Der Nymphenball WinterTiefwasser, auf dem Weg zu Khelbens Magierschule, ein paar Stunden später. Die Stadt ist ein einziger Maskenball! Heute feiert Tiefwasser Lliiras Nacht, die Nacht der Gesänge und Tänze, der Balladen und Künstler. An jeder Straßenecke tummeln sich Maskierte, Straßenkünstler, Barden, Jongleure, Komödianten, Pantomime und anderes fröhliches Volk. Gesänge und Lachen, Flötenklänge und Lobpreisungen an die Göttin Lliira wabern durch die Gassen Tiefwassers. Händler und Reisende strömen heute zu tausenden in die Stadt des Glanzes – am Haupttor herrschte solch ein Gedränge, dass die Gefährten durch das Nordtor Einlass suchen mussten. Ihre Waffen haben sie zum Zeichen des Friedens mit roten Bändchen umwickelt, wie es hier Brauch ist. Ein alter Elf, den sie am Haupttor trafen, erzählte, dass er jedes Jahr hierher kommt, um die Nacht hindurch zu tanzen und zu feiern. Von ihm haben sie auch erfahren, dass sie auf keinen Fall den Nymphenball verpassen dürfen, denn dort trifft sich heute Abend die feine Gesellschaft der Stadt des Glanzes. Winter war ganz Feuer und Flamme, Dorien pflichtete ihr bei. Nimoroth, weitaus nüchterner, erinnerte sie daran, dass sie nicht zum Spaß hierher gekommen seien. Kalyd möchte zuvor einen alten Freund besuchen, den seine Freunde und er auf einem früheren Abenteuer kennen lernten. Drake schien nicht sonderlich begeistert von dem Gedanken, die Nacht auf einem Ball zu verbringen.
„Ich komme mit“, sagte er schließlich. „Doch unter einer Bedingung – ich möchte einen Tanz mit dir, Winter.“
Dann hast du es noch immer nicht aufgegeben? Sie muss sich eingestehen, dass sie sich geschmeichelt fühlt. Und wer weiß, was sie eventuell von ihm erfahren könnte? Sie stimmt also zu.
Sie stehen vor der Schule des Magiers. Grimwardt klopft.
Ein Mädchen späht durch den Türschlitz, offenbar eine Schülerin. Erst will sie die Fremden nicht einlassen, doch als sie ihr ihr Anliegen erklärt haben, verständigt sie Lareal Silberhand, Khelbens Geleibte und eine der Sieben Schwestern – eine wunderschöne, nymphengleiche Magierin mit traurigen Augen und silbrigem Haar. Lareal überprüft die Gefährten magisch auf ihre Aufrichtigkeit, bevor sie sie einlässt. Dann bietet sie ihnen Getränke und Gebäck an und hört sich mit sorgenumwölkter Stirn an, was sie zu berichten haben.
„Seit Wochen habe ich nichts mehr von Khelben gehört“, seufzt sie schließlich. „Wir…“ Sie senkt die Lider. „Wir hatten Streit, bevor er ging. Er erzählte mir nicht, was er vorhatte. Ich hoffe nur, es geht ihm gut.“
Lareal verspricht den Gefährten, ihre Informationen auswerten zu lassen und mehr über den Magier Hanthos in Erfahrung zu bringen.
„Zwei Tage wird es etwa dauern. Ich würde euch gerne ein Zimmer anbieten für die Zeit, doch Liiras Nacht zieht viele Besucher in die Stadt und ich fürchte, dass wir kein Zimmer mehr zur Verfügung haben. In den Gaststätten wird es nicht anders aussehen. Kann ich vielleicht dennoch etwas für Euch tun?“
„Wir danken Euch“, meldet sich Kalyd zu Wort. „Doch wir sind bekannt mit einem Adligen dieser Stadt, Marcus Wands. Ich bin sicher, dass er uns weiterhelfen kann.“
„Ihr… könntet jedoch möglicherweise dennoch etwas für uns tun“, lässt Winter sich mit gespielter Schüchternheit vernehmen. „Wenn Ihr mir vielleicht einen Schneider empfehlen könntet, bei dem ich für heute Nacht noch ein Ballkleid bekommen könnte?“
Lareal schreibt ihnen nicht nur ein Empfehlungsschreiben für Tante Trude aus der Nelkengasse, sondern will sogar die Kosten übernehmen. Die Gefährten verabschieden sich dankend und Dorien lässt es sich nicht nehmen, Khelbens Geliebten zum Abschied die Hand zu küssen.
Kalyd Vier Stunden später vor dem Palais der Wands’.Winter, Drake, Dorien, Nimoroth und er, die sich bei Tante Trude für den Abend haben einkleiden lassen, sind vor Grimwardt, der es vorzog, dem Tempus-Schrein von Tiefwasser einen Besuch abzustatten, am vereinbarten Treffpunkt vor dem Stadtpalais der Wands. Und das grenzt, wenn man die Einkaufsexzesse Doriens und Winters in Betracht zieht, geradezu an ein Wunder. Nach vier Stunden Streit um Samt und Seide und Düfte und Fingernägel ist Kalyd restlos bedient und nur die Vorfreude Marcus wieder zu treffen, vermag seine Stimmung zu heben. Immerhin muss er zugeben, dass Tante Trude ihr Handwerk versteht: Gehrock und Rüschenhemd stehen ihm nicht nur vorzüglich, sondern sind dazu auch noch ausgesprochen bequem. Winter sieht in ihrem grünen Ballkleid nach elfischer Machart und hochgesteckter Turmfrisur ganz bezaubernd aus und Dorien, in rotem sembischen Samt, stilisierten Lederstiefeln und Federbarret hat es mal wieder maßlos übertrieben.
Gerade kommt ihnen Grimwardt mit strahlend polierter Rüstung (und noch immer blutiger Axt) entgegen. Er entschuldigt sein Zuspätkommen damit, dass er sich beim Wächter des Tempus-Schreins erkundigt habe, ob er wisse, ob ein gewisser Magier namens Hanthos auf einem der Friedhöfe der Stadt begraben liege, sodass ein Priester gegebenenfalls mit seiner Seele zu sprechen versuchen könnte. Leider konnte der Wärter ihm nicht weiterhelfen.
