Autor Thema: Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde  (Gelesen 4369 mal)

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Aqualung

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« am: 12. August 2009, 11:36:52 »
Schöner Beitrag auf SPIEGEL ONLINE über Dungeons & Dragons.

Zitat
Wenn Teenager in Gewaltverbrechen verwickelt sind, sucht man die Ursache gern im Konsum von Computerspielen. Ein ähnliches Phänomen war vor 30 Jahren die Kontroverse um "Dungeons & Dragons". Damals geriet das Fantasy-Rollenspiel in Verdacht, für Todesfälle verantwortlich zu sein.

http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/0,1518,640413,00.html

Xiam

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  • Mörder der 4E
Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #1 am: 12. August 2009, 12:10:45 »
Netter Artikel, aber für uns alle hier wahrscheinlich nichts bahnbrechend neues dabei. Oder kannte hier jemand Pat Pulling oder die Anti-D&D-Comics noch nicht bzw. wusste nichts von dem Gegenwind aus dem (fundamental) christlichem Lager, dem sich D&D (bzw. alle Rollenspiele) seinerzeit ausgesetzt sah?

Herrlich ist natürlich die Parallele, die der Autor mit einem Augenzwinkern zur derzeitigen Hexenjagd gegen die Computer-"Killerspiele" zieht.

Über den Film "Mazes & Monsters" wurde hier schonmal diskutiert, als er vor etwa zwei Jahren mal im ZDF gezeigt wurde.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Acrylium

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #2 am: 12. August 2009, 12:25:11 »
"D&D sei ein von Satanisten konzipiertes Spiel, das "Vergewaltigungen, Kannnibalismus und Nekromantie" propagiere."

Muahahaha... selten so gelacht! Nein, diese Pat Pulling kannte ich wirklich noch nicht. Aber lasst mich raten: Wäre sie im Deutschland des Jahres 2009 ansäßig, würde sie Hartz-IV beziehen und bei Steffan Raab einen Song singen?

Hm, ob ich beim nächsten D&D-Abend EXP-Abzüge verteilen soll, wenn jemand nicht im Ninja-Kampfanzug erscheint?

Nathan Grey

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #3 am: 12. August 2009, 12:39:38 »
Hier gibt es irgendwo auch ein Anti-Rollenspielcomic.

Gefunden :D
« Letzte Änderung: 12. August 2009, 12:46:59 von Nathan Grey »

Wormys_Queue

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #4 am: 12. August 2009, 12:40:20 »
Wäre sie im Deutschland des Jahres 2009 ansäßig, würde sie Hartz-IV beziehen und bei Steffan Raab einen Song singen?

Nö, sie wäre Journalistin bei Frontal und würde Reportagen über Killerspiele machen.

Mir gefällt übrigens die Parallele nicht, die Du zwischen Idiotie und Hartz IV herstellst.
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Wormy's Worlds

Acrylium

  • Gast
Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #5 am: 12. August 2009, 13:00:36 »
Upps, sehe ich auch gerade. Sorry, war so nicht beabsichtigt. Ich wollte niemandem der Hartz-IV empfängt irgendwas unterstellen sondern habe einfach ausgesprochen welche Assoziation in meinem Kopf bei der Vorstellung hervorgerufen wurde.

Lord Magico

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #6 am: 12. August 2009, 13:38:27 »
Naja... wenn sie aus der strange-christlichen Ecke kam, dann hat sie halt einfach nur ihren Glauben nicht richtig verstanden... ich denke nicht, dass Gott sich dran stört wenn Leute D&D spielen.
Viel mehr könnte ich mir vorstellen, dass ihm die FDP sauer aufstößt. ^^
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Darigaaz

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #7 am: 12. August 2009, 13:42:30 »
Zitat
dass Gott sich dran stört wenn Leute D&D spielen.
Hmmm... ein Spiel, das zur Generierung von persönlicher Befriedigung mehrere Götter anbeten lässt oder gar zulässt, gottlos zu sein. Also Eigennutz gepaart mit Aberkennung vom Monotheismus?

