RAW ist für manche Vorstellungen und Aktionen einfach zu starr, weiterhin könnten am Spieltisch nur noch Regelkonzepte benutzt werden und -begriffe, die alles andere außen vor lassen und man generiert Computerspielcharaktere + Computerspielsicht = Stimmungskiller.
RAW kann deshalb immer nur die Basis sein. Was meiner Meinung nach ganz wichtig ist, ist die Regeln dennoch zu kennen, damit man weiß, wo man sie für den eigenen Bedarf aufweichen oder ganz weglassen kann, um einen RAI-Stil zu entwickeln oder, am besten, um die eigene Welt und Abenteuerumgebung stimmig darin verpackt zu sehen, damit man nicht willkürlich improvisieren muß und ggf. einen Deus Ex Machina anwendet, bei dem selbst ein Blinder sieht, daß man als DM seine momentane Entwicklung nicht unter Kontrolle hat.
Sich auf RAW zu berufen ist dabei auch von 2 Seiten zu betrachten. Einerseits ist es für mich in Ordnung, sich auf etwas eindeutig als RAW zu beziehen, wenn irgendetwas den eigenen Charakter betrifft.
Wenn ich eine AoO bekomme, weil der Oger mich angrabbeln will, und ich verhindere dies damit, dann möchte ich die bitte haben, denn kein Oger darf mich einfach angrabbeln, auch wenn der DM einen noch so genialen Hintergrund damit verbunden hat.
Sofern es keinen Anlaß gab, Improved Grapple oder flat footed condition auszuschließen, kann man da auch nicht meckern, aber i. d. R. sitzt einem nunmal ein Mensch gegenüber, der den Oger steuert und man sieht diesem an, wann er etwas mit der Brechstange auf den Schienen halten will.
Gleichzeitig will hier aber Diplomatie seitens des erfahrenen Spielers gefordert sein, ich würde nie fragen, ''Warum bekomme ich meine AoO nicht, zum Henker?'', ich würde fragen, ''Bot mir der Oger eine Gelegenheit?''
Das wäre das eine. Das zweite aber ist negativ, sich auf etwas nach RAW berufen, und es rein mechanisch zu betrachten, ohne die Integrität zu beachten, das genannte Paladinbeispiel zeigt dies. Da gibt es im DSA-Regelwerk eine schöne Szene, wo jemand permanent nach einem Krokodil ruft, kann man damit vergleichen. Gleichzeitig gibt es die Munchkinauslegeung von Regeln, nur um recht zu behalten, da gibt es besonders hier im Regelforum sehr schöne Beispiele, siehe Diskussionen, ob man mit Speed Weapons mehr als eine zusätzliche Attacke bekommt, wenn man TWF nutzt oder die Fireshield-Debatte mit dem Unterschied von ''Hit'' und ''Strike'' etc. pp.
Anderes Munchkinbeispiel wäre, aufgrund von St. Cuthberts Beschreibung im PHB:
''[...]His Clerics cannot be evil.[...]''
den Schluß zu ziehen, daß, egal, wie ich einen St. Cuthbert - Cleric ausspiele, dieser ingame niemals böse werden kann.
RAW-Spielstil birgt für mich viele Probleme, weil die wörtliche Auslegung mancher Regeln Wortverdrehern zugute kommt und ausgenutzt werden kann (ausgenutzt als Vergleich zur jeweiligen Spielweltpräsentation, mit Create Water in die Wüste gehen und es dort verkaufen, als Beispiel). Deshalb ist für mich das einzig Wahre RAI, was auch wirklich jeder erkennen kann und leider aber wegen irgendwelcher Kombinationen von class features etc. immer wieder versucht wird, zu biegen.
p.s.:
Für mich heißt es grundsätzlich:
Ordnung soll nicht herrschen, sondern dienen!