Der Wächter am Tor der Wands fragt nach dem Anliegen der Gefährten. Kalyd nennt ihm ihre Namen und bittet ihn Marcus davon in Kenntnis zu setzen, dass zwei alte Freunde ihn zu sehen wünschen. Wenig später kehrt der Mann zurück und bittet die Gefährten durch das Tor.
Im Vorgarten des Adelspalais werden sie Zeugen eines eigenartigen Schauspiels. Sie haben kaum den Vorplatz betreten, als sich mitten im Hof ein Oger materialisiert. Aus dem Hauptgebäude schallt es „Da ist schon wieder einer!“ und ein Pfeilhagel streckt den Eindringling nieder. Kalyd und Nimoroth werfen sich alarmierte Blicke zu: Als sie vor zwei Jahren von Marcus’ Onkel den Auftrag erhielten, seinen Neffen – einen jungen bardischen Lebemann, der sich durch allerlei Unfug die Stadtwache zum Feind gemacht hatte - aus der Stadt zu schaffen und sicher ins Schattental zu begleiten, stürzte sie dieser Auftrag in ein Abenteuer, dass mit der Widerbeschaffung eines mächtigen Artefakts zu tun hatte. Die Wands waren seit jeher Wächter des Auges des Drachenkönigs, doch vor einiger Zeit war das Artefakt der Familie gestohlen worden. Durch Zufall hatte Marcus das Auge „zurück gestohlen“, als er es ahnungslos einem Magier namens Sabbas entwendete. Allein die Wands waren gegen die zerstörerische Macht des Artefakts geschützt, die seinen Träger in den Bann des Auges zog und zu seinem willenlosen Diener machte. Doch offenbar hatte das Auge Kräfte, die selbst die Wands nicht kontrollieren konnten…
Dem Oger-Streich folgt dann auch gleich eine zweite Kuriosität: Plötzlich wird die Haupttür des Palais aufgerissen, und ein hübscher Jüngling, Staffelei und Pinselpalette unter den Arm geklemmt, das Malerbarret schief auf dem Kopf, stapft wutentbrannt aus dem Eingang. Sich zum Eingang zurückwendend brüllt er, ohne die Gefährten eines Blickes zu würdigen: „Sei verdammt! Mich so zu behandeln! Mich!!! Aber glaub mir, mich siehst du so schnell nicht wieder!“
Kurz darauf wird die Balkontür im ersten Stock aufgerissen und Marcus Wands tritt heraus: „Aber so warte doch! Ich hab’s doch nicht so gemeint! Komm zurück! Ich bitte dich!“ Dann scheint er sich der Besucher gewahr zu werden und selbst von hier unten kann Kalyd erkennen, wie er bis zum Haaransatz errötet. Nimoroth und Kalyd werfen sich einen Blick zu und müssen beide anfangen zu lachen.
Marcus war schon immer für Überraschungen gut.
Spoiler (Anzeigen)Ich dachte bei mir, dass es interessant für die Charakterentwicklung eines Marcus Wands wäre, wenn er plötzlich auch seine Liebe zum eigenen Geschlecht entdeckt hätte. Außerdem sorgte es für eine große Überraschung unter den Spielern. Und darauf kommt es schließlich ja auch an
Der Herr des Hauses bittet sie dann auch gleich herein, begrüßt überschwänglich seine alten Freunde und bittet sie in den Salon. Zerstreut bittet er einen Diener, Getränke zu servieren und stellt zehn Fragen auf einmal ohne zu warten, bis auch nur eine einzige beantwortet ist. Was sie denn hier tun? Was sie so getrieben haben? Wo denn die beiden Frauen und der Zwerg geblieben seien?
Spoiler (Anzeigen)Die Frauen waren die menschliche Magiern Feyleen, die sich zum Bösen hin entwickelt hatte, die Halb-Drow Razeema sowie der Zwerg Pikel. Diese drei verließen die Abenteuergruppe aus verschiedenen in-game Gründen. Out of Game: Durch Drakes einbeziehen in das Abenteuer musste ich die zwei anderen dauerhaften NSC (Pikel und Feyleen) aus dem Spiel "ausklingen" lassen und die Spielerin von Razeema versuchte es mit einem neuen Charakter, mit Dorien.
Dazwischen findet er noch irgendwie die Zeit, sich Kalyds Zeichenmappe anzusehen, ihnen Einladungen für den Nymphenball am Abend zu besorgen, Winter, ganz Gentleman, die Hand zu küssen, und Dorien schöne Augen zu machen. Ein unvollendetes Portrait auf einer Staffelei im Salon zeigt Marcus in Festtagskleidung. Kalyd bietet dem Freund an, das Gemälde für ihn zu vervollständigen, doch Marcus lehnt das Angebot verlegen ab.
„Der Künstler dieses Portraits ist ein wenig… hm, eigensinnig. Ich denke, er wäre verstimmt, wenn ich einen anderen an seine Arbeit heran ließe, du verstehst?“
Kalyd versteht.
„Er ist ein… äh… flüchtiger Bekannter“, fügt Marcus noch rechtfertigend hinzu.
„Schon klar“, meint Kalyd lächelnd. „Du bist ganz der Alte und so mögen wir dich.“
„Du warst schon immer an mehreren Ufern daheim“, setzt Nimoroth noch obendrauf.
Dorien Kaum hat sich Dorien in dem Gästezimmer umgesehen, dass der Diener ihm zugewiesen hat, klopft es auch schon wieder an der Tür. Es ist Marcus Wands, sichtlich nervös.
„Ich… ähm, wollte fragen, ob Ihr wohl Lust hättet, auf ein Glas Wein rüber in mein Zimmer zu kommen, Dorien?“
Ich hätte Lust, mich in Nebel aufzulösen und zu verschwinden, denkt Dorien. Andererseits… ist eben ein Oger in deinem Garten aufgetaucht und die Wächter waren nicht einmal überrascht…
Er setzt sein charmantestes Lächeln auf.
„Liebend gerne, Marcus.“
In Marcus’ Privatgemächern: Er tauscht mit Marcus eine Weile Höflichkeiten aus, ehe er die Frage nach der ominösen Ogerszene stellt. Zu seiner Überraschung ist Marcus nur allzu bereit ihm von jenem geheimen Artefakt zu berichten, dass sich in seinem Besitz befindet, und das so geheim nicht sein kann. Dorien trinkt sich noch eine leichte Benommenheit an, um die gelegentlichen Andeutungen des jungen Adligen zu überhören, bevor er sich verabschiedet. Als er schon an der Tür ist, kommt ihm ein Gedanke.