Ja, die Gläubigen mögen das Spiel bestimmt  :D. Aber naja, alter Hut.
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Acrylium

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #8 am: 12. August 2009, 14:06:51 »
Ich kenne ja jetzt nicht ihre Lebensgeschichte, aber so auf den ersten Blick wirkt das für mich so, als sei die Frau nicht zwangsläufig dem Idiotismus anheim gefallen, sondern vieleher der Verzweiflung über den Verlußt ihres Sohnes. Dafür hat sie - nur all zu verständlich - einen Schuldigen gesucht. Vermutlich in Ermangelung anderer zuläßiger Erklräungsursachen für den Suizid ihres Sohnes, hat sich sie an die unlogische aber einzige Erklärung geklammert die ihre Psyche akzeptieren konnte: Nicht sie oder das familiäre Umfeld ihres Sohnes waren schuld sondern eine externe, fremde Gruppe; in diesem Fall Rollenspieler. Und da sie den Verlußt ihres Sohnes damit verarbeitet konnte, indem sie sich zur Lebensaufgabe macht, die Schuldigen zur Strecke zu bringen, hat sie sich dann da hinein gesteigert.

Ironischerweise ist sie durch die daraus reslutieren Aufnahme der christlichen Rechten in den USA genau in die Kreise geraten, vor denen sie Jugendliche beschützen wollte: sektenähnliche, fanatische religiöse Gruppierungen die einen beklagenswerten Verlußt an der Fähigkeit zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden aufweisen.

(bevor sich jetzt gläubige Christen beleidigt fühlen: Ich kritisiere lediglich den christlichen Funamentalismus wie jeden anderen Funamentalismus auch. Gegen einen toleranten und aufgeklärten chrislichen Glauben habe ich nichts ein zu wenden und unterstütze jeden der sich entschließt zu glauben)

Darigaaz

  • Mitglied
Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #9 am: 12. August 2009, 14:23:53 »
Naja, wenn der Verlust tatsächlich wegen DnD ist, dann hat sie Recht, daraus aber eine unausweichliche Konsequenz abzuleiten, wie es bei den 'Killerspielen' gemacht wird, ist falsch, wird aber natürlich so aufgezogen, um Leser zu bekommen.

Letztendlich ist das Problem, daß viele Menschen in allem einen Sinn suchen, und damit einher geht eine zwanghafte Suche nach einem einzigen Schuldigen. Daß viele Faktoren zählen oder gar das eigene Umfeld wird dabei eben oft ausgeblendet. Ich gebe auf solche Meldungen gar nichts, aber leider gibt es noch zu viele Idioten, die das tun. Das muß nicht mal in irgendeiner Religion sein, Nicht-Gläubige sind genauso dumm. Bei Religion hört man aber eher zu, warum auch immer.
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Xiam

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  • Mörder der 4E
Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #10 am: 12. August 2009, 14:49:00 »
Vermutlich in Ermangelung anderer zuläßiger Erklräungsursachen für den Suizid ihres Sohnes, hat sich sie an die unlogische aber einzige Erklärung geklammert die ihre Psyche akzeptieren konnte: Nicht sie oder das familiäre Umfeld ihres Sohnes waren schuld sondern eine externe, fremde Gruppe; in diesem Fall Rollenspieler.
Das hat auch Gary Gygax seinerzeit gesagt. "Die Hetzjagd auf D&D ist lediglich der Versuch einiger Eltern, einen Schuldigen für den Verlust ihres Kindes zu finden, der nichts mit ihrem eigenen Versagen als Eltern zu tun hat."

Die arme Frau war bemitleidenswert. Es gehört schon eine ganze Menge Hass dazu, sich derartig in einen eingebildeten Feind zu verbeißen, wie sie es getan hat. Sie musste scheinbar echt furchtbarste Selbstzweifel kompensieren, wenn eine Hexenjagd für sie die einzige Möglichkeit war, ihren Verlust zu verarbeiten. Aufgeklärt und rational ist was anderes.

