So, jetzt geht's endlich weiter. Hat zwar diesmal etwas länger gedauert, aber ich habe mir dafür die Hilfe des DMs (Sjeg) und des Spielers von Kim (Grunzer) gesichert, um einige der wichtigen Kämpfe zu erarbeiten. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen.
MfG
Dirayn
Nach kurzem Suchen fanden meine neuen Gefährten und ich unsere Ausrüstung wieder. Sie war in einer nahegelegenen Waffenkammer gelagert worden, zusammen mit anderen Gegenständen, die meinen Gefährten ziemlich bekannt vorkamen. Laut Lucian handelte es sich um die Bewaffnung der Vermummten, die in den Gewölben so eine Art Untergrundarmee unter dem Hexer errichtet haben mussten. Außerdem erzählte man mir, dass der Hexer Organius Oldenburg hieße und in Abendstern schon einigen Unfug getrieben habe. Die kopflose Leiche, die wir auf dem Tisch des Laboratoriums gefunden hatte, war die der Herrin von Abendstern, Tessaril Winter. Was mochte dieses kranke Geschöpf nur vorhaben? Aufschluß darüber sollte ich schon bald erlangen.
In dem Arbeitszimmer von Oldenburg, das wir kurz darauf betraten, fanden sich zwei Phiolen, eine mit schwarzem und eine mit weißem Inhalt. Letzterer stellte angeblich den Bannzauber für das magische Gefängnis der Nymphe dar. Laut der Informationen, die uns Illenia, die Nymphe, gegeben hatte, handelte es sich bei der anderen Substanz, die es uns gestatten würde, Oldenburg das Zaubern zu unterbinden; nach Berichten von Kim und Lucian auch dringend notwendig, denn sie hatten ihn offenbar schon einmal bekämpft, was zu ihrer Gefangennahme geführt hatte. Algain fand kurz darauf eine Tür, die zu dem Bibliotheksraum führte, den er nach Fallen absuchte. Offenbar war sich Oldenburg seiner Sache sehr sicher.
„Meint Ihr nicht, es wäre ratsam, seine Besitztümer vor unerlaubtem Zugriff zu schützen?“, lies ich meine Zweifel verlauten.
„Mir erscheint es unwahrscheinlich, dass einer seiner Leute etwas von seinen Sachen anrühren würde.“, entgegnete der Barde.
„Ja, ja, die waren alle so irgendwie, also irgendwie nicht bei sich, abwesend und irgendwie ferngesteuert. Zumindest alle, gegen die ich gekämpft habe und man kann ja nicht sagen, ob die anderen früher schon gegen solche gekämpft haben. Woher sollte ich das auch wissen?“, pflichtete Kim bei.
Irgendwie abwesend? Vielleicht magisch kontrolliert? Vielleicht hatte es auch etwas mit den ekelhaften Experimenten zu tun, mit denen sich Oldenburg offensichtlich befasste.
„Also wenn man mir mein Gehirn rausnehmen würde, könnte ich auch nicht mehr denken. Genau wie die Frau ohne Kopf....“, bemerkte Tighol und spielte damit auf Tessaril an, deren Kopf und entnommenes Gehirn in Glasgefäßen neben dem Tisch gelagert worden waren.
„Ich denke, bei manch einem würde man gar nicht viel Unterschied merken.“, entgegnete Lucian und klopfte Tighol lächelnd auf die Schulter. Der grinste zurück: „Was ist so lustig?“
„Ich habe hier Einiges entdeckt.“, lies indes Algain von einem nahen Bücherregal her verlauten. Der unsympathische Waldläufer mit der furchteinflößenden Brandnarbe hielt uns drei Bücher hin.
„Lesen kann ich nur die 2.“, meinte er und reichte mir das dritte, während sich die anderen mit den andere befassten.
