Behauptung meinerseits:
Wer ohne XP spielt ist nur zu faul zum Rechnen.
Vielen Dank!
Ich sehe das Stufen- und XP-System von D&D (und anderen Rollenspielen) vor allem als Balancegeschichte, die nichts direkt mit meinem Spielspaß zu tun. Was aber für mich gilt, muss nicht für andere gelten. Darastins und Darigaaaz' Hinweis auf den Belohnungsmoment der XP-Vergabe sind sicher begründet, wobei ich durchaus Spieler kenne, für die sich die Hauptmotivation des Rollenspiels aus ganz anderen Quellen speist (Persönlich hätte und habe ich zum Beispiel nicht das geringste Problem mit einer langangelegten Kampagne nur im Low-level-Bereich und solange die Story stimmt, bräuchte ich nicht ein einziges Mal aufzusteigen; und ja, das geht auch mit D&D, dafür muss ich nicht das System wechseln).
Die Nutzung des XP-Systems hat für mich vor allem einen technischen Vorteil: Sie enthebt mich nämlich als Spielleiter eines Großteils meiner Verantwortung, da ich, egal, was geschieht, immer auf die Regeln verweisen und meine Hände in Unschuld waschen kann. Die Spieler haben keine Lust auf Kämpfe und wollen lieber auf diplomatischem Wege ans Ziel kommen? Gerne, ihre Sache, wenn sie die XP aus dem Dungeon nebenan liegen lassen wollen, starten sie eben eine Stufe niedriger ins nächste Abenteuer.
So einfach? Nein, natürlich nicht, denn der Fall illustriert eines der Probleme, dass der Verzicht auf XP beheben helfen kann. Speziell wenn man Kaufabenteuer oder gar -Kampagnen spielt, ist eine gewisse Aufstiegsgeschwindigkeit vorgegeben, die man tunlichst einhalten sollte, wenn man es den Spielern auf höheren Stufen nicht unnötig schwer machen will. Folgen die Spieler nun warum auch immer nicht der Plotline (was per se nicht schlimm bzw. sogar erwünscht ist) , erhöht sich das Risiko, dass sie dabei unnötig XP "liegenlassen". Kann man zwar durch Railroading (will keiner) oder den Einschub von Sidequests (wenn ich die Zeit dazu hätte, bräuchte ich keine Kaufabenteuer spielen) beheben, ist aber natürlich nicht das Gelbe vom Ei. Wenn ich aber im Vorhinein kalkuliere, wann die sinnvollen Levelaufstiegspunkte wären (nix zu Faul zum Rechnen, Herr Darigaaz, ich mach das nur schon im Vorfeld^^), kann ich natürlich dafür sorgen, dass das Kräfteverhältnis gewahrt bleibe, und bin nicht gezwungen, mit irgendwelchen blöden Zufallsencountern für die notwendigen XP zu sorgen. Insoweit kann das sehr gut funktionieren, sofern die Spieler auf die Belohnungsmotivation XP zu verzichten bereit sind (von vorschreiben halte ich nun auch wieder nix).
Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass ich in den Kampagnen, in denen ich mit den Spielern den Verzicht auf XP verabredet hatte, darüber nachdenke, wieder auf XP umzusteigen. Was mich persönlich nämlich sehr negativ überrascht hat, war die Entwicklung, dass plötzlich viel stärkeres Metagaming entstand als zuvor. Der einfache Grund dafür war, dass man sich für bestimmte Regeldetails (XP-Kosten von create item) natürlich eine Alternative ausdenken muss. Da wir mit Action Points spielen, war es natürlich naheliegend, Berandors System zu verwenden und den Spielern die Umwandlung von AP in XP zu erlauben, mit denen sie scrolls und dergleichen anfertigen können. Was paradoxerweise dazu führt, dass die Spieler viel stärker auf den Zeitpunkt des nächsten Stufenaufstiegs fixiert sind als zuvor, weil man ja die AP nicht ungenutzt verfallen lassen will.
Letzten Endes halte ich das für sehr Spielerabhängig. Die einen (wahrscheinlich die meisten) halten Verbesserungen allgemein (und XP im speziellen) für etwas wichtiges, andere legen ihren Fokus anderswohin. INsoweit halte ich im Gegensatz zu Darigaaz XP nicht für etwas konstitutives, ohne das D&D kein D&D mehr ist, auf der anderen Seite halte ich den Verzicht auf XP aber auch nicht für die natürlicherweise überlegene Spielweise. Letzten Endes halte ich mich da an die Spieler (von denen übrigens in meinem Fall die Anregung ausging, es mal mit dem Verzicht auf die XP zu versuchen).