Autor Thema: Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe  (Gelesen 7048 mal)

Beschreibung: Recht auf Spaß oder Dienstleister?

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #30 am: 08. Juli 2011, 11:52:20 »
Die Spieler wissen i.d.R. ganz genau was ihnen gefällt, auch wenn sie dies vorher noch nie gespielt haben. Hier muss man ihnen als SL bloß diverse Möglichkeiten aufzeigen, was man spielen könnte. Z.B. Krimiaction wie bei Sherlock Holmes, Strategisches, kampfvermeidendes Vorgehen, Horrorszenarios, Klassisches Dungeoncrawling mir Monster verkloppen und Schätze sammeln, u.s.w..
Davon ist keins schlechter als das andere. Es liegt dann lediglich an den Spielern, das auszuwählen, was ihnen am meisten Spaß macht.
Das gab den Ausschlag für diesen Thread. Hier geht es erstmal um den Spaß der Spieler und das was die wollen. Der SL wird nach seinen Vorlieben nicht gefragt, er soll Angebote machen und die Spieler wählen dann aus.

Sorry, ich habe im Moment weder die Zeit noch die Lust mich mittels Forensuche auf die Suche nach konkreten Postings aus der Vergangenheit zu machen. Dafür ist mir das ganze auch nicht wichtig genug. Wer will, kann ja mal selber suchen. Wahrscheinlich habt ihr recht, und es kommt selterner vor als es sich für mich anfühlt. Ich erinnere mich aber noch, dass auch Tempus mal das Bild vom im BDSM-Keller eingesperrten SL gemalt hat, also bin ich scheinbar nicht ganz der einzige, dem solche Äußerungen schonmal aufgefallen sind.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

widdi

  • Mitglied
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #31 am: 08. Juli 2011, 12:08:09 »
Soweit ich das jetzt im Kopf habe, reißt du diesen Post allerdings grad ziemlich aus seinem ursprünglichen Zusammenhang heraus.

Dort ging es darum, wie der Spielleiter seine Spieler zu mehr Charakterspiel bzw. besserem Rollenspiel ermutigen kann. Da muss man also von sehr unerfahrenen Spielern und einem genauso unerfahrenem oder schon erfahrenem Spielleiter ausgehen.
In dieser Situation ist es nur natürlich, dass der SL seine Wünsche denen der Spieler unterordnet, da er gerade WILL, dass die Spieler mehr Spaß haben. Hier geht das Unterordnen auch eindeutig vom Spielleiter aus.

Das hat aber alles nichts mit dem von dir befragten Ringkampf zu tun.
Proud member of the PL
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos - Psionics rock!

Gorilla

  • Mitglied
  • Haarig und hungrig
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #32 am: 08. Juli 2011, 14:31:43 »
Für mich bleibt'S dabei:
Auch (und sogar vor allem) RP spielt man in erster Linie MITEINANDER. Alles andere macht für mich keinen Sinn.
Die Kunst der Diplomatie ist es, den Gegner selbst die Wahrheit glauben zu machen.

Valerigon

  • Mitglied
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #33 am: 08. Juli 2011, 14:55:03 »
Dann will ich auch noch mal hierauf antworten.

Zitat
Hat der SL ein Recht darauf, beim Spielen ebenfalls Spaß zu haben, oder ist der Spaß der Spieler wichtiger?

Das Recht auf Spaß am Spiel haben Spieler sowie SL gleichermaßen. Idealerweise sollte man nur mir Leuten spielen, die man auch leiden kann, sonst kommt es irgendwann zu Spannungen, die den Spaß zunichte machen. Der Spaß der Spieler und des SLs speisen sich aber aus unterschiedlichen Quellen. Während die Spieler den Spaß aus der Entwicklung ihres Charakters, sowie der Hindernisse, die sie überwunden haben, nehmen, kommt der Spaß des SL neben der Gestaltung der Welt, aus der Art und Weise, wie die Spieler diese Hindernisse überwältigen und dem Mittel der Improvisation um schnell auf Aktionen der Spieler reagieren zu können, die den vorbereiteten Rahmen verlassen. (Von der Möglichkeit einen Charakter des SL bei den Spielern mitlaufen zu lassen, halte ich nichts. Daher habe ich dies oben nicht erwähnt.)

Zitat
Ist die Aufgabe des Spielleiters die Unterhaltung der Spieler?

