Ablehnung für die 4E hat damit gar nichts zu tun. Earthdawn ist schlichtweg für mich das Paradebeispiel für die gelungene Vernetzung von Hintergrund und Regelwerk. Andere Kampagnenhintergründe anderer Regelwerke lassen sich, aus meiner subjektiven Sicht zumindest, wahrscheinlich erheblich stimmiger mit den D&D 4E Regeln spielen, wenn man leichte Modifikationen vornimmt.
Z.B. denke ich, dass man Aventuerien auch gut mit der 4E spielen kann, wenn man die Magie etwas beschränkt - vielleicht sogar flüssiger als mit den DSA 4 Regeln. Midgard sehe ich ähnlich.
Bei Earthdawn werden Regelmechaniken mit dem Hintergrund erklärt - Mechaniken, die es in der 4E so nicht gibt. Wie funktionieren Matrizen? Bei ED funktioniert Magie grundlegend anders, als in der 4E. Der ED Magier zaubert langsamer als der 4E Magier. Er ist ganz sicher keine Zauberartillerie. Dafür ist er keinen Beschränkungen nach Encounter- oder daily-Usage unterworfen, sofern der Entzug ihn nicht aus den Latschen haut. Apropos: Entzugsschaden gibt es bei D&D auch nicht.
Ganze Charakterklassen machen keinen Sinn. Kleriker gibt es nicht, weil es gar keine Götter in dem Sinne gibt. Nur die Passionen und ihre Questoren und die Passionen sind keine Götter während die Questoren die in der 4E dem Kleriker zugedachte Rolle denkbar schlecht ausfüllen. Paladin? Warlock? Wieder etwas, wo durch den Entwurf neuer Klassen massiv Hand angelegt werden muss, oder man pfeifft drauf - und hat dann kein ED mehr, weil die klassischen ED-Klassen direkt mit dem Weltenhintergrund verwoben sind.
T'skrang? Orks? Windlinge? Muss man halt neu machen, dafür kann man Halblinge getrost in die Tonne treten.
Magische Items haben einen völlig anderen Stellenwert als in der 4E. Sie müssen bei ED an den Träger gebunden werden, was bei mächtigen Dingen eigene Questen und z.T. auch Opfer des Trägers erfordert. In der 3.5 ging Weapons of Legacy in die Richtung - und floppte praktisch sofort, weil es bei D&D nicht angeht, dass man seinen SC "verkrüppelt" und die Nutzung magischer Items, im Gegensatz zu ED, keine Besonderheit sondern eine balancetechnische Notwendigkeit darstellt.
Das waren nur Beispiele, die mir jetzt spontan eingefallen sind. Alles in allem frage ich mich also, wieviel Sinn es machen kann, eine Hintergrundwelt in ein Regelwerk zu pressen, das für grundlegend andere Hintergründe entworfen wurde, bzw. ob sich die Arbeit, die man hineinstecken muss, wirklich lohnt.