Ich bin ein Genie.
„Marcus?“ Wieder das charmante Lächeln. „Falls Ihr noch einen Tanzpartner für heute Abend sucht…“ Er zwinkert ihm zu.
Winter Auf dem Nymphenball.Ein riesiger Festsaal, erleuchtet von einem gigantischen Kristallkronleuchter und zahlreichen Kandelabern. Edeldamen in ausladenden Ballkleidern halten sich mit geziertem Lächeln die Fächer vor das Gesicht, wenn ihnen die Edelherren mit Fasanenfedern an den Hüten galante Komplimente zuflüstern. Eine Festkapelle spielt zum Tanz auf. Diener in steifen Livrées servieren Kaviar, Pasteten, Spargelcremesuppe und andere kulinarische Köstlichkeiten. Winter aber interessiert sich vor allem anderen für die magischen Errungenschaften der Gäste. Immerhin weiß man nie, was der Abend noch bringen mag… Während der zehn Tage auf der Kerzenburg hat sie einen Zauber auf sich gewirkt, der ihr dauerhaft die Fähigkeit verleiht, Magisches in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Und da gibt es einiges wahrzunehmen. Besonders aber springt ihr Marcus’ roter Mantel in die Augen, den er über die Lehne seines Stuhls geworfen hat: Etwas an dem Mantel strahlt eine unglaublich starke magische Aura aus.
NimorothUnter den Gästen hat er einen Priester erspäht, der das Abzeichen der Mondgöttin Selune trägt. Nimoroth entschuldigt sich und gesellt sich zu der Gruppe um den Selunepriester. Er möchte gerne aus erster Hand etwas über Werwöfe erfahren, und wer könnte ihm da besser weiterhelfen als ein Priester der Schutzpatronin der guten Lykantropen. Das Gespräch mit dem Priester, Brandiras ist sein Name, beschert ihm wenig neues Wissen, aber dafür einen neuen Bekannten.
Winter Nach dem Essen kommt Drake zu ihr herüber, um sie zum Tanz aufzufordern. Aufgeregt folgt sie ihm auf die Tanzfläche.
„Ich… ähm… muss dir gestehen, dass ich… gar nicht wirklich tanzen kann“, erklärt sie ihm ein wenig kleinlaut, doch Drake lächelt.
„Keine Sorge, ich führe.“
Nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten und einigen erfolgreich unterdrückten Schmerzenslauten von Seiten Drakes, wenn sie ihm mal wieder auf die Füße getreten ist, beginnt das Tanzen ihr Spaß zu bereiten. Drake ist ein schwungvoller Tänzer und selbst der Umstand, dass er ihre Taille immer enger zu umfassen scheint, beginnt ihr allmählich zu gefallen. Nachdem sie eine Weile Belanglosigkeiten ausgetauscht haben, beginnt das Gespräch um Drakes… „Berufung“ zu kreisen.
„Ich habe Kalyd nur den Schmerz heimgezahlt, den er mir verursacht hat“, erklärt der Attentäter. „Ich hätte ihn töten können. Etwas mehr Diamantenstaub und er wäre hinüber gewesen – damals, als ich ihn und seine Gefährtinnen vergiftete.
Spoiler (Anzeigen)Zu Beginn des Abenteuers: Stadt der Spinnenkönigin. Dort waren die Helden Essen gewesen und Drake hatte sich unter das Personal, das ihnen das Essen servierte, gemischt.
Aber das war nicht mein Ziel. Er sollte leiden, wie ich gelitten habe, als ich von Tod meines Bruders erfuhr. Und das hat er, als seine Eltern starben. Wir schulden einander nichts mehr.“
„Ich finde dieses Prinzip der Blutrache barbarisch. Du glaubst dein persönlicher Schmerz rechtfertigt den Tod von Unschuldigen?“
„Glaubst du, der Entschluss deiner Eltern dich an einen Fremden zu verheiraten wie es nun einmal sehr oft üblich ist, rechtfertigt den Betrug an deinen Ehemännern?“ Er lächelt. Der Tanz ist vorüber. Er führt sie von der Tanzfläche. „Weshalb zeigst du niemandem dein wahres Gesicht, Winter? Ich war ehrlich zu dir. Wieso bist du es nicht auch zu mir?“
„Was erwartest du?“, fragt sie trotzig.
Sein Blick wird hart.
„Das wäre dann wohl alles“, sagt er und wendet sich ab.
Und dann brüllt plötzlich jemand „Was bei den Göttern?“ und ein Raunen geht durch die Menge.
DorienDen ganzen Abend schon beobachtet er diesen Unruhestifter Drake. Seitdem er begonnen hat, Winter den Hof zu machen, fängt er wirklich an, ihm auf die Nerven zu fallen. Nicht, dass Dorien eifersüchtig wäre. Nicht dass er es nötig hätte… sagt er sich. Als Drake Winter auf die Tanzfläche führt, macht Dorien Marcus ein Zeichen und verschwindet selbst in Richtung Tanzfläche. Wie nicht anders zu erwarten, folgt ihm Marcus auf dem Fuß. Er beginnt mit dem jungen Adligen zu tanzen und lässt dessen belangloses Geschwafel über sich ergehen ohne wirklich zuzuhören. Stattdessen wandert sein Blick immer wieder in Richtung eines anderen Tanzpaares… Als Drake und Winter die Tanzfläche verlassen, ist es endlich so weit. Dorien zaubert… und plötzlich tauschen er und Drake Plätze und Aussehen.
Im Körper des Feindes, denkt Dorien triumphierend, als er Drakes entgeistertes „Was bei den Göttern… Was willst denn du…? Lass mich los, du…!“ durch den Saal tönen hört. Bei Sune, fühlt sich das gut an. Bloß Marcus tut ihm leid… naja, nicht wirklich.
„Winter!“ Er fasst nach Winters Hand, als sie sich gerade umdreht, um zu sehen, was da los ist.
„Was ist denn noch?“
„Ich bin’s, Dorien. Lass uns hier verschwinden, bevor Drake uns sieht.“
Er zieht sie hastig hinter eine Säule, um ihr alles zu erklären, als es plötzlich „Diebstahl, Diebstahl“ durch den Raum schallt. Dorien bricht den Versetzungszauber ab.
