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Autor Thema: "Ich schäme mich fürs ZDF"  (Gelesen 36723 mal)

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TheRaven

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #135 am: 17. Oktober 2008, 16:32:09 »
Gewalt ist ein Mittel zur Problemlösung. Je nach Kultur, sozialem Umfeld und Bildung sogar ein sehr gutes und wirksames Mittel. Wir in unserer ach so gebildeten westlichen Ziviliation sind da in der klaren Minderheit mit der Ansicht, dass Gewalt keine Lösung sei und vielleicht liegen wir mit dieser Ansicht sogar falsch, denn wenn es am Ende um Leben und Tod geht, dann kommt man überall wieder auf die Gewalt zurück. Reden, diskutieren und Kompromisse sind Luxusgüter, künstliche Ebenen und Konstrukte die man sich leisten kann.

Menschen sind Tiere. Intelligente, vielseitige und hochkomplexe Tiere aber die Basis ist dieselbe wie bei jedem anderen Lebewesen auch. Und diese besteht aus Selbsterhaltung und Reproduktion. Beides Sachen die man mit Gewalt wunderbar erreichen kann. Klappt ja seit Millionen von Jahren.

Gut, das ist alles unbrauchbare Theorie aber einerseits interessant und andererseits nicht unerheblich um meine Argumentationsbasis zu verstehen. Wir sind wohl alle im Rahmen unserer sozialen Umgebung so erzogen worden, dass Gewalt schlecht ist und im Rahmen dieser sozialen Ordnung ist das auch richtig. Mein Ansatz bei der ganzen Sache ist es nicht die Gewalt zu unterdrücken oder zu verbieten, sondern diese zu lenken. Studien haben gezeigt, dass Gewaltmedien drei Effekte auf das Aggressionspotential haben können, je nach Person: Abbauen, Aufbauen, Leerlauf. Ich persönlich zähle mich zu der ersten Gruppe, welche blutige Filme und Metzelspiele mag, weil diese mein Gewaltbedürfnis befriedigen. Wie jeder Mensch bin ich Frust und Wut ausgesetzt, welche sich akkumuliert und irgendwo abgelassen werden muss. Viele nutzen dafür Sport, andere Fluchen und Toben, wieder andere schiessen oder stechen auf virtuelle Figuren ein, einige hacken Holz und andere werden leider gegen ihre Mitmenschen gewalttätig.

Das Aufbauen von Aggressionen bei digitalen Spielen und Filmen ist ein interessantes Thema und muss hier bereits wieder getrennt werden, denn Computerspiele haben in der Tat einen relevanten Unterschied zum Film. Interaktivität. Allerdings gehe ich jetzt nicht den Weg, den so viele Leute gehen und behaupte, dass man das, was man im Spiel macht dann in der Realität wiederholt. Ja, vielleicht in Einzelfällen. Mein Ansatz ist ein ganz anderer. Interaktivität bedeutet Beeinflussung des Mediums und diese ist bei Computerspielen logischerweise positiv und negativ. Man kann also "gewinnen" und "verlieren". Verlieren und dies öfters als Gewinnen bedeutet Frust. Seht, beim Abbauen von Aggression und Frust geht es darum seine Überlegenheit, seine Macht zu demonstrieren. Wenn man jedoch verliert, dann hat dies genau den gegenteiligen Effekt. Oder ganz einfach gefragt, habt ihr schon jemals einen Menschen gesehen, der einen High-Score schafft, die Counter-Strike Runde gewinnt oder ein Level Up erreicht und dann mit einer höheren Aggression dasteht als vorher? Ich könnte hier noch ewig weiterfahren aber ich belasse es bei der folgenden Aussage: Gewalt in virtuellen Spielen ausüben führt nicht dazu, dass man Gewalt im richtigen Leben ausführt. Es ist komplexer und vernetzter als das.

Gewalttätige Medien wirken desensibilisierend und bei Filmen ist das die Hauptkritik und wohl auch angebracht. Desensibilisierung mag für einige Leute Grund genug sein solche Medien zu verbieten aber auch hier ist es eine Frage der Person und der Menge. Ich verstehe, dass die Gesetzgebung und Regulatorien jeweils auf das schwächste Glied der Kette abgestimmt werden aber hier halte ich schwarz/weiss Ansätze für nicht genügend.

Also um den Bogen zum TV zu schlagen. Man kann nicht generell sagen, dass TV die Leute dumm oder gewalttätig macht, denn wenn man schon dumm ist, dann macht das nichts, wenn man dümmer ist, dann kann es einem rauf ziehen und ist man intelligenter, dann kann es einem runter ziehen aber zum Glück kann man es in dem Falle auch einfach ignorieren. Der Streitpunkt ist ja eigentlich lediglich, wo das Fernsehprogramm seine Messlatte ansetzen soll. Aus Bildungssicht logischerweise über der Masse, aus Wirschaftssicht in der Masse und aus nihilistischer Weltsicht sicherlich unter der Masse.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Berandor

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #136 am: 17. Oktober 2008, 17:16:45 »
Ich möchte auch nur noch sagen, dass Gewalt ≠ körperliche Gewalt. Letztere ist nur eine Teilmenge.
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Archoangel

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #137 am: 17. Oktober 2008, 17:24:33 »
Ich möchte auch nur noch sagen, dass Gewalt ≠ körperliche Gewalt. Letztere ist nur eine Teilmenge.

...und sich körperliche Gewalt nicht unbedingt gegen Personen richten muss.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

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Wormys_Queue

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #138 am: 17. Oktober 2008, 19:33:28 »
Falls das so verstanden wurde, hatte ich nicht vor, eine kausale Verkettung zwischen Computerspielen und Gewaltanwendung herzustellen, gehöre allerdings auch nicht zu denjenigen, die es für unbedenklich halten wenn 13-jährige unkontrollierten Zugriff auf Splattermovies, Ab-18-Computerspiele und dergleichen haben.

