Wie hat der Beanmte den Schülern gegenüber die Maßnahme erklärt/gerechtfertigt?
Hat der Beamte die Maßnahme überhaupt gerechtfertigt und selbst dann gibt es keine Rechtfertigung im Falle eines verschwundenen 5 Euro Scheins, bei dessen Verschwinden nicht mal unbedingt eine Straftat vorliegen muss, eine Leibesvisitation bei pubertierenden Kindern durchzuführen.
Gibt keine Rechtfertigung? Okay. Der Beamte hat den Schülern die Möglichkeit gegeben, den Geldschein anonym wieder zurück zu geben, indem alle nacheinander in einen anderen Raum gehen und der "Täter" legt ihn einfach auf den Tisch. Am Ende liegt da kein Geldschein, klein Fritzchen meldet sich aber plötzlich und sagt: "Moment, ich habe den da aber hin gelegt! Den muss einer von denen nach mir mitgenommen haben!" Und nun? "Tut mir leid, wie haben hier jetzt wohl einen Dieb unter uns, aber leider keine Möglichkeit, den zu überführen, denn bei fünf Euro wäre eine Durchsuchung jedes einzelnen nicht gerechtfertigt. Schade für das Kind, dem das Geld gestohlen wurde."
Was würde das wohl für ein Signal setzen?
Im Übrigen könnte ich mir auch gut vorstellen, dass das je nach Ablauf der Sache pädagogisch mal ganz heilsam sein kann, denen deutlich zu machen, dass sie sowas nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. "Dann hat eben einer hier das Geld gelklaut. Sie können uns gar nichts, sie dürfen uns nicht anfassen!" Glaub mir, solche Kotzbrocken gibt es in jeder Klasse, die meinen jegliche Autorität jederzeit provozieren zu müssen und die ihre Rechte (anders als ihre Pflichten) auch genauestens zu kennen glauben. Da kann es dann ganz sinnvoll sein, denen mal deutlich zu machen, dass die Polizei bei einem konkreten Verdacht nicht nur darf sondern auch tut.
Wie setzt sich die Lerngruppe (sozial) zusammen?
Was hat die die Zusammensetzung einer Klasse mit der hier durchgeführten Maßnahme zu tun? Oder möchtest du Andeuten, dass bei gewissen sozialen Gruppen eine solche Maßnahme gerechtfertigt ist? Hier ist nicht mal klar, dass eine Straftat, sprich ein geringfügiger Diebstahl, passiert ist. Dementsprechend gibt es keinen konkreten Verdacht gegen irgendjemanden.
Interessant, dass du mir das direkt unterstellst. Nein, das will ich damit nicht anseuten.
Je nach sozialer Gruppe können aber 5 Euro eine Menge Geld sein, z.B. das Geld für eine ganze Woche Mittagessen in der Schulkantine. Und du findest also, wenn das einer Schülerin gestohlen wurde, dann ist das Pech und man braucht dem nicht nachzugehen, weil das in keinem Verhältnis steht? Damit zeigst du dann der sozial schwachen Gruppe mal wieder ganz deutlich, dass ihre Sorgen weniger Wert sind als die Sorgen der Reichen und Mächtigen.
Also nein, im Gegenteil, ich möchte viel eher andeuten, dass du ggf. recht hast, dass die Maßnahme bei einer Gruppe von Schülern, die mit 16 im Monat ihre 200,- EUR Taschengeld + Klamottenzulage bekommen vielleicht tatsächlich nicht gerechtfertigt ist, bei Schülern, für die 5,- EUR ein echter Verlust ist aber schon.
Kam es bereits vorher in der betreffenden Lerngruppe zu Diebstählen?
Und wenn? Was ändert das daran, dass man alle Schüler dieser Klasse unter Generalverdacht gestelt hat? Warum nicht die Lehrer? Warum nicht die Schüler anderer Klassen oder den Hausmeister und weitere Angestellte?
Du strapazierst das Wort "Generalverdacht" ganz schön (und verstehst es meiner Meinung nach auch falsch). Generalverdacht bedeutet für mich, dass man einen ganzen Bevölkerungsanteil (alle Türken, alle Rumänen, alle Jugendlichen, alle Juristen, alle Banker, ...) ohne konkreten Anhaltspunkt verdächtigt, bestimmte Taten generell zu begehen ud daher entsprechend unter Kontrolle stellt, egal, ob jetzt konkret überhaupt schon eine Straftat passiert ist. "Alle Polen klauen Autos, also müssen alle Polen an der Grenze ihren Ausweis fotokopieren lassen mit dem Vermerk, mit welchem Verkehrsmittel sie eingereist sind" wäre ein Generalverdacht. Wenn aber nun mal eine konkrete Straftat geschehen ist und es einen Verdächtigenkreis gibt (aus dem der Täter stammt) dann ist das kein Generalverdacht, nur weil die Gruppe eine ganze Schulklasse umfasst.
