Autor Thema: Die dunklen Steine  (Gelesen 3013 mal)

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Die dunklen Steine
« am: 21. Oktober 2007, 05:07:40 »
Teil Eins - Prolog und Beginn

Telflamm in Thesk - 10. Nachtal des Jahres 1372 TZ (Das Jahr der unbändigen Magie)

„Jeder König oder Kaiser, jeder Graf oder Baron, jeder Bürgermeister behauptet ihm gehöre das Land, diese Grafschaft oder jene Stadt. Die Wahrheit ist jedoch, die Straße gehört ihren Kindern. Und wer sich mit ihnen anlegt wird von ihnen gestürzt werden.“
(Uluguin der Bettler, Anführer der Diebesgilde „die tausend Hände“ kurz vor dem Aufstand in den Straßen Mulmasters)

Die Sonne versinkt glühend in der See des Sternenregens.
Ihr sterbendes Licht färbt den Ozean und den Hafen blutrot.
Das hektische Treiben in den Docks Telflamms gleicht dem eines Bienenstocks. Arbeiterbienen wuseln durch die Gassen und über die Stege der Hafenstadt. Schiffe werden ent- und wieder beladen. Große Ballen Seide werden, schwer bewacht, auf eine riesige Galeere gebracht.
In der Luft liegt der verschmitzte Geruch fremder Gewürze. Eine seltsame Melodie, durchzogen von  leisen Gongschlägen findet den Weg in die Ohren der Hafenarbeiter. Sie stammt aus dem Viertel der schlitzäugigen Menschen aus dem Osten, nicht weit vom Hafen entfernt.
Rotgewandete Männer mit glatt rasierten Schädeln überwachen den Transport mehrerer schwer gesicherter Kisten, alle mit dem Symbol Tays versehen.
Unter einem großen Steg der zu dem Turm des Hafenmeisters führt, steht eine kleine Gruppe von Personen.
Es ist ihre Stadt, zumindest fühlen sie das so. Sie kennen sie gut, sie sind hier aufgewachsen. Und bald werden sie angesehene Persönlichkeiten Telflamms sein.
Oder bei dem Versuch sterben.

Dramatis Personae
Thorog Schnellfaust, Halb-Ork, Barbar, N/B
Vic Telverin, Mensch, Barde, N/B
Tarel Telverin, Mensch, Schurke, N/B
Sinisto, Mensch, Kleriker von Loviathar, R/B
Nessaya, Mensch, Magierin, N/B

Die Gruppe genoss die letzten warmen Strahlen der Sonne, kurz bevor der eisig kalte Nachtwind einsetzte.

„Was tun wir heute noch?“

Der massige Halb-Ork hatte die Hände auf seine zweihändige Streitaxt gestützt und starrte in den Hafen hinaus.

„Treffen wir uns mit diesem Trinus Vitflem. Der hatte doch einen Auftrag für uns. Vielleicht genau das was wir jetzt brauchen. Wir sollten uns heut Nacht in der Taumelnden Möwe mit ihm treffen. Vielleicht sollten wir schon ein wenig früher dort aufkreuzen.“

Vic Telverin, begabter Verkleidungskünstler und Spezialist im Einsammeln von Informationen blickte seine Freunde an.

„Es ist Abend, ich muss meine Gebete erledigen. Danach können wir.“

Sinisto zog seine Geißel aus seinem Gürtel und verzog sich in den Bretterverschlag unter der Hafenbrücke, der ihnen so lange als Wohnstatt gedient hatte. Nahezu ein Jahrzehnt hatten sie als Kinder die Gassen der Stadt unsicher gemacht. Gerade so von der Hand in den Mund gelebt und waren manches Mal dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen.
Doch das sollte nun alles vorbei sein.
Vor etwa einem Jahr hatten sie beschlossen, sie würden mehr aus ihrem Leben machen als die anderen Straßenkinder. Sie hatten alles was sie stahlen, alles was durch ihre Hände ging, gespart und sich Waffen und Rüstungen, bessere Kleidung und Ausrüstung gekauft. Und vor ein paar Tagen war Trinus Vitflem, seines Zeichen Händler beziehungsweise Schmuggler und wie Vic wusste, niederes Mitglied der Schattenmeister, aufgetaucht und hatte ihnen vorgeschlagen sich mit ihm zu treffen.
Er hätte einen Auftrag für sie.
Heute Nacht sollte ihr Leben wirklich beginnen.
Sie betraten den Bretterverschlag, den sie als ihr Zuhause ansahen.
Sinisto verhüllte gerade die von seiner Geißel gerissenen Wunden. Sein Rücken war voller alter und frisch verheilter Wunden. Sein ganzer Körper war eine einzige Narbe. Der Mann sah nicht aus wie ein Straßenkind. Er wirkte schon fast so feingliedrig wie ein Adeliger und mit seinen neunzehn Jahren war er schon von so einem starken Glauben beseelt dass seine Freunde manchmal über seine Besessenheit staunten.
Sinosto war auch als Letzter zu ihrer Gruppe gestoßen. Er war erst vor vier Jahren in den Straßen aufgetaucht und irgendetwas Mysteriöses war an dem Gläubigen der Maid der Schmerzen.

Die „Taumelnde Möwe“ war eine heruntergekommene Taverne im Hafenviertel von Telflamm. Das windschiefe Gebäude lehnte sich an die hohe Mauer die einst, als Telflamm noch kleiner war, das Hafenviertel umschloss, nun aber an einigen Stellen eingerissen worden war.
Hier aber ragte die hohe Mauer schwarz und bedrohlich in den Nachthimmel auf und warf einen Schatten auf die Taverne die sich an sie lehnte.
Die Fünf betraten die „Taumelnde Möwe“ und sahen sich um.
Der Boden bestand aus Matsch, Holzdielen und Steinplatten. Im Schankraum standen als Stehtische verwendete Bierfässer. Eine verschmutzte Theke, gerade drei Meter lang, bat nicht vielen Gästen Platz.
Willster Feuerbier, der vierschrötige Wirt und wie die Gefährten wussten, ein jähzorniger Bursche, musterte die Neuankömmlinge kurz, wandte sich dann aber wieder den Matrosen zu die an den Stehtischen und an der Theke ihr Bier tranken.
Im Nebenraum, dessen Boden mit langen Steinplatten ausgelegt war befanden sich Bänke und Tische an denen einige wenige Leute aßen.
In der Ecke des Raumes, alleine an einem der Tische, saß Trinus Vitflem.
Der kleine gedrungene Mann hatte vor sich eine große Holzschale angefüllt mit einer dampfenden Suppe stehen. Sein Gesicht war krebsrot und auf seiner Stirn stand ihm der Schweiß. Als die Gruppe den Nebenraum betrat nickte er ihnen kurz zu und schob den Teller fort.

