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Autor Thema: Der Politik-Streit-Thread  (Gelesen 93357 mal)

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Scurlock

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #45 am: 24. September 2004, 15:43:57 »
Zitat von: "Speren"
Zitat
Wenn man sich elitär von diesen Wählern abhebt und ihnen das Gefühl gibt, allesamt Idioten zu sein, wird man wohl eher das Gegenteil erreichen.
Habe ich nicht gesagt.
Sicherlich waren auch Menschen aus anderen Schichten unter der Wählerschaft. Und natürlich ist die Isolation der falsche Weg....aber weißt Du einen besseren?
Nein, Du nicht, aber bei vielen ist diese Reaktion zu finden.

Zur Auseinandersetzung mit den rechten Gruppen:
Sich selbst entlarven lassen, denn hinter den populistischen Sprüchen der rechten Parteien ist nur heisse Luft.

Zum Umgang mit den Wählern:
Zuhören und den Leuten verständlich machen, um was es geht.
Fast jedem in Deutschland ist klar, dass Reformen notwendig sind. Das Problem ist nur, dass sowohl die Politik als auch die Medien die Reformen so lang schlecht geredet haben bis keiner sie mehr richtig haben wollte.  
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Speren

  • Lektor
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #46 am: 24. September 2004, 15:50:06 »
 
Zitat
Sich selbst entlarven lassen, denn hinter den populistischen Sprüchen der rechten Parteien ist nur heisse Luft.
Nun ja, dafür müßten die Wähler dies aber auch erkennen.

Wenn z.B. ein Schüler mit Kippe im Mund gefragt wird, warum er NPD gewählt hat und er die bekannten Parolen runterrasselt, ohne zu wissen, daß die NPD ein generelles Rauchverbot an Schulen fordert, wie willst Du ihnen dann begreiflich machen, daß das Parteiprogramm reines Blendwerk ist?

So, und jetzt bin ich hier als Schreiber raus.
No one touches the faerie!

Lenier Nailo

  • Gast
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #47 am: 24. September 2004, 15:57:19 »
 Kein Wunder das in den "neuen" Bundesländern braun gewählt wird. Das hat weniger etwas damit zu tun, dass die geistig Armen beschränkt seihen, sondern mit der einstigen Indoktrination von "Füher befiel, wir folgen dir!". Dieser Unsinn wurde zwar auf eine andere Weise in der DDR aufrechterhalten, aber es gab ihn. Da ich auch aus einem einst kommunistischen Land komme, kann ich gut nachvollziehen, wie es war.
So und nun, 1989 sagte man den Menschen in der DDR, "Ihr seid frei!". Man hat sie aber wie die Tiere aus den Käfigen gelassen und sich selber überlassen. Von wegen Unterstützung, vielleicht nur auf dem Papier. Man hat sie wie ein treuen Hund behandelt, dem man sein Herrchen weggenommen hat. Keine Führung, wie gewohnt. Die Wirtschaft will nicht in dem Osten investieren und nur wer tasächlich arbeiten will, der muss in dem Westen umziehen, wo er auf die Leute trifft, die Ausländer, die auch für ein Appel und ein Ei arbeiten. Klar fühlt sich der Mesch verar***t. Er verläßt seine Heimat für nichts, er bekommt keine anständige Schützenhilfe von der Regierug und muss mit ansehen , wie Ausländer anscheinend mehr Hilfe bekommen als er und seine Famile. Ich weiß wie schlecht es ist arbeitslos zu sein, etwas Geld bekommen und sonst gammeln. Das will ich nie wieder erleben!
Das bringt die Menschen nur auf dumme Gedanken. Und solche Gedanken führen sie zu den Braunen, die sich mit unsinnigen Parolen profilieren, wie "Ich will keine Dönerbuden mehr in Deutschland sehen!"- so ein Unsinn, die meisten Leute, die gerne Döner essen sind Deutsche und nicht Türken. Also, von wegen türkische Nester, Islamradikaler Ansammlungen. Wenn ich sowas schon höre, muss ich  :urgs: .
Die Braunen Parteien nutzen die Mißgunst der Befölkerung aus und pflanzen Absurditäten in den Köpfen der Leute. Wenn diese einst siegen werden, dann wird es hier genauso zugehen wie enst in Afganistan, andere Glaubensrichtung gleicher Unsinn.

