Ich finde es schon etwas irritierend, denn in Wiesbaden war es Matthias Schäfer in den letzten Jahren gelungen, sehr viele SL anzuwerben, die auch schon mal unabhängig von ihm Runden und Gamedays organisiert haben.
Die Irritation ist auch berechtigt. Das Organized Play ist weit weniger präsent als zuvor. Was aber nicht bedeutet, dass kein D&D4E gespielt würde.
Tatsächlich zeichnet sich mir von außen inzwischen eher ein anderes Bild, wobei mir nicht klar ist, an was es liegt. Ich befürchte, es ist die Qualität der Abenteuer (wobei ich gestehen muss, dass ich die nicht hundertprozentig beurteilen kann), die in meinen Augen doch einiges an Tiefe vermissen lassen und die uneingeschränkte Möglichkeit Abenteuer wiederholt zu spielen (selbst wenn man schon geleitet hat). Das sollte zwar ermöglichen, dass noch mehr anfangen zu leiten (vor allem da die Abenteuer aus SL-Sicht [wahrscheinlich auch 4e-typisch] sehr einfach zu verstehen sind), scheint aber eher ein Schuss in den Ofen zu sein...
Die Qualität der Abenteuer ist ein wesentlicher Punkt, warum ich LFR fast auf 0 reduziert habe. Dazu kommen aber auch zahlreiche Mankos im neuen Organized Play, die ebenfalls auf meine Motivation drücken:
- Als Spielleiter muss ich unter LFR damit leben, dass möglicherweise ein Teil der Spieler das Abenteuer schon kennt. Wenn alle das Abenteuer kennen, ist das noch einfach zu kompensieren, wenn man die ohnehin meist in sich geschlossenen Stories verändert. Bei gemischten Gruppen stellt sich immer die Frage, ab wieviel "Wissenden" lohnt sich der Aufwand, das Abenteuer zu ändern. Und es kommt die Frage auf, warum man vorgefertigte Abenteuer schwankender Qualität spielen soll, wenn man ohnehin etwas eigenes erfinden muss.
- Da unter LFR die Abenteuerinhalte variabel sind, weil der Spielleiter sie weitgehend anpassen darf und soll, schrumpft die Möglichkeit sich mit Mitspielern aus anderen Gruppen über unterschiedliche Lösungen auszutauschen. Die Ausgangssituationen sind nicht vergleichbar, weil ein Abenteuer nicht immer gleich ist.
- Bei LG wurde viel über die Dokumentation gelästert. Formulare ausfüllen, Unterschriften sammeln etc ... Mit dem weitgehenden Wegfall der ARs fiel aber auch die Möglichkeit weg, sich Regelbestandteile (Klassen, Magische Gegenstände) "freizuschalten". Der künstliche Sammelspaß ist völlig weggefallen.
Der besondere Reiz des Organized Play ist für mich zusammengebrochen (Storytiefe, Neuigkeitswert für Spieler, Abenteurerlatein, Sammeltrieb).
Hinzu kommt, dass ich unter 4E ein eigenes Abenteuer in der gleichen Zeit vorbereiten kann (Story stricken, Encounter designen, Stats ermitteln), in der ich ein vorgefertigtes Abenteuer vorbereite - nur ist es dann auf meinen Geschmack und den meiner Mitspieler zu geschnitten.
Ich persönlich bin ein großer Fan der 4. Edition, aber das aktuelle Organized Play ist für mich uninteressant. Da haben mir die Greyhawk-Abenteuer und das Living-Greyhawk-Konzept sehr viel besser gefallen.
P.S. Ich lobe an dieser Stelle außerdem mal das 3.5-Multiclassing. Das taugt bei 4E bisher nicht.