Autor Thema: 500 Milliarden Euro!  (Gelesen 5732 mal)

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Berandor

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #15 am: 14. Oktober 2008, 06:59:14 »
In einer global vernetzten Welt, wie wir sie haben, ist es illusorisch, mit nationalen Regulativen tatsächlich erfolgreich sein zu können. Man sieht ja auch, dass jetzt die Welt den Banken helfen muss, nicht nur die USA. Ebenso braucht es einheitliche, internationale Regeln zur Steuerung des Marktes. Das ist m.E. aber ebenso unwahrscheinlich wie zu hoffen, dass TheRaven zum Gate-Treffen kommt. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Berandor

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #16 am: 14. Oktober 2008, 07:17:21 »
Gerade gefunden: Untangling CDOs, eine tolle Kurzbeschreibung der Finanzkrise:
http://vimeo.com/1876936?pg=embed&sec=1876936
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Balrog_Master

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #17 am: 14. Oktober 2008, 07:50:51 »
Eine Diskrepanz zwischen der Summe der Aktienkurse und der Summe der Buchwerte aller Unternehmen muss unweigerlich zu einer "Kurskorrektur" führen. Es lebe der Kapitalismus!
Ich war böse. Eine Succubus soll mich bestrafen!

Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #18 am: 14. Oktober 2008, 09:06:35 »
Ich persönlich fänds nicht sonderlich schön, wenn man meine Bank pleite gehen ließe. Weiß nicht, wie es dir so geht...

Würde mich an sich nicht sonderlich tangieren...Wäre natürlich schade um Putzfrauen, Systemadministratoren und die ganzen anderen Leute, die unverschuldet ihren Job verlieren, aber das ist ja leider nichts neues.

Klar ... lassen wir eine Bank mit einer Bilanzsumme von 400 Mrd. € mal pleite gehen - dass hat sicher keine Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft. Mann - so naiv möchte ich auch mal gerne sein...

Der Vorschlag war nicht ganz ernst gemeint, schade dass du das nicht bemerkt hast. Aber nebenbei: wenn wir diese Banken alle retten, hat das ganz sicher ebenfalls Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft, die uns nicht gefallen werden  wink
Anti - Psionik - Liga

Xiam

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #19 am: 14. Oktober 2008, 09:51:27 »
Gerade gefunden: Untangling CDOs, eine tolle Kurzbeschreibung der Finanzkrise:
http://vimeo.com/1876936?pg=embed&sec=1876936
Vielen Dank, die ist echt gut  :thumbup:

Wenn das, was der da in diesem kleinen Video erklärt so stimmt, dann soll mir bitte nochmal einer erzählen, dass nicht absehbar war, was für ein Kartenhaus diese ganze Hedge Fond Angelegenheit war.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Troll

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #20 am: 14. Oktober 2008, 11:00:27 »
Taysal: Das meiste Geld, das jetzt weg ist, ist virtuell, also nicht wirklich gedruckt oder so. Daher können die Finanzvolumina auch so riesige Summen annehmen, das ist eben der Kurs, und wenn man das theoretisch zu Geld machte, würde man... aber das tut dann keiner. Sonst passiert so was hier :)

Zumindest hab ich das immer so verstanden, bitte um Korrektur, wenn falsch.

So wie ich es verstanden habe, ist das Geld vor dem Zusammenbruch in die Privattaschen der Manager und Gesellschafter jener Institutionen geflossen, denen nun mit Steuergeldern ihre Verluste finanziert werden.
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

Xiam

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  • Mörder der 4E
Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #21 am: 14. Oktober 2008, 11:37:29 »
Falsch. Schaut euch das Video an, das Berandor verlinkt hat.

Demnach gibt es nämlich gar kein Geld und deswegen ist das Kartenhaus zusammengefallen. Man hat lediglich mit Optionen spekuliert.

Irgendwo am Anfang steht eine Bank, die einem Privatmenschen einen Kredit gewährt hat, damit dieser sich ein Haus kaufen konnte. Um die Kredite mit einem möglichst großen Zinsertrag zu vergeben, wurden sie an Menschen vergeben, die eigentlich überhaupt nicht kreditwürdig sind, weil sie keine Sicherheiten hatten. Normalerweise ist das nicht so schlimm, denn in der Regel können diese Leute ihre Raten trotzdem vom laufenden Einkommen bezahlen und wenn wirklich was ausfällt, wird eben sein Haus zwangsversteigert. Eventuelle Verluste fängt der Gewinn aus anderen Krediten auf.

Die Bank widerrum hat diese Kredite bzw. Optionen auf Gewinne aus diesen Krediten in Fonds an Investorten weiter verkauft z.T. mit völlig illusorischen Gewinnprognosen und unter Verschweigung der Risiken.

Blöd , wenn dann diese Kredite gar keine Gewinne mehr abwerfen, weil sie reienweise platzen. Die Banken in den USA haben zu viele Immobilienkredite an zu viele kreditunwürdige Leute vergeben. Man wollte ja Gutmensch sein und Menschen ins "eigene Heim" bringen.

