Autor Thema: Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht  (Gelesen 5420 mal)

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TheRaven

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« am: 05. Oktober 2009, 21:21:48 »
Hallo,

Ich interessiere mich für Quellen, idealerweise Online einsehbar, welche sich der Theorie des Schreibens von Abenteuern widmen. Also Analyse von und Tipps zu Techniken wie "event based", "location based" Design und natürlich auch weiteren Vorschlägen. Design von Fantasiegeschichten geht auch in Ordnung aber ist eher zweite Wahl, da eben gerade die spezifischen Anforderungen von Rollenspielabenteuern der Fokus sein soll. Selbstverständlich auch gerne in Englisch. Ihr könnt selbstverständlich auch selber etwas zu dem Thema schreiben, allerdings habe ich es schon auf ausführliche, detaillierte und zumindest halbwegs professionelle Infos abgesehen.

Gruss
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Matrix

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #1 am: 05. Oktober 2009, 21:23:23 »
Hast du zu dem Thema bereits Sachen gefunden oder war deine eigenen Suche bisher erfolglos? Ich finde das Thema selbst höchst interessant und wäre auch an jedwedem Material interessiert.
Gleisarbeiter sind die faulsten Arbeiter der Welt. Immer wenn ich mit dem Zug an denen vorbei fahr, stehen die nur rum!

1of3

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #2 am: 05. Oktober 2009, 21:37:17 »
Kann ich dir Betrachtungen zu drei Arten von Lokalität anbieten. Das ist aber pure Theorie und keine Anwendung.

Vielleicht findest du sonst bei den SL-Tipps im :T: was.
1of3's - Der deutsche Blog zum Thema Rollenspieldesign und -theorie: http://1of3.blogspot.com

DU#1229

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #3 am: 05. Oktober 2009, 21:52:12 »
Geht es Dir rein und einzig um das Schreiben von Fantasy-Rollenspiel-Abenteuern, oder auch um Hintergründe, wie Spannungsbögen, Geschichten, Dramen und Co aufgebaut sind?

Talwyn

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #4 am: 05. Oktober 2009, 22:28:07 »
Was Nadir fragt. Entsprechend würde ich auf  Einführung in die Erzähltheorie von Matias Martinez verweisen, eine wissenschaftliche Abhandlung, die als Einstieg ganz gut zu gebrauchen ist, aber Vorsicht, ziemlich trockene Lektüre. Ein älteres Standardwerk zum Thema wäre natürlich die Poetik von Aristoteles, die ist nicht sehr umfangreich, kann ein paar Denkanstöße liefern.

Das ist allerdings zugegebener Maßen alles recht weit am Thema vorbei, denn ein Rollenspielabenteuer ist ja weder Roman noch Kurzgeschichte, auch kein Film und schon gar keine griechische Tragödie. Ich habe zwar vor Jahren mal versucht anhand der Poetik einen entsprechenden Artikel fürs RPG zu schreiben, der ist allerdings von meiner Festplatte verschwunden, und ehrlich gesagt ist das auch ganz gut so.

Als es die ARS-Küche noch gab - so geteilter Meinung man über diesen Blog sein konnte - hatte es auch noch eine recht brauchbare deutsche Ressource zum Thema Dungeon-Design. Wenn ich mich richtig erinnere lief es darauf hinaus, dass ein guter Dungeon Entscheidungen von den Spielern verlangt, diese Entscheidungen sollen aber auf keinen Fall auf Basis von Glück und Ratespielen getroffen werden, sondern es soll sich dabei um informierte Entscheidungen handeln, so dass das Vorgehen der Spieler planvoll taktisch und nicht willkürlich zufällig ist. Von zuvielen Wahlmöglichkeiten wurden allerdings auch abgeraten, weil das zu Verwirrung führt und die informierte Entscheidung ebenso erschwert (Man stelle sich ein Schachspiel mit 100 verschiedenen Figurentypen vor - da könnte niemand mehr sinnvoll die verfügbaren Optionen gegeneinander abwägen).

Davon abgesehen ist mir im Netz so auf Anhieb allerdings auch nichts zum Thema bekannt, was vielleicht daran liegen könnte, dass die Leute, die sich mit RPG-Theorie befassen, also hauptsächlich Leute aus der Indie-Szene, nicht unbedingt die Bilderbuchklientel für vorgefertigte Szenarien darstellen. Interessant fände ich sowas allerdings allemal, und falls hier nicht doch noch jemand die ultimative Quelle verlinkt, könnte man sicherlich hier selbst so einiges entwickeln.

