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Autor Thema: Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler  (Gelesen 72978 mal)

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Milambar

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #105 am: 17. September 2006, 22:47:50 »
Es ist Sadistisch hier kleine Brocken in den Raum zu werfen.   :(

Nun sagt schon was ist passiert?

Osric

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #106 am: 18. September 2006, 09:48:57 »
Ich glaube es ist ein Trick. Ein guter. Ich bin ziemlich gespannt.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #107 am: 18. September 2006, 13:49:33 »
Ich denke, ich darf wieder updaten (shaz?), also ein letzter Teaser:

Das Schicksal Cauldrons hing an einem seidenen Faden. Und zwar nicht übertrieben.

Ob der Faden riss oder verstärkt wurde, werdet ihr dann lesen, im vielleicht letzten Kapitel der Story Hour.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Kai

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #108 am: 18. September 2006, 14:09:43 »
Zitat von: "Berandor"
... im vielleicht letzten Kapitel der Story Hour.


Aarrrgh! Das könnt ihr uns doch nicht antun!!

shaz´narahd

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #109 am: 18. September 2006, 15:54:53 »
Klar Berandor, leg los...

shaz :(
"Ich höre nichts", sagte Anna zum Zwerg, der ihr beipflichtete. Der Raum hinter Tür schien eindeutig leer zu sein... bis auf den Tod!

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #110 am: 19. September 2006, 00:59:07 »
Eine Leiche zum Dessert

Helion und Thamior waren über die Brücke verschwunden. Thargad schlenderte über den Markt der Schatten, war aber bald deprimiert. Endlich war er an einem Ort, wo er Gifte und allerlei Nützliches und ebenso Illegales kaufen konnte – und er war pleite. Er entschied sich, bei der Brieffreundin des Grafen auf das Einholen der Zeit zu warten.

Die Vampirin bot ihm einen Stuhl und etwas zu trinken an: »Bier? Wein? Blut?«
Sie lachte. Sie wurde wieder ernst.

»Habt ihr schon einmal über die Unsterblichkeit nachgedacht?«

Sofia von Ketten lehnte sich vor und sah Thargad in die Augen.

»Eure Art der Unsterblichkeit ist mir zu teuer.«

»Die 25.000 Goldmünzen? Die kann man doch stehlen«, sagte die Vampirin in einem Ton, als spräche sie über eine störende Mücke in der Nacht.

»Es ist auch nicht das Gold, von dem ich sprach.«

»Die Dienstzeit?« Sofia schien überrascht. »Seht mich als Mutter. Natürlich will ich, dass es meinen Kindern gut geht, aber gerade zu Beginn ihres Lebens sind sie noch nicht selbständig, und natürlich habe ich dann erhöhte Aufsichtspflichten. Aber mit der Zeit geht diese Aufsicht zurück, bis ich nur noch zu Hause sitze und hoffe, dass mein Kind gesund und pünktlich heimkehrt. Und dann, wenn hundert Jahre vergangen sind, ist es erwachsen und zieht in die Welt hinaus, und mit ein wenig Glück gründet es selbst eine Familie.«

»Klingt einleuchtend«, sagte Thargad, »aber trotzdem.«

»Nun gut.«

Sofia erhob sich und holte ein Schriftstück von ihrem Tisch. Sie hielt es Thargad hin, zog die Hand dann aber doch noch zurück.

»Was haltet ihr eigentlich vom Grafen?«

»Warum fragt ihr?«

»Na ja... ich habe mich eigentlich nie als Frau für einen Leichnam gesehen – diese runzlige Haut, wisst ihr. Aber der Graf scheint mir recht treu zu sein, und vor allem geistreich. Ich frage mich... sollte ich ihn vielleich einmal zum Essen einladen? Und was isst ein Leichnam überhaupt?«

»Na ja... ist euch das körperliche denn nicht sehr wichtig?«

»Das habe ich auch gedacht«, sagte Sofia. »Aber wisst ihr: Ich kann mir einfach einen Jüngling suchen, ihm in die Augen sehen und schon«, sie schnippte mit den
Fingern, »gehört er mir. Aber mir fehlen kluge Gespräche, Bemerkungen, und ähnliches. Pläne, wie man Städte unterwandert und Organisationen übernimmt. Nicht nur ›Ja, Herrin‹, oder ›He, das blutet‹. Und deshalb dachte ich an einen Leichnam. Ich meine, er zerbricht doch nicht zu Staub oder so etwas?«

»Der Graf ist ziemlich robust«, sagte Thargad. »Außer an einer Stelle.«

»Oho!«, machte die Vampirin.

