Interessantes Thema, hatte ich irgendwie verpasst. Auch wenn das Thema schon älter ist, ersehe ich aus Argelions Profil, dass er regemäßig ins Gate reinschaut. Insofern habe ich mich zu einem längeren Beitrag (Marke "Aus dem Nähkästchen plaudern") hinreißen lassen.
In England leite ich immer auf Englisch, klar, spiele ja dort nicht mit Deutschsprachigen. Aber auch jetzt gerade in München habe ich mir extra eine englischsprachige D&D-Gruppe zusammengewürfelt. Außer mir noch ein Deutscher, eventuell noch Coldwyn unser Gastspieler, aber sonst nur Englischsprecher. Es ist um Welten lustiger, D&D auf englisch zu spielen. Trashige Charakterzeichnung und saloppe Wortgefechte gehen einfach leichter über die Zunge. Und die Regelbegriffe, die sonst oft in ein Denglisch abdriften, sind in der Tischsprache verankert. Weiters sehen ich und meine Spieler - im Gegensatz zu anderen - überhaupt keine Berührungsängste mit gelungenen Vorlesetexten. Und davon gibt es ne Menge, wenn Du z.B. Dungeon-Magazine nutzt - was Du Dir da Zeit sparst, die Du sonst für die Eindeutschung bräuchtest. Ich klaue auch mächtig bei Tolkien, oder hab etwa die Marauder's Map mit wortgetreuen Beleidigungen ("You ugly slimeball!") aus Harry Potter übernommen, um mal ein Artefakt mit Persönlichkeit zu präsentieren. Es gibt also eine Hülle an Quellentexten, auf die Du zurückgreifen kannst, und die Du Deinen Spielern ohne großen Abwandlungsaufwand auf den Tisch knallen kannst.
Und bei allen anderen Szenen (Szenen ohne Vorlesetext) reicht doch die simple Umgangssprache völlig aus, wo das Englisch (schätze ich mal) einen Wortschatz von 400 Wörtern hat. Also keine Herausforderung, eher ne Frage des Selbstvertrauens und der "Ist mir egal, wenn ich grammatikalische oder Vokabel-Fehler mache"-Einstellung.
Ok, jetzt noch zwei konkrete Tipps von mir. Die sich leider nicht gut miteinander vereinbaren lassen.
Erstens. Soweit möglich, schau, dass Du mind. 1-2 Muttersprachler hast, die ein starkes Faible für Charakterspiel haben. Denen überlasse ich es gerne, tolle Stimmen und angloamerikanische Dialekte zu imitieren. Weiters, umso aktivere Spieler Du hast, umso weniger mußt Du selber erzählerisch auftrumpfen. Das ist mal mein erster Tipp, was das Leiten in einer fremden Sprache betrifft - nähre Dich von Leuten, die die Sprache besser beherrschen.
Zweitens, achtung bei gemischten Gruppen aus Nicht- und Muttersprachlern. Es gibt gravierende Unterschiede beim Auffassungvermögen, auch dabei, welches Vokabular Du voraussetzt. Grundlegend zählt aber die Sprechgeschwindigkeit. Hilft immer wieder, die schnellen Muttersprachler einzubremsen.
Mein letzter Tipp (dritter) wäre, englische Fantasyromane zu lesen. Vor allem Ed Greenwood kann ich im Original empfehlen. Nicht, dass er ein großer Literat wäre (ist er nicht), aber genau das brauchst Du. Entspannte Lektüre, die Dir binnen kurzem hilft, Dir ein Vokabular für den Fantasy-RPG-Bereich zuzulegen, dass Dir aus anderen Quellen fehlt. Ich etwa wußte gar nicht, wieviele Worte das Englische für Armbrustbolzen hat.