Die vielen BW-Referenzen reizen mich dann doch nochmals zu einem Kommentar.
Die meisten Aussagen, die ich zu den Regelungen von BW lese, erscheinen mir leider unter dem Banner "Habe ich gehört/gelesen, aber nie selbst länger gespielt". In der Zwischenzeit konnte ich einige Erfahrung sammeln, insbesondere mit den sozialen Konfliktregeln, da diese in den meisten meiner Runden eine primäre Rolle eingenommen haben.
Dabei gibt es im wesentlichen drei Beobachtungen:
1) Die Existenz etwas ausgefeilter Regeln zu sozialen Konflikten führt mehr oder minder automatisch dazu, dass dieser Teil des Rollenspiels eine deutlich präsentere Position einnimmt. Meine Spieler lösen Konflikte nur in ganz seltenen Fällen kämpferisch, soziale Skills stehen sehr hoch im Kurs und es werden gern Risiken eingegangen, um jemanden auf die eigene Seite zu ziehen, auch wenn das Scheitern dabei negative Konsequenzen für die eigenen Pläne haben kann. Das mag jetzt nicht überraschen (mich jedenfalls nicht), spricht aber doch dafür, dass Regeln in diesem Bereich einen direkten Effekt auf das Verhalten der Mitspieler haben.
2) Was auf den ersten Blick sehr abstrakt wirkt, führt dennoch im Spiel dazu, dass die Mitspieler alle eng involviert sind und mitfiebern. Gerade meine letzte Runde hat ein wahres Feuerwerk entfacht, dass ich in dieser Form noch in keinem Rollenspiel erlebt habe. Es gibt durchaus auch Spieler in meinen Runden, die die Art der Regeln normalerweise nicht favorisieren, aber dann im Spiel durchaus gern darauf zurückgreifen und sich dann in aller Konsequenz darauf einlassen. Im Endeffekt sind natürlich alle Regeln abstrakt, denn das ist geradezu ihre Definition.
3) Ein ganz wichtiger Anteil für den Erfolg der BW-Mechaniken liegt im Gesamtdesign. Es scheint zwar immer so, als dass man da Blöcke hätte, die man einfach zusammensetzen oder auch heraus nehmen kann, dem ist aber durchaus nicht so. Die Basisregeln sind sehr einfach und brauchen die zusätzlichen "Minispiele" eigentlich nicht, aber ohne die Basisregeln würden die "Minispiele" (wie z.B. Duel of Wits) bedeutend schlechter funktionieren, weil die Motivation an einer andere Stelle geschaffen wird und die zusätzlichen Regeln nur ein Mittel zum Zweck sind. Von dieser Seite betrachtet bezweifle ich, dass man das Prinzip DoW ohne Weiteres auf andere Regelsysteme übertragen kann, wenn man den gleichen Effekt wünscht.
Etwas allgemeiner und abseits von BW muss ich TheRaven bezüglich des von Windjammer verlinkten Threads voll und ganz zustimmen. Ergänzend dazu kann man auch sagen, dass er die soziale Komponente von Rollenspiel in seiner Argumentation auch ganz allgemein vernachlässigt. Es gibt eben nicht nur die Regeln des Rollenspiels am Tisch, sondern auch immer darüber hinaus das soziale Gefüge der Leute, die am Tisch sitzen. Das mag manchmal sehr gut mit dem Rest harmonieren, kann aber gerade bei sozialen Rollenspielaspekten sehr im Weg sein (Betonung auf "kann" und zwar auch, wenn man sich vorher sehr bemüht hat, nur mit "kompatiblen" Personen zu spielen). Eine Teilaufgabe der sozialen Konfliktregeln besteht ja auch darin, alle auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, was umso wichtiger ist, als dass kaum jemand eine realistische Einschätzung von martialischen Konflikten leisten kann, aber fast jeder eine Meinung zu sozialen Auseinandersetzungen und direkte Erfahrungen in deren "Regeln" hat.