Zu den jüdischen Wiedergutmachungen. Ganz im Ernst ich mag die Isrelis, für das was sie getan haben. Ein Land aus dem Nichts erschaffen und verteidigen können. ...Aber, ich sehe es nicht ein, warum unsere Generation Geld für die Sünden unserer Vorfahren blechen muss . Ich würde gerne Wiederhutmachung zahlen, doch nur den Opfern und nicht ihren Nachkommen. Was haben ihre Nachkommen und wir gemeinsam? Die Wenigsten kennen sich persönlich. Es geht hierbei nicht mehr um Sühnen sondern nur um Geld. Die Opfer und die Erinnerung an dem, was so schrecklich geschehen ist, wird dadurch nur in den Dreck gezogen.

Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #48 am: 24. September 2004, 15:59:25 »
 Mein Stammbaum hat ein paar Namen die im KZ umgekommen sind. Meine Großmutter die Halbjüdisch war ist Gott lob den Nazis durch die Lappen gegangen, denn sonst könnte ich hier nicht schreiben. Mein Großvater war Funker in der Heeresgruppe Mitte und hat 1945 mehreren Partisanen zu Flucht verholfen wofür er dann erschossen wurde. Zur Wiedergutmachung sei so viel gesagt. Nach 45 sind wir Zwangsenteignet worden und meine Großmutter hat ein Kind ausgetragen, was sie als Geschenk von unseren russischen Besatzern bekommen hat, natürlich unfreiwillig. Dann war da noch mein Großonkel, der ist nach 45 wahrscheinlich im KZ Buchenwald unter der sowjetischen Besatzung verreckt. Genau haben wir es nie heraus bekommen.
Leid und Not gab es auf beiden Seiten und hier eine pauschale Verantwortung gegenüber den Opfern an zu nehmen ist einfach nur naiv.
Hat meine Familie je eine müde Mark für den Weg des Gewissens den sie von je her gegangen ist bekommen ? Nö !
Nach der Wende mussten wir aus dem Haus ausziehen in dem wir 35 Jahre gewohnt haben, weil ein Vertriebener aus den Altbundesländern von der Regelung „Rückgabe vor Wiedergutmachung“ gebrauch gemacht hat und Eigenbedarf angemeldet hat, für etwas was seine Großeltern aus Angst vor Rebresalien durch die Russen verlassen haben. Und das berechtigt. Wir haben mal auf dem Dachboden ne alte Kiste gefunden wo der ehemaliger Besitzer in ner schicken SS-Uniform stolz Männchen macht.
Ist das Gerecht ? Hat das was mit Verantwortung gegenüber der Vergangenheit zu tun ?
Aber immer schön den Schein nach Außen wahren ! 1,5 Mrd. bleiben 1,5 Mrd. ob nun als Geld oder in Sachwerten (Militärgüter !!!!!)        
 
Richter: Doktor, wie viele Autopsien haben Sie an Toten vorgenommen?
Gerichts-Mediziener: Alle meine Autopsien nehme ich an Toten vor.

Ashen-Shugar

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #49 am: 24. September 2004, 16:06:17 »
 Generell vermisse ich bei allem, was die Politik betrifft den Intelekt. Politiker mißverstehen ihre Aufgabenstellung hin zu Polemikern, und Wähler wählen Redner.

