Und was sind dann P&P Spieler für die? Pseudointelektuelle Eierköpfe? Oder Weicheier die sich nicht richtig schmutzig machen wollen? Oder inkonsequent, weil sie sich nicht trauen ihre Phantasie auf die nächste Ebene zu bringen?
Hm? Weder noch, denke ich. Relativ viele LARPer sind oder waren (oder werden) eh irgendwann auch "normale" Rollenspieler. Es gibt halt Rollenspieler, die es eher zu einem bestimmten Aspekt des Rollenspiels hinzieht. Für den einen ist das eben Geschichtenerzählen (bzw. das Überlegen, wie eine Figur in einer Geschichte handeln würde), für den anderen das Schauspielern (also das Überlegen, Nachstellen und Umsetzen, wie eine fiktive Person in einer Situation handeln würde), für einen dritten vielleicht einfach die Mischung aus Ein-Personen-Aufbausimulation (von den dort mehrheitlich vertretenen D&D Spielern je nach Sichtweise Charakterentwicklung oder Optimizing genannt) und Brettspiel. Oder ein ganz anderer Aspekt, z.B. das dabei im trauten Kreis konsumierte Essen.
Und je nach persönlichen Vorlieben im Schwerpunkt sucht man sich dann halt sein System, das dieses Bedürfnis bedient.
Das Argument mit DSA vs. D&D, was LARP-Neigung angeht, finde ich übrigens recht interessant und - gänzlich ungeprüft aus dem Bauch heraus - irgendwie einleuchtend. Ein Rollenspieler, der lieber sagt: "Five foot step, und dann caste ich 'nen Feuerball auf den Gnoll.", weil das Ding da einfach "Fireball" heißt und das Spiel so schön abstrakt ist, hat bestimmt weniger Bedürfnis nach umfassender Schauspielerei seiner Rolle als ein Spieler, der ein System wählt, in dem Gestik und Formel des Zaubers anschaulich vorgegeben sind, und in dem dre Spielleiter auch nicht befremdet reagiert, wenn der Spieler am Tisch aufsteht und im Brustton der Überzeugung "Balsamsalabunde, heile, Wunde!" schmettert. Letzterer Spieler wird sich vermutlich viel eher im Morgenrock auf die grüne Wiese stellen und mit einem angespannten Gesicht zur Formel "Ratzedelli blutig Fetzen, wen das trifft, der darf sich setzen!" Softbälle auf Gegner werfen, die sich von seiner Darbietung überreden lassen, sich den gewirkten Zauber vorzustellen, als der erstgenannte Spieler, welcher vermutlich unmotiviert und ganz überfordert die Wiese nach dem Battlegrid absucht und bestenfalls ein "Ääh... Magic Missile? Du da, ein Schaden!" herausbringt.
Insofern vermute ich, daß hier tatsächlich das System von den Vorlieben diktiert wird und daher rückwirkend bestimmte Vorlieben und Abneigungen suggeriert. Je mehr "BANG" ein Spieler aus seinem P&P-System gewohnt ist, und je mehr Fantasie er dort braucht, um sich die haarsträubendsten Dinge auf einem Eßtisch vorzustellen, desto weniger dieser Fantasie ist er - lustigerweise - oft bereit aufzubringen, wenn er den Schritt vom rein verbalen zum mit Gesten und Requisiten ergänzten Rollenspiel tut.