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Autor Thema: Der Politik-Streit-Thread  (Gelesen 94420 mal)

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Gerthrac

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #765 am: 20. März 2011, 11:17:17 »
Es war evtl. weltfremd in den 80iger Jahren, wo regenerative Eenergien in den Kinderschuhen steckten. Mittlerweile ist die Frage ''Wo soll das denn herkommen?'' sowas von überholt....

Zum Kostenpunkt:
Ehrlich gesagt zahle ich lieber dafür mehr Geld als für eine scheinheilige Nachrüstung  und 2 abgeschaltete AKWs. Und ja, Nachhaltigkeit rechnet sich eben erst über längeren Zeitraum, sofern man  ''rechnet'' das überhaupt anbringen sollte. Kurzfristig kann man hier nicht denken.

Kurz gesagt. Man muß den teuren Preis verdammtnochmal akzeptieren, man hat eine moralische Verantwortung. Und sofern man offiziell Zornbürger ist, hat man auch die Pflicht, Heuchler und kapitalistische Bankeropportunisten abzusägen. Das wars. Mehr gibts da nicht zu sagen.

Tja naja dann hätte ich gern eine Aufschlüsselung wo der Strom herkommen soll. Und wie man die Versorgungssicherheit garantieren kann. Interessiert mich wirklich. Mein Plan wäre ja gewesen, regenerative Energien und Kernkraft als Brücke zur Fusionstechnologie zu benutzen. Aber die ist extrem teuer und extrem langfristiges Investment, daher wundert es mich nicht wenn die Geldgeber zögern.

 

Xiam

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #766 am: 20. März 2011, 12:42:53 »
Will sagen: Mir drückt sich eher der Eindruck auf "Atomstom brauchts weil billig" ist eine Behauptung, die das Atomforum oder was weiß ich wer in die Welt gesetzt hat oder ein Relikt aus den angesprochenen 80ern, als noch sehr viel Forschung in die regenerativen Energien gesteckt werden mussten.
Tatsächlich ist Atomstrom nur auf den ersten Blick die günstigste Alternative. Er ist es, wenn man nur die Stromrechnung betrachtet.  Das liegt daran, dass Kernenergie...

1.) ...mittelbare Folgekosten verursacht, die mit der Stromerzeugung erstmal nichts zu tun haben und die z.T. aus Steuergeldern finanziert werden und daher nicht über die Stromrechnung in Erscheinung treten.
Hinzu kommt, bei der Kalkulation dieser Folgekosten (Zwischen- und Endlagerung der Abfälle, Wideraufbereitung, Transport, Dekommission alter Kernkraftwerke etc.) kann man nicht genau kalkulieren sondern eigentlich nur aus dem Blauen heraus mit Schätzwerten rechnen, denn wie viel eine 2000+ jährige Endlagerung am Ende kostet (geschweige denn, ob dann die Müllverursacher Vattenfall, E-on etc. überhaupt noch gibt) weiß kein Mensch. Daher müssen die Versorger für ihre Beteiligung an diesen Kosten bestimmte Beträge zurückhalten, von denen so manche Experten sagen, die seien viel zu gering. Kernenergie wird also auch zu einem großen Teil von der Zukunft subventioniert.

Weiterhin war der Bau der Kernkraftwerke subventioniert. Das hat zur Folge, dass auch die Kosten dafür nicht über den Strompreis des damit erzeugten Stromes wieder eingebracht werden, sondern durch Steuergelder. Müssten die Versorger den Bau der Kraftwerke "abstottern", wäre Kernenergie viel teurer.

Warum wohl sträuben sich die großen Versorger so sehr, sich an den Kosten zur Rückholung des Atommülls aus der Asse zu beteiligen? Weil das ein Präzidenzfall wäre, wenn sie das klaglos akzeptieren würden. Man würde damit Gefahr laufen, sich künftig immer wieder an solchen Aktionen finanziell beteiligen zu müssen. Das müsste man dann von der eigenen Gewinnmarge bezahlen oder es schon frühzeitig auf den Strompreis umlegen, um für solche Fälle Rücklagen zu schaffen. Und plötzlich sähe die wirtschaftliche Bilanz von Atomstrom gar nicht mehr so toll aus.

