Dann verstehe ich aber Deine herbe Kritik an den Würfelverweigerern nicht.
Echte Würfelverweigerer verweigern auch die anderen variablen Systeme, weil sie dem Zufall keinen Platz lassen wollen. Die andern mögen das Auswürfeln zwar nicht unbedingt sonderlich, diskutieren aber auch nicht groß deswegen rum. Ich kritisiere das gar nicht. Ich sage nur, dass dahinter eine andere Spielphilosophie steckt als ich sie vertrete.
Stellt sich nur die Frage, ob es so toll ist wenn einem das von vorne herein aufgezwungen wird. Und gerade bei den TP ist das noch eine Nummer schlimmer; da wird es einem nämlich nachher aufgezwungen!
Es wird dir überhaupt nichts aufgezwungen. Wenn Du dich an meinen Spieltisch setzt, akzeptierst Du damit die Implikationen des Würfelns. Wenn Du das nicht akzeptieren willst, spielst Du eben woanders mit, ist ja nicht so, als wär ich der einzige Spielleiter auf dieser Welt.
Du spielst also überhaupt kein Spiel - schön für Dich, aber warum diskutierst Du dann mit der entsprechenden Einstellung über ein Spiel?
Hast Du das nötig? Du weisst genau, dass ich den Begriff hier im Gegensatz zu narrativistisch/simulationistisch benutzt habe.
Ist ja auch kein Problem wenn jemand sowas spielen will. Dumm wird es nur, wenn er das nicht will aber wegen der Würfelwürfe trotzdem tun muß. Nebenbei: Gandalf ist kein Held; auch icht in einem irgendwie übertragenen Sinne. Es hat eine Weile gedauert bis ich es verstanden habe aber mittlerweile ist mir klar: Gandalf ist kein Charakter, sondern ein Plot Device. Deswegen scheitert zwangsläufig auch jeder Versuch, ihn in einem RPG irgendwie als Charakter abzubilden während das mit allen anderen Gefährten überhaupt kein Problem darstellt.
Dann streich eben Gandalf und ersetz ihn durch die anderen Helden. Was Sam angeht, denk ich ja eben gerade darüber nach, wie ich die Regeln so abändere, dass die Spieler, die Sam nicht spielen wollen, sich gar nicht erst um einen Platz bei mir bewerben.
Ich finde es interessant, daß Du immer noch von Spieltisch redest wo Du doch gamistische Elemente weitestgehend meidest. Sonst wäre Deine Aussage nämlich problematisch: Was in der Literatur funktioniert, muß an einem richtigen Spieltisch (also da, wo auch tatsächlich ein wie auch immer geartetes Spiel gespielt wird) noch lange nicht klappen.
Muss nicht, kann aber, das hat meine alte Gruppe mehrere Jahre lang über diverse Regelsysteme hinweg ganz gut hinbekommen. Mag natürlich daran gelegen haben, dass die eigentlich alle nicht von D&D herkamen. Mangelndes Scheuklappendenken möglicherweise
Nein! Genau das ist nicht der Fall! Der Nahkämpfer sieht nämlich die gewürfelten Einser nicht; die sieht nur der Spieler. Für den Charakter ändern die Würfe ja nichts, da sie nicht in Zusammenhang mit irgendeinem Ereignis in der Spielwelt stehen. Um so befremdlicher wirkt es dann, wenn der Spieler seine Spielweise völlig umkrempelt und der Charakter auf einmal in völligem Widerspruch zu Hintergrund und Persönlichkeit handelt, die ja bereits im Spiel auf Stufe eins etabliert wurden.
Und schon wieder Rhetorik. Das hier ist kein wissenschaftlicher Diskurs, wo ich aufpassen müsste, streng zwischen irgendwelchen definitorischen Begriffen zu unterscheiden. Das ich hier vom Spieler geredet habe ist, offensichtlich.