Nun kam eine Welle ins Rollen. In den USA ist es leider so, dass die Konjunktur im Detail viel stärker schwankt, als hier und einzelne Menschen unvorhergesehen plötzlich in NBotlagen geraten können, die existenzbedrohende Ausmaße annehmen, weil ein soziales Sicherungsnetz fast nicht vorhanden ist. Arbeitsplatzverlust, lange Krankheiten etc. können von heute auf morgen dafür sorgen, dass das ohnehin knapp kalkulierte Budget einer Familie plötzlich total aus den Fugen gerät. Und das ist bei der Konjunkturflaute in den vergangenen Jahren leider immer häufiger und immer mehr Familien passiert.

Menschen konnten nun ihre Tilgungsraten für ihre Kredite nicht mehr bezahlen und verloren ihr Haus. Die Zinsen stiegen, denn die Banken müssen ja irgendwie die Verluste aus geplatzten Krediten wieder rein bekommen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Und so verloren nach und nach immer mehr Leute ihre Häuser an ihre Banken, welche plötzlich ungewollt zu Immobiliengroßeignern wurden, die sie wegen drastisch sinkender Immobilienpreise (Angebot und Nachfrage) nicht mehr zu dem Preis verkaufen konnten, den sie eigentlich haben müssten, um ihre Fonds zu finanzieren. Ich habe von Neubausiedlungen gelsen, die Geisterstädten gleichen, weil jedes dritte Haus eine Bank gehört und leer steht.

Die Immobilienkrise vom Frühjahr dieses Jahres war da und hat bereits die Finanzkrise im Gepäck, die wir jetzt haben. Banken haben sich auf diese Art aus Gier auf maximale Rendite aus Risikogeschäften (hauptsächlich eben Krediten an Kreditnehmer ohne ausreichende Bonität) bis an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gewirtschaftet, weil plötzlich im großen Stil Kreditnehmer ihrer Ratentilgung nicht mehr nachkommen konnten.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Wormys_Queue

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #22 am: 14. Oktober 2008, 11:51:16 »
Wenn das, was der da in diesem kleinen Video erklärt so stimmt, dann soll mir bitte nochmal einer erzählen, dass nicht absehbar war, was für ein Kartenhaus diese ganze Hedge Fond Angelegenheit war.

unser BWL-Prof hat es jedenfalls schon vor ein paar Jahren vorhergesagt. Ist ja auch nicht das erste mal, dass es damit Probleme gibt.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Troll

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #23 am: 14. Oktober 2008, 12:28:07 »
Falsch. Schaut euch das Video an, das Berandor verlinkt hat.

Demnach gibt es nämlich gar kein Geld und deswegen ist das Kartenhaus zusammengefallen. Man hat lediglich mit Optionen spekuliert.

[...]
Leider kann ich das Video zwar sehen, aber auf der Arbeit nicht hören.

Dennoch scheint mir das ganze so nicht vollständig. Richtig ist sicherlich, das ein guter Teil des Geldes in grade unverkäuflichen Immobilien liegt, dennoch verschweigt diese Darstellung, daß ja mit dem Handel der "Optionen" Geld verdient wurde - Geld, das, so wie ich es verstanden habe, aus dem System heraus genommen (und eben in Privatvermögen verwandelt) wurde. 

Im Übrigen wäre es auch einfach die Krise zu lösen, indem man dort ansetzt, wo sie entstanden ist:  bei den Immobilien. Hätte die US-Regierung das jetzt zur Rettung der Banken zu nutzende Geld genommen und damit die Kredite für die Häuser bezahlt, wäre die Finanzkrise nicht entstanden und die USA hätte ein Programm zum "sozialen" Wohnungsbau gehabt.
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

Troll

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #24 am: 14. Oktober 2008, 12:37:56 »
Wenn das, was der da in diesem kleinen Video erklärt so stimmt, dann soll mir bitte nochmal einer erzählen, dass nicht absehbar war, was für ein Kartenhaus diese ganze Hedge Fond Angelegenheit war.

unser BWL-Prof hat es jedenfalls schon vor ein paar Jahren vorhergesagt. Ist ja auch nicht das erste mal, dass es damit Probleme gibt.

Das haben schon einige viel früher und grundsätzlicher erkannt - daß  Krisen dem Kapitalismus immanent sind,  ist nicht erst seit Marx u. Engels eine Binsenweisheit.  Unter anderem der Keynesianismus wurde zur Überwindung dieser Krisen entwickelt.
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