Grimwardt „Was ist hier eigentlich los, Dorien? Was soll der Aufstand?“, fragt Grimwardt streng, während er versucht Dorien davon abzuhalten auf Marcus loszugehen, der überhaupt nicht verstehen kann, was den Hexenmeister plötzlich so erzürnt hat.
„Du… du hast mir doch solche Hoffnungen gemacht!“, murmelt er geknickt.
„Ich bin… DRAKE“, brüllt Dorien. „Und ich will wissen, wer das war!!“
Na, jetzt wird’s wirklich skurril. Muss der Alkohol sein.
Auch Nimoroth und Kalyd sind von dem Theater angezogen worden. Und blicken ebenso verständnislos drein wie Grimwardt. Winter und Drake sind nirgendwo zu sehen.
Und dann schallt es plötzlich „Diebstahl! Diebstahl!“ durch den ganzen Saal und Dorien verwandelt sich tatsächlich in Drake.
„Wir wurden bestohlen“, tuscheln die Gäste aufgeregt von allen Seiten und Wachen strömen in den Saal. Im nächsten Moment erblickt Grimwardt seine Schwester, die an der Decke schwebt und sich im Raum umblickt.
Hui, was ein Abend.
„Dort oben!“ Auch die Wachen haben sie entdeckt und spannen ihre Bögen. „Da ist der Dieb!“
„Nicht schießen!“, ruft Winter, „Ich halte nach magischen Gegenständen Ausschau! Dort oben! Da klettert jemand durch das Dachfenster!“ Und fliegend verfolgt sie den Flüchtigen.
Marcus wird plötzlich kreidebleich.
„Der… der Stab“, flüstert er. „Er ist weg… gestohlen.“
Kalyd und Nimoroth starren ihn ungläubig an.
„Du meinst doch nicht…?“
„Das Auge des Drachenkönigs, doch.“
„Du hast es hier?“
„Ich hatte es hier. Ich… ich habe es mir in meinen Mantel einnähen lassen, um es immer bei mir zu tragen. Und der Mantel ist jetzt…“
Kalyd starrt ihn sprachlos an und Nimoroth verwandelt sich sogleich in einen Vogel, um zum Dachfenster zu fliegen und den Dieb zu verfolgen.
Grimwardt verschränkt die Arme vor der Brust: „Könnte mir mal jemand erklären, wovon ihr eigentlich sprecht?“
DorienEin Teleportationszauber befördert Dorien auf das Dach der Nymphenhalle. Winter ist bereits dort.
„Dort hinten!“ Fliegend zeigt sie auf eine schattenhaft verschwommene Gestalt, die flink über die Dächer huscht. Ein paar Dächer weiter taucht eine weitere auf. Und eine dritte scheint von einem Spatz verfolgt zu werden.
„Du den ersten, ich den zweiten“, sagt Dorien, zaubert und fliegt einem der Diebe nach. Winter verfolgt den anderen. Im Flug bezaubert Dorien den Fliehenden, der seltsam mit den Schatten zu verschmelzen scheint, und heißt ihn stehen bleiben. Der Dieb gehorcht und Dorien zwingt ihn telepathisch auszupacken. Kurz darauf taucht Winter auf und gemeinsam leiten sie das Verhör. Am Ende erfahren sie Folgendes: Der junge Dieb, ein Mitglied der mächtigen Diebesgilde der Schattendiebe, ist einem gewissen Ninman, genannt „Der Stille“, unterstellt, der die Operation „Nymphenball“ leitet. Der Auftrag lautete, alles Wertvolle mitgehen zu lassen – Schmuck, magische Gegenstände etc. Ein bestimmtes Zielobjekt gab es nicht. Der Junge ist Ninman selbst noch nie begegnet, doch er weiß, dass er sich am Delversplatz aufhält, einem Umschlagsplatz für Diebesgut. Winter nimmt den Beutel mit seiner Beute an sich (was Dorien daran zweifeln lässt, dass alles, was der Beutel enthält, zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück findet...)
„Lasst Ihr mich laufen?“, flüstert der Junge verängstigt. „Ich habe alles gesagt, was ich weiß. Wenn Ihr mich der Stadtwache ausliefert, bin ich tot. Früher oder später wird jemand erfahren, dass ich ausgepackt habe und mir einen Besuch im Gefängnis abstatten…“
„Lass uns behaupten, er sei uns entwischt“, sagt Winter an Dorien gewandt. Sie lassen ihn laufen, dann fliegen sie zurück zum Haupteingang des Gebäudes. Ein Spatz flattert ihnen nach… und verwandelt sich in den Elfen Nimoroth. Er erzählt ihnen, dass auch er einen der Diebe verfolgt habe und gibt ein wenig kleinlaut zu, dass er bei dem Versuch ihn zu stellen vom Dach gefallen sei.
Spoiler (Anzeigen)Ich erlaubte dem Spieler drei Würfe, die er alle im Kampf nicht geschafft hatte und so vom Dach fiel
Grimwardt Während Kalyd Marcus Wands zu trösten versucht, der niedergeschlagen auf seinem Sitzplatz kauert, sucht Grimwardt den Hauptmann der Wache auf. Dieser hat die Festhalle von seinen Leuten umstellen lassen. Niemand kommt mehr rein noch raus. Hauptmann Gevar kümmert sich inzwischen darum, dass eine Liste aller gestohlenen Gegenstände angefertigt wird. Grimwardt kommt mit ihm ins Gespräch.
„Wir vermuten, dass die Schattendiebe hinter dem Überfall stecken“, seufzt Hauptmann Gevar. „Kaum eine andere Stadt ist mit einer solch mächtigen Diebesgilde geschlagen. Ihr Markenzeichen ist ihr schattenhaftes Auftreten – ihre Fähigkeit mit den Schatten zu verschmelzen, wo immer sie auftreten… es heißt, die Fühler der Gilde reichen bis in den Unterberg. Die Diebe müssen Eintrittskarten gefälscht und sich unter die Gäste des Balls gemischt haben. Die Veranstalter hätten die Einladungskarten magisch versiegeln lassen sollen – Ihr müsst wissen, dass es so ursprünglich geplant war, doch den Veranstaltern waren derlei Sicherheitsmaßen dann doch zu teuer.“
„Womöglich sind noch Diebe unter den Gästen“, gibt Grimwardt zu bedenken: „Ihr solltet alle Anwesenden überprüfen.“
„Und wie soll ich das anstellen?“, murmelt der Hauptmann: „Soll ich Tiefwassers Hochadel in eine Gefängniszelle sperren, bis wir herausgefunden haben, wer von ihnen nicht wirklich zur Aristokratie gehört?“
Grimwardt hat einen besseren Vorschlag: Er bietet an, alle Anwesenden mit einem Zauber zu belegen, der es ihnen verbietet die Unwahrheit zu sagen. Gevar nimmt seine Hilfe dankend an, Grimwardt wirkt den Zauber und gemeinsam nehmen die beiden Männer die Befragung der Gäste in Angriff.
