Dann machen wir es halt anders. Wir haben ja schliesslich das Internet. Ist das hier typisches LARP? Habe gelesen, dass diese Gruppe als Profis und Spitzenreiter der Szene gelten.
Nein. Ich will jetzt aber nicht sagen, dass die schlecht sind oder ich mit denen nicht spielen würde. In dem Trailer geht es um (choreographierten) Kampf. Daher kann das schon mal nicht authentisch sein. Im Internet wirst du auch nichts finden (schon gar keine Videos), was die Atmosphäre beim LARP auch nur ansatzweise für einen absoluten Nicht-LARPer nachvollziehbar macht. Daher kannst du direkt aufhören zu suchen.
Ich glaube das professionellste was so gibt ist das hier: http://www.youtube.com/watch?v=9Zzk3ST0tAU&feature=related Von den vorherigen Jahren findest du da zahlreiche Trailer/Clips auf YouTube.
Also als allererstes sollte man mal bedenken, sowohl Drachenfest als auch Conquest of Mythodea sind kommerzielle LARP-Veranstaltungen. Sie werden von einem Veranstalter profitorientiert organisiert. Im Falle des Conquest of Mythodea ist der Veranstalter selbst kein LARPer (nicht mal Rollenspieler), sondern ein Geschäftsmann, der mit seiner Spieleland-Ladenkette und dem angeschlossenen Discount-LARP-Ausrüster eine Marktlücke entdeckt hat, die er nun ausnutzt. Diese Großveranstaltungen können also schonmal deswegen gar nicht repräsentativ sein.
Eigentlich kann überhaupt kein LARP (und damit auch kein im Internet zu findendes Video) Das Phänomen LARP als ganzes repräsentieren. Warum nicht? Ganz einfach, es gibt bei LARPs (genauso wie im P&P-Rollenspiel) verschiedene Typen von Veranstaltungen. Würde ich jetzt einen Typ als repräsentativ darstellen, dann wäre das, als würde ich einen Nicht–Rollenspieler erzählen, er solle sich einmal eine Runde Vampire anschauen, dann wüsste er was Rollenspiel ist und hätte damit diese Spiel in seiner Gänze erfasst.
Wie auch immer, die gängigsten es Typen das LARP sind:
Plot-ConDas ist der wohl ursprünglichste und heute auch noch häufigste Typus. Bei einem Plotcon geht es darum, dass die Orga (In der Regel bestehend aus bis zu zehn Leuten) einen groben Plot entworfen hat, wie man das beim P&P aus den Abenteuermodulen kennt. Die Spieler folgen nun entweder diesem Plot oder auch nicht - in der Regel tun sie es aber. Es gibt in der Regel am Ende eine Auflösung der Geschichte, ich habe allerdings selbst auch Cons erlebt, bei denen die Spieler es nicht geschafft haben, den Plot zu lösen.
In der Regel ist es so, dass bei einem Plotcon ein ausgeglichenes Verhältnis von Spielern zu Nichtspielern herrscht. Das heißt, dass bei einem Con mit 50 Spielern idealerweise auch 50 NSC-Spieler zu Verfügung stehen. Manchmal sind nicht ganz so viele Nichtspieler dort. Plot-Cons wurden früher zumindest auch gerne im privaten Umfeld organisiert. Man kann schon mit nur zehn Spielern und zehn NSC-Spielern an einem Tag mächtig Spaß haben. Die maximale Anzahl, aber das ist meine persönliche Einschätzung, liegt bei einem Plotcon bei ca. 150 Teilnehmern. Alles was darüber liegt, ist in der Regel von einer Orga nicht mehr zum stämmen, braucht sehr viel Erfahrung und endet oft im Chaos.
Das Verhältnis von Kampf- zum Nicht-Kampf-Begegnungen, um es einmal in D&D-Termen auszudrücken, ist mindestens ausgeglichen, meistens überwiegen die Nicht-Kampf-Begegnungen aber doch, das hängt von der Orga ab und wird auch meist im Vorfeld angekündigt. Man kann also auch gut Charaktere spielen, die mit Kampf überhaupt nichts am Hut haben. Da ich z.B. nie ein Kämpfer-Typ war, habe ich meistens Charaktere gespielt, die andere Vorzüge hatten. Dennoch bin ich fast immer in der Plot-Lösung stark involviert gewesen.
