Dies ist die Geschichte unserer Kampange, die in Pre Sembia des 8 JH in Chondathan, dem späteren Searlon, spielt. Der Prolog, bzw. die Hintergrundgeschichte meines Chars ist hier zu lesen:
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Der Test der Zeit
Chroniken der Kundschafterin
1 Kapitel
Tod, aber tödlich5 Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan
Tymora lächelt mir wahrlich. Renya Harloff hat nach mir geschickt. Die gute Frau Renya Harloff ist die Besitzerin des Brunnenhauses, einer einschlägig bekannten Kneipe in der Weststadt. Man sagt, sie hätte mit der Diebesgilde von Chondathan zu tun gehabt. Die Diebesgilde ist vor etwa ein oder zwei Zehntagen zerschlagen worden, den Anführer Luvius den Schneider und zwei seiner schlimmsten Spießgesellen hat man nach kurzem Prozess an Rallards Baum aufgeknüpft. Dieses Spektakel habe ich mir nicht entgehen lassen, es ist selten, dass auf dem Rallardplatz solch eine exklusive Hinrichtung stattfindet.
Die Sonne geht unter und ich bringe meine kleine zweijährige Tochter Mili zu Bett, nachdem ich sie gewaschen und ihr schönes rotes Haar gebürstet habe. Dann singe ich meinen kleinen süßen Fratz in den Schlaf. Möge sie süße Träume haben. Bald wird es aufwärts gehen, Bald! Ich ziehe mich um, ziehe meine Schürze und mein Kleid aus und meine Lederrüstung an. Lange ist es her, dass ich sie getragen habe. Das Westviertel hat den Ruf, nicht die sicherste Gegend in Chondathan zu sein und es kann nichts schaden, wenn man dort zeigt, dass man kein leichtes Opfer ist. Die Rüstung sitzt gut, wie an dem Tag, als ich sie gekauft habe. Als letztes das Wehrgehänge, ungewohnt das Gewicht an meiner Seite. Probehalber ziehe ich das Rapier, das ich noch nie benutzt habe. Unbefleckt und scharf glänzt die Klinge im Kerzenschein. Das Gewicht der Waffe fühlt sich gut an in meiner Hand. Ich führe ein paar schnelle Attacken und Paraden aus. Ja, ich habe es nicht verlernt. Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen stecke ich das Rapier zurück, küsse meine schlafende Tochter auf die Stirn, rücke die Decke zurecht und lösche die Kerze.
Im Schankraum sage ich Frau Erlann bescheid, meiner Gönnerin, Arbeitgeberin und Vermieterin in einer Person, dass ich weggehe und wohl erst spät nach Hause komme. Es wäre nett, wenn sie mal zwischendurch nach Milindra schauen könnte. Die gute Frau verspricht es und meint, ich solle nur vorsichtig sein. “Klar, werde ich“, tätschle mit gespieltem Selbstvertrauen mein Rapier und trete nach draußen. Kalt pfeift der Wind durch die Gasse und ich ziehe meinen Umhang enger. Nach etwa einer Viertelstunde erreiche ich den Innenhof, in dem das Brunnenhaus steht. Den Namen hat es vom Brunnen hier. Auf der ummauerten Fassung steht ein steinerner, übermenschlich großer Dämon, dessen grinsendes Gesicht von Taubendreck gesprenkelt ist. Spitz sind seine Zähne, taxierend sein steinerner Blick. In Chondathan stehen tausende solcher steingewordener Schrecken, um Feen und Elfen draußen zu halten. Man munkelt, dass nicht alle Statuen von Menschenhand gemacht sind, sondern dass wirkliche Gargylen darunter sind, die sich unbeweglich in der Masse der Wasserspeier verstecken und geduldig auf ihre leichte Beute warten. Nicht nur vor Kälte fröstelnd passiere ich den unheimlichen Brunnen.
Lärmende Zwerge im bärtigen Dutzend bevölkern die kleine, verräucherte Kneipe von Renya Harloff. Die übergewichtige Frau, die sich für ihr Gewicht erstaunlich schnell bewegt, begrüßt mich hinter dem Tresen stehend. Sie drückt mir einen Humpen schäumenden, billigen Bieres in die Hand und zeigt mir einen Tisch, wo ich warten soll. Ein in eine bunte Tunika gekleideter Priester der Tymora mit grünen Augen, rotblonden Haaren und gesunder sonnengebräunter Haut sitzt schon dort. Wir begrüßen uns, wie es bei Anhängern der Tymora Brauch ist, indem wir uns umarmen und unsere Anhänger berühren lassen. Seine Hand wandert dabei viel zu weit runter auf meinen Po. So ein Ferkel!