Kurz darauf werden Winter, Dorien und Nimoroth hereingeführt, die dem Hauptmann zu berichten haben, dass sie einen der Diebe dingfest machen konnten.
„Leider ist er uns allerdings entw…“ Dorien, der offenbar in Grimwardts Lügendetektorfalle getappt ist, verschluckt sich an seinen eigenen Worten.
„…entwischt“, rettet Winter die Situation, die Grimwardts Magie besser widerstehen konnte.
Da kommt Drake mit flammendem Blick auf die Gruppe zugeschritten.
„Dorien?“, zischt er. „Warst du es, der mich…. diesem Idioten in die Arme gezaubert hat?“
Dorien wirft Grimwardt einen bitterbösen Blick zu.
„War ich wohl“, knirscht er, unfähig die Unwahrheit zu sagen.
Bevor Drake Dorien an die Gurgel gehen kann, geht Grimwardt zwischen die beiden und erinnert sie daran, dass sie Marcus dabei helfen müssen, den Stab wieder zu finden.
„Dann lasst uns Ninman den Stillen finden“, gibt Winter das Stichwort zum Aufbruch.
Nimoroth Auf dem Delversplatz, zehn Minuten später. Spoiler (Anzeigen)Besitzer des Ptolus Campaignsettings, werden den Namen und den Platz sicherlich kennen.
Trotz der späten Stunde herrscht auf dem Delversplatz noch reger Betrieb. Betrunkene torkeln über das Pflaster, Verliebte liegen sich in den Armen und einige Gestalten, denen der zweifelhafte Ruf bereits in die vernarbten Visagen eingebrannt steht, beäugen die sieben Neuankömmlinge mit düsterer Miene. Markus erzählt ihnen, dass die Stadt die Machenschaften dieses Ort zwar nicht gutheißt, jedoch duldet, um die Unterwelt ein wenig im Auge zu behalten. Wenn man das Übel schon nicht ausrotten kann, ist es immer noch sinnvoller es zu zähmen, als zuzulassen, dass es sich im Geheimen ausbreitet. Gelegentliche Säuberungen verhindern, dass die Diebe es hier allzu bunt treiben.
Am Nordende des Platzes führt eine Treppe in die Kanalisation der Stadt, so wie der junge Dieb es beschrieben hat. Ein bulliger Kerl bewacht die Treppe. Als die Gefährten näher kommen, stellt er sich ihnen mit verschränkten Armen in den Weg.
„Was sucht ihr da unten?“
„Wüsste nicht, was Euch das angeht.“
Der Bullige plustert sich auf. Winter hat sich unsichtbar gezaubert und versucht sich an ihm vorbei zu schleichen. Nimoroths Hand liegt an seinem Schwertgriff.
„Lass uns gehen“, meint Grimbardt und versucht sich an dem Kerl vorbei zu schieben. Der dreht sich plötzlich nach hinten: „Schnell, es gibt Ärger!“
Es kommt nicht einmal zum Kampf. Winters Schlafzauber setzt die vier Jungs, die aus dem Dunkeln gelaufen kommen, Schachmatt, Grimwardt versetzt dem Bulligen ein paar Kinnhaken. Kalyd und Marcus bieten an, die Schlafenden zu fesseln und zu bewachen, während die anderen sich dort unten einmal umsehen.
„Ich wäre ja ohnehin nur allen im Wege“, murmelt Marcus niedergeschlagen. Nimoroth muss zugeben, dass der Unglücksvogel ein Talent dafür hat, sich und andere in Schwierigkeiten zu bringen.
Sie treten ins Dunkel.
Grimwardt setzt seinen Zwergenhelm auf, der ihn im Dunkeln sehen lässt. Dorien belegt jeden von ihnen mit einem Unsichtbarkeits- und einem Stillezauber und sie schleichen durch die Gänge…. Oder besser gesagt bis zur ersten Abzweigung des unterirdischen Labyrinths, wo ihnen klar wird, dass sie zwar jetzt mit größter Wahrscheinlichkeit niemand hören oder sehen wird, dass sie allerdings auch einander weder hören noch sehen können. Schnapsidee. Wie sollen sie sich nun darüber verständigen, welchen Weg sie einschlagen sollen? Ernüchtert bricht Dorien die Zauber ab und sie versuchen ihr Glück mit Schleichen und Flüstern. Winter vermeint Stimmen von Osten her zu hören und sie schlagen diese Richtung ein. Tatsächlich geraten sie auf diese Weise an eine Tür, hinter der Lichtschein ist und die aufgeregten Stimmen von Händlern und Käufern dringen an Nimoroths Ohr.
Der Schwarzmarkt.
Die Gefährten beschließen, getrennt hinein zu gehen, um nicht allzu sehr aufzufallen. Grimwardt geht als erstes. Die anderen kommen nach. Winter, stets mit Rüstzeug für eine gute Komödie ausgestattet
, verkleidet sich als „eine von der Zunft“, Dorien mimt ihren Gatten und Nimoroth verwandelt sich kurzerhand in einen Pudel und springt Dorien in den Arm.
„Brav, Puffy“, meint Dorien amüsiert.
Wuff.
Puffy Auf dem Schwarzmarkt.Zwei rohe Kerle am Eingang mustern Winter eindringlich.
„Zum ersten Mal hier?“, knurrt der eine und beißt auf seiner Pfeife herum. „Hab dich hier noch nie gesehen… Wer bist du? Und wer sind die?“
„Bree Balosteros“, sagt Winter, dann weist sie herablassend auf die anderen, „mein Mann, mein Hund und…“ Sie blickt Drake an. „mein Lakai.“
Dorien grinst. Drake verdreht die Augen. Puffy bellt.