»Ihr solltet ihn schon einladen. Ich habe den Eindruck, er hat was für euch übrig, aber er ist schüchtern.«

»Ein schüchterner Mann«, überlegte Sofia. »Na ja, Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.«

Sie öffnete den Brief und legte ihn vor sich auf den Schoß. Dann nahm sie eine Schreibfeder, tunkte sie in ihren Arm und schrieb einen Nachsatz unter den schon geschriebenen Text.

»Also gut. Mal sehen, was passiert«, sagte sie und überreichte Thargad den Brief.

»Ich hätte da auch noch etwas«, sagte der Assassine. Er nahm den Dolch, den er auf Occipitus gefunden hatte, hervor. Es war eine Waffe aus schwarzem Metall mit einem Totenschädel im Griff.

»Wunderschön«, sagte die Vampirin.

»Wisst ihr, was das für eine Waffe ist?«

Sofia hielt den Dolch bewundernd in der Hand. »Nein. Aber sie fühlt sich gut an.«

»Wollt ihr sie haben?«

»Wogegen?«

»Vielleicht fällt euch etwas ein?«, fragte Thargad lächelnd.

Sie überlegte. Schließlich nahm sie ein Kästchen aus Ebenholz und öffnete es. Das Kästchen war mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt, und darin schwammen zwei Linsen.

»Damit seht ihr in der Nacht«, sagte Sofia von Ketten.

»Sehr nützlich«, sagte Thargad. »Abgemacht.«

In diesem Moment spürte er einen Luftzug, und mit einem Mal hörte er Geräusche um sich herum. Er stand auf und öffnete die Tür zum Turm. Der Schattenmarkt war jetzt gut besucht, und ein Mann, der vor der geschlossenen Türe gestanden hatte, räusperte sich.

»Seid ihr fertig?«

»Äh... ja. Es ist Zeit, zu gehen.«

Sofia stand auf und lächelte Thargad noch einmal an. »Überlegt euch mein Angebot.«

Sie bat den neuen Gast freundlich herein und schloss die Türe. Thargad atmete einmal tief aus und machte sich auf den Rückweg. Das Portal war noch zu sehen, und als er hindurch schritt, war er in dem Hinterzimmer in Silberquell. Sonst war niemand da. Er trat auf die Straße, fühlte nach dem Brief in seiner Brusttasche, und marschierte zum wolkenverhangenen Herrenhaus des Grafen.

-

Am Morgen des vierten Tages besprachen sich die Kettenbrecher.

»Was machen wir heute?«, fragte Dirim. »Außer auf Thargad zu warten.«

»Ich werde mich zurückziehen und einen Zauber abschreiben«, sagte Helion. Er wandte sich an Thamior: »Wenn du mir die Tinte besorgen könntest?«

»Natürlich. Aber dann möchte ich Cauldron für einen oder zwei Tage verlassen, um zu Solonor zu beten. Es gibt da einen Erklärungsbedarf.«

»Ich dachte, ich sehe mal beim Stadtherren vorbei oder bei Embril«, sagte Boras. »Wenn ich das recht verstehe, brauchen wir ein Stück Haar von Terseon?«

»Ja«, sagte Dirim. »Das reicht. Nun ja, ich selbst werde durch die Stadt gehen und die Leute auf unsere Seite bringen. Die Barakmordin möchte ich noch hier unten lassen, als Trumpf im Ärmel. Aber oben wird aufgeräumt.«

-

Kurz darauf kam Thamior sehr verwirrt in den Tempel zurück und überreichte Helion ein kleines Kästchen.

»Da stimmt was nicht«, sagte er.

»Was ist denn?«

»Vortimax Weer«, sagte Thamior leise. »Er hat mir einen Rabatt gegeben. Und wasserfeste Tinte. Und... er war freundlich.«

»Wahrscheinlich Doppelgänger«, sagte Helion.