Ja. Allerdings entsteht die Unterhaltung nicht durch den SL alleine, Sonden durch das Wechselspiel zwischen Ihm und den Spielern.

Zitat
Muss der Spielleiter kompromisslos auf die Wünsche der Spieler eingehen?

Bereits bevor das Spiel beginnt, werden ja schon die ersten Kompromisse gemacht. Auf welcher Welt wird gespielt; Welche Klassen und Rassen haben die Charaktere; Welches Genre soll gespielt werden; In wie weit sind sie mit dem Hintergrund der Welt verzahnt, soll eine bestimmte Kaufkampagne gespielt werden, oder soll er SL selber was nach seinem Gusto gestalten; usw.
Hierbei sollte der SL auch klar sagen, wenn er etwas nicht will. Es bringe nichts, wenn die Spieler Horrorabenteuer mit Gruselfaktor erleben wollen, aber der SL sich nicht im Stande sieht so etwas zu leiten.
Wenn man sich zum Beispiel auf eine Kauf-Kampagne geeinigt hat, aber die Spieler schon im ersten Abenteuer einen Weg einschlagen, der in eine komplett andere Richtung führt, so sollte man dies direkt ansprechen. Denn immerhin war es ja der Wunsch der Spieler und des SL gerade diese Kampagne zu spielen. Es kann nämlich auch einfach daran liegen, das die Spieler den flachen Weg einschlagen, da sie aus den vorhandenen Informationen die falschen Schlüsse gezogen haben, und nicht nur deshalb, da sie das AB des SL sabotieren wollen.

Wenn der SL aber eine Kampagne aus lose mit einander verknüpften ABs schneidert und sich von den Aktionen der Spieler leiten lässt, so spricht nichts dagegen, total auf die Wünsche der Spieler einzusteigen.

Beispiel: Der SL hat sich für das AB folgende Story ausgedacht. Soldaten der benachbarten Garnison halten die Tochter eines Händlers gefangen um Lösegeld zu erpressen. Der Händler wendet sich an die Helden um sie zu bitten seine Tochter zu befreien, da er auf Grund einiger finanzieller Rückschläge in jüngster Zeit kurz vor dem Ruin steht und das Geld nicht bezahlen kann. Dafür besteht noch eine Frist von 3 Tagen, sonst werden sie ihr Leid zufügen. (Klassische Geschichte also)
Die Helden steigen fröhlich drauf ein und kommen auf dem Weg zur Garnison in einen Hinterhalt von Räubern. Diesen wären sie erfolgreich nach und jagen den letzten Überlebenden der zu entkommen versucht und nehmen ihn schließlich gefangen. (Der SL hatte diese Begegnung nur als Random Encounter gestaltet, ohne größere Geschichte. Nun zeigen die Spieler hieran aber größeres Interesse. Also beginnt der SL mit der Improvisation.) In den Taschen des eben noch flüchtenden finden sich mysteriöse Hinweise auf eine Gefahr die kurz bevorsteht und vielen Unschuldigen das Leben kosten würde. Darauf hin entschließen sich die Spieler lieber das Räuberlage aufzusuchen, statt die Händlertochter zu befreien.
Jetzt kommt ein wichtiger Satz zur Anwendung, den jeder SL beherzigen sollte: Die Aktionen der Charaktere haben Konsequenzen!
Wenn die Spieler dann eine Woche später, nachdem die die unmittelbare Gefahr gebannt haben in das nächst größere Dorf kommen, werden sie dort als Eidbrechen und Schurken bezeichnet und für die Schändung und den Tod der Händlertochter verantwortlich gemacht. Dies stellt die Helden nun plötzlich vor ganz neuer Herausforderungen. Werden sie versuchen, die Schande loszuwerden, oder den Auftrag des alten Mannes annehmen, der soviel Skrupellosigkeit zu schätzen weiß.

Gerade hierin liegt imho ein ganz besonderer Reiz des Spielleitens. Die Charaktere immer wieder in unvorhergesehen Situationen zu konfrontieren, zu erleben, wie sie versuchen diese zu meistern und aus dem Ergebnis ihrer Handlungen neue spannende Ereignisse zu erschaffen.

Zitat
Oder hat der Spielleiter das Recht sich selbst zu verwirklichen und wem das als Spieler nicht passt, der kann sich ja einen anderen SL suchen?