Aber eigentlich gins mir nur darum ein Gegenbeispiel zu Deus These zu liefern, der Gewaltbereitschaft in seinem vorherigen Beitrag vor allem an sozialem Status und Bildungsgrad festgemacht hat. Letzten Endes sehe ich in der von TheRaven genannten Desensibilisierung das Hauptproblem
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Wormy's Worlds

Archoangel

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #139 am: 17. Oktober 2008, 20:06:35 »
Leider gibt es psychologische Studien die einen Zusammenhang zwischen medial aufgenommener Gewalt und Gewaltbereitschaft nachweisen können. Sicher gibt es auch andere begünstigende Faktoren. Aber einen Nachweis des Einen als Einfluss auf das Andere kann man erbringen.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

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Berandor

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #140 am: 17. Oktober 2008, 21:52:06 »
Nein, kann man nicht. Bislang konnte Korrelation gezeigt werden, und angesichts von Lerntheorien ist ein kausaler Zusammenhang auch plausibel. Aber es kann auch sein, dass gewaltbereite Jugendliche anfälliger für diese Medien sind, oder dass eine dritte Variable beide gleichermaßen bedingt oder (unwahrscheinlich) sogar zwei unabhängige Variablen, die parallel laufen. Es sei denn, es gibt da neuere Studien, die ich noch nicht kenne.

Ich persönlich bin ziemlich sicher, dass es auch einen kausalen Zusammenhang gibt, gerade bei Computerspielen, zumal Ravens "Theorie" vom Abreagieren zwar freudianisch ist, aber sich empirisch eben nicht bewahrheitet; stattdessen sind Aggressionen durch Spielen/Gucken/Punchingbälle eher angestiegen.
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Darigaaz

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #141 am: 17. Oktober 2008, 22:36:18 »
Leider gibt es psychologische Studien die einen Zusammenhang zwischen medial aufgenommener Gewalt und Gewaltbereitschaft nachweisen können. Sicher gibt es auch andere begünstigende Faktoren. Aber einen Nachweis des Einen als Einfluss auf das Andere kann man erbringen.
Ja, diese Studien sagen aber letztlich nur aus, daß psychisch labile Personen gefährdeter sind als ''normale'' Personen. Deshalb wird aus einem Berandor hier im Forum mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Amokläufer, wenn er mal CS spielt, mit höherer Wahrscheinlichkeit aber ein Berandor, der viel Gewalt in seinem Umfeld von Kindesbeinen an erlebt hat.

Eine neuere Studie zu Onlinespielen sagt aus, das selbst bei normalen Menschen ein Realitätsverlust da ist, wenn man in diese Onlinewelten eintaucht, aber der psychisch Labile erst fühlt sich animiert, sein Belohnungszentrum auch in der Realität mit den gleichen Dingen zu stimulieren, da ein normaler sozialer Kontakt nicht gegeben ist, und mit diesem Onlinekram wird das kompensiert. Lief neulich auf Arte oder 3Sat.
« Letzte Änderung: 17. Oktober 2008, 23:26:24 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

TheRaven

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #142 am: 17. Oktober 2008, 23:23:39 »
stattdessen sind Aggressionen durch Spielen/Gucken/Punchingbälle eher angestiegen.
Und ich nehme an diese empirischen Beweise dafür hast du?
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- Friedrich

Berandor

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #143 am: 17. Oktober 2008, 23:27:58 »
okay, der semantischen Genauigkeit: nach. Allerdings haben sich Versuche, das "abreagieren" zu testen, nicht bestätigt. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das nicht alles vor der "MRI-Revolution", also bin ich ebenfalls nicht sicher, wie die Aggression getestet wurde.
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Berandor

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #144 am: 18. Oktober 2008, 13:08:41 »
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28956/1.html
Zitat
Gottschalk, der in Frisur und Kleidung gar nicht so weit entfernt von dem als Symbolfigur der Schlechtigkeit gebrandmarkten "Atze Schröder" war, stellte den stetigen Qualitätsabfall als Sachzwang dar und warnte vor angeblich noch schlimmeren Untiefen im Internet

Die es gibt, aber – und hier ist der Unterschied – auch sehr hohe Gipfel, wann immer man danach suchen will.
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Xiam

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #145 am: 18. Oktober 2008, 16:08:39 »
Oh je, sind da viele Tippfehler drinne. Der Verfasser hat wohl zu viel Fernsehen geschaut, anstatt auch mal ein Buch zu lesen.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Deus Figendi

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #146 am: 18. Oktober 2008, 16:25:03 »
Ich schau mir gerade die "Aussprache" an: http://www.youtube.com/watch?v=zDQSmE9tkcI&hl=de kann noch nicht sagen obs vollständig ist, 30min.
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

Greifenklaue

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #147 am: 18. Oktober 2008, 19:16:15 »
Müßte. Die Originalsendung war auch 30 min lang!

-> http://www.sueddeutsche.de/kultur/617/314516/text/

(ganz interessante Kritik dazu)

Wormys_Queue

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #148 am: 18. Oktober 2008, 20:31:50 »
Bin mir nicht sicher, ob da nicht nur jemand die Gelegenheit nutzt, eine kleine persönliche Fehde auszutragen. Habs aber nicht gesehen, daher nur eine Vermutung.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Berandor

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Re: "Ich schäme mich fürs ZDF"
« Antwort #149 am: 20. Oktober 2008, 09:35:28 »
Leselinks zu Medien und Qualität.

Telepolis: Wann kommt die Bankrotterklärung der Vierten Gewalt?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28962/1.html

Stefan Niggemeier: schlechter online
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/schlechter-online/
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