Wir lösen uns und schon bald wird klar, dass er auch aus den Tälern kommt. Er stammt aus dem Nebeltal, seine Eltern haben dort eine Taverne. Er flirtet mir etwas zu sehr und ich zeige meinen Ehering. Manchmal ist es doch gut, verheiratet zu sein, auch wenn der Ehemann einen hat sitzen lassen. Schließlich überredet er mich zu einem Würfelspiel. „Wer wagt, gewinnt!“ Und die Göttin lächelt mir wahrlich. Wenig später kommt ein weiterer, sehr schlanker Mann herein. Er stellt sich als Estarion vor. Im Laufe des Abends stellt sich dann heraus, dass es sich bei ihm um einen elfischen Barden handelt, auch wenn er versucht, dass geheim zu halten. Auch er steigt in unser Spiel ein und der Haufen an Silbermünzen wächst stetig vor mir an. Unsere Runde wird komplett, als eine junge braunhaarige Halbelfe in der Kleidung einer Marktfrau und ein gerüsteter Schlachtenrufer des Tempus sich zu uns setzen. Die wirklich gut aussehende Halbelfe stellt sich mit Xanaphia vor, kurz Xana gerufen, der junge schneidige Tempuspriester als Dolon Braska. Die gute Frau Harloff meint, wir wären so nun komplett und sollten uns ein wenig kennen lernen. Also spielen wir etwas weiter und plappern nichtssagenden Klatsch vor uns hin.
Ein halborkischer Barde betritt den Schankraum und stimmt ein lustiges Sauflied ein, in das die Zwerge sofort grölend mit einstimmen. Ich kenne es von Jondan und singe es mit. Ach Jondan, ich hasse ihn inzwischen so sehr, dass ich ihn fast schon wieder liebe. Als weitere illustre Gäste erscheinen einen dickbäuchiger Magier, der sich hier mit einem leibhaftigen Tiefling trifft. Finstere Verdammnis! Als ob es nicht noch schlimmer kommen könnte, taucht auch noch eine Patrouille der Schildwache auf, als der halborkische Barde gerade ein Spottlied auf Hauptmann Bree zum Besten gibt. Nach kurzem Zögern fallen die Gardisten mit ein, was die ganze Situation beträchtlich entschärft. Mein Silberberg schrumpft im Laufe des Abends, aber als Renya endlich Zeit für uns hat, habe ich noch 9 dreieckige Silberschilde. Immerhin!
Renya führt uns eine enge Stiege zu einem Speicher, wo es einen Spieltisch gibt. Von der Decke hängen Räucherwaren. Wir setzen uns an den Tisch und endlich erfahren wir, um was es geht. Sie zeigt uns einen Schlüssel meisterhafter zwergischer Machart. Das Schloss dürfte kaum zu knacken sein, zu dem der Schlüssel passt. Renyas Problem ist, dass sie zwar den Schlüssel hat, aber nicht genau weiß, wozu der passt. Er stammt aus dem Besitz des Gildemeisters der Diebe, Luvius des Schneiders. Sie weiß zu berichten, dass vor der Zerschlagung der Gilde Luvius in Besitz eines Schatzes gelangt sein soll, was aber genau, weiß sie nicht. Ich finde, sie weiß recht wenig. Und das genau ist ihr Problem. Niemand weiß etwas Genaues, nur Luvius könnte Antworten geben und darum geht es ihr. Aber ich habe doch selbst gesehen, wie er an Rallards Baum sein Leben ausgehaucht hat. Die gute Frau präsentiert nun eine Schriftrolle. „Damit es möglich, Luvius die entsprechende Frage zu stellen. Noch ist seine Leiche in der Kapelle der Gefallenen auf dem Friedhof aufgebahrt. Geht zu ihm und fragt ihn. In zwei Tagen ist das Fest der Toten und von Thargrams Weg aus wird eine Prozession zum Friedhof ziehen. Schließt euch ihnen an und nutzt die Masse, um euch einzuschleichen. Das dürfte die letzte Gelegenheit sein, bevor sein Leichnam von Fleisch und Knochen getrennt wird.“ Das hört sich ja schon beinahe zu einfach an. Unsere Belohnung wäre ein fairer Anteil am Schatz. „Nun gut, wer wagt, gewinnt. Ich bin dabei!“ Auch die anderen sind einverstanden.
Wir beschließen, dass wir morgen Früh uns diesen Friedhof mal genauer ansehen. Zur zehnten Stunde am Nordtor. So soll es sein. Nur die Halbelfe Xana, die Töpferwaren auf dem Markt verkaufen muss, hat dazu keine Zeit. Sie verspricht aber, sich auf dem Markt nach schwarzen Kapuzenmänteln, wie sie von den Pilgern getragen werden, umzusehen.