Wenn also Ende diesen Jahres ein Teenager vor seinem Monitor sitzt und gerade mit seinem Tauren-Druiden die Welt des Kriegshandwerks unsicher macht und mitten im Raid wirft so ein blöder Mitspieler ein "sorry, muss zum RPG". Dann wird sich der Teenager ärgern und vielleicht Antworten "Hä? Du bist doch beim RPG! Komm bleib noch, wir haben eh zu wenig Heiler" und er bekäme zur Antwort "Hehe, nein, ich meinte P&P-RPG" und der Teenager würde fragen "Häää?" und der Heiler würde entgegnen "Hab jetzt keine Zeit, muss weg, aber kannst dir ja http://de.wikipedia.org/wiki/Pen-%26-Paper-Rollenspiel mal durchlesen" dann, ja dann hat dieses Hobby vielleicht einen neuen Mitspieler und er wird nicht unbedingt auf D&D kommen (obwohl in dem Artikel erwähnt), aber er könnte und er hat von Anfang an drei Grundregelwerke und 1-3 Erweiterungsbände (sollte sich denn jemand finden) zum Geld ausgeben verfügbar.
Ungefähr so ist es mir Anfang 2008 ergangen. Wir hatten einen P&P-Rollenspieler in unserer Gilde und der hat sich immermal wieder explizit verabschiedet (à la: cu... muss zum P&P-RPG *freu*).
Da ich generell ein großer Spiele-Fan bin, wurde ich neugierig und fragte ihn, was es damit auf sich habe. Ich kannte schließlich niemanden in meinem Freundeskreis, der jemals etwas von Pen&Paper gehört hätte. Natürlich kam ich dann zunächst zu Wikipedia! Der P&P-Spieler aus WoW hatte mir als Einsteiger Arcane Codex empfohlen. Zwar gefiel mir der Webauftritt aber "Dark Fantasy" wollte mir nicht sonderlich zusagen.
Außerdem befürchtete ich, dass ich nach einem studienbedingten Umzug nach Tübingen möglicherweise niemanden finden könnte, der mit mir ein eher kleineres System spielen wollte.
Die großen Systeme sind vielleicht nicht ohne Grund so groß geworden, dachte ich mir...
Letzten Endes standen sich also D&D und DSA gegenüber und ich musste mich entscheiden. Soweit ich mich erinnere haben folgende Punkte für mich eine Rolle gespielt:
D&D erwartete eine neue Edition. Sollte ich also wirklich noch in die 3.5er einsteigen? Andererseits gab es schon vorab große Kritik an der 4E und bei der 3.5er konnte ich zumindest sicher sein, genügend Quellenmaterial zu finden. Ich wollte sofort anfangen und nicht noch auf die 4E warten müssen, nur um auf dem neusten Stand zu sein. Genügend Geld hatte ich zu dieser Zeit.
DSA ist weitverbreitet. Dagegen sprach allerdings, dass mir der Name der Spielwelt Aventurien überhaupt nicht gefällt. Ich finde ihn unglaublich platt und einfallslos. Außerdem las ich von der großen Komplexität und dass es eher weniger Einsteigerfreundlich sein sollte. Mir war auch nie klar, welche Bücher ich wirklich für einen Einstieg in die DSA-Welt benötige; gegenüber das Grundregelwerk bei D&D für mich sehr einfach als solches zu erkennen war.
Zudem finde ich die Cover der DSA-Bücher nicht wirklich gelungen. Die D&D 3.5 Cover gefallen mir auch heute noch besser als die Cover der DSA-Bände.
Ich klickte mich wochenlang durch unzählige Bash-Threads, aus denen ich meistens nichts konstruktives entnehmen konnte. Denn jedes Argument wird bei diesem Thema bekanntlich immer wieder angezweifelt oder scheinbar widerlegt.
D&D = Hack&Slay? DSA = überladen und unnötig kompliziert? Beide Argumente schreckten mich gleichermaßen ab.
Naja, letzten Endes bin ich dann doch beim "einzig wahren System" gelandet..
Keine Ahnung, welcher Teufel mich damals geritten hat, dass ich innerhalb weniger Monate über 450 € für ein Hobby ausgegeben habe, ohne es vorher auch nur ein einziges Mal wirklich auszuprobieren. Woher hatte ich überhaupt soviel Geld?
Achja.. Der Zivildienst...