Hab ich das nicht schön polemisch gesagt? ;)

Jetzt aber ernsthaft.
Es wurde hier mehrmals gesagt und ich möchte das nochmal betonen: Wenn man den Extremen vorwirft, dass sie sich aus intellektuell minderbemittelten (überspitzt gesagt) zusammensetzt, dann sollte man sie auch an diesem Schwachpunkt angreifen, nicht ignorieren oder einfach ins Abseits stellen. Ich selbst glaube auch, dass ein Großteil der Wähler extremer Parteien nicht gerade aus unserer sogenannter Elite kommen, halte es aber für gefährlich, die Anführer zu unterschätzen. Da könnte auch ein Grund liegen, warum Politiker sich lieber nicht eingehend diesem Problem stellen; sie könnten Angst haben, an die Wand geredet zu werden. Vor allem da man hier wirklich mit Fakten und Zahlen arbeiten muß. Nimmt man das beste von den Gegnern an, muß man davon ausgehen, dass sie in der Lage sind, Argumente für Sachen zu finden, die einem selbst als abstrus vorkommen und dann muß man selbst gewieft genug sein, um Fehler und Lücken in der Argumentation zu finden und eigene Gegenargumente darzustellen. Nimmt man das schlechteste an, so wird das dadurch nicht zwangsweise leichter. Leute die sich nicht scheuen falsche Aspekte als Tatsachen darzustellen und womöglich gute Redner sind, sind für einen "normalen" Politiker deswegen nicht zwangsweise leichter bloßzustellen.
Wenn man diese Leute aber einfach als den Teufel hinstellt und weiter nichts macht, fühlen sich deren Wähler (zu Recht) nicht ernstgenommen und werden sich deswegen sicher nicht auf neue  Standpunkte einlassen.

Generell sehe ich den Fehler bei unserer politischen Situation aber vielmehr beim Wähler, als bei den Politikern. Ständig wird gejammert, dass alles so gleich ist (bis auf die Extremen) und man keine Alternativen geboten bekommt (außer den Extremen). Dabei muß ich mich ernsthaft fragen, wer sich die Mühe gemacht hat, sich wirklich zu informieren. Für mich sieht es so aus, als dass wir uns alle Informationen auf dem Silbertablett liefern lassen wollen. Am besten Fernseher ein, Fernseher aus und wissen was los ist. Danach am besten 2 Möglichkeiten, von denen eine perfekt der eigene Standpunkt ist und den nimmt man dann. Fakt ist aber, dass wir hier nicht in einer Wunschwelt leben und unsere Entscheidungen und Möglichkeiten nicht in einem binären System existieren.
Man muß sich eben die Arbeit machen und sich selbst das nötige Wissen besorgen. Meiner Meinung nach ist es da das absolute Minimum, die Wahlprogramme der offensichtlichsten Parteien zu lesen und zu vergleichen. Auch die, der Parteien, mit denen man nichts zu tun haben will, denn wie soll man sonst wissen, gegen was man ist?
Natürlich hilft es auch nichts, wenn man seine Meinung vorher schon hat und das nur pro forma erledigt. Vielleicht kommt man zu einem unerwarteten Ergebnis. Mir z.B. ging es bereits so, dass ich als eigentlicher CDU/CSU Anhänger festgestellt habe, dass das Parteiprogramm der FDP mehr mit meinen Wünschen übereinstimmt und ich deswegen diese gewählt habe. Klar war mir bewusst, dass die FDP garantiert nicht die Mehrheit stellen wird, aber wenn man bei der (geheimen) Wahl nicht zu seiner Meinung steht, wann denn dann?

Aus dem gleichen Grund bin ich auch Gegner von Volksentscheiden, besonders wenn es darum geht, die bei bundesweiten oder sogar europapolitischen Entscheidungen einzuführen. Ich traue dem Volk nicht zu, sich tiefergehend mit einer Materie zu beschäftigen, die es nur am Rande betrifft. Deswegen haben wir ja auch Repräsentanten. Und solange der Bürger nicht genau weiß, was hinter einer Thematik steckt, ist er zu leicht beeinflußbar, meist vom Initiator eines Begehrens/Entscheids.