Ihre Organisation (BADD) existiert scheinbar selbst 12 Jahre nach ihrem Tod noch immer, hat sich mittlerweile aber wohl andere Dämonen gesucht.

Viel schlimmer finde ich jedoch, dass eine Justiz, die von sich selbst behauptet die Rechtsprechung einer demokratischen Gesellschaft zu sein einen selbsternannten Hexenjäger ohne jegliche fundierte Kenntnis der Materie als "Gutachter" zu Rate zieht. Man sollte doch meinen, dass irgendjemandem hier mal hätte klar werden müssen, dass man alles andere als eine objektive Beurteilung von Tatsachen betreibt. Aber dies ist heutzutage ja nichts anderes mit den Killerspielen. Die Kritiker der Killerspieldebatte müssen schon sehr sehr laut rufen, um sich überhaupt Gehör zu verschaffen.

Man kann den Glauben an die Menschheit verlieren, wenn das vernunftbegabtes Handeln sein soll.
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Lich

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #11 am: 12. August 2009, 15:04:05 »

Ich finde es sehr problematisch, wenn man als "Mitglied" einer Subkultur (=Rollenspieler, Computerspieler) jegliche Kritik von ausserhalb einfach so schlechtredet.

Fakt ist, wenn man etwas sehr lange und intensiv betreibt, führt das zu Veränderungen im Gehirn. Ich würde es daher nicht grundsätzlich ausschliessen, dass es Korrelationen zwischen Verbrechen/Unfällen und den Beschäftigungen mit derartigen Dingen gibt.

Liches are cold, scheming creatures that hunger for ever
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-4E is D&D for people who don't like D&D /A4L-Member

Acrylium

  • Gast
Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #12 am: 12. August 2009, 15:08:49 »
Also laut der englischsprachigen Wikipedia hat ihre Organisation BADD mit ihrem Tod im Jahre 1997 praktisch aufgehört zu existieren. Wenn das nicht stimmt, was treiben die denn mittlerweile so?

Es hat mich auch erschrocken zu lesen, dass man als ausgewiesener Laie nur durch seine Medienpräsenz als Gutachter vor einem Gericht zugelassen wird. Ist das in den USA einfach so möglich? Hätte nicht jeder einigermaßen anständige Verteidiger vor Gericht ihre Kompetenz anzweifeln müssen und sie vom Verfahren ausschließen lassen? Und was für Verfahren sollen das überhaupt gewesen sein, was wurde da verhandelt? Ich kenne mich in Justizfragen nicht so gut aus, aber in Deutschland braucht man doch irgendwelche anerkannten Nachweise um vor Gericht als Gutachter auftreten zu können, oder?

Wormys_Queue

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #13 am: 12. August 2009, 15:28:32 »
Ja, die Gläubigen mögen das Spiel bestimmt  :D.

Die meisten haben damit tatsächlich kein Problem und in den USA gibt es eine ganze Menge gläubiger Rollenspieler. Weiß nicht, wie das hier ist, in Deutschland ist es ja inzwischen problemloser, sich als schwul zu outen denn als gläubigen Menschen (und bevor mich jemand falsch versteht, ersteres ist immer noch nicht ganz so einfach, wie die Medien einen glauben machen wollen).
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Wormy's Worlds

masse

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Wie ein Fantasy-Spaß zum "Killerspiel" gemacht wurde
« Antwort #14 am: 12. August 2009, 15:30:06 »

Ich finde es sehr problematisch, wenn man als "Mitglied" einer Subkultur (=Rollenspieler, Computerspieler) jegliche Kritik von ausserhalb einfach so schlechtredet.

Fakt ist, wenn man etwas sehr lange und intensiv betreibt, führt das zu Veränderungen im Gehirn. Ich würde es daher nicht grundsätzlich ausschliessen, dass es Korrelationen zwischen Verbrechen/Unfällen und den Beschäftigungen mit derartigen Dingen gibt.


Denke ich auch, aber ich denke nicht, das es zu so Dingen wie Mord führt.  :D Das ist vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Fußmarsch zum Mörder, aber andere Faktoren sind tausendmal schlimmer.
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