"Herr Wachteister, ich bin überfallen worden, der Täter hatte schwarze Haare."
"Und der Name des Täters?"
"Den weiß ich nicht."
"Tja, dann können wir nichts machen, wir können ja nicht alle Schwarzhaarigen unter Generalverdacht stellen!"
Was für Folgen wird die von der Polizei selbst als "überzogen" bezeichnete Maßnahme für den Beamten haben?
Die Folgen für den Beamten können von einer Ermahnung gehen bis zur Verurteilung und dementsprechende Beamtenrechtliche Konsequenzen. Die Konsequenzen kannte der Beamte allerdings, wenn man dem Beamten gute Absichten unterstellen will, dann kann man ihm Rechtsunkenntnis in Zusammenhang mit übertriebenem Arbeitseifer unterstellen, was aber dann die Frage nach der Ausbildung des Polizisten stellt.
Ich habe nicht gefragt, welche Folgen es haben könnte sondern welche konkrete Folge es haben wird.
Damit wollte ich andeuten, dass die Polizei bereits intern ermittelt und es durchaus sein kann, dass der Jugendbeamte schwere Konsequenzen tragen Muss. Scheint aber einigen Leuten nicht genügen, die möchten den Herrn gerne schon vorher mit Fackeln und Mistgabeln durch die Stadt jagen.
Aber mich würde mal interessieren, ob du eine Leibesvisitation über dich ergehen lassen würdest, wenn dein Kollege auf einmal 5 Euro vermisst? Gerade dann wenn alle Kollegen dieser Maßnahme unterzogen werden. Für Unschuldige ist es bereits demütigend, wenn sie ihre Taschen kontrollieren lassen müssen, gerade wenn jeder so etwas mitbekommt. Den Makel des Verdachts bekommst du nicht mehr weg.
Nun lass mal die Kirche im Dorf. Seit wann sind Durchsuchungen menschenunwürdig? Meine Tasche wird jedes Mal durchsucht, wenn ich auf dem Kiez in irgendeinen Rockschuppen gehe. Und wenn das dazu beiträgt, dass keiner Waffen mit da rein schmuggelt ist das für mich vollkommen okay.
Ich bin auch schon von der Polizei durchsucht worden, also so richtig mit Leibesvisitation. Nachts, konnte nicht schlafen, machte eine Runde mit dem Hund, Streifenwagen, Suchscheinwerfer leuchtet mir ins Gesicht. Das war zu der Zeit als immer so viele Autos gebrannt haben und die Polizei die Täter gesucht hat. Ja, und dann ist man eben verdächtig, wenn man um 2.30 Uhr nachts scheinbar ziellos durch die Straßen wandert... Wenn es hilft die bekloppten Assis zu finden, die aus lauter Sozailneid, Spaß an der Zerstörung oder was weiß ich was für Motiven anderer Leute Eigentum anzünden ist das für mich okay. Unwürdig behandelt habe ich mich nicht gefühlt.
Langer Rede kurzer Sinn: Es kann natürlich gut sein, dass die ganze Aktion total daneben war, und so wie der Artikel geschrieben ist, neigt man auch dazu sich über die Polizei im generellen und den Jugendbeamten im speziellen aufzuregen. Und das ist für mich ein Alarmsignal. Denn eigentlich steht in dem Artikel aber auch Null Hintergrundinformation. Da steht einzig und allein: Die Polizei hat Kinder sich nackt ausziehen lassen!
Dieser Artikel soll aufregen. Der Schreiber hat den genau deswegen geschrieben. Seriöser Journalismus ist das nicht. Ich bringe nur ein Beispiel: Wieso schreibt der der Journalist nicht ein Sterbenswörtlchen darüber, wie die Sache ausgegangen ist? Gab es nun einen Dieb? Ist der Geldschein wieder aufgetaucht? Nichts genaues weiß man nicht, der Artikel schweigt sich aus. Und da frage ich mich doch warum. Wenn der Verdacht des Diebstahls sich nicht bewahrheitet hätte, dann hätte der Journalist das sicher mit verbraten, das wäre ja nochmal Wasser auf die Mühlen gewesen.
Dass er das weg gelassen hat, lässt eigentlich nur wenige Schlüsse zu: Es hat ihn nicht interessiert und er hat es gar nicht recherchiert (weil der Artikel ja ein Aufreger sein soll). Oder der Geldschein wurde gefunden, es gab einen Dieb... und das hätte den Aufreger abgeschwächt... ja, viel mehr fällt mir nicht ein.