Mein persönliches Fazit: Die erste Bürgerpflicht sollte es sein, sich zu informieren, erst die zweite, seine Meinung kun zu tun. Natürlich ist auch das utopisch.

Und wegen der Patriotismus Debatte:
Ich halte mich selbst für einen Patrioten, wenn gleich mehr bayerischer Patriot als deutscher, aber das komtm immerhin gleich danach.
Ich halte auch Patriotismus für einen bedeutsamen Aspekt des Lebens in einer politischen Gemeinschaft. Wenn wir kein Zusammengehörigkeitsgefühl und/oder gemeinsame Ziele haben, sind wir auch nur pro forma ein Staat. Klar hat jeder unterschiedliche Ansichten, wahrscheinlich sogar in den meisten Fragen, aber irgendwo sollte man die Zusammengehörigkeit an sich respektieren, vergleichbar mit dem Leben in einer Familie. Auch die Errungenschaften, die auf deutschem Gebiet und/oder von Deutschen erbracht wurden, berechtigen oft zu Stolz.
Schlecht wird das ganze nur, wenn es in blinden Patriotismus entartet. Nicht alles auf dem "deutsch" steht ist gut. Gerade wir als Deutsche sollten das wissen und tun das meiner Meinung nach auch. Unsere Vergangenheit belastet uns schwer, wahrscheinlich schwerer als das bei irgendeinem anderen Volk der Fall ist. Wir müssen zu der Verantwortung unserer Vergangenheit stehen und aus ihr unsere Schlüsse für die Zukunft ziehen.
Ich habe das Gefühl, dass unser Hintergrund uns zu einem Volk gemacht, das sich sehr für den Frieden einsetzt. Dieses Resultat kann man wohl durchaus als positiv einschätzen.

Wir dürfen aber auch nicht zulassen, dass unsere Verantwortung zu einem lähmenden Schuldbewusstsein wird. Für mein Empfinden wird "Political Correctness" bei unserer Politik noch zu groß geschrieben. Besonders auffallend ist das meiner Meinung nach im Umgang mit Israel. Meine persönliche Beobachtung ist, dass praktisch alle politisch interessierten Menschen in meinem Umfeld die Vorgänge rund um Israel und Palästina verurteilen. Als Staat aber sagen wir praktisch nichts dazu. Die grausamen Verbrechen, die "wir" in der Vergangenheit an den Juden begangen haben, lähmen uns hier. Und das, obwohl Israel nicht mit dem Judentum gleichzusetzen ist. Ich bin für eine Aufarbeitung unserer "Erb-schuld(en)" mit allen dazugehörigen Reparationen etc. Ein Maulkorb für den Staat gehört hier meiner Meinung nach aber nicht dazu.
Ganz persönlich habe ich in diesem Zusammenhang auch ein Problem mit dem "Zentralrat der Juden". Dieses Organ fiel mir in der Vergangenheit eigentlich nur dadurch auf, dass es Handlungen kritisierte, die irgendwie gegen die Juden gerichtet sein könnten, wobei meines Erachtens nach die Auswahl recht willkürlich war.

Bevor ich jetzt noch auf etliche andere Dinge eingehe, obwohl ich eh schonw eider 3/4 der Argumente vergessen habe, hör ich jetzt einfach mal auf. Die persönliche Anmerkung bezüglich Zentralrats ist übrigens jetzt rein zufällig am Ende des Textes, also keineswegs eine Kernaussage, mehr eine verrutschte Randbemerkung ;)
Oi, was für ein Pudel ist das

Durion-Gollor

  • Gast
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #50 am: 24. September 2004, 16:17:01 »
 @Alexander Heppe

Dir fehlen offensichtliche Grundlagen im Erbrecht.
Ich kann ein Erbe ausschlagen und mich somit entscheiden, ob ich Vermögen und Schulden des erblassers übernehmen möchte. Somit hinkt der Vergleich, denn die Kinder des Klemptners, oder was der noch gleich war, hätten das Erbe schlicht ausschlagen können.
Eine Kollektivschuld liegt vor, wenn wir z.B. Fussi zocken und die gute alte Beispielscheibe einschießen, sich danach aber niemend bekennt. Dann kömma alle herangezogen werden.
Ich habe das Erbe ausgeschlagen und die Scheibe nicht eingeschossen.
Jedenfalls hinkt dein Vergleich sehr wohl.

