aus Menzoberranzan kennt. Kobolde! Kleine, reptilienartige Wesen mit grüner bis rostbrauner, geschuppter Haut. Jeder von ihnen hat zwei kleine Hörner auf einem hundeähnlichen Kopf, leuchtend rote Augen und einen Schwanz. Wie Känguruhs hüpfen sie, mit kleinen Speeren bewaffnet, über die Steine, während ihr Schwanz vergnüglich in der Luft wedelt. Dabei heben sie hier und da ein paar Felsbrocken hoch oder stechen, mit ihren Speeren, wie besessen in kleine Nischen zwischen den Steinen. Einer spiesst geschickt eine winzige Eidechse auf, leckt sich sabbernd mit seiner spitzen Zunge um die Schnauze, und wirft die erlegte Beute anschliessend in einen kleinen, geflochtenen Korb.
Grinsend macht sich Jhaela auf den Rückweg, um ihren Brüdern von diesen lächerlichen Witzfiguren zu erzählen….