„Schattendiebe?“
„Schwarze Dahlie.“
„Nie gehört.“
„Wohl noch nie aus Tiefwasser raus gekommen, was?“
Winter schlendert an den Ständen vorbei, während sie nach magischen Gegenständen Ausschau hält; ihr Rudel folgt ihr. An einem Waffenstand bleibt sie stehen und betrachtet etwas abfällig die angebotene Ware.
„Hey“ raunt der Händler ihr zu und winkt sie mit dem Zeigefinger näher. Sie beugt sich zu ihm herab.
„Ihr sucht etwas… Pikanteres?“
Sie zieht die Augenbrauen in die Höhe.
„Woran denkt ihr da?“
Ein fauliges Grinsen. Er nimmt eine Schatulle aus einem Geheimfach unter dem Stand und lässt Winter einen Blick auf den Inhalt werfen. Vergiftete Pfeile, wie Winters geschultes Auge sofort erkennt.
„Wie viel?“, will sie wissen. Puffy knurrt.
Der Händler nennt ihr einen übertriebenen Preis. Hier auf dem Schwarzmarkt von Tiefwasser wird alles zum doppelten Preis verkauft. Drogen, Gift, Fallenmechanismen, dunkle Magie – wer hierher kommt, sucht nichts, das er auf jedem x-beliebigen Wochenmarkt bekommt.
Winter will mit dem Händler um den Preis für Drowgift und Pfeile feilschen, doch Drake macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Er präsentiert dem Händler ein paar Goldmünzen – mehr als der gefordert hat. Der Gifthändler sieht erwartungsvoll Winter an, doch die zuckt die Schultern.
„Sie gehören dir.“
Der Händler verkauft Drake Pfeile und Gift. Puffy springt knurrend von Doriens Arm und beißt Drake ins Bein.
„Böser Hund“, kommentiert Dorien wenig überzeugend.
„Ich bin enttäuscht von dir“, flüstert Drake Winter ins Ohr. „Ich hätte erwartet, dass du um deine Beute kämpfst.“
Sie quittiert die Bemerkung mit einem kühlen Blick und wendet sich wieder dem Händler zu. Die beiden reden über Diebesgeschäfte. Winter tischt ihm eine Lüge auf von einem großen Coup, den sie angeblich plant.
„Das dürfte auch Ninman interessieren“, flechtet sie ganz beiläufig den Namen des Gesuchten ins Gespräch ein. Der Händler versucht die Bemerkung zu überhöhen, doch selbst von hier unten kann Puffy ihn unter seinem dichten schwarzen Bart erbleichen sehen. Winter beobachtet ihn.
„Wisst Ihr zufällig, wo ich Ninman finden kann?“, fragt sie, verschwörerisch zu dem Händler hinunter gebeugt. Er sieht sich nervös um.
„Was wollt Ihr von ihm?“
„Geschäfte.“
„Was für Geschäfte?“
„Könnt Ihr mir sagen, wo ich ihn finde, oder nicht?“
Er zaudert, kratzt sich am Hintern.
„Wartet“, murmelt er schließlich und verschwindet. Puffy springt ihm hechelnd hinterher und beobachtet, wie er mit einem anderen Händler redet und in Winters Richtung weist. Dann kehrt er zu seinem Stand zurück. Der andere Händler aber schleicht sich an die Rückwand des Raumes und… verschwindet plötzlich in der Wand. Puffy sieht genauer hin und nun erkennt er die magische Illusion, die die Wandöffnung verbarg. Der Händler kommt mit vier gerüsteten und vermummten Gestalten wieder, die auf Winter, Dorien und Drake zuhalten.
„Waffen ablegen und Augen verbinden“, knurrt einer der Maskierten. Sie gehorchen. Winter gibt ihre Pfeile ab (sie trägt ja noch ihren Dolch im Stiefel), Drake händigt seine Dolche aus (Er kann sie ja ohnehin von überall her zu sich zurück rufen) und Dorien legt seine Peitsche ab (die er sowieso nur aus ästhetischen Gründen bei sich trägt).
Spoiler (Anzeigen)Voraussetzung der Prk Herzwächter/Heart Warden aus dem Götter & Kulte/Faith & Pantheons.
Und Puffy ist heilfroh, dass man ihn als harmlos einstuft und nicht nach magischen Gegenständen untersucht. Winter, Drake und Dorien werden die Augen verbunden, die Maskierten nehmen sie in die Mitte und führen sie durch die geheime Tür in der Wand. Niemand achtet auf den hechelnden Pudel, der ihnen nacheilt.
Winter Irgendwo in der Kanalisation. Dunkel. Sie versucht sich den Weg zu merken, während man sie durch ein schier endloses Labyrinth von Gängen führt. Irgendwann heißt ihr Führer sie stehen bleiben und schiebt ihr einen Stuhl unter den Hintern.
„Auf die Hände setzen“, knurrt er. Sie gehorcht. Dorien und Drake scheinen auf Stühlen neben ihr zu sitzen. Sie kann Puffy hecheln hören. Hinter sich vermutet sie mindestens drei Armbrustschützen, denn sie kann hören, wie Bolzen angelegt werden.
„Was führt Euch her?“, vernimmt sie eine piepsige Stimme, die entweder einem Eunuchen oder einem Halbling gehören muss. Das muss Ninman sein.
„Ich möchte Euch ein Geschäft vorschlagen, Ninman“, erklärt Winter.
„Ein Geschäft?“
„Ich weiß von dem Überfall auf die Nymphenhalle heute Nacht.“
„Wo habt Ihr das her?“
„Man tut in meinem Geschäft gut daran seine Quellen nicht zu verraten, das wisst Ihr so gut wie ich.“
„Was wollt Ihr?“
„Ich bin an einem der… erworbenen Gegenstände interessiert.“
„An welchem?“
„Ich hörte…“ Winter muss improvisieren, „von einer magischen Brosche, die unter dem Diebesgut sein soll.“
Sie hört Ninman mit jemandem tuscheln; kurz darauf:
„Es gibt keine solche Brosche“, zischt Ninman. „Erschießt sie.“
Bewegung bei den Armbrustschützen.
„Halt“, ruft Winter. Und dann meldet sich Dorien zu Wort.
„Es ist nicht die Brosche, die wir suchen“, sagt er. „Es ist ein mächtiger magischer Stab.“ Und er beschreibt Ninman das Auge des Drachenkönigs.