Thamior nickte. »Doppelgänger wollen auch nur leben«, sagte er. »Ich schlage vor, wir unternehmen nichts.«

»Antrag angenommen«, sagte Helion.

Daraufhin verabschiedete sich Thamior. Helion selbst holte den kleinen Stab heraus, den sie gefunden hatten, und sagte das Kommando: »Heidi.«

Er befand sich auf einem sonnendurchfluteten Hügel. Nahebei stand ein gemütliches und großes Bauernhaus. Eine Quelle sprudelte in der anderen Richtung, und ein paar Bäume trugen frische Früchte.

Helion hastete in den Schatten unter einen Baum und verfluchte die Erschaffer des Steckens, die eindeutig menschlich-elfische Vorstellungen verwirklicht hatten. Dem Kobold war es etwas zu frisch, und natürlich zu hell. Das Obst war nicht im mindesten faul oder trocken. Wenigstens war man ungestört. Er öffnete sein Zauberbuch und begann damit, den mächtigen Bannzauber einzutragen, den er gefunden hatte.

-

»Wohin willst du denn?«, fragte eine der vier Wachen, die vor dem Anwesen des Stadtherren standen.

»Ich will da rein«, sagte Boras.

»Ach. Hast du eine Einladung?«

»Eine was?«

»Einladung. Etwas schriftliches, auf dem steht, dass du hier rein darfst.«

»Ich kann nicht lesen«, sagte der Barbar.

Der Halbork lachte. »Du sollst den Zettel nicht vorlesen, und schreiben soll den Fürst Valanthru. Der hat uns nämlich verboten, jemanden reinzulassen, der nicht in seiner Begleitung ist oder einen Zettel hat.«

»Der Stadtherr will mich bestimmt sehen.«

»Vielleicht stehst du ja auf der Gästeliste? Gnarl?«

Ein anderer Wachmann sagte: »Es gibt keine Gästeliste.«

»Stimmt«, sagte der erste. Er hob die Schultern. »Schade.«

»Ist der Stadtherr denn da?«

»Weiß ich nicht. Wir schauen, dass keiner reingeht, nicht ob jemand rauskommt.«

»Könnt ihr nicht rein und ihn fragen, ob er mich sehen will?«

»Wir dürfen auch nicht rein«, sagte die Wache.

Fluchend drehte Boras um und machte sich auf den Weg zum Azuthtempel.

-

»Tyr zum Gruße.«

»Waukeen lacht«, antwortete der ältere Mann mit dem Bauchladen voller Brot.

»Könnt ihr etwas empfehlen?«

Der Mann zeigte auf ein rundes Gebäck. »Nuss-Beeren-Kuchen. Das Stück nur 8 Silber, Herr.«

»Ist das das Beste?«

»Das ist das Teuerste«, gab der Mann zu. »Na ja, die meisten kaufen die Kuchen nicht.«

»Ich nehme einen. Übrigens, ich bin Dirim Gratur. Ich leite den Tempel der Dreifaltigkeit.«

»Oh, ich weiß, Herr. Ihr seid das Höllenauge.«

Dirim lachte. »Du bist nicht sehr diplomatisch, wie? Wie ist dein Name?«

»Serg, Herr. Ich bin dreiundvierzig Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet. Meine Frau schickt mich morgens mit Frandols Broten los und nachmittags liefere ich Wäsche aus. Danach muss ich sofort nach Hause, um den Kindern noch eine Geschichte zu erzählen und meine ehelichen Pflichten zu erfüllen. Was soll ich also fürchten?«

Dirim lachte wieder. »Dann sollte ich vielleicht noch einen Kuchen kaufen, damit du dir mal ein Bier gönnen kannst.«

Er biss in den Kuchen und signalisierte, dass er schmeckte.