„Guten Abend. Esst nur, wenn ihr Hunger habt.“

Die Fünf nahmen Platz und Vic verzog kurz das Gesicht als er die Suppe betrachtete, die anderen ignorierten die Aufforderung, nur Thorog griff sich die Schale und schlürfte gierig den fettigen Inhalt.

„Ich habe gehört ihr wärt genau die Richtigen für einen kleinen Auftrag, der unbedingt erledigt werden müsste.“

Der schmale Mann mit der Hakennase beugte sich verschwörerisch vor.

„Erzählt nur weiter guter Mann.“

Vic lächelte während die anderen interessiert zuhörten.

„Also, es gibt da Jemanden der mir ein Dorn im Auge ist. Seine ganze Existenz ist mir zuwider. Sein Name ist Gedeon. Er bewohnt eine Wohnung im Haus Kurze Gasse 10.“

„Was springt da für uns heraus?“ Sinisto begann nun ebenfalls zu grinsen.

„Nun ja, sagen wir. Dreihundert Goldmünzen.“

Die Fünf bekamen große Augen. Dreihundert Goldmünzen! Soviel Geld hatte noch niemand von ihnen auch nur annähernd zu Gesicht bekommen.
Nach kurzen Seitenblicken stimmte Vic im Namen der anderen zu.

„Bis wann?“ Tarel Telverin der Jüngere der beiden Brüder flüsterte.

„Drei Tage und bitte legt nicht das gesamte Hafenviertel in Schutt und Asche.“

Die Fünf schauten sich an.
Die Zeit der kleinen Diebstähle war vorbei...
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Gerthrac

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Die dunklen Steine
« Antwort #1 am: 21. Oktober 2007, 10:57:32 »
Ooooh noch eine böse Kampagne. Gefällt mir! :dafür:  Weiter so!

Interessante Startmotivation für die SC, zusammenzuarbeiten.
Ich habe sie damals auf eine Fahndungsliste gesetzt.

Teil II - Ein ungutes Gefühl
« Antwort #2 am: 22. Oktober 2007, 12:34:24 »
Teil II - Ein ungutes Gefühl

Die „Taumelnde Möwe“ war eine heruntergekommene Taverne im Hafenviertel von Telflamm. Das windschiefe Gebäude lehnte sich an die Mauer welche einst, als Telflamm noch kleiner war, das Hafenviertel umschloss, nun aber an einigen Stellen eingerissen worden war.
Hier aber ragte die hohe Mauer schwarz und bedrohlich in den Nachthimmel auf und warf einen Schatten auf die Taverne die sich an sie lehnte.

Die Fünf betraten die „Taumelnde Möwe“ und sahen sich um.
Der Boden bestand aus Matsch, Holzdielen und Steinplatten. Im Schankraum standen als Stehtische verwendete Bierfässer. Eine verschmutzte Theke, gerade drei Meter lang, bat nicht vielen Gästen Platz.
Willster Feuerbier, der vierschrötige Wirt und wie die Gefährten wussten, ein jähzorniger Bursche, musterte die Neuankömmlinge kurz, wandte sich dann aber wieder den Matrosen zu die an den Stehtischen und an der Theke ihr Bier tranken.

Im Nebenraum, dessen Boden mit langen Steinplatten ausgelegt war befanden sich Bänke und Tische an denen einige wenige Leute aßen. In der Ecke des Raumes, alleine an einem der Tische, saß Trinus Vitflem.

Der kleine gedrungene Mann hatte vor sich eine große Holzschale angefüllt mit einer dampfenden Suppe stehen. Sein Gesicht war krebsrot und auf seiner Stirn stand ihm der Schweiß. Als die Gruppe den Nebenraum betrat nickte er ihnen kurz zu und schob den Teller fort.

„Guten Abend. Esst nur, wenn ihr Hunger habt.“

Die Fünf nahmen Platz, Vic verzog kurz das Gesicht als er die Suppe betrachtete, die anderen ignorierten die Aufforderung, nur Thorog griff sich die Schale und schlürfte gierig den fettigen Inhalt.

„Ich habe gehört ihr wärt genau die Richtigen für einen kleinen Auftrag, der unbedingt erledigt werden müsste.“

Der schmale Mann mit der Hakennase beugte sich verschwörerisch vor.

„Erzählt nur weiter guter Mann.“

Vic lächelte während die anderen interessiert zuhörten.

„Also, es gibt da Jemanden der mir ein Dorn im Auge ist. Seine ganze Existenz ist mir zuwider. Sein Name ist Gedeon. Er bewohnt eine Wohnung im Haus Kurze Gasse 10.“

„Was springt da für uns heraus?“ Sinisto begann nun ebenfalls zu grinsen.

„Nun ja, sagen wir. Dreihundert Goldmünzen.“

Die Fünf bekamen große Augen. Dreihundert Goldmünzen! Soviel Geld hatte noch niemand von ihnen auch nur annähernd zu Gesicht bekommen.
Nach kurzen Seitenblicken stimmte Vic im Namen der anderen zu.

„Bis wann?“ Tarel Telverin der Jüngere der beiden Brüder flüsterte.

