Ich gebe zu bedenken, daß in vielen Fantasy-Religionen Götter tatsächlich nur eine Manifestation von Prinzipien und Idealen sind, deren anthropomorphe Darstellung nicht in ihrer Natur, sondern in der Projektion von Vorstellungen ihrer (menschlichen) Anbeter begründet wird.
Wenn Du ein abstraktes oder fremdartiges Pantheon möchtest, dann kann dazu fast jedes herhalten, aber die Menschen werden Götterbilder dennoch nach dem anfertigen (und sich ihre Götter entsprechend vorstellen), was sie kennen und mit deren Zuständigkeit assoziieren.
Ein Kriegsgott ohne moralische Komponente, den wir jetzt einfach mal generisch z.B. Ares/Leda/Khorne/Kor... nennen könnten, hat u.U. weder menschliche Attribute, noch humanoide Gestalt, noch irgendwelche Eigenschaften, die ihn as herkömmliches Wesen kennzeichnen. Dennoch würden Menschen in ihren Erzählungen ihm entsprechende Attribute andichten und ihn dementsprechend als mitleidlosen Krieger/heulenden Geist/bluttriefenden Hund/schwarzes Raubtier... darstellen.
Analog würden Menschen mit Sicherheit den abstrakten Göttern Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft bzw. Geburt/Leben/Tod sehr schnell eine menschliche Projektion zuordnen (z.B. die Nornen).
Ein entsprechendes Pantheon könnten z.B. die Sieben aus Martins' "Lied von Eis und Feuer" sein. Reine Ideen, aber im Tempel trotzdem als Menschen dargestellt, obwohl jeder weiß, daß es sich nicht um Menschen handelt.
Den oben eingebrachten Verweis auf die Drachen in Eberron finde ich jetzt nicht so "anders", da ein drachengestaltiger Gott letztlich genauso "menschlich" ist wie ein menschengestaltiger, außerirdischer oder schakalköpfiger: er hat eine Gestalt und eine bestimmte Natur, und das weist ihm schon wieder Eigenschaften zu, die ihn als unbegreifliches, höheres Wesen (bzw. gar kein Wesen, sondern etwas Höheres) für meine Begriffe disqualifizieren.