2.) ...tatsächlich unversicherbar ist. Deus, so wie du kalkuliert leider keine Versicherung. Eine Versicherung geht davon aus, dass ein versicherter Schaden auch eintreten wird. Die Höhe der Prämie errechnet sich dann aus der Zeit, die wahrscheinlich bis dahin vergeht. In der Zeit muss der Schaden durch den Versicherungsnehmer günstigstenfalls über seine Prämie gegenfinanziert sein.
Im Falle von Kernenergie ist der Schaden bei einem Unfall mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität jedoch so hoch, dass keine Versicherung den bezahlen kann, deswegen versichert auch keine Versicherung ein Kernkraftwerk. Täte es doch eine, wäre die Prämie astronomisch hoch, was wiederum auf den Strompreis umgelegt werden müsste. Und schon würde sich Atomstrom nicht mehr rechnen. Stattdessen sind die Versorger verpflichtet, selbst einen bestimmten Betrag vorzuhalten, für den Fall der Fälle. Die Höhe kenne ich jetzt nicht genau, aber der ist lächerlich.

Würde man fair rechnen, würde sich ergeben, dass alles in allem Atomstrom vergleichen mit anderen Energiequellen keinesfalls kostengünstig ist. Warum man Atomenergie trotzdem nutzt? Als man damit anfing, war es nicht zuletzt eine Prestigefrage, zu denen zu gehören, die in der Lage waren die Kraft des Atoms zu zähmen. Und außerdem war die oberste europäische Atombehörde EURATOM eine wichtige Säule, die die europäische Integration ins Rollen gebracht hat. Man kann also sagen, anfangs war die Nutzung von Kernenergie ein politisches Projekt.
Das ist heute wohl nicht mehr so, aber heute ist es so, dass einige wenige Leute mit dem Betrieb von Kernkraftwerken viel Geld verdienen. Und die haben auch dementsprechend die Möglichkeit Lobbyarbeit zu betreiben, damit diese Geldquelle nicht so schnell versiegt.
« Letzte Änderung: 20. März 2011, 12:53:54 von Xiam »
1984 was not supposed to be an instruction manual.

TheRaven

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #767 am: 20. März 2011, 15:40:09 »
Das Atomthema war zumindest in der Schweiz seit vielen Jahren kein Thema mehr und wir haben eigentlich immer kollektiv den Kopf geschüttelt, wenn "die Deutschen" mal wieder wegen den Castor-Transporten "ausgeflippt" sind. Daher ist die Scheinheiligkeit hierzulande wohl eine andere als bei Euch. Vielleicht auch nicht, denn in der Politik, auch in Deutschland, fand ja geradezu ein Richtungswechsel statt. Die Atomkraft lag gut im Geschäft, hat an Vertrauenswürdigkeit und Zuspruch gewonnen und nun passiert eine 180° Kehrtwende mit voller Kraft. Das finde ich bedenklich. Egal bei welchem Thema.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Darigaaz

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #768 am: 20. März 2011, 15:41:21 »
Zitat
fand ja geradezu ein Richtungswechsel statt.
Das wird sich noch zeigen.
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

TheRaven

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #769 am: 20. März 2011, 15:44:45 »
"Ein Richtungswechsel der kurzfristigen Meinungen." Ich bin mir sogar relativ sicher, dass, im Falle eines glimpflichen Ausgangs in Japan, sehr bald die Meinungen mehrheitlich wieder auf ihren Ursprung zurückkehren werden. Aber eben, sind halt Politiker. Die müssen gemäss ihrer Jobbeschreibung zum Selbsterhaltungstrieb ja die Meinung der Masse nachahmen und diese rennt gerne von der einen Ecke in die Andere.