»Nun, Herr«, fragte Serg, »was kann ich für Euch tun?«

Dirim war verwirrt. »Ich verstehe nicht.«

»Ihr möchtet doch sicher etwas von mir, oder? Mich für Tyr begeistern oder so etwas?«

»Nein.«

»Dann wollt ihr mir etwas schenken, damit ich Euch in guter Erinnerung behalte?«

»Eigentlich hatte ich nur Hunger.«

»Oh.« Serg wirkte peinlich berührt. »Verzeihung.«

»Macht nichts.« Dirim klopfte ihm auf die Schulter. Dann sah er auf den angebissenen Kuchen. »Du kannst vielleicht doch etwas für mich tun. Wo gehe ich hin, wenn ich das hier runterspülen will?«

-

Thargad klopfte an. Jedes Klopfen klang wie ein Donnerstein. Einer der Igors öffnete die Türe und führte den Assassinen zum Grafen, dessen gewaltiger Eisenkörper vor einem Schachspiel harrte.

»Ah, der verlorene Sohn kehrt zurück«, sagte der Graf. Irgendwo schlug eine große Glocke. »Ihr wart etwas über vier Tage weg. Ich nehme an, ihr wollt schnellstens aufbrechen?«

»Ja«, sagte Thargad. »Aber ich habe noch etwas für Euch.«

Er nahm den Brief heraus und gab ihn dem Grafen. Fast schon gierig griff der Eisenleichnam danach und nutzte seinen kleinen Finger als Brieföffner. Dann überflog er die Zeilen, hielt kurz bei dem Gegenzug an und las zu Ende. Plötzlich färbte sich die Flüssigkeit, in der sein Schädel schwamm, leicht rosa, und der Graf fuhr sich verlegen über das Schädelglas. Die Klauen erzeugten ein jaulendes Kratzen.

»Oh«, sagte er. Dann: »Man muss doch schneller dahin kommen können als nur alle vier Jahre. Vielleicht im Dunklen Grimoire?« Thargad schien vergessen.

»Sofia ist nett«, sagte der Schurke, und der Schädel des Grafen wendete sich ihm wieder zu. »Vor allem sagte sie, dass ihr der Geist eines Mannes wichtiger sei als sein Aussehen.«

»Wirklich? Oje oje. Wirklich?«

»Ja.«

»Es muss einen Weg geben«. wiederholte der Graf mit neuer Stärke.

»Ich gehe dann mal.«

»Gehen?« Der Graf schien empört. »Mein Freund, ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen. So jemand geht nicht einfach – er fliegt!«

Es donnerte bedrohlich.

-

Der Finger hatte sich tatsächlich verändert. Das Gebäude war einhundert Schritt hoch, und an die Spitze war in Form eines riesigen Auges geformt. Boras fühlte sich etwas kleiner, als er davor stand.

An der großen Doppeltür des Azuthtempels hing ein Schild. Darauf standen Worte, aber Boras blieb die Wirkung verborgen. Er zog an der Tür, aber selbst mit all seiner Kraft bewegte sie sich nicht einmal ein wenig.

»Der ist zu.«

Boras drehte sich um. Ein kleiner Junge von sechs Jahren stand vor ihm. Er hatte einen kleinen Korb mit Früchten unterm Arm.

»Wie bitte?«

»Der Tempel ist zu, wegen Umbau. Steht doch da.«

»Ich kann nicht lesen«, sagte Boras.

»Ja, klar.« Der Junge war unbeeindruckt. »Lesen kann doch jeder.«

»Ich geh mal hinten rum«, sagte Boras. »Bis dann.«

Der Junge sah ihm nach und schüttelte den Kopf. »Da darf man nicht lang«, sagte er zu sich selbst und überlegte, ob er warten sollte bis man den Kerl rauswarf. Aber seine Mutter wartete auf ihn. Also ging er weiter.

»Wohin möchtet ihr? Dieses Gelände ist gesperrt.«

Der Mann war groß und trug die Robe eines Akolythen.

»Ich gehe zur Hintertür«, sagte Boras.

»Wie bitte? Nein, tut ihr nicht.« Der Mann griff Boras am Arm.