Die ersten 2, „Drakonisch leicht gemacht“ und „Springernatur“ enthielten Übungen, mit denen man die Elastizität von Sehnen und Muskeln und damit die Sprungkraft erhöhen konnte sowie eine kleine Grammatik und ein Wörterbuch des Drakonischen, das ich einmal ansatzweise beherrschte, zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr als stottern konnte. Ich beschloss, mir schnellstens die entsprechenden Kenntnisse anzueignen, da ich schon das dritte Buch durchgeblättert hatte und auf zahlreiche drakonische Textpassagen gestoßen war. Es handelte sich zweifellos um das Tagebuch Organius’. Die wenigen Chondathan-Stellen las ich meinen Gefährten schnell vor:
„Das Ganze führt doch irgendwie zu nichts. Bei so einer inkompetenten Führung wird man nie die Kontrolle über irgendwelche Organe in Cormyr übernehmen. Ich bin gestern durch einen netten Kontakt an ein Buch gekommen, in dem ich etwas über eine interessante Theorie gelesen habe. Das Buch ist von einem gewissen Thrakonus, und seine Theorie besagt, dass es im Gehirn eines jeden humanoiden Wesens einen Punkt gibt, in dem der Willen sitzt. Er habe dies durch das Studiums des Zaubers „Person bezaubern“ herausgefunden und denkt zu wissen, wo dieser Teil des Gehirns zu finden ist! Er habe es nie ausprobiert, doch es scheint mir Sinn zu machen. Ich werde dies bei der nächsten Sitzung zur Sprache bringen!“
Einige Einträge Später steht
Was für Ignoranten! Sie haben mich ja nicht einmal angehört! Das bestätigt nur, wie unfähig alle sind. Ich bin davon überzeugt, das dies ein Weg sein könnte, die Macht in Cormyr an die Zentarim zu reißen! Ich muss diesen Thrakonus finden. Er ist der Schlüssel zu allem. Sie werden ja nicht einmal merken, dass ich weg bin!“
In den folgenden Einträgen beschreibt er seine Suche in den großen Bibliotheken von Cormyr und wie er schließlich eine Spur fand, die auf einen Drachen hinweist, der im Norden des Sturmgebirges vor langer Zeit gehaust haben soll. Oldenburg machte sich auf den Weg, die Höhle des Drachen zu finden. Daraufhin folgt eine Doppelseite mit dem Bild eines Weißen Drachen....
Der Rest war auf Drakonisch und für mich derzeit unmöglich zu entziffern. Die letzte verbleibende Tür führte uns in das prunkvoll eingerichtete Schlafgemach des Hexers. Himmelbett und rote Teppich legte Zeugnis ab für viele Stunden des Vergnügens, wie ich mir denken konnte. Ich wurde unwillkürlich an Silbrigmond erinnert und was für - intensive Erfahrungen ich dort gemacht hatte. In dem über und über mit Drachenskulpturen verzierten Raum fand sich noch eine Truhe, die Algain ohne größere Probleme öffnete. So konnten wir einen magischen Umhang und einige Schriftrollen sicherstellen. Den Umhang behielt ich für mich, während die Schriftrollen zu Lucian wanderten.
Anschließend kehrten wir zu Illenia zurück, die letzte ungeöffnete Tür den Komplexes mit den edel verzierten Knäufen und dem mit silberner Farbe aufgemalten Drachen absichtlich umgehend. Wir reichten Illenia den Trank. Sofort zerbach sie ihn und mit einem Knistern und einer schwachen magischen Druckwelle zerbrachen die arkanen Fesseln der bezaubernden Nymphe, die sich dann mit zarten Dankesworten flugs aus dem Staub machte.
Für uns blieb jetzt noch eines zu tun: Oldenburg aufzuhalten!
Als wir uns ihr näherten, merkte Algain sofort, dass sich etwas verändert hatte. Rauch drang unter der Tür hervor. Er hielt sich jedoch am Boden und stieg nicht auf. Außerdem war der Druck anscheinend nicht sehr stark, da sich der Rauch nach einem Meter komplett auflöste. Algain machte sich ans Öffnen des Schlosses, was doch Zeit in Anspruch nahm, da die Türe laut seiner Aussage magisch verlossen war.
Als er nach einiger Zeit vorsichtig den rechten Flügel öffnete, schwappte sofort Rauch heraus, der zu Boden sank. Ich überlegte ein bisschen. Er erinnerte an Schwefel. Lucian stimme der Vermutung zu. Kim und Algain schlichen vor. Direkt vor uns wand sich eine recht steile Treppe nach unten. Langsam folgten wir ihr, die Waffen bereit. Ich lächelte Lucian zu, hatte ich doch schon so lange keinen guten Kampf mehr gehabt.