„Drei Tage und bitte legt nicht das gesamte Hafenviertel in Schutt und Asche.“

Einige Stunden später befanden sich die Fünf in der Kurzen Gasse. Vic hatte sich als Bettler verkleidet und gegenüber des Hauseingangs Stellung bezogen. Tarel kletterte über die Dächer der Nebenhäuser auf das Dach der Kurzen Gasse 10. Die anderen Drei hatten sich in den Schatten am Eingang der Gasse verzogen.
Tarel ließ sich auf das Dach fallen.
Lautlos schlich er zur Seite und glitt an der Seitenwand des Hauses hinab. Auf dem Fenstersims an der Hinterseite des Hauses hielt er lauschend inne.
Der kalte Nachtwind heulte leise durch die Straßen Telflamms.
Tarel schloss die Augen und konzentrierte sich. Er vernahm leise Stimmen. Nichtmenschliche Stimmen, sie hörten sich an wie das Klappern von Schnäbeln und seltsame Spechtlaute.
Vics Informationen nach gab es  zwei Wohnungen in dem Haus. Die Linke wurde von Gedeon bewohnt, während die Rechte „offiziell“ unbewohnt war. Tarel runzelte die Stirn und begab sich zurück zu den anderen.
Vic hatte derweil von einem anderen Bettler erfahren, dass Gedeon jede Nacht spät aus den Tavernen der Stadt kam und das Haus erst gegen Nachmittag wieder verließ. Also beschloss man zu warten.
Nach einiger Zeit, zitternd hatten die Fünf in der Kälte ausgeharrt, kam eine einzelne Gestalt die Straße entlang geschlurft. Sie betrat das Haus Nummer 10.
Die Freunde warteten bis Gedeon eingeschlafen sein musste. Dann betrat Tarel das Haus über das Fenster an der Rückseite.
Leise schlich er vorwärts, lauschte an der Tür und begann sie vorsichtig zu öffnen.
Mit geübten Handgriffen schob er sich in den ersten Raum. Der Durchgang zum nächsten Raum war nur durch einen Vorhang verhüllt unter dem schwaches Licht hervordrang.
Tarel blickte durch einen Riss im Vorhang.
Auf dem Boden des Raumes standen zwei Kerzen und ein kleiner Tisch auf dem ein Beutel lag, vor dem Tisch kniete ein Mann.
Tarel schob den Vorhang beiseite und trat still hinter den Knienden. Sein Kurzschwert erhoben. Der Mann atmete ruhig und schien nichts von der drohenden Gefahr zu ahnen. Der Jüngere der beiden Telverinbrüder ließ sein Kurzschwert in den Hals des Mannes fahren.
Das Schwert fand seinen Weg an der Innenseite seiner Lederrüstung hinab tief in die Halsbeuge des Mannes der sich nach vorne warf und dabei nach hinten blickte.
Blut sprudelte aus seiner Wunde. Der Mann hatte rot unterlaufene Augen und vergrößerte Pupillen.
Er griff nach seinem Hals und seine Finger schlossen sich um eine schwarze Stoffmaske die er dort trug. Mit blutigen Lippen murmelte er etwas. Auf einmal war der Raum mit dichtem Nebel gefüllt.
Tarel stürzte vorwärts verfehlte den Mann aber aufgrund des dicken Nebels. Dieser krabbelte etwas zurück und richtete seinen Finger auf Tarel.

„Willkommen in der Dunkelheit!“

Tarel wurde schwarz vor Augen und kurz war es absolut still um ihn, dann kehrte Hör- und Sehvermögen blitzschnell zurück.
Er sprang vor, stieß dem Mann sein Schwert in den Bauch und pfiff gleichzeitig um seine Freunde zu benachrichtigen. Gedeon ächzte vor Schmerz auf, griff an sein Heiliges Symbol und röchelte Blut spuckend:

„Flieh!“

 Wieder konnte Tarel dem magischen Befehl seinen Willen entgegensetzen und schüttelte ihn einfach ab.
Mit einem diabolischen Grinsen versenkte er sein Kurzschwert tief in den am Boden liegenden Mann.
Im selben Moment wurde der Vorhang beiseite gerissen und Sinisto und Thorog standen im Eingang. Beide wirkten fast enttäuscht.

„Na ja, wenigstens musste er wohl leiden.“ Der Loviatharkleriker sandte ein Gebet zu seiner Göttin.

Im Nebenzimmer befand sich unter einem kargen Bett eine längliche Holztruhe welche die Fünf mitnahmen.
Auf dem Heimweg hatte Vic das seltsame Gefühl beobachtet zu werden, doch wie oft er sich auch umblickte, er sah keine Verfolger.
Zuhause angekommen brach Thorog die Truhe auf. Sie enthielt einen Brief, zwei Tränke, einen Beutel mit 40 Goldmünzen, einen schwarzen Stahlring und ein Langschwert dessen Klinge dauerhaft geschwärzt worden war und in dessen Schaft man das Symbol Maskes graviert hatte.
Sinisto studierte den Brief und las ihn dann seinen Freunden vor:

                           Rabenklippe 20.. Uktar 1372
Verehrter Gedeon,
ich hoffe sie sind auf ihrem Wege die Lehren des Fürsten der Schatten in Telflamm zu meistern  weiter gekommen. Die Schattenmeistergilde zu der sie ja jetzt auch bald gehören werden, ist mit Sicherheit der richtige Ort für so einen glaubensstarken Mann wie sie. Und Telflamm mit dem Haus des Schattens des Meisters bietet die richtigen Voraussetzungen um zu wahrer Macht und Größe zu gelangen.
Meine Nachforschungen die ich für sie angestellt habe, haben einiges Interessantes ergeben.
Die Harfner haben wohl einen Agenten in die Organisation der Schattenmeister eingeschleust. Der Mann, soviel konnte ich erfahren, ist ein Meister der Täuschung. Das wäre doch ein Weg um in der Gunst der dunklen Gildenmeister aufzusteigen. Entlarvt ihn und sie werden sich mit Sicherheit erkenntlich zeigen. In der Stadt sollen sich auch noch weitere Agenten aufhalten. Seid also vorsichtig.
Ach ja und passt auf euren Rücken auf. Trinus Vitflem euer alter Widersacher und Dieb eurer Frau ist wohl in den Edelsteinschmuggel in Telflamm eingestiegen. Wenn ihr Hilfe braucht, der ihr vertrauen könnt wendet euch an Helwell, ihm gehört eine Würfelstube in Telflamm. Der Halbling hat gute Kontakte zu den Shou und man kann ihm vertrauen, so weit dies bei einem Halbling möglich ist.
Im Hammer werde ich wohl geschäftlich nach Telflamm reisen. Ich hoffe wir werden uns dann sehen und unsere Kelche gemeinsam auf dem Fürst der Schatten erheben.
Euer ergebener Freund
Der Schattenfalke


Stumm sahen sich die Fünf an. Jeder hing seinen Gedanken nach und es dauerte eine Weile bis Nessaya das Gespräch aufnahm.

„Und jetzt?“

„Jetzt schlafen wir und morgen holen wir uns unseren Lohn. Und hoffen das uns keiner gesehen hat oder das dieser Trinus nicht der Harfneragent ist.“

Mürrisch legte sich Tarel auf seine Schlafstätte. Thorog zuckte mit den Achseln und lehnte sich an die Wand. Nach kurzer Zeit war der Bretterverschlag mit seinem Schnarchen erfüllt.
Sinisto blickte seine Gefährten an.
Mit festem Griff zog er seine Geißel, legte seinen Oberkörper frei und begann erneut seinen Opferdienst an Loviathar.