Im Übrigen sind Politiker zwar Bürger; aber gleichzeitig (in höheren Positionen) unglaublichen Zwängen unterworfen. So geben z.B. Regierungsmitglieder in perönlichen Gesprächen mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern zu, daß sie sehr wohl wissen, daß wesentlich weitergehende Reformen notwendig wären. Aber man würde ja nicht wieder gewählt, wenn man sie durchsetze. Es gibt ja in Deutschland schon einen Riesenaufschrei, wenn diese Minireförmchen vollzogen werden, was mir völlig unverständlich ist.
Dann ist die Regierung oftmals gar nicht in der Lage, notwendige Reformen durchzusetzen, weil der Bundesrat -sofern zustimmungspflichtig- nicht mitspielt.

Und deshalb drängt sich mir auch langsam die Überlegung auf, ob eine konstitutionelle Monarchie nicht doch langsam richtiger wäre.
Wir hätten Bürgerrechte und Meinungsfreiheit, aber eine regierung, die wenigstens auch in der Lage wäre, Notwendigkeiten durchzuführen. Und wenn etwas schuldhaft schiefgeht, hätte man einen Verantwortlichen uns nicht ein Subjekt, welches sich mit einer dicken lebenslangen Rente von der Bühne verabschiedet.

War ich bis vor ca. 6 jahren noch ein Freund und Anhänger unserer Bundesdeutschen Demokratie, so habe ich nunmehr für Politiker (wohlgemerkt nicht an der Basis, die sind meist noch halbwegs ehrlich) nur noch bloße Verachtung übrig.

Ich brauche jedenfalls keine auf zeit gewählte Diktatur, die dazu noch an Dummheit kaum zu überbieten ist.

Da hätte ich lieber die echte und weiß, woran ich bin.

Und ich bin durch und durch Kapitalist und komme nicht aus dem Osten.
 

Lenier Nailo

  • Gast
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #51 am: 24. September 2004, 16:19:54 »
 @Xantos

Ich gebe dir vollkommen recht. Was vergangen ist, ist Vergangenheit. Und dabei sollte es belassen werden. Man kann nicht Leute aus einem Haus vertreiben, nach 35 Jahren, weil man einst, oder dessen Vorfahren, verlassen musste.

Bei meiner Familie war das anders. Wir hatten einst viele Hektar Weingut. Was ist davon geblieben? Nichts. nach dem 2 Weltkrieg, nachdem die Wehrmacht und dann schliesslich die Rote Armee alles niedergemacht und geraubt hatten, kam die neue komunistische Regierung und hat meine Vorfahren enteignent.

Nun sind es mehr als 50 Jahre her und meine Großeltern und Großonkel, die dieses Anwesen besessen haben sind nun tot. Was für ein Sinn hätte es nun 20 arbeitenden Bauern nun wiederrum zu enteignen, damit ich mein Erbe antreten kann. <_<
Wie könnte ich weiter leben, in der Gewssheit, dass ich 20 Familien in den Ruin getrieben habe, mit meiner Habsucht. Und genauso pragere ich diese Geldgeilheit aller an, die nun etliche Jahrzehnte kommen und etwas von jemanden wollen, den sie nicht kennen, nach dem Motto "Mein Ur ur Onkel wurde von dem Freund deines Ur ur Großvaters angeschossen". Mit welchem Recht tun sie soetwas. Ich könnte nicht ärgerlich auf die Nachkommen der Peiniger meiner Großeltern sein. Sie können nichts dafür. Die Peiniger aber schon!

