Ich möchte
diesen Thread (Mord ohne Rückkehr in D&D) nicht weiter entführen, daher lagere ich diese Diskussion aus. Ich wollte mal was grundsätzliches ansprechen, was mir bei
Hijeks Post mal wieder durch den Kopf gegangen ist. Vielleicht entwickelt sich ja eine interessante Kontroverse.
Meiner Erfahrung nach, gibt es zwei unterschiedliche Denkweisen* beim Rollenspielen (bei Spielern) und die beiden sehe ich hier mal wieder aufeinander treffen. Beide sind mMn schwierig miteinander vereinbar, weil beide Spieler unterschiedliche Zielsetzung haben.
Ich will hier keine Wertung abgeben, denn beide Denkweisen sind durchaus legitim und gleichwertig und keine der anderen per Definition überlegen. Treffen sie jedoch in der gleichen Gruppe aufeinander, womöglich sogar in Form von Spieler und SL, dann sind IMHO Konflikte vorprogrammiert.
1. Der Weg ist das Ziel (DWIDZ)Was hat es damit auf sich?Rollenspieler, die so denken, konzentrieren sich nicht auf das Ergebnis eines Abenteuers, sondern auf dem Weg dorthin. Für sie ist der Weg viel wichtiger als der Sieg über den Bösewicht am Ende. Sie erleben ihr Erfolgserlebnis im Entfalten einer ansprechenden Geschichte, die gleichermaßen von Siegen und Niederlagen geprägt ist. Man macht zwar Pläne, doch diese sind erstens nicht in Stein gemeißelt und werden außerdem eher grob gehalten, womit der Spontaneität aus der Situation heraus zu handeln, Raum gelassen wird.
Was für einen Charakter spielt ein DWIDZ-Spieler?Ich glaube, DWIDZ-Spieler erschaffen sich Ihre Charaktere eher von der Hintergrundgeschichte ausgehend und weniger zielgerichtet auf ein bestimmtes Charakterkonzept hin. Der Charakter kann, muss aber nicht hundertprozentig effektiv sein. Vom berühmt-berüchtigten DAS-Zuckerbäcker bis hin zum mächtigen Erzmagier, dessen Macht ganze Königreiche erzittern lässt, ist alles möglich – wichtig ist nur, dass das Konzept in der Spielwelt stimmig und vom Hintergrund her entwickelt ist und nicht einfach nur da ist, weil es nach Regeln möglich erscheint.
Was ist der DWIDZ-Spieler für ein Typ?DWIDZ-Spieler sind wahrscheinlich eher Gelegenheitsspieler als regelmäßige Zocker, wobei auch letzteres nicht ausgeschlossen ist. Da sie oft nach dem Motto „story trumps rules“ spielen, sind viele vielleicht auch gar nicht besonders regelfest, denn sie betrachten die Regeln als notwendiges Werkzeug und nicht so sehr als spaßschaffenden maßgeblichen Inhalt des Spieles. Vielen DWIDZ-Spielern dürfte daher auch egal sein, nach welchem Regelwerk man spielt, schlanke Systeme werden jedoch bevorzugt.
2. Das Ziel ist das Ziel (DZIDZ)Was hat es damit auf sich?DZIDZ-Spieler konzentrieren sich mehr auf die Ziele – dies betrifft sowohl ein Abenteuer oder eine Kampagne als auch die Charakterentwicklung. Durch überlegtes Vorgehen und sorgfältige Planung im Vorfeld der eigentlichen Handlung werden Risiken minimiert und eine möglichst effektive Vorgehensweise angestrebt. Das Spiel verläuft von Begegnung zu Begegnung, die unter kluger Ausnutzung der Stärken der Spielercharaktere und der Schwächen der NSC oder Monster überwunden werden, bis schließlich der Endgegner erreicht ist. Natürlich wird auch Rollenspiel betrieben, doch Standardsituationen, wie z.B. der Einkauf neuer Ausrüstung oder das wenig herausfordernde überwinden niedrigstufiger NSC (Wachen am Stadttor) wird in der Regel nicht ausgespielt sondern kurz zusammengefasst oder, wo möglich, mit einem einfachen Würfelwurf abgehandelt.
Was für einen Charakter spielt ein DZIDZ-Spieler?DZIDZ-Spieler nutzen jegliche vom Spielleiter im Vorfeld einer Kampagne herausgegebene Information, um ihren Charakter möglichst bis zur voraussichtlichen Endstufe durchzuplanen. Dafür werden Charakterkonzepte aus Grund-und Prestigeklassen mit unterschiedlichen Talentkonfigurationen entwickelt, überblickt und auch wieder verworfen, wenn sich das Konzept schlussendlich als nicht effektiv herausstellt. DZIDZ-Spieler neigen außerdem dazu, sich mit Ihren Rundenmitgliedern abzusprechen, damit nach Möglichkeit alle Charaktertypen (Leader, Striker, Controller, Supporter) abgedeckt sind und es der Gruppe nicht an einer wichtigen Ressource mangelt.
