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Autor Thema: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin  (Gelesen 44558 mal)

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Aqualung

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #15 am: 22. Januar 2009, 13:17:27 »
Zitat
Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Aha ... ich darf also in meinem Chemie-Unterricht auch nicht mehr die verschiedenen Atom-Modelle durchnehmen, weil ja nur eines davon richtig sein kann??? Also sit die einzig sinnvolle Entscheidung Atommodelle gar nicht mehr zu lehren???


Dazu fällt mir nur ein: gefährliches Halbwissen.

Die verschiedenen Atommodelle sind natürlich noch zu lehren, genauso wie klassische Mechanik. Es baut auf einander auf und ist dadurch auch leichter zu verstehen. Komplett falsch (aber auch komplett richtig) ist keines. (abgesehen von ganz vberwirrten Theorien :-D )

Darigaaz

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #16 am: 22. Januar 2009, 13:20:49 »
Zitat
Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.
Ohne Frage aber definitiv nicht im Bereich der Naturwissenschaften. Dort hat Religion nichts zu suchen. Und ich gehe davon aus, daß Selvan genau das meint.

Zitat
Also sit die einzig sinnvolle Entscheidung Atommodelle gar nicht mehr zu lehren???
Die sinnvolle Entscheidung wäre, das aktuell anerkannte zu lehren und auf die vorherigen als historischen Rückblick einzugehen.

« Letzte Änderung: 22. Januar 2009, 13:23:31 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Archoangel

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #17 am: 22. Januar 2009, 13:23:28 »
Zitat
Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.
Ohne Frage aber definitiv nicht im Bereich der Naturwissenschaften. Dort hat Religion nichts zu suchen. Und ich gehe davon aus, daß Selvan genau das meint.



Weshalb wir also auch Geschichte, Sozialkunde und Sprachen, Sport, Kunst und Musik aus dem Unterricht verbannen sollen?
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Darigaaz

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #18 am: 22. Januar 2009, 13:26:20 »
Was hat das bitte mit meiner Aussage zu tun? Was hat Kunst mit Naturwissenschaft zu tun? Wo erklärt ein Künstler mit Expressionismus die Entstehung der Welt?

Zitat
Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.
Religion gehört für mich zum Allgemeinwissen und darf sich ruhig diesen Anspruch nehmen, solange man die Schüler informiert und nicht indoktriniert und konditioniert, was zumidnest ind em Unterricht, den ich kennengelernt habe, auch nie stattfand.

Zitat
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)
Wenn Religionsunterricht, bin ich für ausnahmslos christlich evangelisch/katholisch, denn dies sind hier im Land die vorherrschenden Konfessionen (denke ich mal). Islam und sonstige Religionen gehören für mich dann zu dienem 'Privatvergnügen' und ich persönlich würde den anderen Konfessionen dann die Wahl lassen: entweder ebenfalls christliche Religion oder Ethik, so lief es auch bei uns and er Schule ab, denn, wie Eleonora, hatte auch ich einen Untericht, der über die Religion informierte und nicht versuchte, die Schüler zu kleinen Schläfern umzuerziehen.

Zitat
3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!
Solange man die Kinder informiert und ihnen so die Wahl lässt, ist es okay. Die Aufklärung muß nicht automatisch am Religionsunterricht festgemacht werden.
« Letzte Änderung: 22. Januar 2009, 13:38:42 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Eleonora

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    • Aas und andere Leckerein
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #19 am: 22. Januar 2009, 13:29:54 »
Niemand konnte mir bisher sinnvoll begründen, WARUM er ausgerechnet Religion XY folgt (ohne dabei gleichzeitig fundamentale Grundpfeiler der Wissenschaft und des evidenzbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne).

Wie sollte Dir das jemand begründen? Du bist offensichtlich nicht religionsgläubig sondern hältst die 'Wissenschaft' (was auch immer das ist und wie auch immer Du mir das erklärst ohne dabei die fundamentalen Grundpfeiler der Religion und des erfahrungsbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne) für die Messlatte aller Dinge.

Zitat
EDIT: Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Das ist so fundamentalistisch, dass selbst die meisten Fundamentalisten davon Abstand nehmen würden.
Abgesehen davon ist der Lehrplan an deutschen Schulen voll von längst wiederlegten/überholten Dingen (zB die Aufteilung der Erzählperspektiven in einen Ich-Erzähler, Er-Erzähler usw.). Maßstab der Wissenschaftlichkeit ist die Falsifizierbarkeit. Alles, was wir heute 'wissen' kann sich morgen als 'Glaube' herausstellen.