„Ein solcher Stab war tatsächlich unter der Beute… war, muss ich betonen.“
„Das heißt, Ihr habt ihn nicht mehr?“
„Gebt zu, Ihr handelt im Auftrag der Stadtwache… oder vielleicht des Besitzers dieses Auges! Ihr wollt uns alle hochgehen lassen!“
Dorien will etwas erwidern, doch Ninman wird die Sache zu brenzlig. Er gibt den Schützen den Befehl zu schießen. Winter duckt sich, spürt, wie Bolzen an ihr vorbei zischen und reißt sich die Augenbinde von den Augen. Es sind sieben Armbrustschützen und Ninman „der Stille“, der gnomische Schurkenführer dieser Bande. Er trägt eine Zipfelmütze mit Glocke, die jedoch kein Geräusch macht, wenn er sich bewegt. Daher wohl der Spitzname.
Winter zaubert sich hastig ein paar Spiegelbilder, um sich vor der Salve fliegender Bolzen zu schützen. Puffy springt auf den Tisch vor Ninman und verwandelt sich in den Elfen Nimoroth. Drake ruft seine Dolche herbei und versucht blind anzugreifen. Und Dorien mimt den Spielverderber, als er einen Verdorren-Zauber murmelt, der sämtliche Schützen dahinrafft und Ninman zusammenbrechen lässt.
„Aufhören!“, ruft der Gnom und hebt abwehrend die Hände. Ungläubig betrachtet er die Verwüstung, die die drei angerichtet haben.
„Wir hätten es friedlicher lösen können“, bemerkt Dorien unnötigerweise.
Nach dieser Vorstellung ist Ninman nur allzu bereit auszupacken: Der Stab sei mit dem restlichen Diebesgut der Operation an den Elfen Elaith „Die Schlange“ Craulnober gegangen, der in der Gildenhierarchie weit über Ninman stehe.
Spoiler (Anzeigen)Ein NSC aus dem FR Kampagnen-Setting, dessen Implementierung in die Stadt ich verändert hatte.
Der Gnom habe seinen Lohn kassiert und den Rest dem Elfen überlassen. Der wohne im Palais von Haus Falkenwinter – mehr wisse er nicht.
Ninman wirkt so eingeschüchtert, dass die Gefährten ihm glauben. Dennoch nehmen sie ihn mit zurück auf den Schwarzmarkt, wo man ihnen ihre Gegenstände aushändigt und sie Grimwardt wieder treffen. Dieser hat den vergeblichen Versuch unternommen, auf dem Schwarzmarkt für seinen Tempel einzukaufen – leider waren die Transportkosten ins Schlachtental zu hoch. Zur Sicherheit wirkt Grimwardt noch einmal seinen Wahrheitszauber, der den Anwesenden das Lügen verbietet, um sicherzugehen, dass der Gnom sie nicht an Elaith verrät, wenn sie ihn laufen lassen. Der Zauber betrifft auch die Umstehenden und der Schwarzmarkt versinkt im Chaos, als sich Käufer und Händler plötzlich gegenseitig an die Gurgel gehen. Hundert Schurken, Schwarzhändler und Hehler unter einem Wahrheitszauber – das verträgt sich so gut wie Vampir und Knoblauchknolle.
Dorien Vor dem Stadtpalais der Falkenwinters, kurz vor Morgengrauen. Von Marcus haben die Gefährten erfahren, dass Elaith Craulnober in Tiefwasser ein hohes Tier ist – er ist der Geliebte der Fürstin Falkenwinter, Herrin eines der mächtigsten Adelshäuser der Stadt und Mitglied des Grafenbündnisses. Marcus bezweifelt, dass die gutmütige Fürstin etwas von den Machenschaften ihres Mannes und seiner Verbindung zu den Schattendieben weiß. Es heißt, Elaith stamme von dem sagenumwobenen Elfeneiland Immerdar.
Zwischen den Gefährten entbrennt eine hitzige Diskussion um ihre weitere Vorgehensweise. Drake schlägt vor, die kleine Tochter des Elfenschurken zu entführen, um den Vater zu erpressen. Nimoroth lehnt diese Lösung kategorisch ab.
„Lasst das Kind aus dem Spiel!“ Er sieht Drake mahnend an.
Der Auftragsmörder zuckt mit den Schultern. „Ihr würde nichts geschehen.“
„Sie würde Todesängste ausstehen!“, ereifert sich Nimoroth.
Am Ende einigen sie sich darauf, dass Dorien, Winter und Drake das Haus nach dem Stab durchsuchen sollen. Sollten sie nichts finden, wollen sie Elaith verhören. Dorien teleportiert sie in ein Gästezimmer im zweiten Stock, das Nimoroth bei einem Rundflug um das Palais ausfindig gemacht hat. Sie trennen sich: Drake sucht nach Elaith, während Dorien und Winter der alt-bewährten Kellertheorie folgen, die besagt, dass geheime Verstecke und Hehlerlager in aller Regel einen Zugang im Keller haben. Unsichtbar schleichen sie durch das Gebäude, vorbei an den Wachposten im ersten Stock hinunter ins Erdgeschoss. Sie gelangen an eine Flügeltür, die in den Salon führt. Eine unscheinbare Tür aus dem Salon heraus führt in die Küche des Palais. Stimmen dringen aus dem hinteren Teil der Küche, wo zwei Küchenmädchen gerade das Frühstück zubereiten. Winter schleicht unsichtbar an ihnen vorbei und entdeckt eine Falltür im Boden, die in den Keller führen muss. Leider werden sie sie nicht öffnen können, ohne die beiden Mädchen auf sich aufmerksam zu machen. Sie schleichen zurück. Vor der Küche treffen sie auf Drake, der das Schlafgemach der Fürstin und ihres Geliebten in ersten Stock ausfindig gemacht hat.
Vor dem Schlafgemach der Fürstin verwandelt sich Winter in Nebel, um durch den Türspalt zu schlüpfen. Als sie zurückkehrt, berichtet sie, dass Elaith mit seiner Frau im Bett schläft; das kleine Mädchen ist bei ihnen.
„Ich könnte den selben Trick anwenden wie im Ballsaal“, schlägt Dorien vor und vermeidet es Drake dabei anzusehen. Jetzt ist nicht die Zeit, einen Streit vom Zaun zu brechen. „Ich könnte mit Elaith den Platz tauschen und ihr verhört ihn.“
„… und du liegst mit seiner Frau im Bett“, vollendet Drake nüchtern den Gedanken.