Boras drehte sich um. »Loslassen. Das ist nur gut für Euch.«

Der Mann schluckte. »Also gut. Ihr werdet ja sehen, was ihr davon habt.«

Die große Gebetshalle des Tempels war noch leer. Nur der Altar stand schon. Das große Mosaik auf dem Boden, das sonst von Bänken verdeckt war, lag frei. Immer wieder gingen Akolythen an Boras vorbei und holten von irgendwo außerhalb neue Einrichtungsgegenstände, die sie über eine große Treppe im Inneren nach oben brachten. Irgendwie schien Boras das Mosaik seltsam zu sein, aber er wusste nicht, warum.
Spoiler (Anzeigen)


»Der Tempel ist geschlossen, Freund.« Ein Mann kam zu ihm in den Roben eines Klerikers.

»Ich will Terseon sehen«, sagte Boras. »Er war ein Freund.«

»Die Feier für den Hauptmann findet in sechs Tagen statt.«

»Ich will mich alleine verabschieden.«

»Es tut mir leid, aber der Leichnam liegt nicht in einem öffentlichen Bereich.«

»Dann will ich mit Embril reden, ob sie mich zu ihm lässt.«

Der Mann schickte einen Akolythen zur Hohepriesterin. Es dauerte etwas, dann kam die Nachricht, dass Embril zu tun habe und ihn leider nicht sehen könnte. Sie ließe sich entschuldigen, bis der Umbau beendet wäre.

Grummelnd ging Boras zurück zum Tyrtempel. Plötzlich fiel ihm etwas ein, und er änderte seine Richtung.

-

Auf der Straße kniete ein Mann. Seine gepflegte Kleidung wurde langsam schmutzig, aber der Mann kümmerte sich nicht darum, sondern suchte verzweifelt die Straße ab.

»Was sucht ihr?«, fragte Dirim.

»Was?« Der Mann sah auf und sprang förmlich in den Stand. Dann machte er Dirim Platz. »Verzeihung, Herr.«

»Wofür?«

»Ich war Euch im Weg, Herr. Oder nicht?«

Dirim schüttelte den Kopf. »Was sucht ihr denn?«

»Oh, nichts wichtiges, Herr.«

»Was denn?«

Der Mann bekam große Augen. »Entschuldigung, Herr, dass ich nicht sofort antworte. Meinen Verlobungsring, Herr.«

»Lass das mit dem Herr. Ich bin Dirim. Ich helfe dir suchen.«

Dirim fasste sein heiliges Symbol und konzentrierte sich. Der Mann sah sich verzweifelt nach Deckung um, dann schloss er die Augen.

»Beschreibe mir den Ring«, sagte Dirim.

Der Mann öffnete ein Auge einen Spalt weit. »Wie bitte?«

»Beschreibe mir den Ring.«

»Oh. Äh. Er ist silbern, mit einem Dreieck aus Gold an der Spitze, und in der Mitte ein kleiner Tigerstein. Auf der Rückseite steht... äh... ›Wuschi und Zucki‹, Herr... Dirim.«

Dirim schmunzelte, dass er fast den Zauber verlor. »Tyr, weise mir den Rechten Weg zu diesem Kleinod.«

Sofort wies er mit dem Finger auf einen kleinen Spalt zwischen zwei Steinplatten.

»Da vorne.«

Der Mann ging zögerlich zu der Stelle, beugte sich herunter. Er nahm sein Messer heraus und begann, im Zwischenraum zu kratzen, bis er einen etwas schmutzigen Ring in den Fingern hielt.

»Danke, Herr!« Er sah auf.

Dirim war schon wieder fort.

-

Der Graf war mit Thargad vor die Tür gerollt. Er sah nach oben. »Sieht nach Regen aus. Krch-krch-krch!«

Thargad wäre fast zur Seite gesprungen, aber der Graf lachte nur. Dann hob er beide Arme nach vorne und begann zu summen. Aus der Erde wuchsen Knochen, die sich zuerst wild, dann immer planmäßiger übereinander stapelten. Ein großes Skelettpferd wuchs heran, mit knochigen Fledermausflügeln.

»Das Pferd wird in einigen Stunden verschwinden. Bis dahin kannst du damit machen, was du willst. Aber gib Acht!«

Ein Wolf heulte.

»Beißt es?«, fragte Thargad ob der spitzen Zähne des Geisterrosses.

»Keine Ahnung«, sagte der Graf. »Ich reite nicht. Am besten gehst du einfach nicht an seinem Kopf vorbei.«

»Gute Idee«, sagte Thargad.

