Ich war auch skeptisch, inwieweit ein 300-Seiten-Buch auf 3 Filme aufgebläht werden kann.
Nachdem sich der Film nun gesetzt hat, muss ich sagen, dass PJ Vieles richtig gemacht hat. Man spürt eben, dass er ein absoluter Tolkienist ist, da er die vielen Nebenschauplätze einflechtet, die in den Anhängen, in Nachrichten aus Mittelerde, ja sogar im Silmarillion Erwähnung finden.
Beispiele?
Spoiler (Anzeigen)- der Weiße Rat wird ausführlicher dargestellt, was ich in zweierlei Hinsicht Klasse finde:
Erstens, wird dem Nichtbuchkenner gezeigt, dass Saruman früher tatsächlich auf der Seite des Guten stand - denn so deutlich war das einem Kinogänger, der LotR sah, nicht bewusst.
Zweitens wird gezeigt, welche Bündnisse und Mächte des Gutes es gab und wie friedlich Mittelerde lebte, ehe der Ringkrieg ausbrach. Das verschärft wiederum den Kontrast zum Unheil in LotR und somit schliesst sich abermals der Kreis.
- Sehr viel "Lore" und Mythen: Erwähnungen von Gondolin, den Ettenöden, Guldarabad, Thal, vom zweiten Zeitalter, von alten Bündnissen etc.
Dass z.B. PJ die Waldelben und Thranduil im Prolog zeigten, wird nochmals an Bedeutung gewinnen. Nicht nur, weil die Gruppe in das Elbenreich stößt, sondern wegen der finalen Schlacht der Fünf Heere (sozusagen die Endschlacht).
- Vorgänge im Düsterwald: der Vorbote des Bösen, der Nekromant von Dol Guldur, wird nur nebenbei in den Büchern erwähnt (als eine der vielen Reisen, die Gandalf machte).
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das das "Hauptziel" in Teil 2 sein wird, ähnlich wie Rohan/die Hornburg das Hauptziel in TTT war. Insofern lassen sich die 3x 170 Minuten Spielzeit gut ausfüllen.
Was macht also der Film für mich?
Zum einen hat er die Leichtigkeit bewahrt, von der der Hobbit lebt. Der Hobbit ist einfacher, nicht so bedeutungsschwanger, da es eben kein "world-shaking event" gibt wie bei LotR.
Aber: PJ hat schon die Fäden geflochten, um für Teil 2 + 3 Epik und Dramatik aufzubauen.
So gesehen macht er einen Kunstgriff: er verfilmt ein Kinderbuch, aber er spinnt auch viele Fäden, die sich mit dem Herrn der Ringe im Speziellen und mit der Mittelerdemythologie im Allgemeinen verknüpfen.
Daher glaube ich, dass man in 3 Jahren alle 6 Filme als ein Gesamtwerk sehen könnte.
Top!
[edit: Übrigens ist das Label "Kinderbuch" mittlerweile zu relativieren. Die aktuelle Kregeübersetzung des Hobbits ist weitaus ernster und erwachsener und nicht so verspielt. Das wird schon am Titel deutlich: "Der Hobbit" statt "Der kleine Hobbit." Ähnlich arbeitet PJ: ein Teil der Leichtigkeit bleibt in den ersten 45 Minuten, danach geht es ans Eingemacht].