Vendui jal
Der Drache ist tot, nun geht’s ans plündern.
Hort des Toten Schattendrachens:
Phandoorl (-4 ST), Eclavdra (-4 ST), Nadriel (-2 ST) und Barak (-4 ST), die dem Odem des Drachen ausgesetzt gewesen waren, wirkten vor Erschöpfung grau im Gesicht und machten den Eindruck, als könnten sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Ich hatte noch genau eine mächtige Genesungs Schriftrolle, die ich mit den Worten; „Doera dosst z’ress rath“ auf den Hexenmeister Phandoorl anwendete, denn wir brauchten seine Zauberkraft. Nach einem Tag Ruhe, ging es den anderen drei nur geringfügig besser (Eclavdra und Barak schafften ihre RW jeweils nur einmal, wodurch sie endgültig -3 negative Stufen hatten!).
Der Hort des toten Drachens barg immense Schätze. Ghaundan der Tunnelläufer, fand ein dunkles, machtvolles Schwert, das Kälte und Säure zugleich absonderte und einen wertvoll aussehenden, vollen Köcher mit verzauberten Blitzpfeilen. Phandoorl entdeckte in all dem Gold und Prunk wertvolle Schriftrollen für Magier bzw. Hexenmeister. Relonnarr der Malar Druide, fand eine seltsame magische Chitinsense, die hervorragend zu seinem magischen Chitinpanzer passte. Neben einem Mithrilkettenhemd des Bollwerks, stach mir auch sofort ein Spinnenzepter aus violettem Adamantin in die Augen. Es besaß einen Knauf in Form einer Haarigen Spinne und einen Kopf in Form einer abartigen Dämonenspinne. Phandoorl, der Hexenmeister offenbarte mir nach einer magischen Identifizierung, dass ich mit diesem Zepter dreimal pro Tag, einen klebrigen Spinnenstrang verschießen konnte, der meine Gegner in Netzen verstricken würde, was er mir auch direkt demonstrierte, indem er das Kommandowort „Gollhyr“ (Trick, List, Falle) sprach dabei auf Eclavdra zielte und diese sofort von einem Spinnenstrang getroffen wurde, indem sie sich verfing. Die Finstere Streiterin fluchte in ihrer Netzfalle, während ich grinste. Phandoorl war nicht gerade der beste Freund von ihr, da sie in der Vergangenheit keine Möglichkeit ausließ, den adoptierten Drow Adligen, der durch Relonnarr’s Zauberkräfte als Ork wiedergeboren wurde, mit ihrer Meisterhaften Peitsche zu züchtigen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder aus eigener Kraft aus dem Netz befreit hatte. Wenn ihre Blicke töten könnten, wäre der Orkische Hexenmeister direkt umgefallen. Durch diesen zugegebenermaßen amüsanten Zwischenfall sahen aber auch die anderen Drow, weniger amüsiert auf, denn ihre Hohepriesterin hatte jetzt ein neues Spielzeug, dessen weitere Fähigkeiten sie eventuell auch testen wollte. Phandoorl berichtete weiter, dass ich mit dem zweiten Kommandowort „Elg’khal“ (Gift) des Zepters unendlich oft Feinde vergiften könne, wenn ich sie damit berührte. Wie stark das Gift war konnte er jedoch nicht sagen. Ich müsste es ausprobieren, aber das hatte noch Zeit bis zur nächsten Verfehlung einer der Männer. Das adamantene Zepter lag meisterhaft in der Hand und war in etwa mit einem Leichten Streitkolben zu vergleichen. Also nicht nur ein magisches Zepter, sondern auch ein hervorragendes Mordinstrument.
Barak interessierte sich nur für Gold und Silber. Ich erlaubte ihm dass er sich als Sold soviel einstecken könne, wie er tragen kann. Und obwohl sein Rucksack eigentlich schon durch die Schätze des Riesenkraken aus dem See der Schatten mehr als nur gefüllt war, schaffte er es irgendwie noch mehr Gold hinein zu quetschen. Die Edelsteine teilte ich mit Eclavdra und es waren wirklich schöne und seltene Stücke dabei.
Zusammen mit dem Duergar brach ich die besten Schwarzen Drachenschuppen aus dem Kadaver des Drachen, die hervorragend geeignet waren um mir daraus in Menzoberranzan eine neue Schwarze-Drachenschuppenrüstung zu bauen, da meine alte sich im Kampf gegen die Schwarzen Schleime aufgelöst hatte. Diese würde dann eine besonders gute Grundlage für Verzauberungen darstellen, aber bis dahin war es noch weit. Barak hatte während der ganzen Arbeit gehofft, dass auch für ihn noch genügend Schuppen für eine Rüstung abfallen würden, doch ihm wurde schnell klar, dass nur die besten Schuppen zu einer Rüstung weiterverarbeitet werden konnten und es nur für eine Rüstung reichen würde, dieser Wael (Narr)! Auch was die anderen Artefakte anging, war es egal, ob ich sie meinen Gefährten überlassen würde, denn Früher oder Später fielen sie doch wieder in meine Hände, spätestens wenn sie ihr Leben ließen. Es war wie ein Kreislauf.
