Also hier nun meine Meinung zu Mass Effect 2:
Es ist ein sehr gutes Erlebnis und ein passables Spiel. Mass Effect 1 fand ich trotzdem deutlich besser. Nun ist es ja so, dass ich die Leute immer auslache und mit dem Finger auf sie zeige, wenn sie die alten Spiele hervorholen und meinen, dass diese besser seien. Diablo 2 ist ja eh das beste Action-RPG, Baldurs Gate übertrifft sowieso alles ausser die Nordland-Trilogie und die heutigen Spiele sind eh alle herzlos. Da ich unter keinen Umständen zu dieser Gruppe von Leuten gehören möchte habe ich direkt nach Abschluss von ME2, das Original installiert und bin mit meinem alten Charakter etwa in der Mitte eingestiegen und habe einige Stunden gespielt. Hier also nun meine detaillierte Gegenüberstellung auf dem PC (und das ist ein wichtiges Merkmal wie man unten sehen wird).
Was macht ME1 besser:- Overheat Weapons (subjektiv): Das Prinzip der überhitzenden Waffen ziehe ich der Munition klar vor, da ich diese Methode taktisch interessanter finde und vor allem etliche Fähigkeiten auch darauf Einfluss nehmen können. Es wirkt integrierter und einfach passender.
- Journal (objektiv): Das Interface zum Auswählen und Lesen der Journaleinträge ist doppelt so gross, was die Sache deutlich angenehmer macht.
- Shortcuts (objektiv): Jedes Interface wie Karte, Journal, Charakterbildschirm, Ausrüstungsbildschirm kann man direkt auf Tasten konfigurieren ohne immer über das Hauptmenü zu gehen.
- Grenades (objektiv): Wo zum Teufel sind meine Granaten in ME2? Ich fand diese Option immer sehr gelungen und es hat den Kampf interessanter gemacht, denn Explosionen sind immer gut.
- Minimap (subjektiv): Es gibt eines, was auch notwendig ist, da man sich länger und ausgiebiger an bestimmten Orten aufhält. Auch hier ist Taktik im Spiel, da man darauf versteckte Gegner wahrnehmen kann und das hängt auch von Ausrüstung und Fähigkeiten ab. Zusammen mit Granaten macht das den Kampf interessanter.
- Charactersystem (subjektiv): 10 Attribute zu je 12 Ausbaustufen, wobei jede Stufe einen passiven Bonus erhält und alle paar Stufen kriegt man eine neue oder verbesserte Fähigkeit. Hier habe ich das Gefühl wirklich meinen Charakter zu spielen. Und das gilt auch für die Gefährten, welche man gemäss seinen Vorlieben trainieren kann. Das System ist einfach vielfältiger, Abwechslungsreicher, interessanter und gibt einem das klassische Rollenspielgefühl, dass man wirklich Einfluss auf die Charaktere und sich selbst hat.
- Itemsystem (subjektiv): Mehrere Dutzend unterschiedlich aussehende Rüstung für einem selber und seine Begleiter, sowie etwa 50 Waffen und beides kann man mit etwa jeweils 10 Modifikatoren in etwa 10 Ausprägungen modifizieren. Absolut fantastisches System. Ja, ME1 hat zu viel Loot und vieles davon ist eher unnütz aber auf dieses Basis hätte man mit minimalen Anpassungen ein perfektes System machen können. Das sammeln/finden von Ausrüstung, dessen Verwaltung und die Entscheidung welcher Charakter was wie benutzt ist ein Teil des Spieles und für mich eben so wichtig wie Story und Charakterentwicklung. Es geht hier um Individualisierung und Identifikation.
- Tactical HUD (objektiv): Hold Position und Attack fehlt in ME2 vollkommen und gerade zweites halte ich für essentiell, da ich dem Team klare Ziele zuweisen will und dann auch sicher gehen kann, dass sie überhaupt etwas machen, während sie bei ME2 zur halben Zeit nur dumm in der Gegend rumstehen und wenn überhaupt, dann nur den nächsten Gegner anvisieren. Auch habe ich alle Waffen im direkten Zugriff.
- Weapons (subjektiv): Gerade Sturmgewehre fühlen sich bei ME1 besser an. Sie schiessen schneller, genauer (je nach Spezialisierung) und auch der Sound wirkt irgendwie lebendiger.
- Cooldown (subjektiv): Mehr Fähigkeiten mit deutlich längeren aber individuellen Abkühlungszeiten sind interessanter, taktischer und für mich die bessere Wahl. Ist aber wirklich Geschmackssache.
