Lies dir das noch mal durch:
Angenommen bei Deinem absoluten Lieblings-Arbeitgeber bei dem Du zukünftig total gern mal eine Stelle bekommen würdest, gibt's einen Personalchef der hat die merkwürdige persönliche Ansicht Türken gehörten pauschal abgeschoben. Das ganze Unternehmen ist aber toll, nur an dem Personalchef muss man erst mal vorbei. Würdest Du dann Deinen Bewerbungsunterlagen die Nachweise für Dein Engagement bei der erfolgreichen Integration von Türken beilegen und damit Deine Einstellungschancen bewußt reduzieren?
DU bist dieser Personalchef, nur verlangst du nicht, dass man den (für den Job unwichtigen) Nachweis für das Engagement unterschlägt (also nicht offenlegt, dass man homosexuell ist), sondern, dass du kein Engagement für die Integration von Türken betreiben darfst, niemals – und das dazu noch, wo dieses Engagement dein normales und natürliches Sozialverhalten darstellt.
ch weiß aus guter Quelle, dass der oben genannte Spielleiter ganz real darunter leidet, dass einige seiner Freunde und Bekannten nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, da sie wegen seiner beruflichen Kontakte denken, dass er sich als eine Art Arachniede (gibt's das Wort?) geoutet hätte und nun Spinnen liebt. Daher wünscht er sich ganz einfach ein Wochenende bei ihm zuhause in einer spinnenfreien Umgebung um evtuell auch mal wieder freundschaftliche Kontakte zu Nicht-Spinnen-Liebhabern zu knüpfen die ihn wegen seines beruflichen und ehrenamtlichen Engagement nicht schief anschauen. Für das Wohl der Spinnen dieser Welt tut er unter der Woche wirklich genug.
Harte Plätzchen. Da wird der Spielleiter sich vielleicht zwischen den Leuten entscheiden müssen, die Homo-Freunde (selbst erzwungene) aus seinem Bekanntenkreis streichen, und seiner erzwungenen Homo-Freundschaft bzw. den Homos selbst.
Ich kann verstehen, dass jemand darunter leidet, wenn er einen Teil seines Freundeskreises verliert. Aber das passiert jedem, und vielleicht sollte man dann nachfragen, warum der verloren ging und ob er es wert ist, erhalten zu bleiben. Eine vollständige Trennung von Arbeits- und Privatleben gelingt eh nicht. Was, wenn im Restaurant am Nebentisch ein homosexuelles Pärchen sitzt? Oder der langjährige Mitspieler sich plötzlich als Homosexueller outet?
Wie viel besser wäre es doch, den alten Freunden sagen zu können: "Wisst ihr was, ich bestehe nicht nur aus Homo-Freundschaft, und früher hatten wir viel Spaß zusammen. Können wir das nicht wieder aufleben lassen? Mir liegt viel an euch – nicht so, igitt! –, also kommt schon."
Und wenn du
1) angibst, dass deine Abneigung irrational ist
2) diese Abneigung im Arbeitsalltag für Stress sorgt (ständig unterdrückt werden muss), sodass du
3) dein Privatleben davon freihalten willst, obwohl du das
4) nicht vollständig kontrollieren kannst,
dann ist das ein Problem. Aber das Problem ist nicht das Subjekt deiner Abneigung, sondern die Abneigung, denn die ist ja irrational. Daran solltest du arbeiten, dann ist der Beruf weniger stressig und du kannst einladen, wen du willst, und mit deinen Freunden offen reden, und essen, wo du willst.
Oder, wenn du deinen verlorenen Freunden ohnehin zustimmst, dann musst du eben deinen Weg weitergehen und dann aber damit leben, dass du ein Homohasser bist, und zwar ungeachtet dessen, was und ob du was für die Gleichstellung Homosexueller tust. Dich kann nicht jeder mögen, und vielleicht ist die Entscheidung zwischen Menschlichkeit und Freundschaft für dich zu schwer.