Natürlich sehe ich da den Unterschied, die Grundhaltung dahinter ist aber dieselbe.
Mitnichten. Beim Auswürfeln von Ereignissen geht es um Zufall und Unvorhersehbarkeit. Mal gewinnt man, mal verliert man. Diejenigen, die hier nicht würfeln wollen, sind Typen, die nicht verlieren können.
Beim Auswürfeln von bleibenden Charakteristika geht es um Fairness. Denjenigen, die hier nicht würfeln wollen, geht es um Chancengleichheit.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass der Spieler des Charakters denkt, darauf angewiesen zu sein. Ich halte nur die Denkweise für falsch (und den Begriff "Frontliner" für bezeichnend).
Warum? Der Spieler will doch nichts weiter als einen Nahkämpfer spielen (ein klassischer funktionaler Archetyp in nahezu jeder Spielart von Fantasy - von Herr der Ringe über Conan bis hin zu Star Wars). Die Spielmechanik von D&D sorgt aber dafür, daß gerade Nahkämpfer diejenigen sind, die von Beruf darauf angewiesen sind Schläge einzustecken und daher auch den ein oder anderen TP zu verlieren. Bei allen anderen Charaktertypen ist der Verlust von TP eigentlich schon ein Zeichen dafür, daß irgendetwas schiefgelaufen ist; nur beim Nahkämpfer ist es - zumindest in einem gewissen Rahmen - normal.
Nun stört es Dich also, daß der Spieler sich darüber beklagt, daß er nicht über die Ressource verfügt die er benötigt, um seinen Charakter wie angedacht zu spielen? Das würde nur den Schluß zulassen, daß Du entweder die o.g. spielmechanischen Zusammenhänge nicht wahrhaben willst oder etwas gegen Leute hast, die Nahkämpfer spielen wollen.
Letztlich führt das ganze zu eindimensionalem Denken. Ein Krieger "muss" also gute ST, GE und KO haben, außerdem massig TP.
Das ist kein eindimensionales Denken, sondern jahrzehntelange Erfahrung mit der Spielmechanik.
Wobei "gut" ja i.A. gleichbedeutend mit Werten >=16 ist
Kommt darauf an. Nimmt man das im DMG empfohlene PB 25 als Grundlage, dann sind eine 16 und zwei 14er schon drin ohne gleich als geistiger Krüppel zu enden. Erfahrungsgemäß sollte ein dedizierter Kämpfer auch nicht viel schlechter in diesen Attributen sein; zumindest nicht auf den niedrigen Stufen (später wird das durch hohen BAB, Power Attack und ggf. die Waffenfokus-Featreihe wieder kompensiert).
(und selbst das scheint nicht zu reichen, ich bin schon mal angefragt worden, jemandem in seinem Hauptattribut ne 18 zu schenken, damit er mit den +2 Volksbonus ne 20 drausmachen kann. Da war die 16 offenbar nicht hoch genug.
Gierige Deppen, die den Hals nicht voll genug kriegen können, gibt es immer wieder. Wobei mein größter Einwand gegen dieses "Geschenk" wieder die o.g. Chancengleichheit wäre - verschiedene Klassen würden unterschiedlich stark davon profitieren. Ansonsten wären durch die Bank höhere oder niedrigere Attribute nichts weiter als eine Modifikation des Schwierigkeitsgrads.
Man könnte natürlich stattdessen auch die eigene Spielweise an die "schlechteren" Werte anpassen, aber schließlich spielen wir ja D&D, und da gilt ja meine Beschreibung von oben, über die sich Tyrion scheinheiligerweise so erbost zeigt.
Vorsicht!
Was meinst Du jetzt mit "schlechten" Werten? Wenn es um im Schnitt niedrigere Eigenschaften geht, dann: Ja, das ist von vorne herein bekannt und man kann sich daran anpassen. Wenn es um Pech bei der zufälligen Ermittlung dauerhafter Charakteristika geht dann: Keinesfalls!
Wenn ein einzelner Charakter dank zufälliger Attributsermittlung ein "Ausreißer" ist - egal ob nach oben oder nach unten - dann läßt sich das nicht durch eine irgendwie geartete Spielweise kompensieren, da Spielweisen immer die Gruppe als Ganzes betreffen. Ganz egal wie man spielt, der Ausreißer macht sich immer bemerkbar.
Noch schlimmer ist es aber, wenn sich ein Spieler einen Nahkämpfer baut und dann bei den TP lauter Einsen würfelt. Fangen wir mal auf Stufe 1 an. Da gibts volle TW, dazu noch... sagen wir +2 durch CON 14 und wir sind bei 12 TP. Damit kommt man üblicherweise ganz gut zurecht. Nun wird der Charakter als tapferer Recke gespielt, der sich mutig in die Bresche stürzt und seine (kampfschwächeren) Kumpanen vor den Bösen Buben
TM beschützt.
Aufstieg auf Stufe 2. Würfel, würfel, eine Eins. Macht unterm Strich 15 TP. Kaum mehr als vorher, aber da höherstufige Charaktere sich üblicherweise auch mit stärkeren Gegnern anlegen und die auch etwas besser austeilen wird es langsam unangenehm. Nun kommt noch so eine Eins auf Stufe 3 - insgesamt also stolze 18 TP und spätestens jetzt müßte man die Spielweise anpassen oder der Charakter krepiert sang- und klanglos.
Aber was bedeutet das Anpassen der Spielweise in diesem Fall überhaupt? Entweder stellt sich die Gruppe nie größeren Gefahren als sie das schon auf Stufe 1 getan haben oder der Charakter geht nicht mehr in den Nahkampf. Beides ist - Verzeihung - große Scheiße.
Ersteres ist Scheiße, weil man sich dann auch gleich die ganzen Stufenanstiege etc. gleich sparen könnte (von höher gesteckten Kampagnenzielen etc. ganz zu schweigen); zweiteres ist Scheiße weil es den Spieler effektiv dazu zwingt, einen anderen Charakter zu spielen. Vom tapferen Recken zum Feigling - und das nur wegen zwei Würfelwürfen und ohne in-game erkennbaren Anlass. Wow, ganz großes Rollenspiel!
Bis bald;
Darastin