Der Religionsunterricht den ich in meiner Kindheit in Niedersachsen hatte, war eben das: Unterricht über Religionen und daran kann ich nichts Falsches sehen. Wie soll ein Kind begreifen, weshalb in unserem Grundgesetz das Recht auf Religionsfreiheit verankert ist, wenn es nicht weiß, was für Religionen es gibt, wie die zueinander stehen, was es für historische Entwicklungen in der Religion gab, welche Gebote und Verbote eine Religion aufstellt?

Als ich dann nach Brandenburg zog, wurde ich auf einmal mit dem seltsamen Schulfach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" (LER) konfrontiert, ein seltsames Wirrwarr aus Religionsunterricht (leider nicht wie oben beschrieben), Basteln und schrecklich suggestiven Verantwortungsfragen - ein so großes Wirrwarr, dass der Unterricht im Grunde keinen Zweck erfüllte: es gab nichts zu lernen, das bisschen Vermittlungsstoff war Allgemeinwissen - zumindest welches, dass man für eine 7. Gymnasialklasse voraussetzen dürfte. Was haben wir dort getan? Wir haben gelesen: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr zum Beispiel. Dann haben wir darüber gesprochen (übrigens nicht mit einer Möglichkeit von freier Meinungsbildung, sondern, wie immer, wenn es in Deutschland um Hitler geht unter dem Diktum des personifizierten Bösen, nicht die Frage "Was ist geschehen, welche Konsequenzen hatte das und wie beurteilt ihr das?" wurde gestellt sondern "Das alles war sehr sehr schlimm, warum?"). Wir haben aus einem Schuhkarton unser Traumzimmer basteln sollen (ja in der 9. Klasse) und dann begründen sollen, weshalb wir es so eingerichtet haben, wir haben über Christentum, Buddhismus und Islam gesprochen - d.h. wir sollten uns einprägen welche Religion es seit wann gibt, wie die wichtigen Schriften heißen und wer ggf. die Propheten waren.

Nun, was ist Ethik? Was bekommt man da vermittelt und auf welcher Basis? Moralvorstellungen und Normen sind kulturabhängig und Kulturen sind von was geprägt? Ja, immer noch: auch von den Religionen.
Was sind nun diese Dinge, die ein Kind im 'Ethik-Unterricht' lernt? Und worauf stützen sich diese Dinge? Auf Vernunft? Auf das deutsche Grundgesetz?
Feed me!

Selvan

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #20 am: 22. Januar 2009, 13:32:42 »
so eignet sich Selvan selbst als hervorragendes Beispiel dafür, dass RU in der Schule unbedingt nötig ist - alleine um eine vorurteilsärmere Gesellschaft zu ermöglichen.
Wie gesagt habe ich den Religionsunterricht freiwillig besucht und ich bin durchaus an Religion interessiert. Das was ich hier von mir gebe sind indes keine Vorurteile sondern Urteile, die ich aufgrund vorhergehender Diskussionen mit Gläubigen gefällt habe. Ich werde das Verfahren jedoch jederzeit gerne wieder neu aufrollen, sobald neue Beweise vorliegen.

@ Atommodell: Das ist ein guter Vergleich. Aber erstens werden alle Atommodelle im gleichen Unterricht behandelt und zweitens hat die Akzeptanz eines Atommodells wenig Auswirkung auf unsere vorurteilsärmere Gesellschaft. Zumindest habe ich noch niemanden gesehen, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einem etablierten Atommodell diskriminiert worden wäre.


Selvan

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #21 am: 22. Januar 2009, 13:41:46 »
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?
Zitat von: Eleonora"
Wie sollte Dir das jemand begründen?
Weil niemand religiös zur Welt gekommen ist sondern mit einem diesbezüglich unbeschriebenen Gehirn und Sinnesorganen, die allen Menschen gemein sind. Wenn jemand also zu Erkenntnis XY gelangt ist, sollte er mir den Weg dorthin zumindest beschreiben können.

Vielleicht lebe ich aber auch in einer Traumwelt, weil ich denke, dass alle Menschen bei eingehender Betrachtung alle Ideen entweder als "begründet" oder "unbegründet" klassifizieren würden.

Aqualung

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #22 am: 22. Januar 2009, 13:45:00 »
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?

Ich hoffe dem ist nicht so! Beten lernt man in der Kirche. Ich bin da eher für einen "generischen" Religionsunterricht.

Bruder Grimm

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  • DnD-Gate-SL-Contest-Gewinner 2008
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #23 am: 22. Januar 2009, 13:46:27 »
Letztlich geht es  bei dieser Problematik ja nicht um Weltbilder, sondern um menschliche Wertvorstellungen. Diese können (und sollten) von konfessionellem Religionsunterricht vermittelt werden bzw. im Zweifelsfall von Ethikunterricht. Wenn diese Werte vom Religionsunterricht vermittelt werden, sehe ich keinen Grund, jemanden zum Ethikunterricht zu zwingen, wohl ihn aber zu einer Wahl zwischen diesen dreien zu verpflichten.
Zwangsethik halte ich für falsch, insofern kann ich die Argumente von ProReli schon nachvollziehen.

