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Autor Thema: Probleme des Bildungssystems  (Gelesen 21749 mal)

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Rogan

  • Contest 2010
Probleme des Bildungssystems
« am: 16. August 2008, 16:41:04 »
Edit, war zuerst: Noten sind ungerecht, oder "Die Gaußsche Geißel".

Schwache Schüler bekommen in einer starken Klasse schlechtere Noten als in einer schwachen Klasse. Folgende Geschichte allerdings führt das Prinzip "Noten", wie wir es haben, gänzlich ad absurdum:

Wenn eine Lehrerin durch qualitativ hohen Unterricht das System entlarvt.

Hier eine weitere Betrachtung des Falles.

Schon in den 20er Jahren wurde nachgewiesen, dass Notengebung die Kriterien, die man an sie stellt, nicht annähernd erfüllt. Pädagogen wie Karlheinz Ingenkamp forschten viele Jahre und erhärteten die These, das sich aus Noten objektive (oder intersubjektive, sagt man doch heute) Aussagen nicht zulänglich ableiten lassen.  Hier eine Übersicht über einige Erkenntnisse zur Notengebung.

Noten abschaffen? Bewertungstexte wie in der Waldorfschule? Wenn Noten nicht das halten, was sie versprechen: objektiver Maßstab zum Vergleichen von Leistungen zu sein, wenn aber zugleich Noten das wichtige Kriterium sind, um Lebensläufe in entscheidende Bahnen zu lenken und Noten diese Ansprüche nicht erfüllen, dann halte ich es für unverantwortlich, mit der Notengebung, wie sie ist, weiterzumachen.

Vielleicht so: Kein Lehrer benotet die schriftlichen Leistungen seiner eigenen Schüler, sondern ein ihm unbekannter Kollege macht das, und umgekehrt bewertet er die Arbeiten ihm fremder Schüler (wie schon beim Abitur). Ein Normalverteilungszwang wird strikt abgelehnt.

Auf diesem Weg kann der Lehrer eine neue Rolle einnehmen: Da er seinen Schüler nicht mehr bewertet, kann er Helfer und echter Motivator werden. Außerdem wird er in einen ständigen Dialog mit dem Korrektor (nach dem Korrigieren der Arbeiten) gebracht, was dem schädlichen Einzelkämpfertum vieler Lehrer entgegen wirkt. Sehr vorteilhaft wäre es, wenn die Lehrer, die eine Klasse zu guten Leistungen führen, bekannt gemacht und stracks in der Lehrerfortbildung eingesetzt würden.

Was meint Ihr? Besonders interessiert mich natürlich auch die Meinung von Xiam und Archoangel.
« Letzte Änderung: 21. August 2008, 20:01:26 von Rogan »
Neustart!

Cut

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #1 am: 16. August 2008, 17:22:36 »
Ist Wormy nicht auch? ;)
On the Internet you can be anything you want.
It's strange that so many people choose to be disagreeable and stupid...

Zechi

  • Globaler Moderator
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #2 am: 16. August 2008, 17:45:39 »
Vor allem sollte man das "dreigliedrige" Schulsystem abschaffen. Dann sind die Noten erstmal auch nicht so maßgeblich für den weiteren Verlauf der Schulkarriere.

Ansonsten sind Noten natürlich auch Murks, aber es fehlt an einer wirklichen Alternative. Bewertungstexte werden es nicht bringen, dass wird dann so werden wie mit Arbeitszeugnissen, wo bestimmte Worte dann wieder bestimmte Noten meinen.

Gruß Zechi
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

TheRaven

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #3 am: 16. August 2008, 18:41:10 »
Mit dem Notensystem ist es wie mit der Demokratie. Wer eine bessere Idee hat soll sich bitte melden.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

AnOceanSoul

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #4 am: 16. August 2008, 19:34:01 »
Hm... im Endefekt sind es doch aber nicht die Noten die vergeben werden (denn eine Beurteilung kann sehr hilfreich sein, u.a. motivierend), sondern die Lehrer in ihrer Art wie sie die Schüler behandeln und teils regelrecht demotivieren...

Somit würde ich zunächst über die Auswahlkriterien etwas ändern, ebenso die Ausbildung zum Lehrer...
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #5 am: 16. August 2008, 19:47:28 »
Das eine Notenzeugnis dem Benoteten kaum gerecht wird, ist hinlänglich bekannt.

Warum sich aber an der Notengebung seit fast 100 Jahren und auch in näherer Zukunft nichts ändern wird, hat einen völlig pragmatischen Grund: Die Kunden (sprich: die Ausbildungsbetriebe, aber auch die Hochschulen) wollen es so.