Es gab da vor ein paar Tagen eine gutes Beispiel im Fernsehen. Eine Diskussionssendung von zwei Stunden zu dem Thema. Es waren Experten, Physiker und andere Wissenschaftler zugegen. War durchaus interessant. Dann nach einer Stunde wurden die Experten etc. der Diskussion verwiesen und durch Politiker ersetzt. Der Wandel, welcher sich in der Diskussion vollzog war so offensichtlich wie traurig. Das Sprichwort, dass jeder, der in der Wirtschaft keine Chance aber dafür eine grosse Klappe hat in der Politik landet scheint vielleicht doch nicht so weit hergeholt.
« Letzte Änderung: 20. März 2011, 15:51:39 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Ungold

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #770 am: 20. März 2011, 16:24:12 »
Das Atomthema war zumindest in der Schweiz seit vielen Jahren kein Thema mehr

1990 Volksinitiative 'für den Ausstieg aus der Atomenergie' 53% Nein, Volksinitiative 'Stopp dem Atomkraftwerkbau (Moratorium)' 55% Ja
 
2003 'Moratorium Plus - Für die Verlängerung des Atomkraftwerk-Baustopps und die Begrenzung des Atomrisikos (MoratoriumPlus)' Initiative mit Nein-Anteil 58.4% und Volksinitiative 'Strom ohne Atom - Für eine Energiewende und schrittweise Stilllegung der Atomkraftwerke (Strom ohne Atom)' 66.3% Nein


2011
51% für AKW

Ich würde sagen es ist immer wieder ein Thema.

TheRaven

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #771 am: 20. März 2011, 16:29:32 »
Bestätigt mein Argument. Über 20 Jahre voller Initiativen, Abstimmungen, etc. und dabei gab es 4 die mit dem Atomthema zu tun hatten und bei den neuesten drei waren die Resultate pro Atomkraft? Geht es noch deutlicher? Mit kein Thema meine ich nicht, dass es überhaupt nicht behandelt wurde, sondern eben genau das, was du auflistet. Kein Interesse an einer Änderung.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Xiam

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  • Mörder der 4E
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #772 am: 20. März 2011, 17:20:36 »
Vielleicht auch nicht, denn in der Politik, auch in Deutschland, fand ja geradezu ein Richtungswechsel statt. Die Atomkraft lag gut im Geschäft, hat an Vertrauenswürdigkeit und Zuspruch gewonnen [...]
Den Richtungswechsel hat es gegeben, als die Regierung gewechselt hat und die Lobby wieder Freunde am Drücker hatte, die sogleich den Ausstieg aus dem Ausstieg in Angriff genommen haben.

Wobei es tatsächlich ein sehr komplexes Thema ist. Schröder & Co. hätten uns, länger an der Regierung, in eine bedenkliche (Energie-)Abhängigkeit von Russland getrieben. Und wie man ja beizeiten immer mal wieder sieht, scheut sich Russland nicht, diese Abhängigkeit auch als Waffe auf dem diplomatischem Parkett einzusetzen.
« Letzte Änderung: 20. März 2011, 17:25:07 von Xiam »
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Deus Figendi

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #773 am: 26. März 2011, 18:08:25 »
http://www.youtube.com/watch?v=0LXGYMfG7bQ
Der Moderator ist zwar ein wenig daneben... aber amüsant ist es trotzdem irgendwie:O
nur wo ist der Bezug zur BILD?
edit: Das Interessante für mich bei dieser Diskussion ist, dass ich wirklich mit derart argumentierenden Personen konfrontiert bin zur Zit. Ich will damit nicht auf die Masse schließen, aber wie, um himmelswillen, wie will man denn bei einer solchen Verbohrtheit einen argumentativen Stich gewinnen? Ich drehe durch :boxed:
Nachtrag dazu:
Holger Klein erklärt (sich) Tim Pritlove was da denn nun war und überhaupt (mp3)
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Wormys_Queue

