Eine interessante Umfrage!
Das Thema ist ja immer wieder aktuell - auch abseits der Rollenspielrunde, wenn es darum geht, für die Vorteile des RPGs zu werben. Immer wieder liest man von den vermittelten Kompetenzen, was wiederum RPG per se weniger "freakartig" und mehr "angesehen" darstellen soll.
Gut, das ist nicht der Kern dieser Umfrage, aber doch ein wichtiger Umstand, wenn man die einzelnen Punkte bewerten will. Denn ich glaube, dass da einige Alibipunkte dabei sein, um das RPG schönzureden (da sollten wir ehrlich mit umgehen). Andere Punkte werden wohl rudimentär gefördert, aber das setzt eine gewisse Vorkompetenz voraus (sprich: dem introvertierten, verschlossenen Spieler, der sich in das RPG nicht so hineinversetzt, wird nicht sein Ausdrucksvermögen, sein Selbstvertrauen oder seine Empathie verbessern).
Deshalb sollte man von einem anderen Ansatz ausgehen:
1. Kompetenzen können allenfalls gefördert, aber nicht unbedingt begründet werden.
2. Diverse Kompetenzen haben eine schwache bis gar keine Wertigkeit und sind Alibigründe oder einfach nur fadenscheinig.
Da ich also von der Förderung ausgehe, habe ich mich für die Punkte entschieden, sie generell am Stärksten betroffen sind. Z.B. werden Englischkenntnisse in D&D sehr stark gefördert, spielen aber in der Cthulhurunde oder beim DSA gar keine Rolle. Also hat der Punkt generell keine hohe Wirkung.
Meine 3 Favoriten sind also für alle Rollenspiele gültig und deshalb:
1. Problemlösungsstrategien
Egal, ob man in einem kampflastigen System (D&D), in einem hintergrundfesten System (DSA) oder in einer an der Realität angelehnten Welt (Cthulhu 20er) spielt: in jedem System wird die Lösung von Problemen gefördert, nur eben mit versch. Schwerpunkten.
a) D&D fördert klassischerweise das Lösen eines militärischen Szenarios. Hier sind die Wurzeln im Wargamingbereich am Deutlichsten zu erkennen.
Durch diverse - an die moderne Kriegsführung erinnernde - Möglichkeiten, den Kampf durch Stragtegie und Taktik zu entscheiden, werden die Spieler der Herausforderung ausgesetzt, hier eine effektive Lösung zu finden.
b) In Bezug auf DSA sehe ich die Problemlösung eher darin, im Kontext zum Hintergrund & Mythos der Welt ein Problem hinreichend herauszuarbeiten. Insofern ist der Punkt "Wissen über Mythen der Welt" hier schon enthalten. Durch das Lösen aus der Sicht eines Protagonisten "in seiner Welt" bekommt die Problemösung eine neue Qualität. Auch die klassischen Rätsel finden sich hier öfters.
c) Chtulhu: hier wird man am ehesten mit realen Problemen und realen Ressourcen zur Bewältigung dieser Probleme konfontiert. Keine bis wenige Magie oder spezielle "Heldenfähigkeiten." Hier kann das reale Problem am ehesten die Problemlösung jenseits der RPG-Runde fördern, da man sich auf ganz mundane, natürliche Möglichkeiten einstellen muss.
Die 3 System sind natürlich nur exemplarisch. DSA kann genausogut die Problemlösung im Kampf beinhalten und umgekehrt kann der Weltenhintergrund bei D&D stark einfliessen. Es ging bei der Untergliederung nur darum, zu zeigen, dass der Aspekt der Problemlösung auf mannigfaltige Art & Weise gefördert werden kann und dies dann auch stark vom Spielstil, der Gruppe und dem System abhängig ist.
2. Empathie (Einfühlungsvermögen)
Empathie ist für mich ständig präsent, aber natürlich auch nur, wenn ich mich auf meinen Charakter einlasse (daher gilt auch hier die Einschränkung, die ich bereits in der Einleitung genannt habe).
Lässt man sich jedoch darauf (stark oder nur mäßig stark) ein, so führt dies zu einem breitere Spektrum der Wahrnehmung und der Begreifbarkeit. Der Spieler sieht Dinge aufgrund eines nun anderen Weltbilds, wegen einer anderen Weltanschauung, wegen anderen Charakterzügen, wegen einer anderen Vorgeschichte etc.
So gesehen gehen wir hier in eine tiefere Bewusstseinssphäre, da wir uns von uns mal loslösen und damit die Fähigkeit erlangen, eine Sache aus anderen Blickwinkeln und damit differenzierter wahrzunehmen.
Hier fliesst der Punkt Ausdrucksvermögen natürlich stark mit ein, da ich über diese andere Wahrnehmung auch kommuniziere.
3. Kreativität
Der Punkt wird auch durch verschiedene Möglichkeiten angesprochen. Sei es der SL, der Abenteuer, NSCs, Szenarien, Kämpfe, einen Hintergrund usw entwirft oder der Spieler, der wiederum seinem SC Leben einhaucht, ihn - je nach System - modular zusammensetzt oder aber auch beim Punkt der Problemlösung auf eine vällig andere, kreative Lösung kommt.
Kreativität trifft der SL daher häufig im Rollenspielalltag, und zwar immer dann, wenn die Gruppe vom "Standardlösungsweg" abweicht - was so gut wie immer passiert. Dass dies so häufig passiert, ist ein Zeichen für die stark ausgeprägte Kreativität der Spieler, i.V.m. ihren Problemlösungsfähigkeiten.