Ich gebe auch mal meine persönliche Meinung zu diesem Thema ab (mit einer Antwort, die ich in etwas anderer Forum schon in einem anderen Forum gegeben habe):
Wie ja einige schon mitbekommen haben, bin ich auch sehr begeistert vom Eberron CS gewesen. Und an dieser Begeisterung hat sich bisher nichts geändert - im Gegenteil, sie ist nach ein paar Wochen immer wieder drin stöbern eher größer geworden.
Aber auch ich habe noch keine Kampagne mit dem neuen CS begonnen. Warum? Dafür gibt es neben den üblichen Zeitgründen und der Tatsache, dass ja bestehende Runden nicht einfach "gestoppt" werden, nur um was neues zu spielen, auch inhaltliche Gründe.
Um eine entsprechend gute Kampagne in Khorvaire zu spielen, bedarf es in meinen Augen entsprechend ausführlicher Vorbereitung. Das liegt nicht daran, dass nicht genügend Infos vorhanden sind, sondern zum einen an der Fülle an Informationen und zum anderen an der Struktur der Welt und der daraus resultierenden Komplexität.
Will man Eberron richtig rüberbringen, sollte man das Feeling der Welt, die Politk, die Häuser, die Intrigen, etc. mit einbeziehen.
Einer der wesentlichen Merkmale von Eberron ist, dass zwar alles irgendwie ein wenig vertraut wirkt, aber eben doch ein wenig anders ist und vor allem in der Mischung ein ganz eigenes Flair ergibt. So wurde es ja auch immer angekündigt - keine wesentlichen Neuerfindungen des Rades, sondern andere Interpretationen bekannter Dinge. Neue Regeln gibt es im Übrigen kaum - im Gegenteil, der "Crunch"-Anteil im CS ist sehr gering. Die wenigen Regeln oder Regelelemente die eingeführt wurden, wie z. B. die Dragonmarks, sind sehr stimmig an die Welt angepasst und passen entsprechend einfach zum Hintergrund (und füllen so aus dem Hintergrund entstandene Regellücken).
Was die Kritik bzw. den Vergleich zu anderen Welten angeht - Eberron ist ein CS wie viele andere auch. Natürlich wird das Rad nicht neu erfunden - das sollte ja auch gar nicht der Fall sein. Es wird vielmehr ein ganz eigenes Flair, eine eigene Mischung sehr stimmig rübergebracht.
Ob einem das gefällt hängt schlichtweg vom Geschmack des Lesers ab und Eberron kann und wird nicht jedem Gefallen.
Was das vielzitierte "Pulp" angeht - ich denke hier wird der Begriff auch von Wizards of the Coast ein wenig zu inflationär verwendet - denn Eberron bietet weit mehr als einen Hintergrund für flache Pulp-Abenteuer. So ist mir seit Birthright kein Setting begegnet, in dem Politik und Intrigen so ein wesentliche Bestandteil sind und dementsprechend auch in die Abenteuer einfließen sollten.
Es lenkt einen eben auch nicht einseitig in eine Richtung, wie es z. B. in meinen Augen Midnight mehr oder weniger macht (was für mich trotzdem ein gutes Setting ist, aber eben nur für eine One-Shot-Kampagne bzw. mal als kurz-Alternative zu einer Hauptkampagne).
Fazit: Nicht jeder wird Eberron mögen (genauso, wie nicht jeder Standard-Fantasy-Welten wie die VR mag). Aber für diejenigen, die sehr komplexe Welten mögen, in denen von klassischen Fantasyabenteuern, über High Adventure Cinematic Abenteuer bis hin zu komplexen politischen Kampagnen möglich sind, ohne dass erst eigene große Anpassungen oder Umbauten gemacht werden müssen (mit denen sowas natürlich in jeder Kampagnenwelt möglich ist) ist Eberron sicher einen genaueren Blick wert. Wert sowas schon durch Anpassung einer anderen Welt erreicht hat oder seine eigene Welt hat, oder aber lieber für jedes Flair eine andere Welt verwendet, bietet Eberron dann eben vielleicht nur ein paar neue Ideen. Ich bin mir sicher, dass aufgrund des sehr eigenen Flairs, der Komplexität der Welt und dem "Spielen und Interpretieren" mit altbekannten Ideen in einem glaubwürdigen Setting, Eberron seine feste und sicher auch nicht kleine Fangemeinde finden wird. Viel ist dabei natürlich von den Quellenbüchern abhängig, die da kommen werden. Und natürlich wird es die VR als Hauptwelt und am weitesten verbreitete Welt nicht ablösen - alleine schon, weil die Masse der Spieler eine Standard-Fantasy-Welt wie die VR will, und keine, in der viele Dinge eben zwar vertraut erscheinen aber auf den zweiten Blick SEHR anders sind.