Einen Stapel Notenzeugnisse kann jeder, der weiß, wie er einen Durchschnitt bilden muss, in Relation zueinander setzen, um damit eine Rangfolge in den Bewerberpool zu bringen und eine Vorauswahl zu treffen. Ausbildungsinstitutionen mit Quotenregelungen (wie z.B. die Universitäten mit ihre NCs) sind sogar komplett auf Notengebung angewiesen, da deren gesamtes Auswahlverfahren mit der Abschaffung der Abiturnoten zusammenbrechen würde.

Kein Betrieb (und keine Uni) kann und will es sich leisten, extra Personal für die Auswertung von Berichtszeugnissen abzustellen. Das würde Bewerbungsverfahren erheblich komplizierter machen. Und ob am Ende nicht doch wieder die Auszubildenden die Leidtragenden wären, weil weniger Betriebe weniger Ausbildungsstellen zur Verfügung stellen (können), ist zur Zeit heftig umstritten. Daher rüttelt nicht wirklich jemand am bestehenden System, nur von Zeit zu Zeit weißt mal wieder irgendwer mit einer neuen Studie auf bekannte Phänomene hin.

Es ist wie TheRaven schreibt: Solange es nichts gibt, was für alle Beteiligten besser ist, wird sich nicht viel ändern.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Archoangel

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #6 am: 16. August 2008, 20:14:46 »
Persönlich mag ich Noten auch nicht sonderlich, aber - um mich meinem Vorredner anzuschließen - was willst du machen? Aus o.g. Gründen ist das Notensystem eben das Beste, was wir zur Zeit haben. Wenn wir allerdings unsere Wirtschaftsordnung ändern könnten wir auch ... aber das führt zu weit.

Generell fände ich es wünschenswert, wenn gerade in den Orientierunsstufen (wie auch schon mancherorts an Modellschulen erprobt) die allgemeine Benotung durch eine schriftliche Einschätzung der Fachlehrer ersetzt würde und diese dann aber auch - parallel zur Benotung - weitergeführt werden würde. Nur ist dafür natürlich kein Geld vorgesehen (ergo: die Lehrer müssten entsprechende Zeit zur Verfügung gestellt bekommen).

Davon einmal abgesehen helfen doch gerade die zentralen Prüfungen (zumindest hier in BaWü) einen gewissen Grad von Objektivität zu setzen. Die Walldorf Benotung finde ich im Allgemeinen nicht schlecht - nur haben es die Schüler in ihrem späteren Lebensweg eher schwer, da Unternehmen und Hochschulen in der Regel nichts damit anfangen können.

Aber um Zechi einmal recht zu geben: unsere Schullandschaft hat ernstere Probleme, als die Benotungs-Regeln. Eine Verkleinerung der Klassen, offener Unterricht, Bildung zur Selbstbildung, eigenständiger Unterricht, mehr Mittel für die Schulen, praxisnaher Unterricht ... und noch viel mehr sind Dinge, die wir zuerst einmal "stemmen" sollten. Ich denke, dass kleinere Lerngruppen mit entspannten Lehrern und guter Ausstattung auch generell zu bessern Leistungen (und damit besseren Noten) bei den Schülern führen dürfte.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #7 am: 16. August 2008, 20:46:37 »
@Cut: nee, ich wollte mal einer werden.

Ich hab grad den Beitrag gesehen, und meine erste Reaktion war: Wie gut, dass mein Grundschullehrer gleichzeitig auch der einzige Lehrer unserer Grundschule war.

Der Witz dabei ist, dass ich kürzlich in der Zeit einen Artikel über eine andere bayerische Schule gelesen habe, die zum ersten Mal systematisch Ergebnisse der Intelligenzforschung in den Unterricht integriert und dabei so erfolgreich ist, dass Teile davon sogar für ganz Bayern verbindlich gemacht werden sollten (im Artikel hieß es, dass bei einer Gruppe von Schülern mit einem IQ-Durchschnitt von 90 eine Steigerung innerhalb eines Jahres auf 115 feststellbar war).

Aber um fair zu sein, ist in dem berichteten Beispiel kaum das Notensystem per se das Problem. Vielmehr finde ich darin eine ganze Menge für das deutsche Schulsystem bezeichnende Symptome, die letzten Endes dazu führen, dass die Lehrer nicht nur unmotiviert sind, sondern in dem vielleicht besonders motivierten Kollegen eine Bedrohung statt eines Vorbilds für die eigene Arbeit sehen.