Als wir uns anscheinend dem Ende der Treppe näherten, vernahmen zuerst Kim und Tighol, dann auch wir anderen ein Gespräch zwischen Oldenburg und einem Wesen mit einer rauen, markerschütternden Stimme, die wohl einem Drachen gehörte:
„Mir ist endlich der Durchbruch gelungen Tymofarfar. Teil 2 unseres Planes kann anlaufen. Tessaril Winter ist ausgetauscht. Abendstern gehört mir.“, sagte die Stimme
“Närrsicher Hexer, du meist wohl uns....“, entgegnete der Drache.
“Natürlich, werter Tymofarfar.“
Durch den Nebel erkannten wir verschwommen eine Gestalt, die in einem Kreis aus zeremoniell geformten Kerzen saß – offenbar Oldenburg. Mir irritierte da schon die Silhouette des Wesens.
„Wie dem auch sei, wollt ihr euch nicht erst um euren Besuch kümmern, oder sind eure Sinne schon getrübt von eurem kleinen Erfolg?“, fragte die Drachenstimme ruhig. Wir zuckten kurz zusammen.
Der Sitzende stand auf: “Besuch? Was meint ihr?“
“Trotz eures veränderten Äußerem bleibt ihr wohl doch nur ein Mensch! Dreht euch um und seht selbst....“
Auf diese Aufforderung hin wandte sich das Wesen um. Mir verschlug es fast die Sprache, als er die schwarze, mit silbernen Zeichen verzierte Kapuze abnahm. Vor mir sah ich einen ungefähr 45 Jahre alten „Mann“ mit goldbraunem, lockigem Haar und anmutigen, aber reptilienartigen Gesichtszügen, der mit einem Klatschen seine Echsenschwingen langsam ausbreitete – ein Halbdrache.
„Oh, meine kleine Abenteurergruppe hat sich befreit. Mein Roman nimmt ja ganz neue Wendungen. Meinen Glückwunsch. Ihr kommt so und so zu spät. Ich bin hier fertig. Das heißt - eines muss ich noch erledigen. Ich muss meinen Roman zu Ende bringen.“ Ein gefährliches Leuchten war in seinen Augen zu sehen.
Auf ein kurzes Fingerschnipsen hin erschien aus dem Nebel zu seiner rechten ein Wesen, das ich bestenfalls als eine sich bewegende Steinskulptur bezeichnen kann – ein Gargyl. Sofort flog sie auf uns zu. Hinter mir vernahm ich auch schon zwei behände Schritte und die wohlklingende, ja fast aufpeitschende Melodie von Lucians Violine entfachte den Kampfesmut in unseren Herzen, während sich der Barde in die nächste Ecke des fast quadratischen Raumes zurückzog, um ungestört musizieren zu können. Ohne lange zu zögern, packte Tighol seine mächtige Axt und stürmte an mir vorbei. Algain jedoch war schon lange vor ihm bei dem Gargyl und ließ einen mächtigen Angriff seiner Krummsäbel auf die Steinskulptur niederprasseln. Gleich danach kam ein vernichtender Hieb von dem Halbork, der sich meiner Meinung nach gar nicht lange mit dem Gargyl aufhalten, sondern sich dem Halbdrachen zuwenden wollte. Kim war schon vor allen anderen, aber flink und unauffällig, an uns vorbeigeschlichen und hatte sich an der Wand entlang auf Oldenburg zu bewegt.
Ich riss mich aus meinen Gedanken. Organius Oldenburg ließ seine Flügel einmal durchschwingen und reckte sie dann nach hinten. Mit einem bestialischen Fauchen beugte er sich vornüber und öffnete den Mund. Zu spät bemerkte ich, dass eine säurehaltige Flüssigkeit auf uns zu kam. Alle Mitglirder der Gruppe außer dem Githzerai, der sich nicht in Reichweite befand, sahen sich dieser Gefahr gegenüber. Ich konnte mich nicht mehr zur Seite werfen und bekam die ätzende Brühe voll zu spüren. Lucian hingegen duckte sich kurz weg, so dass er fast nicht getroffen wurde und beschleunigte fast schon trotzig seine leidenschaftliche Melodie weiter. Abermals hagelten Treffer auf den Gargylen ein und auch Oldenburg bekam nun die Fäuste von Kim zu spüren, der sich auf die uns abgewandte Seite Oldenburgs bewegt hatte und dort seine Angriffe begann. Ein seltsames bläuliches Glühen war um seine Hand zu sehen, als er sie gegen den Kopf Oldenburg führte. Der schien kurz benommen, fing sich jedoch schnell.
