Antwort 3: ich benutze die Rezis hier im Gate weniger als Grundlage meiner Kaufentscheidung denn als moegliches Korrektiv meiner zuvor gewonnenen Eigeneinschaetzung. Die meisten Rezis (auch und besonders die von Patrick Pricken
) sind auch recht informativ und unterhaltsam zu lesen, insoweit ist das eine ganz angenehme Art des Zeitvertreibs.
Allerdings gibt es einen Faktor, der meiner Meinung nach die Nuetzlichkeit des Rezisystems sehr nachteilig beeinflusst, naemlich die Notengebung. Das ist mir letztens angesichts von AnOceanSouls Rezi zum "Jahr des Greifen" aufgefallen, ein Buch, das ich selber besitze und tatsaechlich auch fuer einen der besseren DSA-Romane halte. Den meisten Dingen, die im Text der Rezi standen, wuerde ich sofort zustimmen, allerdings hat mich die fuer meine Begriffe viel zu hohe Abschlussnote fast vom Stuhl geworfen (haette ich die Note vergeben, waeren wir womoeglich bei fuer meine Begriffe sehr anstaendigen 3.5 gelandet).
Das ist ja nun kein Einzelfall und auch nicht boese, sondern nur als aktuelles Beispiel gedacht. Aber fuer meine Begriffe sind wir Rezensenten (ich schliesse mich da ausdruecklich mit ein) viel zu schnell mit solchen "Mondnoten" bei der Hand, was es unglaublich erschwert, die paar wirklich herausragenden Exemplare anhand der Note zu identifizieren.
Mir ist klar, dass die Noten eigentlich nur als letztes persoenliches Statement des jeweiligen Autors gedacht sein sollen. Ich weiss aber von anderen Boards her auch, dass sich die Kritik an den Gate-Rezis eigentlich immer an den Noten aufhaengt. Keine Ahnung, wie man das besser gestalten kann, da eine Abschaffung der Note ja nicht gewollt ist (wofuer ich persoenlich plaedieren wuerde), aber vielleicht sollte man die Rezensenten regelmaessig darauf hinweisen, dass eine Note im Dreierbereich alles andere als ein Beinbruch ist.
Im Moment (ich hab das Beispiel anderen Ortes schon mal genannt) finde ich es jedenfalls sehr bezeichnend, dass ich, als ich mal eine Rezi mit der Abschlussnote 2.8 verschickt habe, auf der Stelle eine verwunderte Rueckfrage vom Lektor bekam, warum ich das Produkt so schlecht bewertet habe, nachdem ich doch im Text durchaus positives zu berichten wusste. Dabei hatte ich mich nur am Bewertungsschema orientiert, und mit der Note dem Buch bescheinigt, durchaus verwendbar, jedoch mit Schwaechen in einigen Punkten, zu sein.
Das Beispiel spricht Baende darueber, wie die Abschlussnote die Perzeption des Lesers beeinflussen kann, obwohl ja eigentlich der Text die Information traegt.