Was ist der DZIDZ-Spieler für ein Typ?Der DZIDZ-Spieler ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ein regelmäßiger Spieler, der Rollenspiel als ernsthaftes Hobby betreibt und nicht als bloßen Zeitvertreib. Entsprechend viel Geld und Zeit investiert er auch in den Erwerb und das Studium von Regelwerken und kennt sich darin auch bestens aus.
Da sich der DZIDZ-Spieler, wie der Name schon andeutet, in der Regel stark auf das Ziel eines Spielabends, eines Abenteuers oder einer Kampagne konzentriert, möchte er gerne viel Zeit in die Planung eines möglichst effektiven Vorgehens zum Erreichen des Ziels investieren. Nichts ist für ihn unangenehmer, als aufgrund eines vorschnellen, ungeplanten Vorgehens zu scheitern.
Was passiert, wenn sich beide Typen Begegnen?Im Endeffekt kommt es natürlich auf die Persönlichkeiten der Spieler an, und auf ihre Fähigkeit, den anderen Typen zu respektieren und ihm sein Existenzrecht zuzugestehen. Dennoch können Konflikte die Folge sein.
Der DWIDZ-Spieler könnte z.B. der Planungswut des DZIDZ-Spielers mit Unverständnis und Ungeduld begegnen. Da für ihn der Weg das Ziel ist und die Überraschungen, die man auf diesem Wege erlebt, die Würze im Spiel darstellen, möchte er gar nicht so detailliert vorausplanen, sondern lieber aus der Situation heraus spontan entscheiden. Möglichst effektiv und geplant vorzugehen, möglichst alle Überraschungen vorauszusehen und allen auf Anhieb gewappnet zu sein, dies empfindet der DWIDZ-Spieler eher als Einschränkung und langweilig denn als Herausforderung. Zumal es ihn ja auch nicht stört gelegentlich zu scheitern und so zu einem zweiten Anlauf gezwungen zu sein. Der DWIDZ-Spieler probiert lieber einmal mehr eine ihm spontan in den Sinn kommende Strategie zur Bewältigung einer Begegnung aus, als lange darüber nachzudenken, wie man die Situation am effektivsten angeht und alles mit einberechnet.
Dem DZIDZ-Spieler hingegen ist die Planlosigkeit und das voreilige Gegen-die-Wand-Rennen des DWIDZ-Spielers ein Graus. Anstatt einfach drauf los zu machen, möchte er gerne in Ruhe und ohne ständig vom gelangweilten DWIDZ-Spieler zur Aktion gedrängt zu werden, alle Faktoren einbeziehen und lieber einmal zu viel im Computer recherchieren bzw. mit Magie den Gegner ausspähen, um auch noch die letzten Informationshäppchen zur besten Strategie zu verarbeiten. Hat die Gruppe einmal einen Plan gefasst, so soll dieser dem DZIDZ-Spieler nach am liebsten auch beibehalten werden, während der DWIDZ-Spieler schon, wenn sich die Situation ändert, gerne bereit ist, diesen über Bord zu werfen und von nun an spontan das zu machen, was gerade am sinnvollsten erscheint.
Die Ineffektivität, mit der der DWIDZ-Spieler ggf. seinen Charakter entwickelt, ist dem DZIDZ-Spieler suspekt und manchmal verzweifelt er auch an dessen mangelnder Regelkenntnis. Weil er es gut meint, versucht er de, DWIDZ-Spieler (ungefragt) sowohl bei der Charakterentwicklung zu beraten, als auch bei Kämpfen taktische Tipps – wie es der DWIDZ-Spieler empfindet – aufzudrängen, womit letzterer sich manchmal genötigt sieht, dann genau das Gegenteil zu machen, nur um klar zu stellen, wer hier seinen Charakter spielt. Dabei will der DZIDZ-Spieler doch eigentlich nur, dass am Ende alle Spieler einen entsprechenden Anteil am Erfolg und am Erreichen des Ziels haben, wobei er leider völlig übersieht, dass dies für den DWIDZ-Spieler gar nicht das wichtigste am Spiel ist.
Besonders interessant wird es, wenn ein DZIDZ-Spieler auf einen DWIDZ-SL trifft (oder umgekehrt). Doch das soll hier nicht weiter vertieft werden.
Vorurteile des DWIDZ-Spielers gegenüber dem DZIDZ-Spieler:• Powergamer
• Munchkin
• dominant
• Regelficker
• Würfelfetischist
Vorurteile des DZIDZ-Spielers gegenüber dem DWIDZ-Spieler:• DSA-Stimmi-Spieler
• Zuckerbäcker
• Taschenlampenfallenlasser
• Erzähl-Onkel
• Schummler
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Möglicherweise gibt es auch noch mehr Denkweisen, jedoch sind dies die beiden Typen, welche mir in meinem Rollenspielgruppen immer wieder über den Weg laufen. Ganz sicher jedoch gibt es verschiedene Abstufungen und Mischformen. Ich möchte hier aber erst einmal nur über die reinen Typen sprechen.