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« Antwort #774 am: 27. März 2011, 23:07:07 »
Hach, heute bin ich mal ein bissl stolz auf meine schwäbischen Wurzeln. Haben sie gut gemacht.
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Deus Figendi

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« Antwort #775 am: 28. März 2011, 05:47:00 »
Hach, heute bin ich mal ein bissl stolz auf meine schwäbischen Wurzeln. Haben sie gut gemacht.
Die Christdemokraten zur stärksten Fraktion zu wählen und mittels Liberale in die Opposition zu zwingen?
Ich habe Sorge, dass die CDU sich bestätigt sieht in ihrem Handeln und ich bin gespannt ob und wie GrünRot die Probleme, die da sind bewältigen angehen wird.
Ich weiß nicht ob AnneWill gestern kürzer war als sonst, aber immerhin war es mal kurzweilig.

RLP war ja fast langweilig ^^
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Wormys_Queue

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #776 am: 28. März 2011, 11:12:25 »
Die Christdemokraten zur stärksten Fraktion zu wählen und mittels Liberale in die Opposition zu zwingen?

Das waren die Badenser.  :D :D :D :D

im Ernst: ich halte absolut nichts von der Verteufelung der CDU, wie sie im Moment betrieben wird, und schon gar nicht halte ich die CDU für unwählbar. Den Denkzettel hatte sie in BW allerdings verdient und zu Recht bekommen. Und dass die Württemberger das ohne einen echten Linksrutsch hinbekommen haben, ist für mich tatsächlich Grund zur Freude. Tatsächlich hat bei den beiden Wahlen gestern vor allem der echte Liberalismus gewonnen, wie man ihn  bei der FDP ja inzwischen vergeblich sucht. Und das wurde auch mal Zeit.
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Deus Figendi

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #777 am: 28. März 2011, 20:41:16 »
im Ernst: ich halte absolut nichts von der Verteufelung der CDU, wie sie im Moment betrieben wird, und schon gar nicht halte ich die CDU für unwählbar.
Da bin ich voll bei dir, ich halte niemanden für unwählbar und ich halte auch wenig von " der Verteufelung der CDU, wie sie im Moment betrieben wird".
Denn die CDU war in dieser Atom-Nummer nunmal in einer lose-lose Situation. Sie haben es mit der Verlängerung der Laufzeiten selber verkackt, aber nun hatten sie die Wahl zwischen Pest und Kollera, sie konnten sich aussuchen ob man ihnen vorwirft, dass sie nur Wahlkampf machen oder ob man ihnen vorwirft sie würden nicht handeln. Und wäre gerade keine Wahl wäre ich der erste, der ihnen Aktionismus vorwirft :D
Nein nein, ich finde auch nicht dass man CDU derzeit besonders verteufeln müsse, aber ich hau halt bei jeder Gelegenheit gerne mit drauf und finde, dass man sie ständig und immer verteufeln sollte :)
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Wormys_Queue

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #778 am: 29. März 2011, 07:30:47 »
Ich bin jetzt halt mal gespannt. Im Prinzip hat die CDU jetzt ja die Chance zu zeigen, dass das Moratorium eben nicht nur Wahltaktik war. Und gleichzeitig bekommt es Grün-Rot jetzt in BW mit den politischen Realitäten zu tun, denen man in der Opposition nicht oder nur weniger ausgesetzt war.

D.h. Politik wird mit einem Schlag wieder interessant.
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TheRaven

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« Antwort #779 am: 29. März 2011, 10:34:25 »
Das Volk müsste sich für seinen Aktionismus schämen meine ich. Die Politiker sind ja nur die stimmbedürftigen Idioten, welche der generellen Meinung nachrennen müssen, weil sie sonst ihren Job verlieren. Folgender Artikel ist hier auch noch interessant "Fukushima-Effekt".
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- Friedrich

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