Nicht dass ich das Notensystem für besonders gut halten würde; tatsächlich halte ich es in seiner Anwendung für einen Teil der deutschen Demotivierungsmaschine Bildungssystem.

Da liegt nämlich der eigentliche Kern des Problems: Die Lehrerin Czerny hat "einfach nur" das kleine Wunder geschafft, ihren Schülern den Spaß am Lernen wiederzugeben. Etwas, was eigentlich gar nicht nötig sein sollte, wenn das Bildungssystem (inkl. aller Beteiligten, also auch der Eltern) nicht eine kollektive Anstrengung unternehmen würde, den Kindern ihre qua Geburt bereits vorhandene hohe Neugier und ebensohohe Lernbereitschaft so schnell wie möglich auszutreiben.

Kein Wunder ist es , dass Frau Czernys Schüler diesen wiedergefundenen Spass in höhere Leistungsbereitschaft und - Fähigkeit umsetzen, was sich wiederum in der Notengebung niederschlägt. Kein Wunder allerdings auch, dass das zu Nachfragen anderer Eltern führen, deren Kinder nicht von Frau Czernys vorbildlicher Arbeit profitieren, kein Wunder, dass die anderen Lehrer das in erster Linie als Angriff auf ihre Kompetenz ansehen (getroffene Hunde bellen?) und sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, aus ihrem alten Trott herausgerissen zu werden (damit würden sie ja zugeben, dass die Kritiker recht hatten).

Schade nur, dass dieser Quatsch auf dem Rücken derer ausgetragen wird, für die die ganze Veranstaltung "Bildung" eigentlich gedacht sein sollte, nämlich auf dem der Kinder.

Eine gute Nachricht hat der Beitrag dennoch: Es gibt sie, die guten, engagierten Lehrer in Deutschland. Vielleicht sollte die Berichterstattung in den Medien das ab und mal öfter unterstreichen.
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Wormy's Worlds

TheRaven

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #8 am: 17. August 2008, 01:06:52 »
Eine gute Nachricht hat der Beitrag dennoch: Es gibt sie, die guten, engagierten Lehrer in Deutschland.
Wenn man den Zustand, dass kompetente Lehrkräfte selten genug sind, dass diese gleich Medieninteresse erzeugen, als gute Nachricht ansieht, dann kann ich nur meinen Glückwunsch ausdrücken.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #9 am: 17. August 2008, 01:19:33 »
Wenn man den Zustand, dass kompetente Lehrkräfte selten genug sind, dass diese gleich Medieninteresse erzeugen, als gute Nachricht ansieht, dann kann ich nur meinen Glückwunsch ausdrücken.
Eigentlich halte ich sie gar nicht für so selten. Nur löst nicht gleich jeder gute Lehrer nen kleinen Skandal* aus. Deswegen ja auch mein Nachsatz.

*nur darum gings der Monitor-Redaktion.
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Wormy's Worlds

Taraxacum

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #10 am: 17. August 2008, 02:46:22 »
IMHO sind Noten unüberwindbar in unserer Gesellschaft. Ob wir es gerne hören, oder nicht, das leben ist UN :unfair und ungerecht und man muss für alles ein Standard erfüllen um darin weiter zu kommen.
Menschen müssen auf Herz und Nieren getestet werden ob sie für etwas geeignet sind, also braucht man eine Skala.

Dumme Schüller sind nicht unbedingt dumm, aber sie sind minderbemittelter als andere in ihren Leistungen, und damit beziehe ich mich auf alle Mängel, angefangen von fehlgeleiteter Erziehung, über tatsächliche körperliche und geistige Mängel, einen "schlechten Tag" gehabt bis hin zu eigener Selbstüberschätzung. Ihr dürft gerne noch mehr einfügen, die Liste ist endlos und ich hoffe ihr versteht den Sinn nicht falsch.