„Ja-a.“ Dorien beginnt der Einfall immer besser zu gefallen.
„Ich könnte den Zauber auch wirken“, macht ihm Winter da einen Strich durch die Rechnung. „Es wäre wichtig, dass du hier bleibst, Dorien, um einen Stillezauber zu wirken, damit wir seine Frau und die Kleine nicht aufwecken.“
Schade. Leider muss Dorien Winter Recht geben. Sie will mich nur nicht mit einer Fremden im Bett wissen, versucht er sich über die verpasste Chance hinwegzutrösten.
Winter spricht also einen Versetzungstrick und Drake wickelt Doriens Peitsche um seinen Dolch, um den Elfen damit bewusstlos zu schlagen. Nachdem Winter die magischen Worte ausgesprochen hat, murmelt Dorien seinen Stillezauber. Einen Augenblick später erwacht Elaith in Winters Gestalt zwischen Dorien und Drake. Der elfische Schurke macht große Augen, sieht sich panisch um und versucht einen Zauber zu sprechen, um sich fort zu teleportieren, doch der Stillezauber lässt ihn scheitern. Schwein gehabt. Drake schlägt zu und braucht nicht lange, um den überrumpelten Elfen ins Traumland zu schicken. Dorien und Drake ziehen den Bewusstlosen in einen Nebenraum. Winter kommt ihnen kurz darauf – wieder in ihrer eigenen Gestalt – hinterher. Dorien versucht sie gleich ins Palais der Wands zu teleportieren, doch der Versuch schlägt fehl. Ihm schwindelt.
„Der Palais ist gegen Teleportation geschützt“, erklärt er und teleportiert sie stattdessen vor die Tür, wo Nimoroth, Kalyd, Grimwardt und Marcus warten.
Sieht so aus, als müssten sie zu Fuß laufen. Grimwardt und Drake nehmen den Bewusstlosen in die Mitte und schleifen ihn mit, um es so aussehen zu lassen, als begleiteten sie einen Betrunkenen nach Hause. In Lliiras Nacht scheint daran niemand etwas Außergewöhnliches zu finden…
Winter Im Keller der Wands’. Alles ist nach Winters Anordnungen vorbereitet für das Verhör. Der Raum verrät nichts über den Standort. Winter hat sich einen Schal vors Gesicht gebunden; Dorien trägt eine Seidenmaske aus dem Laden seiner Mutter.
Spoiler (Anzeigen)Ein Artikel von Ed Greendwood im Dragon Magazine, dort beschreibt er ein Maskengeschäft in Silbrigmond.
Drake hat Wasser geholt, um den Elfen aus dem Tiefschlaf zu wecken.
Da kommt Winter eine Idee.
„Warte!“, sagt sie und Drake hält inne. „Ich kenne einen Zauber, mit dem ich seine Erinnerungen lesen kann… auf diese Weise würden wir ihm gegenüber völlig anonym bleiben.“
Drake starrt sie ungläubig an.
„Wieso hast du das nicht gleich gemacht? Wozu haben wir den Kerl so aufwendig hierher geschafft, wenn du ihn gleich bei den Falkenwinters hättest bezaubern können???“
„Ich dache, wenn etwas schief geht, dann… Ich… Keine Ahnung“, muss Winter zugeben.
Spoiler (Anzeigen)Tjaa....leider kam den Spielern die einfachste Möglichkeit nicht in den Sinn
Drake zieht zynisch eine Augenbraue hoch.
Winter spricht etwas kleinlaut ihren Zauber und forscht in Elaiths Erinnerungen nach dem Auge des Drachenkönigs: Die Ausbeute der Operation „Nymphenball“ wurde an eine der Schatten weitergereicht, wie die geheimen Oberhäupter der Schattendiebe genannt werden. Sie wird Alauneth, die Viper, genannt.
Ihr Domizil befindet sich im Schädelhafen, jener ominösen Schattenstadt Tiefwassers in den Tiefen des Unterbergs, wo Halasters Kreaturen ihr Unwesen treiben. Ein überaus gefährlicher Ort. Wer einen Weg nach Schädelhafen sucht, der muss zuerst drei Ebenen des Unterreichs durchqueren. Oder er sucht sich im Gasthaus „Der brennende Troll“ einen Bootskapitän, der närrisch genug ist, eine Abenteuergruppe über den unterirdischen Fluss zu geleiten, der Tiefwasser und Schädelhafen verbindet. Es ist abgemacht, dass Elaith sich nach der Übergabe nicht mehr bei der Viper meldet. Sollte er es doch tun, ist etwas schief gegangen. Die Fürstin Falkenwinter, Elaiths Geliebte, weiß von dessen zweifelhaften Verbindungen; sie steht selbst im Bunde mit den Schattendieben. Diese Nachricht droht ernsthaft Nimoroths Glauben an das Gute im Menschen zu zerstören.
„Das arme Kind“, murmelt er nur kopfschüttelnd.
Nach diesem geheimen Verhör wirkt Dorien einen Zauber, der Elaiths Erinnerungen an die nächtliche Aktion in einen kleinen Kristall bannt, den Dorien an sich nimmt. So wollen die Gefährten verhindern, dass der Elf mit der „Viper“ Kontakt aufnimmt und sie auf diese Weise gewarnt ist. Schließlich teleportiert Dorien den Bewusstlosen in eines der verruchtesten Viertel der Stadt, wo er ihn mit einem Bierhumpen in der Hand zurücklässt. Später am Morgen fährt Marcus mit einer Kutsche zu dem Ort, um den verirrten Säufer – natürlich rein zufällig - aufzulesen und seine eigenen Vorteile aus der Geschichte zu ziehen: Immerhin weiß in Tiefwasser jeder in Skandal und Kabale geübter Aristokrat, dass ihm das selbstlose Hilfsangebot an einen armen Tropf, der nach Liiras Nacht mit lückenhafter Erinnerung und mächtigem Schädeldröhnen bierbedudelt durch den Unrat kriecht und dessen Hoffnung, dass ihn so bloß niemand finden möge – erst recht niemand Wichtiges – durch das Auftauchen einer prunkvollen Kutsche bitter enttäuscht wird, einen neuen Freund verschaffen kann…
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Als nächstes werden die Spieler demnach in den Schädelhafen reisen und dort warten einige "anspruchsvollere" Kämpfe auf sie :-)