Der Schmerz tat gut, es war kein Schmerz. Es war ein Genuss für ihn. Seine Gedanken schweiften ab. Drifteten in seine Vergangenheit und fanden die Mutter der Schmerzen, die ihn mit vierzehn Jahren gelehrt hatte, Lust und Schmerz als gleichartige Gefühle zu empfinden. Mit einem Lächeln dachte er an die erste Nacht voller Pein, in der er ein Mann geworden war.
Und wegen der er von seiner Familie verstoßen worden war…
Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Schmerz.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Die dunklen Steine
« Antwort #3 am: 31. Oktober 2007, 03:49:50 »
Am nächsten Morgen, es war der 11. Nachtal des Jahres 1372, beschloss man sich ein wenig umzuhören ob der Mord bemerkt worden war und ob es sonst noch Neuigkeiten in der Stadt gab.

Nach dem Genuss eines Stockfisches zum Frühstück begannen sich die Telverin-Brüder unter die Leute zu mischen während die anderen Nessaya beim Kauf einiger Komponenten begleiteten. Die junge Auril-Anhängerin sollte die Gegenstände identifizieren und benötigte dafür Eulenfedern, Wein und Perlen.

Vic und Tarrell klapperten gerade ihre Quellen ab als sie Zeuge eines Menschenauflaufs wurden. Auf einer der Straßen hatten sich zahlreiche Menschen, vornehmlich Bauern und arme Leute um ein seltsames Paar geschart.

Ein Mann in einem Plattenpanzer mit dem Symbol des Gottes Tyr sprach mit fester Stimme von seinem Gott und versprach den leidenden Bürgern der Stadt Hilfe und Gerechtigkeit. Der Mann, ungefähr Mitte Zwanzig erschien kräftig und sprach mit einem Enthusiasmus der nahezu jeden in seinen Bann zu ziehen schien.
Neben ihm stand eine blonde Frau, die ihn noch um eine Haupteslänge überragte. Sie trug eine Ritterrüstung und hatte ihre Hand auf einen Zweihänder gelegt. Ihre leuchtenden blauen Augen glitten über die Menge und schienen die Leute genau zu beobachten.

„Und wisset! Tyr wird kommen und er wird euch helfen, er wird Gerechtigkeit  bringen! Meine Schwester und ich sind im Auftrag des obersten Richters hier! Er wird euch Gleichheit bringen und das Böse, das sich in dieser Stadt eingenistet hat, entfernen!“

„Bringt er uns auch Essen?“

Die große Frau runzelte bei dem Ruf mit ihren schmalen Augenbrauen und versuchte den Rufer auszumachen.

„Ja, er wird euch auch Nahrung bringen. Kommt in meine kleine Kapelle im Norden der Stadt.“

Der Tyr-Anhänger ließ sich durch den Zuruf nicht sichtbar aus der Fassung bringen.

„Und was ist mit unseren Kindern und Frauen.“

Diesmal kam der Zuruf aus einer anderen Richtung der Menge.

„Ja bringt auch eure Kinder und Frauen mit. Tyr hat Gerechtigkeit und Essen für alle!“

Die Frau bewegte sich jetzt auf die Richtung zu in der sie den Störenfried ausgemacht hatte.

„Lass uns verschwinden Vic.“


Tarrell tauchte direkt hinter Vic auf und schob ihn grinsend aus der Masse in eine Seitenstraße. Lachend liefen die beiden zu ihren Gefährten zurück.
Die Frau versuchte immer noch mit einem bösen Blick die Unruhestifter auszumachen.



Währenddessen hatte Nessaya eingekauft und an einem Stand mit Halbedelsteinen hatten die Freunde ihren Auftraggeber ausgemacht.
Trinus stand dort in ein Gespräch mit einem bleichen Halbelfen vertieft, der aussah, als ob er nur knapp dem Tod durch eine schwere Krankheit entronnen war. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen richteten sich fragend auf die Neuankömmlinge. Trinus grinste und entblößte dabei eine Reihe sehr schiefer Zähne.

„Ahh, meine, Mitarbeiter. Darf ich euch Alves vorstellen? Alves, Anhänger des Velsharoon-Kultes und guter Freund meinerseits.“

Der Halbelf nickte kurz und zog seinen mit weißen Insignien bestickten Kapuzenmantel in der Mitte zusammen. Ausdruckslos fixierte er die Eisblume die um den schmalen Hals der hübschen Magierin an einem Lederband hing.

„Meine Informanten sagten mir, ihr habt schnell und zuverlässig gehandelt. Sehr schön. Wählt doch hier eure Bezahlung aus.“

Trinus zeigte auf die ausgestellten Halb-Edelsteine in der Auslage des Standes.
Auf Nessayas Rat entschied man sich für drei Perlen im Wert von je einhundert Goldmünzen, als auf einmal Alves in einer Nische verschwand.
Fragend blickten die Fünf, Vic und Tarrell waren wieder zurückgekehrt, Trinus an, welcher nur mit den Achseln zuckte.
Dann sahen sie einen Mann die Straße hinunter kommen.
Der Elf hatte etwas Stolzes an sich das ihn sehr auffällig machte.
Seine bronzene Haut fing die wenigen Sonnenstrahlen ein die in die Gasse fielen und sein großer Langbogen den er in der Hand trug war mit mysteriösen Runen verziert. Seine langen blonden Haare fielen ihm wie eine Mähne auf die Schultern.

Als er an den Gefährten vorbeiging fiel sein Blick auf Trinus, blieb einen Moment zu lange hängen und glitt dann abschätzend an allen anderen vorbei. Der Elf würdigte die Gruppe keines Blickes mehr und ging leichtfüßig an Ihnen vorüber.
Seine weichen fein gearbeiteten Lederstiefel schienen keinerlei Spuren in dem Schneematsch auf der Straße zu hinterlassen.
Leise flüsterte Vic:

„Den haben wir bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen.“



Nach einem kurzen Abschied, man würde sich abends in der „Taumelnden Möwe“ wieder treffen, Trinus hatte da noch einen kleinen Auftrag für die Gefährten, geriet man noch in ein Gespräch mit einem Matrosen.
Der Mann, ein junger Damarer bot Ihnen einige kunstvoll verzierte leere Bücher zum Verkauf an. Er suche einen Käufer und würde natürlich eine Provision zahlen. Vic fiel sofort der Hehler Thoven ein, der für ein gutes Geschäft immer zu haben war. Man verabredete sich für den nächsten Tag.




Als die Gefährten abends beim Essen in der „Taumelnden Möwe“ saßen war Trinus nicht alleine gekommen.
Bei ihm war ein fremdländischer Mann, kahl rasiert und mit der Tätowierung einer stilisierten Katze versehen. Trinus hatte ihn als Anchtep, einen befreundeten Geschäftsmann aus Mulhorand vorgestellt.