Eine absolute, personenbezogene Einschätzung ist in unserem Lebenssystem einfach nicht machbar. Und leider sind solche Schulsysteme wie die Waldorfschulen in meinen Augen eine katastrophale  Lösung. Es erinnert mich daran wie wenn man versucht ein von Menschenhand großgezogenes Wildtier einfach so in die Wildnis zu entlassen. Sein erster und allerbester Freund im späteren Leben wird der Ar***tritt sein. :X
Der Gelbhosenpiepmatz tanzt Moonwalk

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #11 am: 17. August 2008, 09:29:16 »
...
:blink:
Jetzt wundern mich die rollenspielerischen Probleme eurer Gruppe irgendwie gar nicht mehr. Verheerendes Menschenbild, dass Du da hast.
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Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #12 am: 17. August 2008, 10:19:31 »
Erstmal: Was Xiam sagt: Dass Noten ungerecht sind (Threadtitel) ist nun wirklich keine Neuheit Noten (und nochmehr "Kopfnoten") sind nunmal höchst subjektiv. Ich kenne eine ganze Reihe von Lehrkräften, die versuchen dem entgegen zu wirken und sich selbst möglichst objektive Maßstäbe und Bewertungskriterien zu stecken. Aber erstens gibt es dann Schüler die diese Kriterien nicht treffen und eigentlich dennoch eine gute Leistung abliefern und zweitens klappt das mit der Objektivität dann eben doch nicht.
Wie Xiam schon ausführte ist das Problem bekannt und ich bin sicher auch Betrieben und Hochschulen ist das Problem bekannt, hier gilt aber vermutlich die Devise: Lieber eine schlechte Vergleichbarkeit als gar keine.
Ob eine "Waldorfsche" Methode besser ist mag dahin gestellt sein, ich habe entsprechende Zeugnisse in meinen ersten zwei Schuljahren erhalten und die klangen zum Teil wirklich wie Arbeitszeugnisse, Kritik in schönen Worten ("Deus ist ein lebhaftes Kind" und sowas). Ob eine solche Bewertungsart abschreckend für die "Verwerter" sind weiß ich nicht, Hochschulen hätten sicher einen massiven Verwaltungsaufwand, aber dass das relevant viele Betriebe abschrecken würde glaube ich nicht, wer ausbilden möchte tut das, ob mit Noten oder ohne. Umgekehrt würde ich das zumindest behaupten wollen: Angenommen man hätte Bewertungen in Fließtexten seit Jahrzehnten in Gebrauch und nun würde jemand fordern Zahlen zwecks Vergleichbarkeit ein zu führen... ich denke nicht dass die Zahl der ausbildenden Betriebe signifikant steigen würde.

Aber dieses Bildungssystem krankt nunmal an allen Ecken und Enden... und ich fürchte die Lösung ist so simpel wie schmerzhaft: Geld!
Ich behaupte es ist völlig egal wie und/oder wo man Geld in das Bildungssystem pumpt, es würde die Bildung verbessern, völlig Wurst ob man mehr Lehrer einstellt, mehr Schulen betreibt, mehr Material stellt, bessere Ausrüstung (Fachräume) einkauft, die Verwaltung vergrößert, mehr Weiterbildungen anbietet, mehr Schulpsychologen (o.ä.) beschäftigt oder den Förderunterricht vermehrt. In jedem Falle kommen hinten bessere Schüler heraus.

Ich glaube jeder von uns hat eine Vorstellung davon, wie das Schul- bzw. Bildungssystem besser sein könnte, manche sicher radikaler manche reformatorisch.
Ich zum Beispiel würde mit Zechi einstimmen, die Dreigliedrigkeit ist überholt und gehört abgeschafft. Stattdessen müsste ein Gesamtschulartiges-System (Gesamtschulen sind auch alles andere als der Weisheit letzter Schluss, aber ein Ansatz) installiert werden.
Meine persönliche Vision sieht vor, dass die "Unmengen" an Schulgebäuden nicht mehr einer Leistungs-Kaste sondern einer Leistungs-Stufe (Klasse) zugeordnet werden. Sprich: Eine Grundschule (1.-4. Klasse) eine "Unterschule" (statt Unterstufe 5-7), eine Mittel- (8-10) und eine Oberschule (11+). Aber das ist nur eine Verwaltungs-Sache und soll nur dafür Sorgen, dass die Vielzahl von Schulen und Schulgebäuden nicht ihren Sinn verlieren ;)

Wie auch immer, ich sehe auch ein großes Problem im Statusdenken der Eltern. Scheinbar ist es ein riesen Drama, wenn der Schützling mal pecken bleibt oder eben nicht aufs Gymnasium "darf". (Ein Unding, dass in manchen Bundesländern die Entscheidung der Grundschulklassenlehrer zuweilen bindend ist und auch spätere Wechsel alles andere als leicht.) Umgekehrt ist mir auch eine junge (i.Ü. türkische) Familie "untergekommen", die davon ausging, dass ihr jüngster Sohn wie alle anderen Kinder zuvor auch die Hauptschule besuchen würde. Aber wenn man sich mit dem Kind nur wenige Minuten unterhalten hat wusste man gleich, dass er dort völlig unterfordert wäre. Hier müssen vielleicht wirklich von den Grundschulen unabhängige Tests her, die aber nicht nur den aktuellen Stand überprüfen, sondern auch IQ, EQ und soetwas wie "Potential". Aber wie gesagt, all das wäre nicht notwendig, wenn es diese vermaledeite Dreigliedrigkeit nicht gäbe.

