Autor Thema: Erzählt mir von Mouse Guard  (Gelesen 2868 mal)

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Talwyn

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Erzählt mir von Mouse Guard
« am: 02. Mai 2009, 20:46:24 »
Hallo zusammen,

ich wollte mal anfragen, wer hier alles im Besitz des Mouse Guard RPGs von Luke Crane / David Petersen ist. Das System soll ja quasi Burning Wheel light sein, da würde mich mal interessieren, was konkret vereinfacht wurde, und ob man das System abstrahieren kann, da ich nicht unbedingt glaube, dass ich meine Spieler dafür begeistern kann, antropomorphe Mäuseritter zu spielen (ich selbst find's ja super und habe auch die Comics gelesen und für gut befunden).
Burning Wheel ist ein tolles System, aber gewisse Bereiche sind für meinen Geschmack einfach viel zu komplex geraten (damit meine ich besonders das Kampfsystem, dagegen sieht D&D aus wie "Vier Gewinnt").

Schöne Grüße,
Talwyn

uthoroc

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #1 am: 03. Mai 2009, 14:01:42 »
Hi Talwyn,

ich habe Mouse Guard hier im Schrank stehen, und schon das physische Buch ist ein echtes Schmuckstück.

Das System ist wirklich ein stromlinienförmigeres Burning Wheel, und sicher in vielerlei Hinsicht sehr viel zugänglicher. Ein paar Beispiele:

- Immer nur ein Fork pro Wurf (von einem passenden Wise)
- Nur zwei Sorten Artha (Persona und Fate)
- Alle Konflikte werden auf eine Art abgehandelt, egal ob Debatte, Kampf oder sonst etwas. Das System ist ähnlich dem Duel of Wits, aber mit nur vier Handlungsoptionen (Attack, Defend, Feint, Maneuver).

Dazu kommt ein übergeordneter Handlungsablauf, der ein bisschen an ein SEHR vereinfachtes Burning Empires erinnert: Erst kommt der GM Turn, in dem der Spielleiter den Helden Hindernisse vor die Füße wirft, dann der Player Turn, indem die Spieler ihre eigenen Ziele verfolgen können. Dafür haben sie aber nur eine begrenzte Anzahl von "Aktionen" zur Verfügung, die unter anderem davon abhängen, wie häufig sie sich ihr eigenes Leben im GM Turn verkompliziert haben.

Den Teil kann man vielleicht weglassen, aber insgesamt sind die Regeln schon sehr stark auf das Setting abgestellt, und es erfordert erwas Arbeit, sie auf ein anderes umzuarbeiten Es gibt im Netz mindestens zwei sogenannte "Hacks", die das System auf andere Settings umsetzen: Dwarf Guard, in tapfere Zwergenrecken zwischen einzelnen Bergfesten hin- und herreisen und vermitteln, und Realm Guard, das die Mühen und Questen der Dunedain des Norden in der Zeit vor dem Herrn der Ringe thematisiert.

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #2 am: 03. Mai 2009, 18:01:51 »
Mouse Guard vereinfacht wirklich einiges, allerdings ist es m.E. nicht nur auf das Setting, sondern eben auch auf die "Check Economy" ausgelegt, d.h. den GM's Turn und den Player's Turn. Ob man das wirklich weglassen kann, weiß ich nicht, denn durch diese Struktur kommt ja der Zwang auf, dass Spieler sich selbst im ersten Teil das Leben schwerer machen müssen, um im zweiten Teil voran kommen zu können. Die Traits sind ja beispielsweise darauf ausgelegt.

