Hallo Leute,
ich muss nach dem heutigen Fernsehmorgen mal was loswerden.
Beim Frühstück habe ich ein bisschen gezappt und bin auf RTL hängengeblieben. Thema: Politessen, eine RTL-"Doku"
Was aber als Dokumentation beschrieben wurde, war an sich ein wilder Mischmasch aus echten und nachgestellten Szenen. Was ja an sich kein Problem ist, wenn so etwas dem Zuschauer auch ausdrücklich klargemacht wird.
Wurde es aber nicht. Während schlechte Laienschauspieler sich vor der Kamera abmühten (eine Szene zum Beispiel, in der eine "Politesse" den Wagen eines Bürgers zur Seite fahren will - und in eine Baugrube düst), beschrieb der Sprecher aus dme Off die Szenerie´- und kein Wort von "nachgestellten Szenen" o.ä.
Vielmehr noch, eine weitere nachgestelte Szene zeigte ein Liebespärchen, das sich in der Disco kennenlernte und mal einen Abstecher zum Auto machen wollte, um dort Spaß zu haben. Noch während des "Aktes" kamen die beiden an die Winde und wurden abgeschleppt. Haha. Und der letzte Satz des Sprechers: "Florian hat seine Discobekanntschaft danach nie wieder gesehen.
Ich frage mich: So eine Aussage gibts doch bitte nur vom Geschädigten selbst (wer sonst soll das wissen - die Politessen?). Wenn RTL den Discoheini aber ausfindig gemacht hat, warum tritt er nicht selbst vor die Kamera? Warum klatschen die dem kein Mikro vors Gesicht und lassen ihn noch ein, zwei Sätze zum damaligen "Geschehen" sagen?
Wenn RTL ihn aber nicht ausfindig machen konnte, wie kommen sie dann dazu, Behauptungen aufzustellen, die sie ohne den Abgeschleppten nicht halten können?
Es ist nicht so, dass ich besondere Ansprüche an solche "Dokus" hätte - normalerweise läutet bei mir dabei sowieso der "Wegschaltalarm".
Aber dieses Mal bin ich kleben geblieben und habe mir (fast) die ganze Sendung angeschaut. Einfach nur deshalb, weil ich es nicht glauben konnte. Denn immer wieder wurde auch ganz offensichtlich echtes Material eingeblendet.
Ich habe tatsächlich nicht gewusst, dass es eine solche Vermischung von "echter Doku" und Nachgestelltem gibt, die es sich auch noch herausnimmt, beides eben nicht voneinander zu trennen. Und denke mir - das ist doch fast schon gefährlich, gerade für jüngere Menschen, die vielleicht in manchen Fällen nicht zwischen dem einen und dem anderen trennen können. Und dann wird eben dies auch noch bewusst von den Machern verschleiert.
Ich weiß - Privatfernsehen kann man in Sachen INFORMATION eh mit der Bild gleichsetzen. Aber irgendwie war das Ganze für mich eine Grenzüberschreitung.
Schon schlimm genug, dass die in Talkshows nur völlig irre Menschen einladen - habe früher Zivi im Altenheim gemacht. Die Senioren habens geguckt und mich ernsthaft gefragt, wie ich denn noch "da draußen" leben kann, wenn ganz Deutschland nur von diesen Irren aus dem TV bevölkert ist.
Wirklichkeitsverzerrung? Sehe ich das mit der "Doku" zu krass? Unterschätze ich die Jugend? Oder ist die strikte Trennung von echtem Bildmaterial und nachgestelltem nicht doch erste Pflicht?
Ich weiß garnicht, ob das wirklich wen interessiert, aber wenn, bin ich äußerst gespannt, wie ihr das seht.
Gruß,
Michi