TheRaven

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #25 am: 14. Oktober 2008, 12:40:51 »
Zitat
Im Übrigen wäre es auch einfach die Krise zu lösen, indem man dort ansetzt, wo sie entstanden ist:  bei den Immobilien. Hätte die US-Regierung das jetzt zur Rettung der Banken zu nutzende Geld genommen und damit die Kredite für die Häuser bezahlt, wäre die Finanzkrise nicht entstanden und die USA hätte ein Programm zum "sozialen" Wohnungsbau gehabt.
Mit dem kleinen Unterschied, dass die USA davon ausgeht am Ende mit diesem Paket Gewinne zu erzielen, während man bei der anderen Lösung das Geld zum Fenster rauswerfen würde. Kommt schon Leute, schon klar, dass hier jeder ein wenig mitreden will aber die ganze Sache wirkt momentan eher etwas dilettantisch, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass wir alle Dilettanten sind. Ich jedenfalls halte mich für keinen grossen Kenner der Finanzmärkte und denke wohl, dass dieses Rettungspaket von Leuten erdacht und ausgearbeitet wurde, die sicherlich Experten auf ihrem Gebiet sind, auch wenn man hier sicherlich mit Zynismus gut ansetzen könnte. Dieses Thema hier wird langsam zu einer Venusfliegenfalle für selbsternannte Experten, die sich dann hübsch lächerlich machen können.
« Letzte Änderung: 14. Oktober 2008, 12:43:53 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Troll

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #26 am: 14. Oktober 2008, 12:59:37 »
Mit dem kleinen Unterschied, dass die USA davon ausgeht am Ende mit diesem Paket Gewinne zu erzielen, während man bei der anderen Lösung das Geld zum Fenster rauswerfen würde.

Naja, kommt darauf an, was man unter Gewinn für DIE USA versteht. Das die Regierung aber (nur) Interesse an einer Lösung hat, die ihr Gewinne bringt, die sie dann wieder innerhalb ihrer Netzwerke verteilen kann, ist schon richtig.


Zitat
Kommt schon Leute, schon klar, dass hier jeder ein wenig mitreden will aber die ganze Sache wirkt momentan eher etwas dilettantisch, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass wir alle Dilettanten sind. Ich jedenfalls halte mich für keinen grossen Kenner der Finanzmärkte und denke wohl, dass dieses Rettungspaket von Leuten erdacht und ausgearbeitet wurde, die sicherlich Experten auf ihrem Gebiet sind, auch wenn man hier sicherlich mit Zynismus gut ansetzen könnte. Dieses Thema hier wird langsam zu einer Venusfliegenfalle für selbsternannte Experten, die sich dann hübsch lächerlich machen können.

"Ich habe keine Ahnung, aber dafür eine Meinung" ist doch dir Grundlage für alle Diskussionen im Gate, oder?
Sicherlich werden an den Problemlösungen Experten arbeiten, vermutlich dieselben, die noch vor kurzem von Deregulierung und Freiheit der Märkte geredet haben.  Zumal Experten ja nun auch nur interessengeleitet sind und sich wie immer die Frage stellt, wessen Interessen das wohl sind.
Und das schöne ist, daß ich mich mit meinen Vorschlägen kaum blamieren kann, sie werden eh nie umgesetzt.
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

Troll

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #27 am: 16. Oktober 2008, 14:56:15 »
Hm, wenigstens die Australier scheinen meine Idee zumindest im Grundsatz zu teilen:

Zitat
Der Großteil der Gelder geht an die vier Millionen Rentner, die 4,8 Milliarden Dollar erhalten. Ein alleinstehender Rentner wird im Dezember eine Einmalzahlung von 1.400, ein Rentnerpaar von 2.100 Dollar erhalten. Wer einen alten Menschen pflegt, wird 1.000 Dollar erhalten. 3,9 Milliarden gehen an Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die Kinder haben. An die Familien der 3,8 Millionen Kinder wird pro Kind ein Betrag von 1.000 Dollar ausgezahlt. Und einen weiteren dicken Brocken erhalten diejenigen, die ein Haus bauen. Dazu haben sie bislang einen Zuschuss von 7.000 Dollar bekommen, der jetzt bis Ende 2009 auf 14.000 aufgestockt wird. Wer ein neu erbautes Haus kauft, kriegt noch einmal 7.000 Dollar drauf. 187 Millionen fließen in Programme zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitslosen. Im Dezember soll ein Bauprogramm mit einer Prioritätenliste für die Bereiche Ausbildung und Forschung, Gesundheitssystem sowie Transport und Kommunikation vorgelegt werden

Quelle
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

Berandor

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #28 am: 17. Oktober 2008, 13:32:54 »
Ich studiere ja Wirtschaft (wenn auch auf Lehramt) und habe mich zumindest ansatzweise mit der Krise beschäftigt, aber erst jetzt "die" Quelle gefunden. Wenn man nur eine Sache liest oder hört, um die Krise zu verstehen, dann diese hier: The Giant Pool of Money. Unter dem Link kann man die streamen lassen, in iTunes auch kaufen (0,95€, knapp 1 h). Wirklich sehr verständlich und umfassend, nicht nur von einer Warte aus.

Die haben auch eine zweite Sendung: Another frightening show about the economy. Die habe ich aber noch nicht gehört und lässt sich noch nicht kaufen.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

TheRaven

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Re: 500 Milliarden Euro!
« Antwort #29 am: 17. Oktober 2008, 14:26:06 »
Wenn man nur eine Sache liest oder hört, um die Krise zu verstehen, dann diese hier: The Giant Pool of Money.
Awesome. Tolle Sache.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich