Das ist ein in allen Aspekten durchschnittliches Action-RPG. Diablo 3 ist also schlechter?
Nein, tatsächlich würde ich D3 eher bei 7/10 oder irgendwo im unteren 70er Prozentbereich einordnen. D3 ist aus meiner Sicht also nicht schlecht, aber eben nur besseres Mittelmaß. Also, kein Spiel, für das ich im Nachhinein betrachtet viel Geld ausgeben würde...
Frage:
Was genau lässt Dich objektiv so viele Prozentpunkte abziehen?
Ich würde D3 ca. 88/100 geben, weil es einige Dinge gibt, die meiner Meinung nach zu Punktabzug führen sollten:
- zu leichter Einstiegsmodus bzw. keine Auswahlmöglichkeit des Modus
- leichte graphische Unzulänglichkeiten (Animation der Spielfigur)
- zum Ende hin schwächere Story
Ansonsten habe ich das Gefühl (nicht unbedingt nur speziell auf Dich gemünzt), dass einige hier mit zu hohen Erwartungen drangegangen sind bzw. sich nicht vorher über das Produkt, was sie dort kaufen, hinreichend informiert haben. Es war sehr viel vorher bekannt, wie Diablo sein würde...und das liefert es auch genauso in großen Teilen.
Unzulänglichkeiten wie Fehler 37 und ähnliches würde ich erstmal nicht grundsätzlich in die Bewertung mit einbeziehen, weil es ja kein Problem des Spiels an sich ist. Andersherum würde ich aber anstehende Patches zur Verbesserung des Spiels durchaus mit in eine Bewertung einfliessen lassen.
1. Die mies umgesetzte Storyline spielt bei meiner Betrachtung des Spiels nur eine zweitrangige Rolle. Ich habe nie erwartet, dass D3 eine intelligente Geschichte hat oder mit zahlreichen unvorhergesehenen Wendungen glänzt. Nur sollte ein Spiel nicht meine Intelligenz beleidigen oder sich auf die Erzählungsebene einer schlechten Cartoonserie oder gar Powerrangers-Niveau begeben. Es wurde hier im Thread bereits mehrfach angesprochen, dass die Bosse, allen voran Azmodan, mit ihren Kommentaren nur nerven und ihnen somit sämtliche Bedrohlichkeit abgeht. Die Geschichte bei D3 ist also nicht nur flach, sondern auch noch ausserordentlich schlecht erzählt.
Punktabzug: 2
2. Ebenso wie die Geschichte halte ich die Tatsache, dass D3 nur online gespielt werden kann, zwar für ein Ärgernis, aber für eines, über das man hinwegsehen kann. Die Verbindungsabbrüche hingegen sind mehr als ärgerlich und für ein Spiel, dass ich in erster Linie solo spiele, aber dafür trotzdem online sein muß, eine ziemliche Frechheit. Von einem Unternehmen, das jahrelange Erfahrungen mit der Onlineanbindung seiner Spiele haben sollte, ist das mehr als schwach. Und diese Verbindungsprobleme sind sehr wohl bei der Bewertung zu berücksichtigen, denn sie trüben das Spielerlebnis. Ohne Verbindung, kein Spiel.
Punktabzug: 4
3. Nach der zwangsläufigen Onlineanbindung kommen wir zu einem weiteren Punkt, der den Spieler unnötig bevormundet und den ich persönlich als mangelhaftes Gamedesign ansehe: Der Schwierigkeitsgrad.
Der Spieler ist gezwungen, zunächst den niedrigsten Schwierigkeitsgrad zu spielen, unabhängig davon ob es sich bei dem Spieler um einen Casual- oder Hardcoregamer handelt und völlig egal ob der Spieler bereits Erfahrungen mit Klick&Blöd-Spielen hat oder nicht. Hinzu kommt, dass der unterste Schwierigkeitsgrad so niedrig angesetzt ist, dass selbst Maus&Tastatur-Legastheniker das Spiel durchspielen können, während sie die EM im TV verfolgen oder sich beim Telefonieren mit der Sexhotline einen runterholen.
Aber nicht genug, dass man diesen Leichtigkeitsgrad einmal gespielt haben muß, wird der Spieler dann auch noch gezwungen ihn, ein weiteres Mal zu spielen, wenn er eine andere Charakterklasse spielen möchte. Für jede Charakterklasse einmal. Und wie in Punkt 1. beschrieben, ist die Story nun nicht so großartig, dass dies in dieser Hinsicht ein ganz großer Spaß ist, auch die dann gefundenen Items wird man nicht brauchen. Das Spielen wird somit zu einer lästigen Pflichtübung.