Vorsichtig setzte er sich auf das Pferd, aber er saß sehr bequem. Als er die Hand ausstreckte, bildeten sich Zügel, nach denen er griff. Dann jagte er das Pferd in den Himmel und machte sich auf den Weg nach Cauldron, immer tief über der Erde, durch Schluchten und Täler. Und wenn er beim Flug ein wenig lächelte, dann würde er dieses Geheimnis mit in sein Grab nehmen.

-

Der Antiquitätenladen hatte sich nicht verändert. Auf den Regalen stand alter Kram, und am Endes des Raums saß der ebenso alte Halbling in seinem Sessel und las, zu seinen Füßen der goldene Hund.

»Tygot?«

Der Halbling sah auf und blickte mit kleinen Augen auf den großen Mann.

»Ach, ihr seid’s. Hab gehört, dass ihr zurück seid.«

Boras ging zu Tygot. Er griff in seinen Rucksack und nahm die Silberplatte heraus, auf deren Rücken die Karte eingeritzt war, die zu Alek Tercival geführt hatte.

»Die hatte ich mir geliehen.«

Tygot blinzelte. »Ihr bringt sie zurück?«

»Sie war geliehen.«

»Ja, aber ihr seid ein Abenteurer. Abenteurer bringen solche Sachen normalerweise – ach, was solls. Danke!«

Boras zuckte mit den Schultern.

»Sagt mal: Was ist mit Alek passiert?«

»Der ist tot.«

Tygots Miene wurde traurig. »Ich hatte es geahnt. Wie?«

»Er ist verrückt geworden, aber dann kam ein Dämon, und im Kampf gegen den ist er gestorben.«

»Oh. Sagt mal: Könnte ich morgen mit Aleks Schwester zum Tempel kommen, und ihr erzählt dann genauer, was passiert ist? Vielleicht ohne die Verrücktheit.«

»Klar«, sagte Boras. »Bis morgen.«

»Bis morgen«, sagte der Halbling.

-

»Bis zum nächsten Mal, Mirla.«

Zwei Stadtwachen schüttelten einer jungen Frau die Hand. Sie trug einfache Kleidung, ihr Haar war ungewaschen, und ihre Brillengläser waren so dick wie Dirims Schild.

»Macht’s gut, Jungs.«

»Was war denn los?«, fragte Dirim.

»Das Übliche. Was habt ihr denn mit Eurem Auge gemacht?«

Dirim stutzte. »Habt ihr noch nichts gehört? Ich bin Dirim Gratur.«

»Ich heiße Mirla. Nein, nichts gehört. Was denn?«

»Ach nichts. Das Auge ist magisch, aber nicht gefährlich. Und was war mit den Wachen?«

»Ich missachte das Feuerverbot.« Alle Holzhäuser Cauldrons hatten strenges Verbot von offenem Feuer. »Ich lese eben gerne, und egal wie heimlich, irgendwann erwischen sie mich. Und dann geht es eine Nacht ins Gefängnis. Ohne Buch.«

»Warum kauft ihr Euch keine dauerhafte Fackel?«

Mirla zuckte mit den Schultern. »Ich arbeite in Zanathors Lager. Da verdient man nicht viel. Ich muss essen, und auch wenn Romana mir die Bücher leiht, kostet mich das etwas.«

Dirim nahm eine Kerze heraus. Mit einem kurzen Zauber erstrahlte die Spitze in flackerndem Licht.

»He, danke«, sagte Romana. Sie strahlte und gab Dirim einen Kuss auf die Wangen.

Dirim berührte die Stelle. »Die wasche ich nicht mehr.«

»Ha! Bei Zwergen heißt das nichts.«

Dirim lachte mit.

-

Thargad wartete vor der Stadt, bis es dunkel war. Auf der Stadtmauer gingen Wachen in Zweiergruppen entlang, jede mit einem Stab voll dauerhaftem Licht. Thargad hielt das für einen netten Trick, da die Halborks über den Radius des Lichts hinaus sehen konnten. Gleichzeitig wusste Thargad aber genau, wo die Wachen sich befanden. Mit seinen Kletterstiefeln kroch er die Stadtmauer hinauf, machte sich durch einen schnellen Zauber unsichtbar, und huschte über die Mauer wie ein Schatten.