Mir geht es ansonsten ähnlich wie dir: ich mag die Vereinfachungen ziemlich, bin etwas unsicher mit den beiden Phasen und wie sich das ausspielt, und finde das Setting eigentlich uninteressant.
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Talwyn

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #3 am: 03. Mai 2009, 18:19:45 »
Klingt interessant, anschauen werde ich es mir auf jeden Fall. Vielleicht sollte man sich einfach mal hinsetzen und die BW-Kampfmechaniken überarbeiten und vereinfachen. Das Scripting-System ist ja ok, würde ich auch nicht anrühren, weil es ja für alle komplexen Resolutionssysteme verwendet wird, aber die Mechaniken für Waffen, Trefferzonen, Rüstungen und Schilde etc. finde ich einfach übertrieben komplex.
« Letzte Änderung: 03. Mai 2009, 18:21:16 von Talwyn »

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #4 am: 03. Mai 2009, 18:44:10 »
Klingt interessant, anschauen werde ich es mir auf jeden Fall. Vielleicht sollte man sich einfach mal hinsetzen und die BW-Kampfmechaniken überarbeiten und vereinfachen. Das Scripting-System ist ja ok, würde ich auch nicht anrühren, weil es ja für alle komplexen Resolutionssysteme verwendet wird, aber die Mechaniken für Waffen, Trefferzonen, Rüstungen und Schilde etc. finde ich einfach übertrieben komplex.

Gerade das Konfliktsystem bei Mouse Guard finde ich wirklich gut verbessert. Es spricht halt nur auch weniger Fertigkeiten an (es gibt eben auch weniger). Aber die haben immer noch viele Waffen (beispielsweise) und es trotzdem viel einfacher, und wenn alle Konfliktarten dieselben Mechaniken haben (Scripting, 4 Optionen), hilft das schon, macht es für manche höchstens zu wenig "crunchy". Und natürlich ist es nach den Grundregeln ein Teamkampf, d.h. nicht einzeln, sondern in der Gruppe gegeneinander. Was ich aber eher gut finde.
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TheRaven

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #5 am: 04. Mai 2009, 01:17:17 »
Vielleicht hilft das ein wenig:


Ich bin es gerade am lesen und bisher sehr positiv überrascht. Diese klare Struktur im Ablauf gefällt mir irgendwie und scheint auf den ersten Blick auch forentauglich zu sein. Ja, das Szenario ist in die Regeln integriert aber was ich bisher gesehen habe scheint dennoch recht leicht umzuschreiben zu sein. Das System ist im Vergleich zu Burning Wheel deutlich schlanker und bereits beim Screening erscheint für mich vieles klar, was ich selbst beim detaillierten Lesen von BW nicht sofort verstanden habe. Trotzdem ist es natürlich alles andere als ein klassisches Rollenspiel und man muss sich darauf einlassen, sprich, die Regeln aufmerksam lesen, denn der Ablauf und die Art des Spieles erscheint zwar bekannt aber ist trotzdem irgendwie anders und die Komplexität ist immer noch höher als bei so manch anderem Indy-RPG (das Ding hat über 300 Seiten).
« Letzte Änderung: 04. Mai 2009, 01:52:20 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Talwyn

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #6 am: 04. Mai 2009, 09:26:16 »
Ein gewisses Maß an Komplexität finde ich auch ok. Ich mag ja auch BW sehr, selbst die von mir genannten und kritisierten Regeln finde ich per se nicht wirklich "schlecht". Das Kampf- und Verwundungssystem taugt durchaus dazu, enorm spannende, blutige und realistische Kämpfe zu simulieren. Jeder Kampf in BW ist eine ernste Gefahr, man überlegt sich zweimal, ob man sein Schwert zieht, denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, kann der niedere Scherge mit der Armbrust dem eigenen Uber-Schwertmeister mit einem Glückstreffer den Garaus machen, bzw. auch eine Verwundung hat ernste Konsequenzen für den Charakter. Dadurch wird das Spiel natürlich sehr "gritty", was mir persönlich recht gut gefällt.

Das Problem ist eher, dass meine Spieler lesefaul sind und sich nicht mit einem so komplexen System auseinandersetzen wollen, und sich deswegen von BW (momentan noch) etwas überfordert fühlen. Die Regeln sind eben komplex, und um sie zu durchschauen und planvolle Entscheidungen treffen zu können, müsste man sich intensiv damit befassen (ich habe das Grundregelwerk kürzlich auch ein zweites Mal gelesen, weil ich gemerkt habe, dass diverse Mechaniken noch nicht so richtig sitzen). Andere Elemente wie die BITs kommen hingegen sehr gut an, besonders weil es eine Rückkopplung dieser Fluff-Elemente in den Regeln gibt.