Ach ja noch so eine fixe Idee, die ich mit mir herum trage: Warum bleibt man eigentlich erst dann sitzen, wenn man in mehrere Fächern schlecht ist und dann auch noch, wenn man den Stoff, der einem fehlt schon lange hinter sich gelassen hat und einem "nur" die Grundlagen fehlen?
Soll heißen: Ich erlerne in Klasse 6 die Bruchrechnung (Mathe ist immer so hübsch anschaulich bei diesen Beispielen) und schlage mich mit Ach und Krach hindurch. In Klasse 7 kommt dann ein bisschen Algebra (huiii man kann auch mit Buchstaben rechnen) und Geometrie, klasse, die Themen liegen mir. In Klasse 8 soll ich dann Prozent- und Zinsrechnen erlernen und kann keine Bruchrechnung (im Übrigen tatsächlich recht häufig, dass Leute keine Bruchrechnung beherrschen, keine Ahnung warum). Und was passiert nun? Ich erlerne die Prozentrechnung nochmal (weil ich in Klasse 8 sitzen bleibe)  -_- ... super.
Viel schöner fände ich es, wenn man in jedem Fach einzeln sitzen bleiben könnte und dafür deutlich früher. Sagen wir... wenn ich beide Halbjahre in einem Fach "ausreichend" oder schlechter bin wiederhole ich... das Fach! alles andere läuft normal weiter, denn sooo Fachübergreifend funktioniert das Schulsystem nicht, dass mir jetzt die mathematischen Grundlagen fehlten, die ich in Physik bräuchte.
Der Effekt den ich mir ausmale ist der, dass ich wie im Beispiel oben in Klasse 6 in Mathe wiederhole, in Klasse 10 überfordert mich die Atomphsik und in Klasse 12 kann in mit Fontane gar nichts mehr anfangen. Alle andere Fächer laufen aber einfach weiter und ich mache nach 12 Jahren kein Abitur, denn ich habe noch drei Fächer, die ich noch nicht "voll" habe. Also ein dreizehntes Jahr, in dem ich diese Fächer zu ende bringe. Aber ich habe dann nur diese Fächer (und von mir aus, die anderen Fächer "einstündig" um sie warm zu halten). Ich kann mich also prima darauf konzentrieren und die Klassen wären im letzten Schuljahr vermutlich auch noch kleiner, beste Lernvoraussetzungen also. Ich weiß nicht ob das funktioniert, aber in meiner Vorstellung tut es das :)
Es könnte natürlich genauso gut sein, dass man im letzten Jahr dann die Inhalte der anderen Fächer vergisst, aber hat das Bildungssystem nicht ohnehin versagt, wenn Schüler nach einem Jahr die Inhalte nicht mehr kennen? Dann kann man sich den ganzen Mist auch sparen, wenn er nicht halbwegs (ein Jahr) nachhaltig ist.
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

socke

  • Mitglied
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #13 am: 17. August 2008, 10:33:57 »
Leider duerfte es ziemlich kompliziert (vmtl. unmoeglich) sein, die Stundenplaene der Klassen so anzupassen, dass ich aus drei verschiendenen Klassen Unterricht besuchen kann. Das wuerde dann dazu fuehren, dass ich unter Umstaenden erst mal 1-2 Jahre warten muss, bis ich den Mathe Unterricht der 8. Klasse besuchen kann, was auch irgendwie kontraproduktiv ist.

Aber grundsaetzlich trifft diese Idee genau den groessten Kritikpunkt am Sitzenbleiben: Die wenigsten Schueler, die sitzenbleiben waren in allem schlecht und langweilen sich entsprechend in vielen Faechern zu Tode.

socke
bueck dich fee, wunsch ist wunsch!

DU#1229

  • Gast
Re: Noten sind ungerecht...
« Antwort #14 am: 17. August 2008, 10:35:41 »
In einer elitenbildenden Leistungsgesellschaft, in der sogar mittels (Bank-) Noten bezahlt wird, sich über deren Gerechtigkeit zu unterhalten erscheint mir wenig fruchtbar.

Mein Frage also: Rogan, wo soll diese Diskussion hinführen?

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