Nur dazu, weil ich eigentlich schon bei der Arbeit sein sollte:Und was die gute Linke betrifft, da erinnere ich mich sehr gut daran, dass Herr Lafontaine bei der Wahl 94 doch meinte, man solle die Mauer oben lassen und aus der DDR einen eigenständigen Staat machen. Davon mal abgesehen, dass auch ein Helmut Kohl die Lage völlig naiv eingeschätzt und einiges im Zuge der Wiedervereinigung sehr falsch angepackt hat, hat meiner Meinung nach, ein Mann der, nach jahrelangen Bezeugungen - " Wir sind ein Land ", fordert die Menschen darben zu lassen, auch in der heutigen Politik nichts verloren hat !
Das war '90 und ich behaupte es gehört in das Kapitel "unangenehme Wahrheiten führen dazu, dass man Wahlen verliert".
Es währe imho sehr richtig gewesen die DDR-Führung abzusetzen, die DDR unter die Fittiche der BRD, der EU oder sonst wem zu stellen und die Systeme erstmal aneinandern anzugleichen, bevor man sie vereinigt. Da wäre uns so manches erspart geblieben. Das macht (oder sollte) die EU ja z.B. ganz ähnlich, potentielle Neu-Mitglieder sollten X Auflagen erfüllen, bevor man sie aufnimmt. Wird nicht immer konsequent durchgezogen, aber die Forderungen/Bedingungen sind erstmal da.
Das höre ich immer wieder, dass es alles zu schnell ging und man das anders, gemächlicher hätte machen müssen. Das ist vielleicht ein nettes Gedankenmodell, aber wie hätte das bitte (nicht nur völkerrechtlich) gehen sollen?
"Liebe DDR-Bürger, ihr seid für den Wohlstand des Westens noch nicht reif. Daher haben wir (die arroganten Wessis) beschlossen, dass ihr noch nicht dazugehören dürft. Wir machen das in einem langsamen Prozess, währenddessen ihr ja mal über die Grenze schauen dürft, um zu lernen, wie es in der Marktwirtschaft so läuft.
Ach ja, schauen, nicht reisen! Die Grenzen müssen wir nämlich zu lassen. Da ihr ja alle Deutsche seid, und somit Anrecht auf einen bundesdeutschen Personalausweis habt, können wir euch leider nicht rüber lassen, weil dann wahrscheinlich euer Land in kürzester Zeit bis auf ein 100%ige leer wäre, und das ist ja nicht Sinn der Sache.
Achso... ja, wie bauen wir euer Land auf, das ja kurz vor einem Staatsbankrott steht? Kriegt ihr halt Entwicklungshilfe von uns, wir übernehmen ja unsere Verantwortung. Okay, ist zwischen zwei Staaten natürlich viel bürokratischer und damit teurer, als wenn wir euer Staatsgebiet einfach bei uns eingleidern würden, aber es muss eben langsam gehen, der Kulturschock muss abgefangen werden..." usw.
Was ich sagen will, aus der Widervereinigung einen langsamen Prozess zu machen, ist sehr schwierig. Die Unzufriedenheit im Osten wäre noch viel höher gewesen, die Unverständnis im Westen über die Undankbarkeit der Ossis ebenso. Überhaupt nicht bedacht, ist in der Überlegung die weltpolitische Lage. Es ging 1990 um die Wurst, die Chance für eine Widerwereinigung war einfach da und keiner konnte absehen, ob die Glasnost-Stimmung in der UdSSR anhält, und wie lange die Chance noch besteht. Hätte man sich auf einen langsamen Prozess geeinigt und in der instabilen UdSSR hätten sich womöglich kommunistische Hardliner an die Macht geputscht (den Versuch gab es ja), dann wäre alles vorbei gewesen.
Also, eine langsame Wiedervereinigung ist sehr unrealistisch.
Gebt dem Land Zeit. Schon 1990 haben kluge Köpfe gesagt, richtig wiedervereinigt kann Deutschland sich womöglich erst fühlen, wenn auch der letzte, der noch ein geteiltes Deutschland kennt, über die Wupper gegangen ist.