Wir schreiben 1373 TZ, ein halbes Jahr nach dem Krieg der Spinnenkönigin...
Menzoberranzan, Stadt der Spinnen. Auf den ersten Blick wirkte die Stadt der Drow wie ein finster glänzendes Schmuckstück. Unheimlich, aber anziehend zugleich. Wie die Motten vom Licht angezogen werden, so zieht es Kaufleute aller Rassen, auf den Basar der Stadt – einem der größten Umschlagplätze für Waren im nördlichen Unterreich. Hier lag das wahre Herz der Stadt. Doch selbst in solch einer reichen Metropole gab es, MUSSTE ES, eine Schattenseite geben. Diese lag im Osten der Stadt, eingeengt zwischen Ostmyr und den reichen, von Orkbauern bewirtschafteten Pilzfeldern nahe dem See. Hier gedieh das verruchte Stadtviertel Braeryn, die Straßen des Gestanks. Hier lebten die Armen, die Schwachen, die Kranken und die Ausgestoßenen. Und diejenigen die in alle 4 Kategorien fallen. Hier, eingepferscht in alten, baufälligen Stalagmitenwohnungen, vegetierten hauptsächlich Unterkreaturen wie Orks, Goblins, Grottenschrate und ein paar andere niedere Völker. Viele Drow aus den besseren Vierteln der Stadt, fragten sich oft, weshalb der Hohe Rat diesen Schandfleck noch nicht ausradiert hat und neue, schönere Häuser errichtet hat. Doch auch dieser Ort erfüllt seinen Zweck, wie alles in der Stadt der Spinnenkönigin. Und sei es nur als Abfalleimer der Drowgesellschaft.
Sie waren auf Befehls Kimmuriels hier, im schlechtesten Viertel der Stadt. Seit einigen Tagen gab es seltsame Unruhen und immer mehr Leute verschwanden. Der Hohe Rat war besorgt. Auch wenn es nur Abschaum war, konnte man sich nicht erneut eine Blöße geben. Nicht so kurz nach dem Krieg mit dem Dunkelzwergenkönigreich Gracklsthug. Zu groß war die Gefahr, das sich im Sklavenviertel erneut ein Aufstand entwickelte. Diesmal würde er jedoch im Keim erstickt werden. Da die Soldaten der Häuser damit beschäftigt waren, die an die Stadt angrenzenden Tunnel frei von Monstern und Möchtegerninvasoren zu halten und außerdem die Söldner von Bregan D´aerhte die besten Beziehungen und Kontakte in diesem Elendsviertel hatten, hat sich der Hohe Rat an Kimmuriel – der Vertreter von Jaraxle in seiner Abwesenheit - gewandt. Der Auftrag an Bregan D´aerthe war so einfach wie eindeutig:“ Findet die Ursache für diese Unruhen heraus und schaltet sie aus.“
Mit den Gedanken bei diesem Auftrag bewegten sich die 3 Gestalten verstohlen durch Braeryn. Selbst Drow mussten hier vorsichtig sein, denn es konnte jederzeit passieren, dass sich der Hass der Unterkreaturen auf ihre Herren entlud. In der Mitte der Gruppe marschierte Quellparsan, der für einen Drow außergewöhnlich schwer gepanzerte Kleriker Selvetarms, der Kämpe Lolths. Über seinem schwarzen Bänderpanzer trug er einen Wappenrock mit dem Zeichen seines Gottes: einer schwarzen Spinne im Hintergrund und 2 gekreuzte Waffen im Vordergrund: Morgenstern und Schwert. Wenn man ihn jedoch genauer betrachtete, bemerkte man, dass seine Hautfarbe nicht ganz so dunkel war, wie jene seiner Verwandten. Er war ein Halbblut, nur zum Teil Drow und somit verachtet vom Rest seines arroganten, rassistischen Volkes. Zu seiner rechten flatterte sein Vertrauter, ein Quasit namens Kalziver den er vor Jahren beschworen hatte und der seitdem nicht mehr die Materielle Ebene verlassen wollte . Seit Jahren diente er ihm mehr oder weniger treu und aus freien Stücken, wenn er dafür nur nicht zurück in den Abgrund zu seinem alten