Ambiente-ConDas Ambiente-LARP ist etwas völlig anderes als das plotorientierte LARP. Hier gibt es keinen Plot. Wenn es NSC gibt, dann meist nur sehr wenige und meistens werden diese dann von der Orga (die eher klein ist) selbst gespielt. Ein typisches Ambiente LARP wäre z.B. Das jährliche Treffen der Absolventen einer Magierakademie mit „Workshops“, gemeinsamen Bankett etc. Der Direktor der Akademie könnte z.B. der einzige NSC sein.
Oder aber es wird der Geburtstag eines Adligen, ein Hoftag oder sonst irgendein gesellschaftliches Ereignis gespielt. Kampf gibt es so gut wie gar nicht, und wenn dann handelt es sich meistens um Duelle, die aus einer Rollenspielsituation zwischen zwei Spielern heraus entstehen. Doch halt, auch ein Ritterturnier könnte der Auftakt für ein Ambiente-Con sein, da soll es dann Gerüchteweise häufiger zum Waffenklirren kommen.
Was ist daran der Reiz? Meiner Erfahrung sind Ambiente-Cons meistens keine öffentlichen Veranstaltungen, zu denen sich jeder anmelden kann, der Lust hat, sondern Veranstaltungen, zu denen die einzelnen Spieler persönlich eingeladen werden. Oft werden solche Cons von Rollenspielvereinen In einem regelmäßigen Turnus (z.B. einmal im Jahr) veranstaltet, damit deren Mitglieder sich im bevorzugten Ambiente miteinander treffen und austauschen können ohne dass ein Plot dabei stört. Ich selbst habe nur einmal an einem Ambiente Con teilgenommen, und fand das eher langweilig. Aber sicherlich hat es für andere seinen Reiz.
Schlachten-ConDas ist der Typ, den das Drachenfest oder auch das Conquest of Mythodea darstellt. Bei diesem LARP-Typ geht es im Grunde nur darum, eine oder mehrere große Schlachten zu spielen. In der Regel ist es so, dass sich verschiedene Heerlager Treffen, sich in den nächsten ein oder zwei Tagen entscheidet, wer auf der gleichen Seite steht und dann am Schluss eine große Schlacht zwischen den verfeindeten Parteien stattfindet.
Auch beim Schlachten-Con gibt es nur wenige NSC, wenn überhaupt. Sie finden zumeist auf einem abgesperrten Gelände statt, das dem Veranstalter entweder gehört (wie beim Mythodea z.B.) oder aber zumindest für den Zeitraum komplett angemietet wurde, so dass man dort mit keinen Außenstehenden rechnen muss. Es gib wohl so ein bisschen was ähnliches wie einen Plot, allerdings nur sehr einfach gestrickt, und immer so, dass dieser am Ende auf eine Massenschlacht hinausläuft.
Schlachten-Cons haben in Deutschland zwischen 1000 und 2000 Teilnehmer (im Ausland habe ich schon von Schlachten-Cons mit bis zu 10.000 Teilnehmern gehört). Da sie professionell veranstaltet und organisiert sind, kann man davon ausgehen, dass für Special-Effects und eine aufwendige Geländegestaltung gesorgt ist. Schließlich muss der Veranstalter seinen Kunden schon etwas bieten, denn oft sind diese Cons für die Teilnehmer etwas teurer als die anderen.
Ich werde an dieser Stelle gar nicht viel mehr über die Atmosphäre auf einem Schlachten-Con schreiben, da ich selbst nur vor Jahren (als dieser Typ noch sehr jung war) einmal am Rande bei einem dabei gewesen bin. Mir persönlich hat das nicht so zugesagt, ich kann aber verstehen, dass gerade dieser Typus für manche Spieler einen besonderen Reiz darstellt.
Ich hoffe, dass ich an dieser Stelle ein wenig klar gemacht habe, dass man sich als Außenstehender, der höchstens vom Hörensagen mal irgendetwas mitbekommen hat kaum ein Bild machen kann. Natürlich muss man das LARPen nicht selbst ausprobiert haben, um für sich selbst zu entscheiden, dass man wohl keinen Spaß daran hätte. Aus Unkenntnis und Ignoranz jedoch Klischees abzugleiten und zu pflegen, zeugt nicht gerade von einem wohlüberlegten Handeln.
Natürlich gibt es auch
solche Idioten beim LARP. Aber es kann doch wirklich kaum jemand glauben, dass dies der Normalfall ist.
Auf mich wirkt dieser Kamerad übrigens eher so, als hätte sich ein typischer D&D-Spieler auf ein LARP verirrt. Wenn dieses Video nicht zu alt wäre, würde ich fast sagen da nutzt jemand seine 4E At-Will-Powers doch mal so richtig aus