Für alle Rollenspieler sehr zu empfehlen. Wie immer bin ich bei Erstpersonen-Perspektive und Rollenspiel äusserst skeptisch aber das Spiel ist absolut genial gemacht und spielt sich auch wie ein Rollenspiel, was wohl viele Actionfreunde sehr enttäuschen wird. Der Kampf funktioniert wahlweise mit einem Punktesystem und anvisieren von einzelnen Körperteilen oder in Echtzeit. Wahlweise bedeutet, dass man beides braucht aber selber bestimmen kann, wann und wie.
Das "Vault-Tec Assisted Targeting System" oder VATS funktioniert so, dass man neben dem Lebensbalken und dem Verstrahlungsbalken einen Punktebalken hat. Baucht man VATS, dann pausiert das Spiel und man kann in aller Ruhe Gegner, auch mehrere, anvisieren, und auch mehr als einen Schuss in Auftrag geben. Diese Aktionen werden dann spektakulär inszeniert mit einer cinematischen Kamera. Die Punkte sind dann aber weg und müssen sich in Echtzeit wieder aufladen. Bei vielen Gegnern oder starken Gegnern muss man also zwingend beide Kampfoptionen, meist wechselweise, nutzen.
Das Charaktersystem ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und wer Fallout kennt, fühlt sich direkt zuhause und das Schöne dabei? Jede Fertigkeit ist gleichsam sinnvoll und beschert einem XP. Computer hacken, Schlösser öffnen, Gegenstände reparieren, Leute in Gesprächen überzeugen und natürlich Feinde abschiessen gibt alles gleichsam XP. Bei vielen Quests gibt es optionale Ziele, welche sich meist nur mit einer spezifischen Fertigkeit erfüllen lassen, was diese also auch innerhalb der Geschichte sinnvoll macht. Zum Beispiel soll man in einem Supermarkt Lebensmittel und optional Medizin besorgen. Die Medizin ist aber hinter einer Bunkertüre, welche sich nur mit Science (Computer hacken) öffnen lässt.
Dann wäre da die Welt und Interaktion selbst. Wenn man den sehr speziellen Fallout-Stil mag, dann ist das wunderbar und man fühlt sich in die durchaus glaubwürdige Welt hineingezogen. Die Welt ist den Vorgängern in jeder nur erdenklichen Weise würdig. Der Anfang ist der Beste, welchen ich jemals in einem RPG gesehen habe. Es fängt mit der eigenen Geburt an, geht weiter zu dem Punkt wo man ein Jahr alt ist, dann 10, dann 16 und dann erwachsen. In jedem Alter wird man mit bestimmten Aspekten des Spieles vertraut gemacht und trifft Entscheidungen bezüglich seines Charakters. Es ist also das Tutorial und die Charaktergenerierung in einem. Als Einjährige durch die Gegen wackeln, Kinderbücher lesen und den lustigen Ball durch die Gegend werfen ist toll.
Die Schwäche des Spieles ist, für PC Fans, die Grafik. Sie ist stimmig aber schlicht veraltet. Die Charaktere sehen nicht so aus, wie sie es heutzutage könnten und die Welt, zwar imposant (vor allem der Blick in die Ferne), aber trostlos, was aber zum Glück zum Teil sogar absichtlich ist, weil es halt nun mal eine postapokalyptische Wüste ist. Wer Oblivion kennt, weiss haargenau wie die Grafik aussieht, denn es ist dieselbe Engine und die wurde nur minimal verändert. Das Positive daran ist, dass die Hardware-Anforderungen angenehm sind. Ein weiteres Übel ist die Steuerung oder genauer gesagt die Tastenbelegung. Jeder, der sich auf dem PC an etwas anders als AWSD gewöhnt hat, wird sich nerven, da man zwar die wichtigsten Aktionen frei zuweisen kann aber eine Vielzahl an Bedienungselementen starr über die Tastatur verteilt werden. Das ist leider in letzter Zeit bei vielen Spielen, primär den Konsolenumsetzungen, ein grosses Problem.
Das hier ist die Lösung für all diese Probleme.