AlexH

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #52 am: 24. September 2004, 16:30:21 »
 Durion Gollur schrieb als Gast:
Zitat
Dir fehlen offensichtliche Grundlagen im Erbrecht.
Ich kann ein Erbe ausschlagen und mich somit entscheiden, ob ich Vermögen und Schulden des erblassers übernehmen möchte. Somit hinkt der Vergleich, denn die Kinder des Klemptners, oder was der noch gleich war, hätten das Erbe schlicht ausschlagen können.


Ich habe das Beispiel in meinem Beitrag, ich zitiere "bewußt platt" gewählt. Rechtlich ist das natürlich nicht haltbar. Aber die Bundesrepublik ist nunmal die Rechtsnachfolgerin des deutschen Reichs, sie hat das "Erbe" nicht ausgeschlagen, ob Du das wahrhaben möchtest oder auch nicht. Wenn Du daher meinst, mein Vergleich hinke, so nimm halt das Gesellschaftsrecht. Du als Bürger (Mitgesellschafter) wirst von Deinem Aufsichtsrat (Parlamentarischer Rat) überstimmt, der sagt: "Wir machen ein Grundgesetz und sind im Übrigen die Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches". Schwupps, Gesamtrechtsnachfolge da! Auch hier ist das wieder plastisch dargestellt und kann selbstredend in Völkerrechtliche Begriffe übersetzt werden, was ich mir aus Verständnisgründen gespart habe. Ändert aber am Prinzip nichts.


Zitat
Und deshalb drängt sich mir auch langsam die Überlegung auf, ob eine konstitutionelle Monarchie nicht doch langsam richtiger wäre.

 :blink:  :o  

Zitat
Wir hätten Bürgerrechte. und Meinungsfreiheit, aber eine regierung, die wenigstens auch in der Lage wäre, Notwendigkeiten durchzuführen.

Willst Du eine Notstandsgesetzgebung ermöglichen? Das hatten wir schon, vergleiche gesamten Thread... das kommt dabei raus.

Ich entschuldige zugleich, sollte mein Ton etwas daneben sein. Aber ich rege mich wirklich gerade etwas auf, *kaffetrin* *ausatmend* geht schon wieder, sorry...

Lupus Major

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #53 am: 24. September 2004, 16:36:54 »
 @ Durion-Gollar

Das mit der konstitutionellen Monarchie, die bei Dir am Ende sogar zu einer Diktatur wird, ist eine ganz schlechte Idee.

Sicher, eine Diktatur mit einem idealen oder auch nur sehr guten Herrscher ist eine feine Sache. Es gibt in der Geschichte einige Beispiele, dass das funktioniert. Ein Staat ist handlungsfähig, die Regierung ist bereit Verantwortung über 4 Jahre hinaus zu übernehmen. Soweit so gut.
Aber auch der beste Herrscher stirbt irgendwann. Nehmen wir an, auch der Nachfolger ist gut, und auch dessen Nachfolger... ganz egal, irgendwann wird zwangsläufig ein schlechter Herrscher kommen. Und ein einziger schlechter Absolutherrscher kann unendlich viel kaputt machen.

Und zu der konstitutionellen Monarchien: in den derzeit präsenten fungiert der König/die Königin eigentlich nur als ein Präsident auf Lebenszeit. Keine eigentliche Macht, nur Repräsentation und hin und wieder eine schöne Rede. Köhler mit Krone.

Und die historischen? Auch deren Scheitern war programmiert: Der Machtkampf zwischen König und Repräsentantenhaus war unvermeidlich und tödlich für das System.


