Faerun hat eine deutlich höhere Beschreibungsdichte als Golarion, was zum einen am Alter, zum anderen aber auch an ausführlicheren Quellenbüchern liegt.
Ich bin mir nicht sicher, ob man das einfach so stehen lassen kann, wenn man die Gesamtheit des Paizo-Materials betrachtet. Natürlich hat Faerun einen großen zeitlichen Vorsprung, wenn man das aber außen vorlässt, glaube ich, dass der Unterschied weniger in der Detaildichte als in der Organisation der Informationen liegt. Bei Paizo wird die Welt ja ausdrücklich nicht nur in den Quellenbänden entwickelt, sondern darüber hinaus auch in den Abenteuern. Wo es also bei Faerun ein Settingprodukt ohne großartig darüber hinausgehende Unterstützung gibt (Silver Marches, Serpent Kingdoms etc.), gibt es bei Paizo oft für eine deutlich kleinere Region eine Vielzahl von Produkten, die alle Informationen enthalten, die für das jeweilige Setting wichtig sind.
Ums an einem Beispiel zu erläutern: Curse of the Crimson Throne spielt hauptsächlich in der Stadt Korvosa. Dazu gabs einen 64-seitigen Guide und natürlcih 6 Abenteuerpfadausgaben, die ebenfalls Unmengen an Settinginformationen enthielten. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das so sehr viel weniger an information ist wie z.B. im Waterdeep-Buch der 3.5, vor allem, da letzteres quasi DIE metropole des Settings ist, während Korvosa eigentlich nur ein kleines unbedeutendes Provinzkaff darstellt.
tatsächlich halte ich also die Detailtiefe der von Paizoprodukten behandelten Teile des Settings oftmals für deutlich höher als die vergleichbarer FR-Produkte. Der Nachteil ist allerdings, dass man sich diese Information (mühselig) zusammensuchen muss, wenn man Wert darauf legt, alles zu einem Thema zu besitzen.
Und so sehr ich auch die DSA-Regionalbände liebe, wenn ich da denselben Maßstab ansetze, wird es auch schwierig. Eine von der Größe mit Korvosa vergleichbare Stadt wie Grangor wird im "Reich des Horas" direkt auch nur mit 6 Seiten bedacht. Da gibts sicherlich noch eine Vielzahl von informationen in anderen, teilweise redundanten Quellen, aber ob ich da letztlich auch dieselbe Detaildichte komme wie für Korvosa, halte ich für fraglich.
In diesem kleineren Maßstab kann Golarion also zumindest für die bereits mit Materialien versorgten Gebiete meines Erachtens zumindest teilweise mithalten. Allerdings gibt es natürlich eine ganze Menge weißer Flecken. und da kommt dann eben das von Xiam angeführte Argument ins Spiel. Die Designer sowohl von Faerun als auch von Golarion versuchten und versuchen, die Settings auch für diejenigen interessant zu gestalten, die auch im bereich Weltenbau gerne viel Eigenarbeit einfließen lassen bzw. nur darauf aus sind, die Sachen nach plünderbarem Material zu scannen. Und da ist es oft eben leichter, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, weil dadurch vor allem der Umfang des Materials größer wird, der von den Leuten dann eh nicht verwendet wird.
DSA hingegen ist toll, aber wenn die Welt vom Hintergrund her nicht den eigenen Geschmack trifft, lohnt es sich kaum, die nach trotzdem verwertbarem Material zu durchkämmen, da ist dann einfach der zeitliche Aufwand die Gegenleistung nicht wert.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich Probleme mit der Argumentation habe, dass eine Kampagnenwelt "schön ausgeschmückt, stimmig und lebendig" ist, wenn sie zugunsten einer höheren Konsistenz auf eine unserer echten Welt ähnliche Vielfalt und Widersprüchlichkeit verzichtet. Ich stell mir dabei immer vor, dass jemand ein Setting schreibt, in dem die Germanen in Rom einfallen. Gäbe wahrscheinlich einen Riesenaufschrei, weil es ja gar nicht sein könne, dass zwei im selben Raum zu findende Völker so große technische und zivilisatorische Unterschiede aufweise und dann auch noch die Barbaren gewinnen, die doch gerade erst von den Bäumen geklettert sind.
aber ums noch mal auf die Anfangsfrage zurückzubiegen: ich kann mir nicht vorstellen, dass du an Golarion mehr Spass haben wirst als an den Reichen, da diese Welt letztlich sicher eher zwischen den Reichen und Greyhawk angesiedelt ist als zwischen den Reichen und Aventurien.
Andererseits kenne ich inzwischen durchaus einige, die sowohl Golarion als auch Aventurien mögen, vielleicht täusche ich mich also auch. In jedem Fall sollte dir aber klar sein, dass das Produktkonzept von Paizo (eigentlich ähnlich wie in DSA) vor allem auf der Weiterentwicklung der Welt in den Abenteuern beruht und das teilweise ganz schön in Sucherei ausarten kann, wenn man zu einem Thema alles herausfinden will, was es bisher herauszufinden gibt.