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #7 am: 04. Mai 2009, 09:43:32 »
Dafür ist Mouse Guard natütlich super, denn auf dem zweiseitigen Charakterbogen stehen nicht nur die Werte, sondern eigentlich alle Regeln, die ein Spieler braucht, mit drauf.
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Talwyn

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #8 am: 04. Mai 2009, 10:02:06 »
Was soll's, ich bestell's einfach mal, wäre nicht das erste RPG, das mehr oder weniger ungespielt ins Regal wandert ;) Und nachdem ich mich ja momentan doch schon sehr auf den zweiten Comic-Sammelband (Winter 1152) freue, bin ich gespannt auf das RPG.

TheRaven

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #9 am: 04. Mai 2009, 12:51:01 »
Also schon das Buch alleine ist sehr schön und daher sicherlich kein kompletter Fehlkauf, selbst wenn du das nie spielst. Ansonsten kann ich dir empfehlen mal das elektronische Dokument zu besorgen um einen Eindruck zu gewinnen.

Dafür ist Mouse Guard natütlich super, denn auf dem zweiseitigen Charakterbogen stehen nicht nur die Werte, sondern eigentlich alle Regeln, die ein Spieler braucht, mit drauf.
Ach ja, meine Aussage war natürlich auf den DM gemünzt, der du ja bist. Als Spieler muss man eigentlich nichts lesen, da reicht es, wenn der DM die Sache erklärt aber dieser muss oder sollte sattelfest sein.
« Letzte Änderung: 04. Mai 2009, 12:53:03 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #10 am: 04. Mai 2009, 13:30:47 »
Ja, das stimmt. Teamwork-Fragen und andere Feinheiten sollte der SL schon draufhaben – oder zumindest wissen, dass da was war und es nachlesen :)
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Tzelzix

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #11 am: 07. Mai 2009, 20:46:20 »
Allein das Buch ist ja schon wunderschön, werds mir auf jeden Fall auch noch ordern, zusammen mit 3:16 ;)

Ansonsten muss ich sagen, dass nach der Erfahrung der bisherigen One-Shots bei informiertem Spielleiter eigentlich auch die Kämpfe und Duel of Wits meistens flüssig und gut ablaufen, obwohl keiner echter Regelexperte ist. Ich glaube, dass BW sich im Endeffekt am Tisch deutlich flüssiger spielt als es sich auf dem Papier liest, erst recht nach ein, zwei Konflikten und wenn man sanft mit ein paar einfachen Tests anfängt. Fürs Forum und da sind wir uns sicher alle einig, ist das alles aber zu viel und kaum durchführbar.
Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #12 am: 07. Mai 2009, 21:42:02 »
Für die BW-Konflikte gibt es ja wunderbare Cheat Sheets, wo alles auf einer Seite steht – ich hab ja sogar deutsche Versionen...
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Lagrange

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #13 am: 07. Mai 2009, 21:45:56 »
Für die BW-Konflikte gibt es ja wunderbare Cheat Sheets, wo alles auf einer Seite steht – ich hab ja sogar deutsche Versionen...
Ja, die waren sehr schön! Wo hast Du die eigentlich her? Nur für den Fall, dass ich mich doch mal mit den Regeln auseinandersetzen will und meinen Spielern eine Runde BW servieren will!

Berandor

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Re: Erzählt mir von Mouse Guard
« Antwort #14 am: 07. Mai 2009, 21:55:54 »
Selbst gemacht. Erst übersetzt und dann auf Pergamentpapier gedruckt. Also, einfach anfragen, dann gibts ne E-Mail mit den Dingern (und einer 165-Seitigen EULA ;))
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