Das Feuer Lucians Musik fand auch einen Weg in mein Herz und ich entschied mich, da ich Oldenburgs Herkunft noch immer nicht vollständig bestimmen konnte, für ein Lesser Sonic Orb, gegen das er wahrscheinlich wenig würde machen können. Eine schnelle Handbewegung und ein Wort genügten, um meiner Hand eine kleine Kugel geballten Lärms zu entlocken, die sich zielsicher auf den schuppigen Leib unseres Widersachers zu bewegte. Befriedigt hörte ich den Einschlag und bewegte mich weiter nach vorne. Sofort konterte Oldenburg mit einer Magic Missile, die mich traf und deren Energie mit schmerzhaft durchfuhr. Während Oldenburg von einem ganzen Schlaghagel Kims erschüttert wurde, vernahm ich ein Brechen und Bersten und sah den Gargyl in sich zusammenstürzen. Fast glaubte ich ein Lächeln auf dem entstellten Gesicht des Waldläufers Algain zu sehen, der seine Krummsäbel aus dem Schutt zog. Tighol ließ indes nicht auf sich warten und mit donnernden Schritten und einem Brüllen stürmte er gegen Oldenburg an, genau vis-a-vis von Kim, so dass Oldenburg sich auf zwei Seiten konzentrieren musste. Seite Axt drang tief in den gepanzerten Leib des Halbdrachen ein, der einen markerschütternden Schrei ausstieß. Schon war auch Algain wieder mitten drin. In seiner Hand sah ich kurz ein Gläschen aufblitzen, das er dann nach Oldenburg schleuderte. Es war die Phiole mit der schwarzen Substanz, die angeblich Oldenburgs Zauberfähigkeit eindämmen würde, bis wir ihn getötet hatten. Sie verteilte sich über dem Reptilienwesen und entlockte dem entsetzten Oldenburg einen weiteren Schrei.
Der Kampf war so gut wie gelaufen. Ich beschwor ein weiteres der Sonic Orbs herauf und ließ es in Richtung des angeschlagenen Hexers fliegen. Kims nächster Schalghagel trieb Oldenburg geradezu in Tighols Axt und der Hexer flog nach hinten. Zuerst dachte ich, er sei tot, aber sofort rappelte er sich auf. Oldenburg schleppte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu einer Ecke des Raumes. Wir hielten – gleichzeitig mit Lucians Stopp – inne.
Der Nebel in der Mitte des Kerzenkreises begann sich plötzlich zu verdichten und das Bildnis eines Drachenkopfes erschien. Es war ein bezaubernd schönes und edles Wesen, ein Weißer, der durchaus Ähnlichkeit mit dem in Oldenburgs Tagebuch hatte.
„Oldenburg, das reicht jetzt! Verschwinde, wenn Du nicht sterben willst!“, rief er und ich erkannte die Stimme von vorhin.
„Tymofarfar?“ Oldenburg starrte kurz in die Richtung des Drachen. Zeitgleich begann ein gewaltiges Beben und der Raum begann, einzustürzen. Neben Organius bildete sich ein Portal und er sprang mit schmerzverzerrtem Gesicht hindurch. Ich konnte mich aber gar nicht darauf konzentrieren, sondern musste schon Steinen ausweichen, die von der Decke fielen.
Das Drachengesicht verschwand jedoch nicht sondern setzte seine Ansprache fort: „Oldenburg so einfach besiegt?! Ihr interessiert mich, Abenteurer. Das soll nicht Euer Ende sein; setzt Euren Weg fort.“
Anstelle des Gesichtes bildete sich plötzlich ein Portal. Gleichzeitig stürzte die Wendeltreppe hinter uns komplett zusammen. Alle schwankten kurz, jedoch genügte ein kurzer Blick und wir waren uns einig, das Angebot des Weißen anzunehmen. Da kam auf einmal ein riesiger Felsbrocken auf mich zu und ich stürzte mich geradezu in das Portal, gefolgt von den anderen. Wir erblickten.... Dünen.
Wird fortgesetzt.....