Er klopfte am Tyrtempel. Dirim öffnete die Tür. Thargad sah sich um. In der Nähe des Tors lehnte ein Bettler an der Wand.

»Psst«, flüsterte Thargad. »Lass mich rein.«

Dirim trat kurz zur Seite, und Thargad schlüpfte in den Tempel. Dann hob er die Unsichtbarkeit auf.

»Endlich«, sagte Dirim. »Komm in den Keller. Es gibt viel zu besprechen.«
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Osric

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #111 am: 19. September 2006, 10:56:17 »
Hier hätte ich, nach der aufwendigen Teaserkampagne, mehr erwartet, wenn du Kritik zulässt. Ausserdem trinkt im gesamten Abschnitt niemand Kaffee. (Hier steht ein Smilie)
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #112 am: 19. September 2006, 11:31:13 »
Ich kann ja nicht einfach überspringen, was alles passiert ist, oder. Ich sagte ja: Einiges.

Keine Angst, du wirst dein Teil noch kriegen. Sieh es mal so – für einen Tag, oder auch zwei, scheint die Welt halbwegs in Ordnung. Lass die Kettenbrecher doch auch mal verschnaufen. Wer weiß, wann und ob sie jemals wieder dazu kommen.

Und ich ändere den Titel ab, ist mir gar nicht mehr aufgefallen – der Leichnam wird ja zum Essen eingeladen, nicht zum Kaffee :D

Ich möchte allerdings relativ schnell mit der SH fertig sein, darum wird es wohl bald weitergehen.
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Osric

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #113 am: 19. September 2006, 11:47:03 »
Dann findest du mich weiter gespannt vor dem Monitor sitzend. Und für heute abend bestelle ich mir beim TV Department einen meiner Lieblingsfime, an den ich schon durch den ersten Titel erinnert wurde.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #114 am: 19. September 2006, 12:56:55 »
Mann der spricht mit Kuh and Wand...

(Habe ich als Kaufvideo :D)

Benson, Ma'am.
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Citon

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #115 am: 19. September 2006, 15:14:57 »
Zitat von: "Berandor"
im vielleicht letzten Kapitel der Story Hour.


Ob es nun das letzte oder vorletzte Kapitel sein wird Berandor, ist doch letztlich egal. Das die Story gut war, wird jeder sagen der sie länger verfolgt hat.

Die alles entscheidende Frage wird sein, war's das :?:
Oder kommt nach diesem mega Abenteuer schon das nächste :?:  
Hast Du dich vielleicht schon darauf vorbereitet, ja vielleicht ein neues Abenteuer entworfen/gekauft :?:
Ader letztlich musst Du einfach nur weiter schreiben..... :twisted:
Was war die Aufnahmeprüfung der Stasi?
Aus 3m Entfernung an eine Glaswand springen und mit dem Ohr festsaugen... !

Berandor

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« Antwort #116 am: 19. September 2006, 15:24:43 »
Wenn es zuende geht, habe ich mir eine kleine Pause verdient, und einer unserer Spieler wird dann das Ruder übernehmen. Eberron wartet auf uns.

Ob ich da auch eine Story Hour schreiben werde? Vielleicht.
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Pestbeule

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #117 am: 19. September 2006, 15:40:17 »
Zitat
Eberron wartet auf uns.


Da tut ihr gut dran! :)

Vielleicht kann man dich auch mal breitschlagen einen Artikel für den Sharner Kobold zu tippseln!^^
"Since it is difficult to join them together, it is safer to be feared than to be loved when one of the two must be lacking."
http://pestbeule.blog.de/

Kylearan

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #118 am: 19. September 2006, 15:49:54 »
Zitat von: "Berandor"
Eberron wartet auf uns.

Das tut es aber auch schon sehr lange.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten: Geheimnisse der Seelenpfeiler
« Antwort #119 am: 19. September 2006, 15:59:35 »
Wie geduldig ist es denn?

PB: Ich habe keine Ahnung von Eberron – ich werde ja auch nicht leiten. :)
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