Herrn und Meister geschickt würde. Irgendetwas war im Abgrund vorgefallen, dass er seinen Gebieter erzürnt hatte und dieser ihn auf die Schlachtfelder des Blutkrieges senden wollte. Dort hätte er wahrscheinlich keine 5 Minuten überlebt. Durch eine günstige Fügung des Schicksals, wurde er in genau jenem Moment von Quellparsan herbeigerufen. Er wäre eine schlechter Dämon gewesen, wenn er nicht trotzdem die üblichen Flüche auf seinen Beschwörer niederfahren gelassen hätte und nicht eine möglichste hohes Entgelt für seine Dienste gefordert hätte. So war es nun mal, dass wurde schließlich von ihm erwartet. Keiner der Dämonen beschwört, möchte dass der Dämon sich klappernd zu seinen Füßen wirft und für seine Rettung dankt. Hier gefielt es ihm. An das lästige Zehren an seiner Substanz, dass von der Materiellen Ebene ausging, würde er sich schon gewöhnen. Hier könnte er zu wahrer Größe aufsteigen. Also beschloss er zu bleiben. Die dritte Gestalt im Bunde namens Tsabrak bewegte sich wie ein Raubtier, jederzeit zum Sprung bereit und mit wachsamen Blicken auf die Unterkreaturen gerichtet. Er war ein vollblütiger Drow und ebenso wie seine beiden Gefährten gehörte er zu der Truppe von Jaraxle. Seine Fähigkeiten lagen im hinterhältigen Kampf und im lautlosen Mord. Außerdem kannte er viele Leute in der Stadt, vor allem hier im Braeryn, was ihn für diese Mission nützlich machte.
Sie waren noch keine 15 min. in dem Viertel, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen und dann nach dem Auslöser des Ärgers zu suchen. Sie mussten nicht lange suchen. Der Ärger kam zu Ihnen. In Gestalt von 4 Grottenschratten. Sie waren in eine etwas abgelegenere Gasse gekommen und die 4 Unterkreaturen wollten scheinbar die Gelegenheit nutzen ein paar Drowschädel einzuschlagen. Doch als die Goblinoiden heraneilten, stellte die Gruppe fest, dass diese Grottenschrate schrecklich von einer Krankheit oder Parasit verunstaltet waren. Eine schimmelpilzartige rote Kruste, mit Ranken und Knollen überzog die einstmals fellige Haut. Wie Flechten hatte sie die rote Substanz über den ganzen Körper ausgebreitet. Aus den Mündern, die nun wie zu einem stummen Angriffsschrei aufgerissen waren, blickten zahllose schwärmende Tentakel oder Ranken. Aus den spitzen, flapsigen Ohren troff eine zähe, rote gallertartige Masse und bei einigen sogar ebenfalls kleine filamentartige Ranken die durch die Luft peitschen. Einer der Grottenschrate verfügte über keine Augen mehr, die Augenhöhlen waren voller sich windender, scharlachroter Tentakel. Wie Würmer die sich bei Regen aus dem Erdreich gruben, reckten sie sich den 3 Söldnern Bregan D´aerthes entgegen. Der Kleriker Selvetarms stieß ein Stoßgebet zu Selvetarm aus und sofort umkreisten ihn Dutzende von kleinen Klingen. Jeder der mit ihm in den Nahkampf käme, würde teuer dafür bezahlen. Sollten sie doch kommen. Er wollte ihr Blut auf seiner Rüstung. Kalziver hingegen, der eine gesunde Vorsicht in den Tag legte (schließlich würde er wieder im Abgrund landen, sollte er hier sterben), machte sich erst einmal unsichtbar. Tsabrak zog seine Klingen und erwartete die Gegner. Zwar waren die missgestalteten Grottenschrate in der Überzahl, aber für die kampferprobten Kämpen Bregan D´aerthes waren sie keine Herausforderung. Außerdem hatten sie noch Unterstützung: Irgendwer oder irgendetwas feuerte aus dem Verborgenen heraus einen schwarzen Pfeil nach dem