„Liebe Mitarbeiter.“

Trinus troff ein Faden geschmolzenen Käses vom Kinn.

„Anchtep und ich haben da einen kleinen Auftrag für euch. Wie ihr sicherlich wisst hat die Händlerhure Waukeen hier in Telflamm immer noch einen Tempel. Obwohl jeder weiß dass sie tot ist, gelingt es der kleinen Priesterschaft wieder mehr Gläubige zu gewinnen. Dafür gibt es einen Grund.“

Rote Flecken bildeten sich als Trinus versuchte seine Stimme zu senken.

„In Waukeens Tempel „Handelsglück“ befindet sich eine heilige Waffe der Waukeen. Ich will dass ihr diese stehlt.“

Die Fünf begannen zu grinsen.

„Als Belohnung werdet ihr von Anchtep einem guten Bekannten vorgestellt der, nun ich sage mal, größeren Einfluß in Telflamm hat. Zudem könnt ihr bis auf weiteres in einem meiner Häuser in der Mondgasse wohnen.“

Während einige geringere Details besprochen wurden hatte Tarrell ein bekanntes Gesicht in der „Taumelnden Möwe“ entdeckt. Inmitten mehrerer Matrosen, die den seltsamen Mann in ihrer Mitte scheinbar ignorierten, saß der Elf.
Er trug einen blauen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen und beobachtete die Gruppe um Trinus Vitflem. Als der Elf bemerkte dass man ihn ansah, lehnte er sich zurück und blickte in eine andere Richtung.
Tarrell machte unauffällig Vic und die anderen auf den Mann aufmerksam.

Als sich Anchtep verabschiedet hatte, lehnte sich Trinus noch einmal verschwörerisch in die Runde.

„Da wäre noch etwas. Etwas was ihr für mich persönlich tun könntet.“
Alle Augen richteten sich auf den Edelsteinschmuggler.

„Ich habe vor kurzem diese Steine hier,“

bei diesen Worten enthüllte er einen kleinen schwarzen Stein der von roten pulsierenden Adern durchzogen war auf seiner Handfläche,

„von einer meiner Quellen erhalten. Mein Freund Alves bestätigte mir, dass es sich um magische Edelsteine handelte. Leicht zu verzaubern und sehr wertvoll.“

Nessayas Augen wurden groß. Mit ihren sechzehn Jahren hatte sie noch nie einen wertvollen, magischen Edelstein zu Gesicht bekommen.
Vic hörte indesw nur mit einem Ohr zu, während er den Elf beobachtete. Die anderen starrten gebannt auf den Stein.
 
„Findet heraus wo diese Steine herkommen. Erklärt mir ihre Herkunft und besorgt mir, wenn möglich, noch mehr.“

Trinus Augen suchten Blickkontakt mit jedem einzelnen der Fünf. Jeder erklärte sich einverstanden.
Kurz nachdem einige Becher Wein auf die bevorstehenden Aufgaben geleert worden waren, verließen die Matrosen und in ihrer Mitte der Elf, die Taverne.
Vic tauschte kurz einen Blick mit Tarrell und Thorog und begann ihm hinterher zu schleichen.


Draußen pfiff ein eisiger Wind durch die Nacht. Vics Augen begannen leicht zu tränen.
Der knochenfarbene Mond erhellte die Gassen Telflamms nur schwach.
Die Gruppe der Matrosen, laut singend und taumelnd wie ein Schiff im Sturm, ging die Straße Richtung Hafen hinab, als Vic den Umriss des blonden Elfen sah, der in eine Seitengasse verschwand.
Vic ging vorsichtig auf den Eingang der Gasse zu.

Sein Herz schlug schneller, aber er bewegte sich leise und nahm alles um sich herum wahr.
Er roch den leicht ranzigen Geruch des Fischmarktes, hörte weiter entfernt das Rauschen des Meeres und den Lärm der Tavernen und Freudenhäuser seiner Stadt.
Der Eingang der Gasse kam näher. Geschickt glitt er von Schatten zu Schatten und blickte verstohlen um die Ecke.
Sie war leer.
Eine leere Sackgasse.
Vic blieb noch einen Augenblick lang stehen, musterte jeden Winkel, jedes bisschen Dunkelheit, schluckte und lief wieder zurück zu den anderen.



Später suchten die Fünf, tief in der Nacht noch die Mondgasse auf und war hoch erfreut als man feststellte das es sich bei dem Haus um ein einstöckiges Fachwerkhaus mit Kamin, und Betten für sechs Personen handelte.
Das Haus war offensichtlich für durchreisende Händler eingerichtet worden und war zwar karg eingerichtet, kam den Gefährten aber wie ein Palast vor.

Der erste Schritt war gemacht. Sie hatten einen Kontakt und mussten nicht mehr unter der Brücke schlafen.
Große Zeiten würden auf sie zu kommen...


-Kritik, Anregungen oder Hinweise werden sehr gerne entgegengenommen-
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Gerthrac

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Die dunklen Steine
« Antwort #4 am: 01. November 2007, 11:06:19 »
Fällt mir (noch) schwer, den Namen einen Charakter zuzuordnen. Wenn du manchmal statt dem Namen die Klasse oder das Volk nennst, würde das zumindest mir beim vorstellen der Charaktere sehr helfen.

Die dunklen Steine
« Antwort #5 am: 02. November 2007, 17:49:39 »
Tief in der Nacht beratschlagten die Gefährten noch ihre weitere Vorgehensweise. Trinus hatte ihnen erzählt er hatte die Steine von einem Matrosen namens Seth gekauft, der oft in der Taverne „Zur schwarzen Mauer“ anzutreffen war. Morgen Abend würden die Fünf die Taverne aufsuchen und dort weiter nach dem Ursprung der Steine forschen.

12. Nachtal 1372
Am nächsten Morgen, die Morgensonne suchte sich ihren Weg durch die Rolläden und weckte die Fünf, teilte man sich auf.
Nessaya identifizierte die Gegenstände.

Spoiler (Anzeigen)


Vic und Tarrell holten Informationen ein und wollten sich mit Thoven dem Hehler treffen.
Thorog, der Halb-Ork, blieb bei Nessaya und Sinisto, der Loviathar Anhänger hatte andere Dinge zu erledigen zu denen er sich nicht äußern wollte.
Die Telverinbrüder Vic und Tarrell hatten schnell Erfolg beim Abklappern ihrer Quellen.
 
