So... nach längerer Zeit mit den Büchern vor der Nase ein paar neue Fragen
Wie habt Ihr in Euren Kampagnen das Kampfsystem umgesetzt? Macht Ihr die ultra-kurz-und-schmerzlos Variante mit dem einen Versus-Test und fertig ist? Oder nutzt Ihr die ausschweifenden, unübersichtlichen, teilweise unlogischen und spielflusshemmenden Mechaniken des Fight! Kapitels?
Spiel ein paar Fights und du wirst umdenken. Ehrlich.
Wie angesprochen, hat man sicher zu Beginn eine Gewöhnungsphase, weil man die Kampfregeln auch nicht so richtig einschätzen kann und man die Optionen alle im Blick haben muss. Aber mit Hilfe eines der zahlreichen Übersichtsblätter, die so kursieren, geht das auch. Wenn man aber halbwegs sicher darin ist, alles zu beachten (vor allem auch Wunden mit Steel-Tests und verringerten Aktionen usw.), dann stört das nicht mehr.
Das Scripting ist vielleicht eine der meist diskutiertesten Sachen bei BW, weil es so untypisch zu anderen Systemen ist. DoW und Fight! kommen einem beim Lesen komisch vor, so spielt man ja nicht. Darum ist mein Vorschlag wirklich, es erst einmal auszuprobieren. Das mache ich sonst nicht so gerne, aber weil das System eben der normalen Erfahrung so zuwider läuft, glaube ich wirklich, dass man es ein wenig austesten *muss*, bevor man das System beklagt. Und mehr als einmal, weil man nicht garantieren kann, dass der eine Kampf dann lang genug ist, um als Erfahrung durchzugehen.
Ansonsten wie im Buch steht: Versus oder Bloody Versus wenn es nicht so wichtig ist (oder der Spielabend gleich vorbei), Fight! wenn ein Belief auf dem Spiel steht. Siehe auch soziale Skills: Versus bei effen Sachen, DoW wenns drauf ankommt.
Was alternative Mechaniken angeht, gibt es wohl ein paar Leute, die das Conflictsystem von Mouse Guard übernehmen wollten – da werden alle Arten von Konflikten mit denselben 4 Optionen abgedeckt: Angriff, Verteidigung, Maneuver, Finte – je nach Art des Konflikts sind die dann unterschiedlich. Das System müsste aber erst umgeschrieben werden, vor allem, weil Mouse Guard 32 (64?) Fertigkeiten hat, Burning Wheel hingegen (gefühlte) 7.285.647 Fertigkeiten.
Außerdem ist bei Mouse Guard der Kampf sehr stark als Erzählung umgesetzt, soll heißen, dass nur selten jemand stirbt, und Wunden gibt es auch nicht so richtig. Burning Wheel hingegen geht bei Fight! ins Detail mit einzelnen Aktionen und detaillierten Verwundungen. Luke Crane hat einmal gesagt, Fight! sei das Zentrum von BW, alle anderen Systeme nur darauf aus, möglichst schnell und gut zum Kampf zu kommen. Nur um zu verdeutlichen, dass man das nicht einfach weglassen sollte. Fast ausschließlich hier kommen Wunden ins Spiel, Rüstungen ins Spiel (die sonst nur behindern) und vor allem die Idee, wie brutal so ein Duell sein kann.
Fight! ist kein System, um D&D-mäßig zu kämpfen. Bei BW gilt, wenn die Waffen gezogen werden, dann ist die Weisheit am Ende, denn jeder vernünftige Typ wird versuchen, Kämpfe zu umgehen. Wer will schon Wochen oder Monate lang mit einer Wunde rumlaufen? Wenn hier der Musketier den Weg versperrt und die Hand auf den Griff des Degens legt, dann ist das tatsächlich eine Drohung, nicht nur ein Zeichen, Initiative zu würfeln. Dazu passt das System auch. Finde ich. Hier kann man außerdem artha loswerden (oder gewinnen), und Wunden sind natürlich wieder nützlich, um an schwere Tests für den Aufstieg zu kommen.
Außerdem sind hier doch D&D-Spieler unterwegs. Mit Magie (die optional ist) und allem drum und dran haben wir 17 Kampfoptionen. 17. Wie viele unterschiedliche Kampfaktionen hat 3e? Mit allen Kämpferfeats usw. Das soll unübersichtlich sein?
Ich kann aus der Lektüre der BW-Foren nur sagen, dass es in der Regel so abzulaufen scheint: Leute lesen BW. Leute meckern über Scripting, über soziale Skills gegen Spielercharaktere (Gedankenkontrolle), über die Kampfdetails (inkl. Rüstungen). Leute spielen BW. Leute meckern nicht mehr. Siehe auch dieses Zitat aus einem Thread
da drüben:
The correct process to learn the game probably is:
1) Stop playing old school traditional, beat-the-GM RPGs.
2) Read BW
3) Follow the forums for six months. Post at your own peril. Get mad a lot.
4) Play BW. The first couple games will crash. A couple players will quit. The survivors will develop Stockholm Syndrome toward your GM, Luke, and the rest of the forum. Thor's way too nice a guy; watch him because he's the sneakiest bastard of them all.
5) Read and play BE. The first game will crash. More players will quit.
6) Post to the forums and hash out your next round of tragic misunderstandings.
7) Re-evangelize to the players who quit and apologize profusely for the deep misunderstandings all around. Some will come back. A couple MIGHT even give it another shot.
Or:
1) Play Mouse Guard and pretend the rest of the games don't even exist.
Das ist übertrieben, aber man muss sich schon ein wenig auf Burning Wheel einlassen, und man muss spielen. Dann klickt so manches. Und man muss auch im Forum lesen und schreiben, das gehört sich einfach so
Ansonsten fängt man ja normalerweise ohne Magie an und mit den Grundregeln (Spokes). Dann bringt man nach zwei Sitzungen mal ein Range & Cover ein, dann ein DoW, dann ein Fight!. Was stören kann, weil DoW für viele ein absolutes Zugpferd ist, dass man am liebsten vorneweg rennen lassen möchte. Was geht – dann aber verwirren kann.