Klar kann sich der SL selbstverwirklichen, aber dies sollte Grenzen haben. Der SL braucht nicht zeigen, das er der Größte ist und die Charaktere der Spieler wie nichts zerquetschen kann. Das Wissen die Spieler doch schon lange. Immerhin kontrolliert er ja auch alles außerhalb der Charaktere. Genau wie die Spieler sollte er sich an die vorher festgelegten Grenzen halten. Wenn er diese Grenzen sprengen will, sollte er vor der Spielsitzung abklären, ob dies in Ordnung ist.

Ganz schön lang geworden, aber das war erstmal meine Antwort auf den Startpost.
Warum für morgen planen, wenn man heute Abend schon tot sein kann.

Brummbärg

  • Mitglied
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #34 am: 08. Juli 2011, 19:29:20 »
Die beiden von dir genannten Spielstile lassen sich meines Erachtens gut vereinbaren.
IdR wird der SL einen Mix aus beiden favorisieren wenn er es mit einer heterogenen aber kompromissbereiten Gruppe zu tun hat.

Das habe ich ja auch nicht behauptet dass diese beiden Spielstile sich nicht kombinieren lassen. Ich sage lediglich dass dem einen "Extrem-Spieler" das andere Extrem nicht zusagen wird.
Wenn also ein Slasher in einer reinen RPG-Runde spielt wird er nach kurzer Zeit entweder die Lust verlieren oder die andere Seite für sich entdecken.



Klar kann sich der SL selbstverwirklichen, aber dies sollte Grenzen haben. Der SL braucht nicht zeigen, das er der Größte ist und die Charaktere der Spieler wie nichts zerquetschen kann. Das Wissen die Spieler doch schon lange. Immerhin kontrolliert er ja auch alles außerhalb der Charaktere. Genau wie die Spieler sollte er sich an die vorher festgelegten Grenzen halten. Wenn er diese Grenzen sprengen will, sollte er vor der Spielsitzung abklären, ob dies in Ordnung ist.



Leider entdeckt man dieses Phänomen nur all zu häufig, dass der SL das Bedürfnis verspürt es den Spieler so richtig zu zeigen. "Sad but true"
Düdelüdelüü

Wormys_Queue

  • Mitglied
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #35 am: 08. Juli 2011, 21:34:13 »
Leider entdeckt man dieses Phänomen nur all zu häufig, dass der SL das Bedürfnis verspürt es den Spieler so richtig zu zeigen. "Sad but true"

Wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Die Behauptung hört man immer wieder, wenigstens anekdotische Hinweise dafür sind aber merkwürdigerweise vergleichsweise sehr viel rarer gesät. Viel häufiger dürfte es sein (und das deckt sich zufälligerweise auch mit meiner eigenen anekdotischen Erfahrung sowie meinen Beobachtungen in diversen Rollenspielforen), das Spieler versuchen, aus den vorher abgesteckten Grenzen auszubrechen und wenn der Spielleiter nicht mitspielt, wird ihm ganz schnell Willkür unterstellt, um ihn ins Unrecht zu setzen.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Brummbärg

  • Mitglied
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #36 am: 16. Juli 2011, 00:25:37 »
Okay das kann auch sein ;) Ich kenne zwar einige SL`s die diese Eigenarten pflegen, aber das kann man dann nun nicht auf die Allgemeinheit beziehen ^^
Düdelüdelüü

Gorilla

  • Mitglied
  • Haarig und hungrig
Der Spielleiter (SL) und seine Aufgabe
« Antwort #37 am: 16. Juli 2011, 11:48:58 »
Die Frage ist beim Punkt "Spielleiter kann SC jederzeit zerquetschen" für mich eher eine der Wahrnehmung.
Faktisch ist es schließlich so. Der SL kann jederzeit ein Wesen oder eine Situation anbieten, die die SC nicht bewältigen können.
Haben die Spieler jetzt die Reife, das einfach hinzunehmen (und z.B. auch mal zu fliehen oder sich gefangennehmen zu lassen), weil das für den weiteren Verlauf der Geschichte so geplant ist (oder weil die SC aus irgendeinem "Fehler" ihrerseits sich eben da hineinmanövriert haben)?
Oder fühlen sich die Spieler gleich zurückgesetzt und beschnitten, nur weil ihr Ach-So-Über-LVL6-Unschlagbarer-SC plötzlich an seine Grenzen stößt und beschimpfen den SL als willkürlichen fiesen Tyrannen, der den Spielern ihren Spaß nicht gönnt?
Die Kunst der Diplomatie ist es, den Gegner selbst die Wahrheit glauben zu machen.