Lady Tazar, eine erfolgreiche Händlerin war seit kurzem die Leiterin des heruntergekommenen Waukeentempels.
Bei der Waffe handelte es sich um eine magische Glefe, die einst von einem jungen Waukeenkleriker angeblich direkt aus den Händen der Waukeen empfangen worden war und welche Lady Tazar dem Tempel gespendet hatte.
Außer Lady Tazar waren nur der alte Weng und sein Sohn Gaian im Tempel beschäftigt. Der Tempel war lange nicht restauriert worden und ohne das Geld der Priesterin würde er wohl in den nächsten Monaten vor die Hunde gehen.

Nachdem die beiden Menschenbrüder Telverin den anderen erzählt hatten was sie herausgefunden hatten, suchten sie den Hehler Thoven auf. Thoven verkaufte gestohlene Ware in einem Hinterhof nahe dem Hafenviertel.
Als Vic und Tarrell Telverin in den Hinterhof kamen herrschte dort schon reges Treiben. Einige bullige Kerle trugen Kisten in ein nahe stehendes Lagerhaus und Thoven lehnte Anweisungen erteilend an dem mannsgroßen Rad des Wagens von dem er seine Geschäfte aus tätigte.
 
„Holla! Wen haben wir denn da? Die Telverins! Schön euch mal wieder zu sehen!“

Der Mann mit der schwarzen Stachelfrisur sprach mit weit ausholenden Gesten und einem breiten damarischen Dialekt.

„Wir haben da was für dich Thoven. Interesse an ein paar schönen Büchern?“

Nach einer kurzen Erklärung ging Thoven mit den beiden ehemaligen Straßenkindern zum Hafen.
Thoven und der Matrose wurden schnell handelseinig und so kaufte der Hehler die Bücher für insgesamt fünfhundert Goldmünzen wobei Vic für die Vermittlung des Geschäfts ein Fünftel des Betrages erhielt.
Der Hehler hatte ihnen erzählt, dass es sich bei den Büchern um kunstvolle Stücke der Elfen aus dem Yuirwald handelte und die Elfen diese Bücher normalerweise nie herausgeben würden.

Am Nachmittag begab sich Vic in der Verkleidung eines verarmten Händlers zum Waukeentempel. Schon oft hatte er mit seinen Verkleidungen Menschen zum Narren gehalten, sie mit seinen Schauspielkünsten verwirrt und mit seinem Flötenspiel verzaubert. Die Verkleidung war perfekt. Nicht einmal sein eigener Bruder Tarrell würde ihn so erkennen.

Der Tempel „Handelsglück“ war ein ehemals schönes Bauwerk im Tempelviertel der Stadt. Zwei Säulen säumten den Eingang dessen graue Steintreppen an einer Opferschale vorbei, hineinführten.
Vic betrat die kleine Kirche. In der Luft lag der Geruch von altem Weihrauch, der es nicht vermochte den Geruch des alten Gemäuers zu überdecken. Risse zogen sich durch den Fußboden. Spinnweben hingen in den Ecken. Nur die Statue einer hübschen Frau die in den Händen ein paar Münzen hielt, schien regelmäßig geputzt zu werden.
Der verkleidete Besucher kniete kurz vor dem Altar zu Füßen der Statue nieder und erhob sich wieder.
Aus dem Nebenraum schlurfte ein alter Mann mit langen weißem Schnurrbart und geschlitzten Augen herein.
Der Shou grüßte den Besucher auf traditionelle Weise.

„Herzlich Willkommen im Handelsglück. Möge Waukeens Auge deine Geschäfte bewachen.“

Vic räusperte sich und begann mit seiner Vorstellung.

Spoiler (Anzeigen)


„Guter Mann. Ich benötige Waukeens Hilfe. Ich habe fast alles verloren.“

Dem angeblichen Anhänger der Waukeen traten Tränen in die Augen.

„Ein Dieb hat meine Waren gestohlen und nun habe ich fast nichts mehr. Kaum mehr die Hoffnung auf bessere Geschäfte. Ich hörte von einer heiligen Reliquie. Vielleicht kann
diese mir Kraft und Hoffnung geben.“

Der alte Priester setzte ein verständnisvolles Gesicht auf.

„Ihr armer Mann der Handels. Ja ihr habt Recht. Die heilige Glefe des Serun von Tantras befindet sich in diesen Mauern. Allerdings muss ich euch eine Spende von fünf Silbermünzen abnehmen, damit ihr sie sehen dürft.“

„Aber ich habe nicht mehr das Geld. Ihr müsst mir helfen. Waukeen muss mir helfen.“
Vics Stimme brach fast bei diesen Worten.

„Waukeen hilft denen die sich selbst helfen. Wenn ihr das Geld nicht mehr habt, so kann ich euch nur noch anbieten auf Lady Tazar zu warten. Vielleicht könnt ihr mit der Dame sprechen um zu einer Übereinkunft zu kommen.“

Vic wurde beim Gedanken an eine höhere Priesterin der Waukeen mulmig. Was wenn sie seine Gedanken las? Durch seine Verkleidung blickte.

„Nein, soviel Zeit habe ich nicht. Ich muss mein letztes Geld in ein Geschäft stecken.“

„Dann wird Waukeen euch sicherlich wieder hold sein. Nehmt ihren Segen und kommt wieder wenn ihr die fünf Silbermünzen entbehren könnt.“

Der ältere der beiden Telverinbrüder nickte und verabschiedete sich unter Ehrenbezeugungen für die Dame des Handels.

Draußen auf der matschigen Straße kam ihm eine Frau entgegen. Die Menschenfrau hatte prunkvolle Gewänder an, bestickt mit Gold und Silber und am Gürtel, in einer edlen gefertigten Scheide steckte ein Kurzschwert. Alles war mit den Insignien der Waukeen verziert. Auf dem Kopf trug die schöne Frau eine Pelzmütze aus feinstem Schneefuchsfell.
Einen Schritt hinter ihr lief ein Junge von etwa vierzehn Jahren. Er war Halb-Shou und Halb-Damarer. Der Junge trug eine Schatulle und hatte einen einfachen Mantel mit dem Symbol der Handelsgöttin umgeworfen.
Die Dame würdigte Vic keines Blickes.
Als sie den Tempel betrat, drehte sich der ältere der beiden Telverinbrüder noch einmal zu ihr um.
In seinen Gedanken begann sich ein Plan zu formen.



Die Taverne „Zur schwarzen Mauer“ war in die dicke Mauer eingebaut worden, die einst das Hafenviertel komplett umklammert hatte. Es war ein ehemaliges Wachhaus das sich direkt in dem Wall befand. Eine einzelne Laterne hing über der Treppe die hinab in den Keller der Wirtschaft führte und eine weitere Treppe führte nach oben in die Schlafgemächer.