Ich selbst bezeichne mich als überzeugten Agnostiker  :lol: Aber generell respektiere ich den Glauben Anderer. Ich engagiere mich sogar ein wenig in unserer Kirchengemeinde (das mit dem Agnostizismus binde ich Leuten da allerdings nicht auf die Nase  :-X ), weil ich einen großen Wert in der diakonischen Arbeit der Kirchengemeinden sehe.

Zitat
@ Atommodell: Das ist ein guter Vergleich. Aber erstens werden alle Atommodelle im gleichen Unterricht behandelt und zweitens hat die Akzeptanz eines Atommodells wenig Auswirkung auf unsere vorurteilsärmere Gesellschaft. Zumindest habe ich noch niemanden gesehen, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einem etablierten Atommodell diskriminiert worden wäre.

Eben deswegen ist das kein guter Vergleich. Atommodelle sind eben, wie der Name schon sagt, Modelle und können für verschiedene Fragestellungen mit unterschiedlicher Gültigkeit herangezogen werden, ohne daß sie ihre Gültigkeit im Allgemeinen verlieren. (So z.B. das Bohr-Modell für atomare Bindungen, das Lewis-Modell für Molekülstrukturen, das Orbitalmodell für Bindungsenergien etc.) Wissenschaftliche Modelle veralten nicht, sondern sind bloß auf bestimmte Fragestellungen nicht anwendbar.
Aber im Schulunterricht sind ja nicht nur Naturwissenschaften zu lehren, sondern auch verantwortungsbewußtes und kritisches Denken - was z.B. Aufgabe von Religions- oder Ethikunterricht ist.
Wer im Glashaus sitzt, der werfe den ersten Stein.

Curundil

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #24 am: 22. Januar 2009, 13:47:12 »
Mal abgesehen davon, daß wir in einem Land leben, das eben keine laizistische Verfassung besitzt, sondern eine, die sich auf christliche Werte beruft, was manche gerne vergessen, bloß weil es eine ebenso gesetzlich festgelegte Religionsfreiheit gibt, ist es anthropologisch belegbar, daß Menschen, ganz egal welchen Kenntnisstandes, ein tief verwurzeltes Grundbedürfnis nach Antworten auf transzendente Sinnfragen haben, die ihnen die Naturwissenschaft, so sich ihre Kultur überhaupt damit auseinandersetzt, nicht liefern kann.
[puuuh, wieder so ein Mammutsatz]

Die Antwort darauf sind Glaube oder Philosophie, und ich finde es essentiell wichtig, bereits junge Menschen mit so etwas zu konfrontieren und vertraut zu machen, und dabei die Akzeptanz moderater und humaner Anschauungen zu fördern. Wenn der Mensch keinen Bedarf hat und lieber Agnostiker, Atheist oder unreligiöser Rationalist bleibt - feine Sache, dann weiß er zumindest, worüber er spricht.

Ansonsten sehe ich nämlich nur, daß im selben Maße wie Religion (christliche, jüdische, muslimische oder was auch immer in ihrer "Mainstream"-Form, wenn man das so sagen darf) aus dem Bildungsprozeß und dem gesellschaftlichen Leben verschwindet, andere "Ersatzreligionen" wie Esoterik, Pagan oder ähnlicher ausgemachter Schmarren ohne durchdachtes oder besonders pädagogisches oder philosophisches Wertegerüst für spirituell unerfüllte Haltsuchende immer attraktiver werden. So kommt dieser ganze New-Age-Verhau zustande, und so kommt es, daß immer mehr Leute statt in einer modernen, aufgeklärten Kirche (wie es die großen Konfessionen eben dank wissenschaftlich betriebener und im Gemeindeleben angewandter Theologie sind) in irgendwelchen komischen Freikirchen oder (Halb-)Sekten hängenbleiben.

Ich bin entschieden dafür, Religionsunterricht (je nach Verfügbarkeit an Lehrkräften durchaus auch für andere Religionen) als Alternative zum Ethikunterricht anzubieten, da staatliche Ethik in einem christlich verfaßten Land da voll mit hineinfällt, umgekehrt aber kaum den Religionsunterricht ersetzen kann.

Das hat auch damit überhaupt nichts zu tun, daß ich selbst bekennender Christ bzw. Katholik bin. Ich betrachte mich als durch und durch aufgeklärten Menschen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie manch einer auf denTrichter kommt, Christentum und Naturwissenschaft schlössen einander aus? Ja sind wir denn kanonische Bibelfundamentalisten, die jedes Bild wortwörtlich nehmen? Glaubt hier irgendwer ernsthaft, in den Kirchen hätte sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht auch bemerkbar gemacht, daß man Dinge hinterfragen und aufgeklärt interpretieren muß?