Niemand außer mir bestimmte, wer gefundene magische Schätze bekommen würde, die ich ihnen auch jederzeit wieder abnehmen konnte. Eigentlich fungierten sie nur als meine Träger. Hin und wieder war ich sogar großzügig, für Drowverhältnisse jedenfalls. Was ich aber nicht leiden konnte, war Verlust. Besonders der Verlust einer meiner Artefakte bestrafte ich meist mit dem Tod, was auch damals Coullum „der Drowtöter“ am eigenen Leib erfahren musste.
Mir war jedoch auch klar, dass unser Streea (Selbstmord) Kommando nur erfolgreich sein konnte, wenn ich die gefundenen Schätze bestmöglich verteilte.
Phandoorl verfiel gezwungenermaßen immer mehr dem Alkohol, denn jedes mal wenn wir neue Magische Utensilien fanden, musste er in einem magischen Weinpokal, Wein beschwören, da dieser eine wichtige Komponente seiner Identifizierungszauber war. Es verging eigentlich kein Tag, an dem er nichts zu Identifizieren hatte und sich den mittelmäßigen Wein reinziehen musste. Der Hexenmeister aus Ched Nasad war viel edlere Tropfen gewohnt. Aber es bereitete mir jedes Mal Freude, mit an zu sehen, wie er sich den mittelmäßigen Alkohol rein zwingen musste, was schon fast einer Folter gleich kam.
Wir brauchten gute drei Tage, um uns von dem Drachenkampf zu erholen und um wenigstens die wichtigsten magischen Schätze zu untersuchen, dann ging es endlich weiter Richtung Maerimydra. Uns blieben jetzt noch etwa 25 bzw. 15 Tage. Das Zeitfenster wurde immer knapper. Die Kiaransalee Priesterinnen mussten aufgehalten werden um jeden Preis!
Tiefes Unterreich:
Die Tunnel führten immer tiefer und tiefer, aber mit dem Tunnelläufer als Vorhut hatten wir immer das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Ohne ihn wären wir sicherlich nie bis hier her gekommen, was ich natürlich für mich behielt. Ghaundan hatte immer etwas leicht „versüfftes“ an sich. Die Haare des kleinen Mannes waren immer zerzaust und ungekämmt. Auch seine schwarze Haut war durch den Schmutz des Harl Oloth noch schwärzer.
Ich hingegen versuchte selbst in der Wildnis des Unterreiches immer noch einen gewissen Grad an Würde beizubehalten. Meine Lippen waren stets Purpur gefärbt und mein langes weißes Haar immer mit einem Knochenkamm gekämmt und hochgesteckt, was mir ein noch strengeres Aussehen verlieh. Von meiner Stirn herab hingen immer sechs spinnenbeinartige weiße Strähnen, die mein besonderes Erkennungszeichen waren. Nur die abgetrennten Vampierschädel an meinem Gürtel hatten etwas Animalisches. Ich betröpfelte sie mit Parfüm von der Oberwelt, damit diese nicht so sehr nach Verwesung stanken. Der Einäugige Barak hingegen stank immer nach Schweiß und Zwerg. Er war so hässlich, wie eine Unterkreatur nur sein konnte.
Plötzlich hielten wir an, weil Ghaundan an einer Abzweigung angekommen war. Er meinte die Abzweigung führe nach etwa vier Tagen eine Sackgasse, an dessen Ende unterirdische, verlassene Ruinen wären. Der Legende nach gäbe es dort ein geheimes, uraltes Portal, das an einen unbekannten Ort führen würde. Zu gerne hätte ich dieses untersucht, aber vier Tage hin und wieder zurück wären reine Zeit Verschwendung gewesen, es sei denn das Portal könnte uns direkt in die Nähe von Maerimydra führen, aber das Risiko war einfach zu groß, sonst wo zu landen. Ich entschied, den Ursprünglichen Weg nach Maerimydra beizubehalten und niemand wagte es zu widersprechen. Nach einer angemessenen Rast reisten wir weiter.
Nadriel Chumavh, der Verwegene Drow Kämpfer, der uns seit kurzem Begleitete, wagte es seit seiner Bestrafung durch mich und Eclavdra, kein einziges Wort mehr zu sprechen. Er hatte seine Lektion gelernt.