Als die Fünf am Abend des 12. Nachtals die „Schwarze Mauer“ betraten war nicht viel los. Nur drei der runden Tische in dem durch ein Kaminfeuer beheizten Keller waren besetzt.
An zweien saßen Händler welche die Fünf vom Sehen aus dem Hafenviertel kannten.
Am letzten besetzten Tisch tranken zwei Personen.
Der eine war der größte Mann den die Gefährten je zu Gesicht bekommen hatten. Der Gigant hatte Arme wie Baumstämme, überragte Thorog den Halb-Ork-Barbar noch um einiges und sein wallender gelb-blonder Bart hing bis zum Gürtel.
Ihm gegenüber saß ein schmaler Mann mit schwarzem Spitzbart und kurz geschorenem Haar. Vor beiden standen zahlreiche Krüge, Teller und Gläser.
Die einzige weitere anwesende Person, abgesehen vom gnomischen Wirt, war die blonde Kriegerin mit dem Zweihänder, die Vic und Tarrell am Tag zuvor am Hafen veralbert hatten.
Die Fünf sahen sich kurz an und gingen dann auf den Giganten und sein Gegenüber zu.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Die dunklen Steine
« Antwort #6 am: 12. November 2007, 15:35:00 »
„Guten Abend die Herren!“
Tarrell setzte sein freundlichstes Lächeln auf und sprach die beiden an.

Der Riese blickte die Runde gespannt an, der Spitzbärtige sah Nessaya mit glasigen Augen ins Dekollete und nuschelte etwas.

„Haben die beiden Herren etwas dagegen wenn wir uns zu euch setzen.“

Die Stimme der menschlichen Magierin säuselte durch die Taverne.

„Aber nein, setzt euch nur. Wir haben gute Laune.“

Der Riese grinste Thorog, den Halb-Ork Barbar an.

„Ihr seht mir aus, als ob ihr Kraft hättet. Wie wäre es mit einem Armdrücken, der Verlierer bezahlt die Getränke.“

Der bärtige Klotz hieb seinen Ellenbogen auf den Tisch.

„Einverstanden.“

Thorog nahm mit seinem massigen Körper gegenüber dem Riesen Platz.

„Fünf Goldmünzen auf Leroy. Niemand ist so stark wie er.“

Der Mann mit dem Spitzbart hatte wohl seinen Rausch abgeschüttelt und schien an dem Wettkampf interessiert.
Während das Armdrücken begann glitten Vics Augen durch die Taverne und blieben immer wieder an der großen Frau an der Theke hängen. Er straffte sich, rückte seinen Umhang zurecht und ging auf sie zu.


Thorog spürte sofort welche Kräfte in diesem Riesen schlummerten. Das würde keine leichte Aufgabe werden.
Beide Männer spannten ihre Muskeln an und das Armdrücken begann. Die Oberarme der zwei Kontrahenten brachten fast ihre Hemden zum Zerreissen.
Keiner konnte einen wirklichen Vorteil erringen. Manchmal war Thorog in der besseren Ausgangsposition, manchmal Leroy.
Schweiß stand beiden nach kurzer Zeit auf der Stirn. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpften beide mit all ihrer Kraft. Ihre Adern traten hervor.
Die umgebenden Zuschauer verfolgten gebannt das Schauspiel welches ihnen geboten wurde. Die Arme der beiden waren in etwa so dick angeschwollen wie Nessayas Kopf. Selbst die Magierin beobachtete interessiert wie sich Thorog und Leroy maßen.

In Thorogs Ohren rauschte es. Seine Muskeln zuckten.
Schweiß drang aus allen seinen Poren. Sein Atem kam nur noch stoßweise.
Sein Sichtfeld wurde enger. Er vernahm von irgendwoher einen Kriegschrei.
Das Schlachtfeld war bereit. Man konnte den Feind spüren. Eiskalter Nebel stieg aus den Gräben empor. Neben ihm seine Brüder.

Mit seiner linken Hand griff er zu der Schnalle seiner Rüstung und öffnete sie.
Kraft durchflutete ihn. Das Erbe seiner Vorfahren versetzte sein Blut in Wallung. Seine Lunge weitete sich und seine Muskeln wuchsen. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung riss er den Arm Leroys auf den Tisch.
Nessaya, Thorogs beste und älteste Freundin beobachtete erschreckt wie der Halb-Ork sich in seinen Kampfrausch hineinsteigerte.
Wenn er die Schnalle an seiner Rüstung öffnete, war es wie als würde er eine Maschine starten, wie wenn man einem Golem den letzten Zauber überwirft.

Thorog blickte den besiegten Riesen Leroy mit blutunterlaufenen Augen an.
Dieser schien überrascht und schien kurz etwas abzuwägen. Dann schlug er dem Halb-Ork Barbaren freundlich seine Pranke auf die Schulter.

„Ihr seid verdammt noch mal der stärkste Mann dem ich je begegnet bin!“

Grinsend hielt er Thorog seine Hand zum Einschlagen hin.
Thorog bekämpfte den Impuls den Schulterschlag als Angriff zu sehen und reichte Leroy ebenfalls die Hand.
Die Spannung die sich kurz gebildet hatte, verflog.

„Heda Wirt! Bier für mich und meine neuen Freunde! Und was sie auch immer essen möchten!“

Nessaya atmete tief durch.



Vic beobachtete das Schauspiel am Tisch aus den Augenwinkeln und nahm nahe der blonden Frau mit dem Zweihänder Platz.
Die Frau war groß und austrainiert, strahlte eine Souveränität aus, die Vic sonst nur bei Gildenanführern entdecken konnte. Ein Tyrsymbol baumelte an einer silbernen Kette um ihren Hals.
Vor ihr stand ein Humpen mit Schwarzbier und ihr Blick war ins Nichts gerichtet.

„Entschuldigt, die Dame. Was treibt so jemand wie euch in diese Taverne.“

Vic legte soviel Schmalz in seine Worte wie möglich. Die Frau drehte sich zu ihm um, maß ihn mit einem abschätzenden Blick und schien ihn für nicht gefährlich zu halten. Ihre eisig-blauen Augen bohrten sich in Vic.

„Ich muss mich ablenken. Von all dem Gesindel und dem Dreck der in dieser Stadt sein Unwesen treibt.“

Vic erschauerte bei dem Hass vor dem ihre Worte trieften.

„Aber eine so schöne Frau wie ihr. Was macht ihr in Telflamm.“

Die Frau machte eine Faust.