anderen. Jedoch, schienen die Grottenschrate jeden Schaden den man ihnen zufügte innerhalb kürzester Zeit wieder zu regenerieren. Wann immer eine Drowklinge eine Wunde schnitt, wuchsen dünne Filamente aus dem Körper um die Wunde sofort zu versiegeln, begleitet von einem triefenden roten Schleim aus dem inneren des Körpers. Außerdem schienen die herauswachsenden Ranken zu versuchen nach den Körperöffnungen der Söldner zu tasten. Es war nicht schwer diesen auszuweichen, jedoch erwischten sie Quellparsan. Und das ekelerregende Anhängsel des Grottenschratkörpers glitt für einen kurzen Moment tief in die Nase des Halbdrow. Egal wie sehr die Drow die Körper der Grottenschrate zerhackten, sie fügten sich immer wieder zusammen. Was auch immer dies mit den Körpern der Goblinoiden angestellt hatte, hatte sie sehr robust werden lassen. Selbst Feuer zeigte keine Wirkung. Man musste erst ein Mittel finden, wie man diese Kreaturen zerstören konnte. Deshalb zerstückelten sie die Leichen soweit, das es eine Weile dauern würde, bis sie sich wieder zusammengefügt hätten und verließen schnell die Gasse. Man würde mehr Informationen benötigen, bevor man sie erneut diesen Kreaturen stellen kann.
Waren die Grottenschrate mit einer Krankheit infiziert? Oder war es ein neuartiger Parasit, auf den die Gruppe hier gestoßen war? Und woher kam es plötzlich? Diese und andere Fragen kreisten ihnen im Kopf herum. Tsabrak erklärte den anderen: „Ich habe einige Kontaktleute hier im Braeryn und kenne die ein oder andere Taverne, wo ich nach Informationen suchen werde.“ Er suchte sich ein paar Lumpen die man achtlos auf die Straßen und Gassen geworfen hatte zusammen und verbarg so seine guten Kleider und einen Großteil seines Gesichtes. Dann humpelte er mit einem gut geschauspielerten steifen Bein davon. Kurz darauf erreichte er den „Zerschmetterten Stalagmiten“, einen Taverne die aus einem vor Jahrzehnten heruntergestürzten Stalagmiten geschlagen wurden. Leider konnte er hier nicht allzu viel herausfinden. Also beschloss er einen alten Vertrauten aufzusuchen. Rhauldyn war auf den Straßen gemeinhin als „Der Alte“ bekannt. Ein ungewöhnlich alter Drowmann, der seit Jahrzehnten eine kleine Waffenschule unterhielt, für diejenigen Drow die nicht betucht genug waren um sich eine Ausbildung an Melee-Magthere leisten zu können. Außerdem war er ein begabter Waffenschmied und was viel wichtiger war, ein Kontaktmann von Bregan D´aerthe. Der alte Drow war gerade dabei seinen Schülern eine paar neue Tricks mit den Waffen beizubringen als Tsabrak eintraf. Es dauerte einen Moment bis Rhauldyn dem ranghöchsten Schüler die Anweisungen übergeben hatte, dann konnten sie sich auf dem Flur in aller Ruhe unterhalten. Im Gespräch kristallisierte sich heraus, dass der Drow ein paar Schüler vermisste, die seit Tagen nicht mehr im Training nicht mehr erschienen waren. Alle kamen seltsamerweise aus dem selben Häuserblock. Auch die meisten der Unruhen schienen dort in der Nähe zuerst aufgetreten zu sein. Der Alte beschrieb Tsabrak den Weg dorthin und bald darauf kehrte der Schurke wieder zu seinen Gefährten zurück die noch immer auf ihn warteten. Trotz dieser neuen Informationen beschlossen sie zuerst einmal zum Hauptquartier von Bregan D´aerthe zurückzukehren um Bericht über den Verlauf ihrer Ermittlungen abzugeben und um noch mehr Informationen zu sammeln – beispielsweise wie man diese Kreaturen töten könne....