Hinzu kommt, dass die Verhältnismäßigkeit bei den Gegnern am Ende nicht stimmt. Die End- und Zwischengegner sind auf schwierigeren Stufen im Vergleich zu blauen Elitemobs ein Witz. Kann man sich gegen Endgegner wie dem Butcher, Belial oder Azmodan recht einfach behaupten, führen Gruppen von blauen Gegnern, die mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet sind, zum mehrmaligen Tod. Da hilft dann auch keine große Taktik, sondern Durchsterben ist angesagt. Gutes Gamedesign sieht anders aus und war so im Vorfeld auch nicht absehbar.
Punktabzug: 8
4. Das Lootsystem, also der Kern von Klick&Blöd-Spielen, ist bei D3 überdesignt und offensichtlich auch auf den Einsatz des Auktionshauses ausgelegt. Das Problem dabei ist nur, dass das AH den eigentlichen Reiz bei Spielen wie Diablo&Co komplett aushebelt. Was nutzt es Gegenstände intensiv und zeitaufwändig stundenlang zu farmen, wenn die meisten Gegenstände im AH selbst für wenig Gold deutlich besser sind? Auch das Crafting-System von D3 wird so ad absurdum geführt, da die hergestellten Gegenstände deutlich teurer sind als bessere Items aus dem AH, dabei ist die kostenintensive Ausbildung von Schmied und Juwelier noch nicht mal eingerechnet. Da haben die Game-Designer von Blizzard einfach nicht nachgedacht und Dinge zusammengeführt, die am Ende nicht zusammenpassen oder zumindest nur zusammenpassen würden, wenn man sich über die Konsequenzen auf das Spielerlebnis klar gewesen wäre. Dem war aber offenbar nicht so.
Punktabzug: 8
5 . Zu den Skills wurde ja auch schon einiges geschrieben. Das Skillsystem mag ja offener sein als bei D2 und Frusterlebnissen bei Verskillungen entgegenwirken. Das Problem ist nur, dass bei Spielen wie Diablo eben das Skillen und Ausprobieren einen großen Reiz ausübt. Blizzard ist hier der von der fehlerhaften Annahme ausgegangen, dass ein Skillen on-the-fly das Spielerlebnis befördert. Das Problem ist nur, dass dadurch aber ein Aspekt des hohen Wiederspielwertes dieser Art von Spielen zugunsten der erleichterten Spielbarkeit gestrichen wurde. Dieser Punkt war aber tatsächlich im Vorfeld bekannt und wahrscheinlich wäre es noch ärgerlicher, die ganzen unteren Spiellevel noch häufiger spielen zu müssen als jetzt schon. Entgegen der Marketingsprüche von Blizzard sind am Ende aber einige Skillkombinationen deutlich sinnvoller und effektiver als andere, und einige Fertigkeiten dann sogar nutzlos, weil nicht effektiv genug.
Punktabzug: 2
6. Bekannt war aber nicht, wie die Verquickung von Items und Skills aussieht. Die Items dienen einzig und allein dazu die Werte der Charaktere hochzujagen. Ansonsten ist es nahezu belanglos, welche Items gesammelt und eingesetzt werden, sofern die Klasse sie auch verwenden kann. Das führt dann im extremen Fall dazu, dass der Hexenmeister mit ner dicken, fetten Axt durch die Gegend läuft, aber sie beim Angriff immer wieder wegsteckt, um mit dem Blasrohr loszuschlachten. Das mag man für zweitrangig und belanglos erachten, aber mich stört dieser Umstand ziemlich, zumal ich von einem itemlastigen Spiel einfach erwarte, dass die Gegenstände mehr bringen als nur ein paar Boni.
Und auch das war vor dem Release nicht zu erwarten.
Punktabzug: 4
Wenn ich diese, meine unterschiedlich gewichteten Punkte nun für eine Gesamtwertung zusammenziehe, ergibt das einen Wert von 28. Diesen muß ich dann nur von einer höchstmöglichen Punktzahl von 100 abziehen und komme auf eine Wertung von 72. Das entspricht so ziemlich genau meiner Einschätzung von 7/10.
Edit:
Dabei sind meine größten Kritikpunkte an D3, der unausgewogene Schwierigkeitsgrad und das vermurkste Lootsystem, gerade die Elemente, in denen ein Hack&Slash-Spiel glänzen sollte. Hinzu kommen die Verbindungsprobleme und die unausgegorene Skill-/Itemmechanik. Und nein, das alles war nicht zum Zeitpunkt des Kaufes absehbar oder ist keinesfalls ein Ausdruck falscher Erwartungen.