TheRaven

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #5 am: 05. Oktober 2009, 23:12:05 »
Leute aus der Indie-Szene, nicht unbedingt die Bilderbuchklientel für vorgefertigte Szenarien darstellen
Aber genau danach suche ich doch, eben Alternativen zu den klassischen vorgefertigten Szenarien. Ich weiss eigentlich ganz gut wie man Abenteuer schreibt, suche aber nach neuen Impulsen und alternativen Herangehensweisen. Es kann ja nicht sein, dass es eben nur Location und Event gibt, oder? Aber nicht nur die Form, sondern auch das Erstellen interessiert. Zum Beispiel fällt mir da spontan das kontinuierliche Weitererzählen einer Geschichte durch im Turnus wechselnde Schreiber/Erzähler oder das Interpretieren von zufälligen Wörtern um eine Geschichte zu bilden (Mythic) ein neben dem gewöhnlichen Prinzip des eigenständigen Autors. Es geht also um den Ablauf von Abenteuern, ebenso wie das Erstellen derselben.

@Nadir
Das steht im Originalbeitrag.
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2009, 23:15:32 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Cut

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #6 am: 05. Oktober 2009, 23:16:43 »
Für das Star Trek Rollenspiel von Last Unicorn Games sind drei sog. Narrator's Toolkits erschienen. Ich kenne/habe zwei davon: Das für Star Trek The Next Generation Roleplaying Game - Narrator's Toolkit und Star trek Roleplaying Game The Original Series.

In beiden Heften sind einige ansprechende Ausführungen über den Aufbau von Abenteuern (und den kleineren Elementen aus denen sie bestehen), die ich sehr hilfreich und lohnend fand. Diese richten sich sowohl zum Teil an Anfänger, als auch an fortgeschrittene Spielleiter.

Beide Hefte haben einen unterschiedlichen Inhalt.

Mit Bezug auf Erzähltechniken fürs Rollenspiel hat der Narrator's Guide des aktuelleren Star Trek Rollenspiels (von Decipher) einen sehr lohnenden Beitrag.

Edit: Meine Antwort scheint an der Frage vorbei zu gehen. Ich lasse sie aber dennoch mal stehen, vielleicht "hilft" es Dir ja doch.
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2009, 23:28:48 von Cut »
On the Internet you can be anything you want.
It's strange that so many people choose to be disagreeable and stupid...

Liam

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #7 am: 05. Oktober 2009, 23:25:49 »
Weder weiß ich, ob es zu offensichtlich ist, noch ob es Dir hilft, aber das ist das einzige, was mir spontan dazu einfällt:

http://www.rpginfo.de/ams/meister/%84-und-zum-schluss-noch-ein-dungeon/teil-1-der-konflikt-des-szenarios.html

Gruß
Liam

Cut

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #8 am: 05. Oktober 2009, 23:30:36 »
So einen ähnlichen Thread hatten wir meine ich auch schon: Nämlich hier: http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,22817.msg380921.html#msg380921
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TheRaven

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #9 am: 06. Oktober 2009, 00:40:22 »
Weder weiß ich, ob es zu offensichtlich ist, noch ob es Dir hilft, aber das ist das einzige, was mir spontan dazu einfällt:
http://www.rpginfo.de/ams/meister/%84-und-zum-schluss-noch-ein-dungeon/teil-1-der-konflikt-des-szenarios.html
Habe es nur kurz überflogen aber werde es sicherlich lesen. Ja, der Tipp ist durchaus gut und sowas habe ich mir in der Tat vorgestellt. Zwar etwas kurz und einfach gehalten aber wieso nicht.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Talwyn

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #10 am: 06. Oktober 2009, 00:53:07 »
Zusätzlich zu Location und Event würde ich noch die Figurenkonstellation nennen, Beispiel "The Gift" oder "The Sword" für Burning Wheel - hier sind weder der Ort des Geschehens näher definiert, noch bestimmte Ereignisse, die sich zutragen sollen, sondern nur die Akteure mit ihren Zielen und Motivationen.

Grundlegend abstrahiert könnte man vielleicht damit ansetzen, dass die Grundformen von Abenteuerszenarien (Location, Event, Figruenkonstellation, etwas was ich vergessen habe?), in ihrer Reinform jeweils einen Teil der Narration definieren und so einen Rahmen für das Rollenspiel bieten, an dem man sich dann quasi aufhängen kann. Die nicht definierten Teile werden dann während des Spiels gefüllt und zwar gemeinsam von allen Spielteilnehmern.