„Mein Bruder und ich sind vor kurzem nach Telflamm gereist. Wir bringen Tyrs Wort und sein Schwert. Mein Bruder Kevril und meine Wenigkeit, Crisatris Platinfaust werden diese Stadt reinigen. Kevril auf seine, viel zu weiche Art und ich auf die meine.“

Vic versuchte zu ergründen ob die Frau verrückt war, oder nur betrunken.

„Welche Art ist denn die eure? Was wollt ihr denn reinigen?“

„Tyr wird den Abschaum aus der Gosse spülen. Mit Feuer und Schwert werden wir Telflamm von dem Bösen befreien das sich hier überall eingenistet hat. Dieses Pack kennt nur eine Sprache! Das Schwert!“

Bei diesen Worten streichelte die Frau liebevoll über den Griff ihres Zweihänders und Vic hatte kurz das Gefühl die Waffe hätte vibriert.
Er blickte zu dem Gnom der hinter der Theke stand und Geld zählte, aber dabei ein wenig zu auffällig immer wieder nervös zu dem Tisch in der Ecke blickte, an dem sich ein riesiger bärtiger Hüne und ein laut schnaufender Halb-Ork einen Wettstreit im Armdrücken lieferten.

„Feuer und Schwert. Für Tyr.“

Die Frau die sich als Crisatris vorgestellt hatte murmelte vor sich hin.
Vic zog sich mit einem mulmigen Gefühl und einem Achselzucken zu seinen Gefährten zurück.


„Wirt, was habt ihr denn zu essen? Was könnt ihr mir heute empfehlen. Meine neuen Freunde bezahlen.“

Nessaya lächelte den Gnom an. Der Wirt, erleichtert über den freundlichen Ausgang des Wettstreits kam herangeeilt.

„Ich kann euch heute Schneehase empfehlen. Gerade heute Mittag von einem Bekannten erlegt.“

Die Gruppe stimmte zu. Nur Nessaya, die junge menschliche Magierin runzelte die Stirn.

„Nein, für mich nicht. Meine Religion verbietet mir den Verzehr von Wintertieren.“

Bei diesen Worten fuhr ihre Hand gedankenverloren zu dem Amulett an ihrem Hals. Kurz brach sich das Kerzenlicht auf der Eisblume, dann war diese wieder unter ihrem Umhang verschwunden.
Tarrell Telverin war dies nicht unbemerkt geblieben. Alleine der Blick in Nessayas Dekolletee war ein gerne wiederholtes Spiel zwischen den beiden, aber so eben hatte er zum ersten Mal das Symbol Aurils bemerkt. Und nun dachte er an den fanatischen Loviathar Anhänger Sinisto, der zu Hause geblieben war. Das würde noch Ärger geben.

Einige Zeit später hatte sich Thorog mit Leroy verbrüdert und beide überboten sich in Lautstärke und Trinkfestigkeit.
Die anderen hatten gegessen und waren mit Seth ins Gespräch gekommen.
Er hatte erzählt, bei einem Würfelspiel gewann er von einem Matrosen eines anderen Schiffes die dunklen Steine, welche er dann an Trinus verkauft hatte und jetzt vom Gewinn mit seinem besten Freund Leroy feierte.

Vic und Tarrell gelang es durch geschickte Fragen herauszufinden, dass es sich bei der „Seeschlange“, dem Schiff von Seth und Leroy um ein Schwesternschiff eines Piratenschiffes namens „Seemedusa“ handelte.
Die Seemedusa war in den Gewässern nahe der Pirateninseln unterwegs und traf sich einmal im Monat in einer Bucht in der Nähe von Kap Drachenzahn mit der Seeschlange. Die Seeschlange bekam dort Ladung und verkaufte diese dann in Telflamm.
Dort hatte Seth die Steine beim Glücksspiel gewonnen.

Vic dachte kurz an die verzierten Bücher deren Verkauf er arrangiert hatte und an die Nähe des Kaps Drachenzahns zum Yuirwald. Dabei kam ihm der Elf der ständig in ihrer Nähe auftauchte in den Sinn.

Seth erzählte ihnen weiterhin dass der Matrose der die Steine verloren hatte, sagte man hätte diese einer Abenteurergruppe namens „Die Scharlachrote Schärpe“ abgenommen.
Vic, als Schauspieler und Beschaffer von Informationen kannte den Namen.
Eine recht bekannt Abenteurergruppe, die schon manches Mal Übergriffe der Roten Magier auf Aglarond verhindert hatte.

Die Abenteurer seien bei dem Piratenüberfall alle ums Leben gekommen. Alle bis auf einen rothaarigen Wildfang den die Seeschlange als Sklavin nach Telflamm verkauft hatte.

Seth und die Tarrell Brüder waren sich sympathisch und man saß noch bis tief in die Nacht über Wein und Bier und erzählte sich Geschichten über Telflamm und die Seefahrt.
Leroy und Thorog schliefen Arm in Arm, laut schnarchend am Tisch ein.
Nessaya begann irgendwann ihr Zauberbuch zu studieren.  

Als die Gefährten nach Hause kamen war es schon fast wieder morgen. Eisig streckte der Nebel seine feuchten Finger nach Ihnen aus und die Stadt sah fast friedlich aus.
Niemand konnte von den Schatten wissen die sich in den Ecken und Gassen sammelten. Und von den Augen die sie beobachteten als sie die Türe ihres Hauses aufschlossen.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Die dunklen Steine
« Antwort #7 am: 12. November 2007, 15:35:41 »
Doppelpost
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Nakago

  • Mitglied
Die dunklen Steine
« Antwort #8 am: 12. November 2007, 20:29:25 »
Wirklich Nett. Bin ja mal gespannt, wie es weiter geht.

Alcarin

  • Mitglied
Die dunklen Steine
« Antwort #9 am: 12. November 2007, 22:02:09 »
Wirklich sehr schön zu lesen ;)

Hoffentlich geht es bald weiter  8)
百聞不如一見。 / 百闻不如一见。 -  Einmal sehen ist besser als hundertmal hören.

Roter_Magier

  • Mitglied
Die dunklen Steine
« Antwort #10 am: 14. November 2007, 12:53:43 »
Hoffe ich auch :grin:

Die dunklen Steine
« Antwort #11 am: 14. November 2007, 13:55:14 »
Jaja, der Rote Magier. ;-)
Also im Moment sind wir dort wo wir aufgehört haben. Also Up to Date. Ich denke bevor wir weiterspielen kommt ein storytechnisches Intermezzo und danach könnte wieder ein Update kommen.
Freut mich wenns euch gefällt und bin offen für Kritik oder Anregungen! :-)
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"