Soll ich dann mit Hintergrund und Persönlichkeit auch warten, bis die ersten drei Trefferwürfel feststehen? Soll ich vorher vielleicht auch das Namens-Feld auf dem Charakterbogen freilassen?
Bau einfach keinen Meatshield, dann klappts auch ohne die TP. Abgesehen davon: eine Eins überlebt der Kämpfer, auch ohne plötzlich seine Spielweise zu ändern (es sei denn, die Spielweise basiert auf dummen Handlungen, aber dann helfen auch mehr TP nix). Eine zweite Eins wäre Pech, ist aber unwahrscheinlich genug, als dass ich mir darüber keinen Kopf mache. Und wenns dann mal doch passiert, geht der Charakter eben drauf. Baut er sich halt einen neuen.
Wieso? Ich denke mal, auch der 36-TP-Nahkämpfer wird sich nicht automatisch in unnötige Kämpfe stürzen oder sinnlose Kopf-gegen-die-Wand-Taktiken anwenden. Alles, was der 18-TP-Kämpfer kann, kann der 36-TP-Kämpfer schließlich auch
In der Theorie. Ich zwing ja niemanden, nen dummen Kämpfer zu spielen. Nur dass es eine Korrelation zwischen steigenden TP und sinkendem IQ zu geben scheint. Nicht nur bei Kämpfern übrigens
Und irgendwie legst Du hier zwei Maßstäbe an. Bei den Kämpferspielern forderst Du vorsichtiges Verhalten, aber bei der Charaktererschaffung regst Du Dich über risikoaverse Spieler auf?
Jetzt verwechselst Du die Ebenen. Ich erwarte vorsichtiges Verhalten bei den Kämpfern, die sind ja schließlich nicht automatisch auch blöde. Über Spieler, die bei der Charaktererschaffung jedes Risiko scheuen, damit sie ihre Charaktere (betrifft ja nicht nur Kämpfer) hinterher als übermenschliche Superhelden spielen können, rege ich mich weniger auf als dass ich sie nicht in meiner Gruppe haben will.
Und überhaupt: Du behauptest, Du würdest weitgehend auf gamistische Elemente verzichten wollen; bestehst dann aber auf dem Trefferpunkte-Zock (Würfelspiel pur), der den Leuten erzählerische Freiheiten (die Wahl des Charakters) abnimmt?
Lies noch mal genau. Ich habe nicht von Verzicht geredet, sondern davon, dass die bei mir keine besondere Wichtigkeit genießen. Eigentlich benutze ich Regeln nur aus einem einzigen Grund (übrigens egal welche): Kontrolle. Die richtige Sorte Spieler vorausgesetzt (also Spieler, die von alleine in der Lage sind, normale, nicht superheldenhafte Charaktere zu entwerfen und die dann auch konsequent durchzuziehen), käme ich auch komplett ohne aus. Hier im Gate ist es einfach eine Frage der Bequemlichkeit, D&D als Regelgrundlage zu benutzen. Spieler zu finden, die ähnliche oder wenigstens kompatible Prioritäten haben, ist da schon schwieriger, aber glücklicherweise nicht unmöglich, wie sich gezeigt hat. Als Vorgabe für die Charaktererschaffung das Auswürfeln der TP anzusagen, dient in diesem Fall quasi nur dazu, Spielern mit bestimmten Vorlieben von vorneherein die Teilnahme madig zu machen.
@Nadir: ich hab den letzten Absatz eigentlich nicht auf dich bezogen, falls Du dich dadurch gekränkt fühlst, tuts mir leid, das war nicht meine Intention.
Zum Rest stehe ich aber weiter. Meine Idealvorstellung ist, dass meine Spieler ihre Entscheidungen bei der Charaktergenerierung völlig losgelöst von der Frage treffen, welche Rolle sie nachher in der Gruppe einnehmen werden. Ein Spieler, der seinen Charakter als "Frontliner", "Tank" oder wegen mir auch "Defender" definiert, hat aus dieser Sicht heraus also schon mal gleich mit dem falschen Gedanken begonnen.