- Crouch (subjektiv): Ich mag das Deckungssystem nicht bzw. ich mag das automatische Deckungssystem nicht. Die Möglichkeit überall auch auf offenem Gelende in die Hocke zu gehen und dabei besser zu treffen, schwerer zu treffen zu sein aber dafür seine Mobilität zu verlieren ist eine interessante Option.
- Bugs (objektiv): Ich hatte bei ME1 keinen einzigen Absturz, keine hängenden Missionen und ich bin auch nicht in der Landschaft stecken geblieben. Bei ME2 schon und zwar alles davon und nicht nur einmal.
- Vehicle (objektiv): Das Fahrzeug war echt mühsam und die Erkundungsmissionen üble Zeitverschwendung aber es gab da eine Hand voll Missionen, wo das eine echt tolle Abwechslung war, die ich in ME2 vermisse wo man immer nur zu Fuss und haargenau gleich unterwegs ist.
- Story (objektiv): Es gab eine Geschichte. Eine echter Handlung wie bei einem Film, die einem hübsch gezogen hat einen guten Fluss hatte. Bei ME2 sammle ich zu 3/4 der Zeit Leute zusammen um dann eine zwar toll gemachte aber nur etwa dreissigminütige Aufgabe zu erfüllen. Supi.
Was macht ME2 besser:- Companions (objektiv):Lebendiger, interessanter, mehr Dialog und persönliche Quests die direkt mit dem Charakter verbunden sind ist mit das Highlight von ME2.
- Graphics (objektiv): Mehr Details, bessere Beleuchtung/Schatten, höhere Texturen, interessantere Umgebungen und das zu ungefähr derselben Leistung. Hätte allerdings mehr gekonnt.
- Feeling (subjektiv): Die Welt ist plausibler, glaubwürdiger, düsterer und auch interessanter. Ich mag das. ME1 war zwar auch nicht gerade Star Trek wo sich alle lieb haben aber zuweilen doch etwas naiv, was die Rassen und die Hintergründe angeht.
- Exploration (subjektiv): Die Erkundungsmissionen mit dem Fahrzeug bei ME1 waren eine Katastrophe. Mühsam, langweilig und repetitiv. Das Planten scannen ist langweilig und repetitiv. Aber wenigstens geht es schnell und einigermassen schmerzlos. Ein kleiner Fortschritt aber immerhin.
- AI (objektiv): Die Gegner benehmen sich deutlich intelligenter, nehmen Deckung, brauchen sinnvoll ihre Fähigkeiten. Die Begleiter sind passiv wie eh und je aber ansonsten machen auch sie ihre Sache besser. Zum Glück, da der Attack-Befehl fehlt. Das war bei ME1 die grosse Kritik am Kampf. Die Gegner waren wie Moorhühner. Sind nun immer noch keine intelligenten Gegner aber zumindest etwas differenzierter.
- Experimental Weapons (subjektiv): Es gibt zwar kein Loot mehr und nicht mehr so viele unterschiedliche Waffen aber dafür gibt es die experimentellen Waffen und die funktionieren alle komplett anders und individuell. Nur wieso kann ich diese nicht für meine Begleiter verwenden?
- Live Interface (objektiv): Aus einer idealen Entfernung werden einem die Objekte angezeigt mit welchen man interagieren kann. Gute Sache und sauber implementiert. Man muss nie rumlaufen und nach Schaltern oder ähnlichem suchen.
FazitME1 war ein modernes Computer-Rollenspiel, welches Wert auf Action gelegt hat und wovon es eine Adaptierung für die Konsolen gab. ME2 ist ein Action-Adventure für Konsolen, welches ein paar wenige Rollenspielelemente nutzt und wovon es eine Computer-Version gibt. In der Tat erklärt diese Aussage alle oben erwähnten Punkte. Die Fokussierung auf Konsolen wird überdeutlich bei all den Vereinfachungen, dem Interface, der abgespeckten Mechanik und so weiter. ME2 ist für Konsolenspieler, Gelegenheitsspieler und Leute die klassische Rollenspiele hassen. ME2 ist ein gutes Spiel, welches eine tolle Atmosphäre mit interessanten Charakteren und vielen kleine abwechslungsreiche Geschichten bietet aber dafür das Spiel selbst opfert. ME2 ist eher ein interaktiver Film mit zwischendurch einem mittelmässigen Shooter.
Bei ME1 war ich stolz auf meinen Charakter und mein Team, habe ständig Screenshots gemacht und hatte das Gefühl, dass ich wirklich entscheide wer ich bin und was ich mache. Direkt nach Abschluss habe ich es ein zweites Mal durchgespielt. Bei ME2 spiele ich irgendsoeine Shepard und lege ihr Sätze in den Mund. Lässt mich kalt. Ein zweites Mal spielen interessiert mich momentan nicht aber eigentlich könnte ich ME1 nochmals spielen. Gute Idee.