Wir mussten uns beeilen, also ordnete ich einen Gewaltmarsch an, den ich gleichzeitig auch als Buße an Lolth ansah. Nach insgesamt 16 anstrengenden Stunden Marsch ließ ich anhalten und konnte es gar nicht fassen, als der Malar Druide angeberisch meinte, er könne immer noch. Er wollte sich also mit mir messen und meinte er könne länger durchhalten. Ich ordnete an den Gewaltmarsch fortzusetzen, bis Relonnarr zusammenbrechen würde! Die anderen sahen ihn finster an. Ich würde mich nicht wundern, wenn er nach der nächsten Rast mit einem Messer im Rücken aufwachen würde. Ich quälte das gesamte Streea Kommando Stunde um Stunde, Schritt um Schritt, bis Relonnarr nach 24 Stunden Gewaltmarsch kotzend zusammenbrach. Aber auch ich und der Rest der Gruppe befanden uns hart an der Grenze. Ich stellte mich über den zusammengebrochenen Druiden und sagte ihm er solle nie wieder auch nur auf den Gedanken kommen, sich mit mir messen zu wollen. Ich konnte meine Lust ihn zu töten gerade noch unterdrücken! Erschöpft lehnte ich mich gegen einen Stein. Ich hatte mein Gesicht gewahrt und dem schwächlichen Mann meine Stärke gezeigt, aber zu einem hohen Preis. Denn wenn uns jetzt Monster begegnen würden, müssten wir über unsere Grenzen hinausgehen, um diese niederzuringen. Aber das gute an der Sache war dass wir an diesem Tag dreimal so weit kamen wie normal. Ich teilte die Unterkreaturen Phandoorl und Barak zur Wache ein und ruhte mich neben Eclavdra aus, deren Körperwärme ich genoss.
Vournoth’s Höhlen:
Diese Höhlen, die jetzt vor uns lagen, hatten ihren Namen wahrscheinlich von irgendeinem Wesen oder einer Person, die hier vor hunderten von Jahren gehaust hatte. Das Wesen war schon lange fort, aber auch danach siedelten sich immer irgendwelche Monster in diesen beliebten Höhlen an. Ghaundan meinte, dass es dort Wasser gebe, er aber keine Ahnung hatte, welche Art von Monster dort gerade die Oberhand errungen hatte. Nadriel erzählte, dass er auf seiner Flucht aus Maerimydra durch diese Höhlen kam. Zu dieser Zeit hatte er noch zwei Dunkelelfische Begleiterinnen. Er erzählte weiter, dass ein Betrachter und ein Haszak (Gedankenschinder) sich hier niedergelassen hätten. Seine zwei Begleiterinnen, so berichtete er, wären dem Haszak zum Opfer gefallen und dienten ihm nun als Sklaven.
Für mich Grund genug den Dreckszwerg vorzuschicken. Barak war leicht verunsichert und ängstlich und fragte andauernd ob wir auch hinter ihm wären. Im Gegensatz zu mir hatte er noch nie gegen Betrachterartige gekämpft.
Wir schlichen über einen schmalen Sims. Unter uns war ein kleiner Bach, der durch das Höhlensystem floss. Plötzlich verlor der verdammte Hexenmeister den Halt und rutschte hinab, wobei er Geräusche verursachte! Rothe iblith! (Rothe Exkrement!) Ich handelte sofort, indem meinen Stab der Stille hervorschnellte; „Venorsh phor jal“, doch zu spät, man würde unsere Ankunft bemerkt haben. Unser Überraschungsmoment war dahin! Wir drangen tiefer in das Höhlensystem vor, alle Mordwaffen gezückt.
Vor uns trafen wir auf die zwei weibliche Drow Kämpferinnen, die Nadriel erwähnt hatte. Sie standen direkt am Wasser und schienen unsere Ankunft doch noch nicht bemerkt zu haben, zumindest ließen sie es sich nicht anmerken. „Gollhyr!“ Ein Netzstrang schoss aus meinem Spinnenzepter und Barak stürmte vor. „Ich will sie lebend!“
Mein Befehl kam gerade noch rechtzeitig, bevor der Duergar der anderen Drow, die noch nicht in meinem Netz gefangen war, den Schädel einschlug. Stattdessen schlug er nur mit der Breitseite seiner Axt zu, was aber auch eine verheerende Wirkung hatte. „Gollhyr!“ Ein zweiter Netzstrang schoss aus meinem purpurnen Adamantzepter und verstrickte die zweite Gegnerin. Kurze Zeit später waren beide Drowfrauen endgültig überwältigt und bewusstlos. Ich würde mich später um sie kümmern und ließ Nadriel, der sie ja bestens kannte, bei ihnen als Wache zurück, während der Rest weiter in die Höhle vordrang. Überall standen seltsame Steingebilde herum. Sie sahen aus wie Steinstatuen, die irgendjemand auf perverse Künstlerische Art und Weise versucht hatte zu modellieren. Der Betrachter musste ganz in der Nähe sein, denn dies waren eindeutige Spuren. Auf einmal schrie der Verwegene Kämpfer von hinten; „Sarn! (Warnung) Hinter euch!“ Ich war so ziemlich die einzige, die sich schnell genug rumdrehte und der Gefahr im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge blickte!
- Ist die Drowgruppe dem Betrachter und dem Haszak gewachsen?
- Sind noch mehr Monster in den Höhlen?
- Was hat Seraphee mit den Gefangenen Drowfrauen vor?