Ich behaupte, egal wie gut eine deutsche Serie auch wäre, die ausländischen Sendeanstalten würden sie schlicht aufgrund ihrer Herkunft ignorieren.
Das halte ich für falsch. Es gibt einige Beispiele für deutsche Serien, die sich sehr gut verkauft haben und in viele Sprachen synchronisiert worden sind.
Beispiele?
DerrickDer Evergreen schlechthin, die weltweit meistverkaufteste Serie aller Zeiten hängt sogar Star Trek TOS/TNG und Co. ab.
Spoiler (Anzeigen)Anmerkung nebenbei: Derrick wurde Anfang/Mitte der 90er sogar bei uns jungen Leuten irgendwann Kult, so dass wir alle drei Wochen Freitags abends in der Clique Derrick geschaut haben, bevor es los ging.
SchwarzwaldklinikFür meinen persönlich Geschmack schon ihrerzeit altbacken, verkaufte sich aber in über 70 Länder, also ist sie wohl recht beliebt. Und mein Geschmack ist eben nur mein Geschmack.
Die Küpstenwache...um mal eine etwas modernere Serie zu bringen. Sie ist in ganz Europa ein Erfolg (und in den franz. Überseegebieten) - vom Rest der Welt weiß ich gerade nichts.
Alarm für Cobra 11Action Made in Germany verkauft sich in weltweit über 100 Länder, darunter China, Japan, Mexiko und nahezu ganz Europa.
Mich persönlich wundert das. Asche auf mein Haupt, früher als postpubertärer Bengel hab' ich das auch gerne gesehen, habe aber eigentlich immer damit gerechnet, dass die Serie irgendwann eingestellt wird, weil jede einzene Folge ja nun wirklich immer nach dem gleichen Schema "F" abläuft: Massenkarambolage auf der Autobahn als Auftakt - Ermittlungen (gewürzt mit Karambolagen) - Der Bösewicht wird gestellt und flieht (was in einer Massenkarambolage auf der Autobahn endet).
Aber die Leute wollen es wohl sehen.
TatortOkay, keine Serie im eigentlich Sinn, aber eine neverending Spielfilmreihe mit Seriencharakter (widerkehrende Figuren, gemeinsames Grundthema) - ebenfalls im Ausland erfolgreich... okay, jetzt lese ich gerade, dass man für Tatort gar keine allgemeingültige Aussage liefern kann, da die Verwertungsrechte bei den einzelnen Sendeanstalten liegen. Die Schimanski-Tatorte wurden z.B. exzessiv exportiert, andere hingegen überhaupt nicht. Naja, whatever, ich stehe den einzelnen Tatorten auch unterschiedlich gegenüber. Manche schau ich ganz gerne, andere interessieren mich null.
End of Beispiele.
Diese Diskussion bringt IMHO gar nichts, und zwar deswegen nicht, weil man seinen eigenen Geschmack (und den des engsten Umfeldes) nicht als Referenz heran ziehen darf. Das tun aber ganz viele, wenn sie laut stöhnen, keiner wolle den Musikantenstadl sehen. Falsch. Wenn es keiner sehen wollte, würde man es nicht zeigen, auch nicht bei den Öffis.
Auch bei den Öffis bekommen die Leute, was sie sehen wollen. Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied: Quotenorientierung.
Die Öffis brauchen nicht auf die Quote schauen (und das ist mMn ein Segen). Das erlaubt ihnen, ein Mindestmaß an Anspruch zu stellen und auch (!) Nischengeschmäcker zu bedienen. Die Ö/R brauchen zum Glück nicht immer die werberelevante Zielgruppe der 14-49 Jährigen im Hinterkopf zu haben, sondern können auch Qualitätsfernsehen für andere Altersgruppen zu machen. Pech nur, dass man - obwohl man ja Nabel der Welt ist - trotzdem nicht zu allen Altersgruppen gehört und daher (natürlich) auch nicht das gesamte Programm speziell für den eigenen Geschmack gemacht wurde.
Anders bei den Privaten. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, zu denen es auch auf RTL (damals noch "plus") Volksmusik und Peter Steiners Theaterstadl gab. Warum? Weil auch RTL in den Anfangsjahren noch Fernsehen "für alle" machen wollte. Ist aber irgendwann geflogen. Und warum? Weil RTL & Co. heute nur noch Fernsehen für's Geld machen. Die schauen nur noch auf die werberelevante Zielgruppe. Glück für die meisten hier, dass ihr dazu gehört und daher 99,9% des Programms euch in irgendweiner Form bewegen - sei es nun die megacoole US-SciFi-Serie oder Hassobjekt Nr.1 DSDS. Auch wenn ihr letzteres nicht schaut, es ist euch ein Begriff und es ist auch bei euch im Gespräch und um nichts anderes geht es bei der Quotenorientierung. Ihr erfüllt damit die Rolle der Zielgruppe (eigentlich kann ich "wir" sagen, ich nämlich natürlich auch).
Irgendwann in 20-30 Jahren, wenn ihr nicht mehr zur Zielgruppe der Werbeindustrie gehört und RTL & Co. immer weniger Fernsehen (oder Trideo oder was es dann auch immer geben mag) für euch macht, und wenn sich euer Geschmack dann geändert hat (oder die dann werberelevante Zielgruppe einen Geschmack hat, über den ihr nur den Kopf schütteln könnt) dann sprechen wir uns mal wieder.
Bei manchen wird es aber gar nicht so lange dauern, bis ein Umdenken einsetzt. Interessanterweise kommt es dazu oft, sobald man seinen ersten eigenen Nachwuchs in die Welt gesetzt hat und verzweifelt zwischen all dem Schrott, der Sonntags morgens so läuft, was halbwegs intelligentes für die eigene Brut sucht - vorausgesetzt natürlich, man gehört nicht zur Gruppe des abgehängten Prekariats, für die der Teppich vor der Glotze nur ein bequemer Kinderparkplatz ist.
Plötzlich sind dann
Sesamstraße,
Die Sendung mit der Maus und
Wissen macht "Ah" etc. die bessere Alternative und die laufen... auf den Ö/R Kanälen. Und plötzlich merkt man, so schlechtes Fernsehen machen die gar nicht, wenn auch vielleicht nicht alles 100%ig nach meinem Geschmack ist.
Ein Blick ins aktuelle Fernsehprogramm von heute abend zeigt mir: Ich könnte alle privaten Sender in meinem TV-Gerät löschen und wie zu den Zeiten meiner Eltern nur drei öffentlich rechtliche Programme haben und ich könnte einen schönen und unterhaltsamen Wochenendausklang vor dem TV-Gerät verleben, wenn... ja, wenn ich denn überhaupt fernsehen und das TV-Gerät in meinem Wohnzimmer nicht schon seit Jahren nur als Dekoration dienen würde.