Und zum Erbe? Du wohnst in Deutschland, nimmst sein Bildungssystem, sein soziales Netz, seine Infrastruktur etc in Anspruch. Das ist der positive Teil des Erbes. Dann muss man auch dazu stehen, wie all das zustande gekommen ist. Immerhin sind immer noch Autobahnen in Gebrauch, die von den Nazis gebaut wurden, um nur ein Beispiel zu nennen.
Everything's better with pirates.

Dr.Zyklop

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #54 am: 24. September 2004, 16:47:58 »
 
Zitat
Ich brauche jedenfalls keine auf zeit gewählte Diktatur, die dazu noch an Dummheit kaum zu überbieten ist.



http://de.wikipedia.org/wiki/Diktatur' target='_blank'>Definition Diktatur



@ Durion-Gollor: Vielleicht solltest du dir erst mal klar machen, dass wir in Deutschland keine Diktatur haben können, da es freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit etc. gibt.  Ausserdem gibt es ein 2-Kammer-System mit Bundestag und Bundesrat, sowie weitere Kontroll-Organe. Bevor du an einer politischen Diskussion teilnehmen möchtest, informiere dich selber erst einmal über den Staat, in dem du lebst.

Berandor

  • Mitglied
  • Verrückter Narr
    • http://www.p-pricken.de
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #55 am: 24. September 2004, 16:52:41 »
Zitat von: "Ashen-Shugar"
Aus dem gleichen Grund bin ich auch Gegner von Volksentscheiden, besonders wenn es darum geht, die bei bundesweiten oder sogar europapolitischen Entscheidungen einzuführen. Ich traue dem Volk nicht zu, sich tiefergehend mit einer Materie zu beschäftigen, die es nur am Rande betrifft. Deswegen haben wir ja auch Repräsentanten. Und solange der Bürger nicht genau weiß, was hinter einer Thematik steckt, ist er zu leicht beeinflußbar, meist vom Initiator eines Begehrens/Entscheids.

Mein persönliches Fazit: Die erste Bürgerpflicht sollte es sein, sich zu informieren, erst die zweite, seine Meinung kun zu tun. Natürlich ist auch das utopisch.
Grundsätzlich gebe ich dir recht. Und das tue ich auch - mich informieren. Und ich gehe auch wählen - und wähle sicher keine Partei, die die Mehrheit bekommen wird ;)

Aber ich sehe das in Ounkte Volksentscheid ein wenig anders. Es gibt manche Sachen, bei denen m.E. das Volk einfach befragt werden sollte. Ein gutes Beispiel ist die Einführung einer Verfassung. Diese grundsätzlichste aller Regelungen (lassen wir mal weg, dass die EU-"Verfassung" eher einem zwischenstaatlichen Vertrag gleicht denn einer grundlegenden Rechtsfeststellung) ist etwas so Grundlegendes, dass m.E. jeder Bürder wissen sollte, was drin steht. Und auch dazu stehen können sollte.

Mit einem Volksentscheid wären die Parteien gezwungen, aufzuklären und zu informieren, auch diejenigen, die das von sich aus nicht tun würden. Und wenn dann die meisten Bürger sagen würden, dass ihnen die Verfassung wie sie ist, nicht gefällt (weil vielleicht zu viel geschachert wird darin) - dann muss eben noch nachgebessert werden. Auf eine Verfassung muss man stolz sein können - sie sollte nicht nur so ein Vertrag sein. Ist aber auch eine von wenigen Ausnahmesituationen.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Lupus Major

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #56 am: 24. September 2004, 16:54:06 »
 @ Alteigentümer-Basher