In der Realität überlappen sich diese Grundformen natürlich meistens, so dass in fast jedem Location-basierten Abenteuer auch gewisse Ereignisse definiert sind oder zumindest die Bewohner der Location teilweise ausgearbeitet sind (der Fokus liegt aber auf der Location, das Spiel besteht im Erkunden z.B. eines Dungeons anhand einer Karte).

Bei der Figurenkonstellation sehe ich das Problem, dass diese Form eigentlich nur für One-Shots mit vorgefertigten SC zu gebrauchen ist, zumindest wenn es um die Frage geht, wie ich als SL ein Abenteuer schreiben kann - denn im Normalfall sollten die wichtigsten Figuren in einem RPG ja die SC sein, und die werden ja gerade nicht vom SL erschaffen, sondern von den Spielern.

Spoiler (Anzeigen)

Drudenfusz

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    • http://drudenfusz.blogger.de
Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #11 am: 06. Oktober 2009, 01:53:49 »
Meine Vorstellungen von Thematischem Rollenspiel.
Ansonsten zu haben mir Franks Erläuterungen zu verschiedenen Plotarten einst im Wilden Land gefallen, siehe: der Bombastische Plot, Der maßgeschneiderte Plot und Der Dynamische Plot. Und dann gibt es natürlich noch Settembrini und sein ARS (was sich aber hauptsächlich darauf beschrängt allen zu sagen das sie sowieso nicht richtig Rollenspiel betreiben).

Glgnfz

  • Contest 2010
    • Von der Seifenkiste herab...
Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #12 am: 06. Oktober 2009, 06:42:11 »
Von verkopften englischen Fachausdrücken mal ganz weg hat hier jemand aufgeschrieben, wie er Dungeons entwirft - nicht wissenschaftlich, aber es funktioniert:

http://glgnfz.blogspot.com/2009/01/kleiner-dungeonbau-workshop.html

Windjammer

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #13 am: 06. Oktober 2009, 08:21:46 »
Ich interessiere mich für Quellen, idealerweise Online einsehbar, welche sich der Theorie des Schreibens von Abenteuern widmen.

Wenn es dezidiert um das Schreiben geht, also das Erstellen vollständiger Module, und nicht nur das Stadium der Konzeption und das Festhalten desselben Stadiums in stichwortartig formulierten Notizen, gibt es eine Online-Quelle, die im Bereich D&D alles andere übertrifft:

Den RPG Superstar Wettbewerb, der jährlich auf paizo.com stattfindet. In der Endrunde treten die 4 Finalisten gegeneinander an, um ein vollständiges Abenteuer zu konzipieren. Die detaillierten und gnadenlos ehrlichen Kommentare der Juroren enthalten einen unbezahlbaren Einblick, auf welchen Qualitäten hier das Hauptaugenmerk liegt. Ich verlinke mal ein Beispiel, und empfehle die Lektüre etwa von Clark Petersons Kommentaren, die trotz der Flapsigkeit in ihren Formulierungen einen hohen Analysegehalt aufweisen.

Ist das jetzt theoretisch? Zu einem hohen Prozentsatz, ja, aber eben nur indirekt - theoretische Prinzipien, die es beim Verfassen von Abenteuern zu beachten gibt, ergeben sich hier zum Teil erst aus der Lektüre solcher Juroren-Kommentare. Und ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass es Dir da an Abstraktionsvermögen mangelt. Des weiteren fehlt mir bei sog. "theoretischen" Abfassungen oft der Sprung vom Abstrakten in die konkrete Umsetzung, und die wird Dir im vorliegenden Fall sozusagen gleich von Beginn weg "mitgeschenkt".

PS. Hier ein Link auf die anderen drei Abenteuer und deren Jurorenkommentare beim Paizo-Wettbewerb 2008. Die Wettbewerbe 2007 und 2009 sind auch jeweils vollständig einsehbar.
« Letzte Änderung: 06. Oktober 2009, 08:31:09 von Windjammer »
A blind man may be very pitturesque; but it takes two eyes to see the picture. - Chesterton

AlexH

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Rollenspieltheorie zu Abenteuerdesign gesucht
« Antwort #14 am: 06. Oktober 2009, 10:02:53 »
In der AD&D 2nd Edition Reihe gab es doch mal ein paar Publikationen in der "blauen Reihe" (DM-Supplements). Ist zwar nicht sehr theoretisch und wissenschaftlich, dafür jedoch sehr praxisnah und umsetzbar. Versuche mal "Creative Campaigning", bzw. "Campaign Sourcebook & Catacomb Guide" zu bekommen.