[EDIT: Wow! 5 neue Beiträge, während ich den hier heruntergetippt hab... da kochen ja die Gemüter...  :blink:]
history ['hıstəri], n: an account mostly false of events mostly unimportant, brought about by rulers mostly knaves and soldiers mostly fools. -- Ambrose Bierce

Für mehr Handlung in Rollenspielen!

TheRaven

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #25 am: 22. Januar 2009, 13:48:41 »
Ich finde die Frage sollte sich nach der Organisation bzw. nach dem Namen des Faches richten, sondern eher auf den Inhalt abzielen. Ich finde es wichtig, dass Kinder etwas über Religion lernen und zwar über all. Also Thema abdecken wie z.B. Was macht den Islam aus? Woher kommt die evangelische Kirche? Warum gibt es immer wieder Konfolikte zwischen Muslimen und Christen? Wie werden die 10 Gebote in unserer heutigen Zeit behandelt? usw.
Ja, definitiv nur bin ich mir zu 100% sicher, dass die Leute dieser Initiative eben gerade nicht das zum Ziel haben, sondern effektiv die einzig wahre Religion zu lehren und daher ist das klar abzulehnen. Neutraler Religionsuntericht würde mit Sicherheit noch viel frenetischer bekämpft werden als Ethik.

Idealerweise räumt man den grossen Weltreligionen exakt dieselbe Unterrichtszeit ein und beauftragt dann pro Religion einen "Experten" der Thematik mit dem Unterricht, da ich auch skeptisch bin ob das eine Person alleine machen könnte. Bei einem oberflächlichen Unterricht für Kinder geht das ja in Ordnung aber auf höheren Stufen hat man ja auch für Geschichte und Mathematik unterschiedliche Lehrer. Die Problematik ist hier, dass man sonst die Gefahr eingeht, dass der Lehrer seine eigene Religion deutlich besser darstellt als die anderen.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Aqualung

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Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #26 am: 22. Januar 2009, 13:50:28 »
@TheRaven: sehe ich auch so. Religions-"Werbung" gehört nicht in die Schule. Da soll gelehrt und aufgeklärt werden.

Fischkopp

  • Mitglied
    • Rorschachhamster
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #27 am: 22. Januar 2009, 13:54:39 »
Ich bin gegen Religionsunterricht, der verpflichtend ist oder als Ersatz für Ethik funktioniert. Wenn jemand etwas glaubt oder auch nicht ist das Privatsache.

Und der Vergleich von Religion mit Krankheiten ist wirklich geschmacklos.*






*Krankheiten sind etwas völlig natürliches und normales, wissenschaftlich erforscht und nachweisbar, und kein abergläubischer Hokuspokus...  :twisted:
Mein Weblog: http://rorschachhamster.wordpress.com/
"Metagaming is for pussies." -mxyzplk

TheRaven

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #28 am: 22. Januar 2009, 13:57:03 »
Die Analogie zum Virus ist ja nicht schlecht nur scheinen hier manche zu denken, dass Selvan diese alleine auf die Religion anwendet. Ich denke aber dem ist nicht so. Diese Analogie ist auch auf Tradition, Mode, Musikgeschmack und alles andere anwendbar, was nichts mit anerkannten, wissenschaftlich belegten Prinzipien oder Wissen zu tun hat. Religion ist hier einfach brisant, weil die Infektion fast immer dogmatisch ist, was zum Beispiel bei Traditionen auch der Fall sein kann aber weit weniger ernst gesehen wird. Religion ist oftmals wie ein goldener Käfig für den Geist. Es kann einem Hoffnung geben, es kann einem eine Stütze sein aber am Ende ist es trotzdem ein Gefängnis und zwar eines, welches von Generation zu Generation weitergereicht wird und auf dem Weg durch die Zeitalter ist irgendwo mal der Schlüssel verloren gegangen.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Selvan

  • Mitglied
Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
« Antwort #29 am: 22. Januar 2009, 13:58:43 »
Ich betrachte mich als durch und durch aufgeklärten Menschen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie manch einer auf denTrichter kommt, Christentum und Naturwissenschaft schlössen einander aus? Ja sind wir denn kanonische Bibelfundamentalisten, die jedes Bild wortwörtlich nehmen? Glaubt hier irgendwer ernsthaft, in den Kirchen hätte sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht auch bemerkbar gemacht, daß man Dinge hinterfragen und aufgeklärt interpretieren muß?
Ich frage mich gerade, an welche christlichen Lehren du dann noch glaubst, wenn du Naturwissenschaften nicht in Abrede stellst.
Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Das wäre schonmal ein "leap of faith".

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