Auch meine Familie gehört zu den Brandenburger Alteigentümern. Auf unserem ehemaligen Land wurde eine kleine Siedlung gegründet, ansonsten wurde das Gut als Versorgungsgut der Roten Armee erhalten. Nach der Wiedervereinigung war es für uns vollkommen selbstverständlich, dass wir unser Placet gaben für den Verkauf der Grundstücke, auf denen Häuser standen, die aber jetzt formell der Bundesrepublik gehörten. (Das mit dem Placet war nötig, da das Eigentum noch nicht endültig geklärt war).
Aber der Rest? Da gab es einige hochinteressante Grundstücke, u.a. eine alte Brennerei, an der noch einige Hektoliter Brennrechte hängen. Diese wurden und werden von der Bundesrepublik an neue Investoren verkauft, die garantiert keine emotionale Bindung haben.
Ganz besonders schade ist es um eine Fläche, die als Stiftung fungierte. So etwas kann man eigentlich nicht enteignen. Trotzdem: alles weg.
Unser altes Haus verfällt. In der ganzen DDR-Zeit wurde nichts für seinen Erhalt getan, und wir haben leider keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun.

Meine Familie hat dort mehrere hundert Jahre gelebt. Es gibt dort Kirchen, die von meinen Vorfahren gebaut wurden. Familienfriedhöfe. Ich habe dorthin eine emotionale Bindung, die weit über den (zugegeben beträchtlichen) materiellen Wert hinausgeht. Glaubt ihr nicht, dass es legitim ist, wenn wir um unser Eigentum kämpfen?
Die einzigen, die davon betroffen wären, sind die Bundesrepublik und einige Käufer, die ein Grundstück gekauft haben, um das ein Rechtsstreit läuft. Trotz des Einspruches eines potentiellen Eigentümers.

PS Beachtet Unterschied zwischen legitim und legal. Legal ist es, aber legitim?  :P
Everything's better with pirates.

Ashen-Shugar

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #57 am: 24. September 2004, 16:55:56 »
 @Berandor:

Naja, denk an unser Grundgesetz, diese Notlösung die nie als dauerhafte Verfassung geplant wurde :)

Die Leute die sich für Politik nicht interessieren, werden sich erst recht nicht für so etwas abgedrehtes wie eine europäische Verfassung interessieren. Wo es meiner Meinung nach Sinn gemacht hätte, wäre der Euro gewesen, da davon jeder direkt betroffen ist und man hier gut aufgeklärt werden hätte können.
Oi, was für ein Pudel ist das

Lenier Nailo

  • Gast
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #58 am: 24. September 2004, 17:05:35 »
 @Lupus
Sry, finde ich nicht! Ich als ebenfalls Enteigneter finde es ziemlich fragwürdig daher zu kommen und zu sagen, das hat meinen Vorfahren gehört, aber seid 50 Jahren nicht mehr, ich will es wieder haben. So geht das nicht.
Einverstanden, wenn das Haus, wo einst deine Vorfahren gelebt hatten unbewohnt ist und andere Objekte, die ungebraucht sind, sollten wieder auf den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden, aber sonst nichts was nun andere Mittlerweile im Besitz haben.

Dr.Zyklop

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #59 am: 24. September 2004, 17:06:15 »
 
Zitat
Die Leute die sich für Politik nicht interessieren, werden sich erst recht nicht für so etwas abgedrehtes wie eine europäische Verfassung interessieren. Wo es meiner Meinung nach Sinn gemacht hätte, wäre der Euro gewesen, da davon jeder direkt betroffen ist und man hier gut aufgeklärt werden hätte können.


Die Aufklärung war doch gaaanz toll. Politische Befürworter haben gesagt: "Der Euro ist gut für die Bürger, weil sie dann kein Geld mehr umtauschen müssen, wenn sie in Urlaub fahren."

Das Hauptargument der Euro-Gegner war dagegen: "Wir dürfen unsere Währung nicht aufgeben, sonst verlieren wir ein Stück unserer nationalen Identität."


Beides sehr unwichtige Argumente, mit denen aber die Diskussion hauptsächlich geführt worden ist. Wirtschaftspolitische Aspekte, wie zum Beispiel, dass die Inflation, die in allen Ländern anders ist, nicht mehr im Kurs ausgedrückt wird, wurden völlig den Bürgern verschwiegen.

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